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(Chile) Worte der Gefährtin Monica Caballero mit Alfredo Cospito im Hungerstreik

Gefunden auf publicación refractario, die Übersetzung ist von uns. Worte der Gefährtin Monica Caballero mit Alfredo Cospito im Hungerstreik 21. November 2022 Vor ein paar Tagen erhielt ich die Nachricht, dass der unbeugsame Alfredo Cospito in den Hungerstreik getreten ist, … Weiterlesen

Die Dringlichkeit erfordert Entschlossenheit: Holen wir Alfredo Cospito aus der Isolationshaft raus. Worte des Gefährten Francisco Solar

Gefunden auf publicación refractario, die Übersetzung ist von uns

Die Dringlichkeit erfordert Entschlossenheit: Holen wir Alfredo Cospito aus der Isolationshaft raus. Worte des Gefährten Francisco Solar

Am 23. Oktober 2022 veröffentlicht.

Der Hungerstreik als Mittel des Kampfes ist das letzte Mittel, das dem Gefangenen zur Verfügung steht, um gegen das erstickende Leben im Gefängnis zu kämpfen. Es handelt sich um eine extreme Maßnahme, bei der der Körper als letzter Schützengraben des Kampfes eingesetzt wird. Die Dringlichkeit bestimmt die Entscheidung, einen solchen Kampf zu führen. Diese Dringlichkeit ist heute zweifellos in der Situation des Gefährten Alfredo Cóspito gegeben, den die Macht in einer wahnsinnigen Isolationshaft zum Schweigen zu bringen versucht.

Sie empfanden seine Aktionen als harte Schläge, die, wenn sie wiederholt und vervielfacht würden, die auferlegte Ordnung in Schwierigkeiten bringen würden.

Sie sahen in seinen Schriften und Vorschlägen wichtige Beiträge zu aufständischen Ideen und Praktiken, die eine Gefahr für jeden Ausdruck von Autorität darstellen.

Und sie haben nicht Unrecht.

Aus diesen Gründen haben sie beschlossen, 41bis (A.d.Ü., der Paragraf für Isolationshaft in Italien) auf Alfredo anzuwenden. Angesichts dieser Angriffe haben wir keine andere Wahl, als mit Stärke und Entschlossenheit zu reagieren, wobei wir uns darüber im Klaren sind, dass dies ein Kampf für Alfredo und für alle von uns ist, die sich gegen die Macht stellen. Wir verstehen die Bedeutung dieses Kampfes und sehen ihn als eine Gelegenheit, die Beziehungen und die Komplizenschaft in einem Internationalismus der Aktion zu stärken.

Dies ist nicht der Zeitpunkt für Reflexion oder Debatten. Es ist eine Zeit des Krieges, des gewaltsamen Aufbruchs, der Belebung und Stärkung der revolutionären Solidarität, die zu unserem praktischen Arsenal gehört, das wir zu nutzen wissen.

Nutzen wir unsere Erfahrungen aus der Vergangenheit, um das Beste aus dem zu machen, was wir haben, und knacken wir diese staatsbürgerliche Normalität mit durchschlagenden Schlägen, die die Gefahr einer anarchischen Solidarität aufzeigen.

Lassen wir die Opferdiskurse beiseite und greifen wir die Macht an, wo immer sie ist, denn das ist die einzige Möglichkeit, Alfredo aus der Isolationshaft zu befreien und 41bis ein Ende zu setzen. Und je energischer diese Angriffe sind, desto größer wird ihre Wirkung sein, und daher wird ihre Fähigkeit, aufzutreten und aufzubrechen, zunehmen, was sicherlich die Ausdrucksformen der anarchischen Solidarität stärken wird.

Holen wir Alfredo Cospito aus der Isolationshaft!
Beenden wir den 41 bis!
Es lebe die Anarchie!

Fracisco Solar
Gefängnis La Gonzalina – Rancagua
Oktober 2022

Beiss die Hand die dich füttert!

Internationalistische Solidarität und Kampf von Hamburg nach Buenos Aires, Montevideo nach Santiago de Chile und zurück.

Ende August 2022 ist der Hamburger Bürgermeister und sozialdemokratische Politiker Peter Tschentscher zusammen mit einer 20-köpfigen Wirtschaftsdelegation für eine Woche nach Buenos Aires, Montevideo und Santiago de Chile gereist. Vertreter:innen von Hamburger Wirtschaftsunternehmen wie Hamburg Energie, der Hochbahn Hamburg, der HPA (Hamburg Port Authority), der Handelskammer Hamburg, des Kupferkonzerns Aurubis, der Lother-Gruppe und weitere waren Teil dieser neo-kolonialen Reisegruppe. Das Programm dieser Delegation war vielfältig und verdient definitiv Aufmerksamkeit. Ziel, der Delegation, war es sich um neue „Energie-Allianzen“, also verschiedene Handelsabkommen zu bemühen, aber auch eine deutsche Schule wurde besucht. Nicht zu vergessen: Eine Visite bei der aktuell stattfindenden internationalen Kooperation der chilenischen Carabineros und der Deutschen Polizei.

In alter Tradition… nur in Grün

Solche Delegationen haben eine lange Geschichte und sind auch aktuell kein Einzelfall. Sie stehen in einer kolonialen Tradition, die vor 500 Jahren mit den angeblichen „Eroberungen“ angefangen hat, und zeigen sich heute in neuem Gewand. Die Suche nach neuen „Energie-Allianzen“, angefeuert durch den Krieg in der Ukraine, lässt gerade Massen an Politiker:innen und Industriellen um die Welt reisen. Doppelstandarts und moralische Flexibilität sind hierbei offensichtlich. Wir wollen deutlich sein: Wir sind davon weder überrascht noch erwarten wir oder wollen wir irgendetwas von diesen Leuten. Vor wenigen Monaten ist der deutsche Bundesminister für Wirtschaft und Umweltschutz, Robert Habeck- Mitglied der grünen Partei, an den Persischen Golf nach Katar und in die Vereinigten Arabischen Emirate gereist um dort Energieimporte zu vereinbaren. Mit ihm reiste eine Delegation von wirtschaftlichem Rang und Namen. Die Chefs von Energie-Konzernen wie RWE und E.On, vom Rüstungskonzern Thyssen-Krupp, des Pharma-Riesen Bayer, sowie von Aurubis, der Commerzbank und Deutschen Bank, des Software-Herstellers SAP, Evonik… und dieses Grusel-Kabinett aus Vertretern von Tod und Zerstörung lässt tief blicken.

Auch die Zusammensetzung der Hamburger Delegation macht Sinn. In den meisten Fällen sind diese Delegationen heutzutage natürlich zeitgemäß betont grün-kapitalistisch angestrichen. Eines der Hauptinteressen, jener Hamburger Reisegesellschaft, war der „grüne Wasserstoff“. Diesen will Deutschland sich in den vom chilenischen und argentinischen Staat dominierten Gebieten produzieren lassen, um ihn dann über den Hamburger Hafen, Europas drittgrößten Hafen, zu importieren und diesen damit langfristig zu einem der europäischen Zentren der Versorgung mit Wasserstoff machen. Es wurde ein „Memorandum of Understanding“ in Santiago unterzeichnet. Gebraucht wird der Wasserstoff für vieles, unter anderem als Erdgasersatz, für Stahl… für die Schwerindustrie. Gerne wird, in bester Manier, die Fortschrittlichkeit der besuchten Wirtschaftsstandorte betont, natürlich nicht ohne rassistische Ressentiments zu bedienen oder die Geschichte zu relativieren. So betont Tschentscher öffentlich, dass keine Trägheit zu spüren wäre und freut sich darüber viele deutsche Namen gehört zu haben. Die Reise- bzw. Fluchtbewegungen deutscher Nazis nach Ende des Nationalsozialismus bleiben unerwähnt… Aber auch hier bewegen wir uns in einem gewohnten historischen Rahmen. Erinnern wir uns an den CDU Politiker und damaligen Bayrischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß und andere deutsche Politiker, die die Pinochet-Diktatur besuchten, guthießen und in diesem Zuge die deutsch-chilenischen Handelsbeziehungen intensivierten. Nicht zu vergessen sind auch die Besuche im Folterzentrum Colonia Dignidad, im Zuge dieser Reisen.

Allgemein wird gerne erwähnt wie grün und fortschrittlich die Energieversorgung der besuchten Staaten sei. Es gäbe viel Platz für Windkraftanlagen an den Küsten des vom argentinischen und chilenischen Staat dominierten Gebietes. In Montevideo wird eine Hafenkooperation zwischen der HPA (Hamburg Port Authority) und der ANP, der nationalen Hafenverwaltung von Montevideo, vereinbart. Der Container Hafen, betrieben von der Firma Katoen Natie, soll außerdem bis 2025 auf das Doppelte vergrößert und vertieft werden.

Weiterhin wurde ein Deal zwischen der chilenischen HIF, die E-Fuel Treibstoff produziert und der Hamburger Lother Gruppe beschlossen. Wie perfide und neo-kolonial all diese Geschäfte sind wird an anderer Stelle klar: Die Geschäfte mit der „grünen Energie“ bedeuten letztendlich eine Erweiterung des sogenannten Neo-Extraktivismus, also der kolonialen Ausbeutung natürlicher Ressourcen in Ländern des globalen Südens, und stehen für die Zerstörung der Umwelt. Da ein Kupferkonzern wie Aurubis in dieses grüne Märchen beim besten Willen nicht recht passen will, wird seine Rolle in den öffentlichen Verlautbarungen bewusst ausgespart. Eine weitere Komponente dieser Art von Politik und Geschäfte ist die Unterdrückung indigener Communities. Speziell sei an dieser Stelle der Kampf der Mapuche erwähnt, deren Communities vom chilenischen sowie argentinischen Staat beraubt, militarisiert und angegriffen werden – meist im Interesse internationaler Großkonzerne.

So unterhält Aurubis bereits jetzt Lieferabkommen mit multinationalen Kupferminen-Projekten auf chilenischem Territorium, welche die Lebensgrundlage der dort lebenden Mapuche-Gemeinschaften zerstören. Aber auch die Holz-/Papierindustrie spielt hierbei eine wesentliche Rolle. Egal ob rechte oder linke Regierungen, der Staat bekämpft die Mapuche mit aller Härte. Ihr würdiger Kampf verdient unsere Solidarität.

Als Anarchist:innen sind wir uns im Klaren, dass im europäischen Raum eine Notwendigkeit von Energie konstruiert wird, die letztendlich den Bedarf der deutschen sowie europäischen Kriegs-, Automobil- und Schwerindustrie im Allgemeinen bedienen soll. Der populistisch geführte Diskurs einer nahenden Energie-Knappheit verstärkt durch die geopolitischen Konflikte zwischen den Staaten ist letztendlich eine willkommene Chance der Bevölkerung Angst um die eigene Energieversorgung, wie beispielsweise Heizwärme, zu machen. Und auch hier wollen wir die grundsätzlich strukturelle und neo-koloniale Ebene der Abhängigkeiten nicht außen vor lassen. Denn uns ist sehr wohl bewusst, auf was für perfiden Ebenen diese Ängste der reichen Europäer:innen sich im globalen Kontext bewegen – zahllose Menschen im globalen Süden leben immerhin ohne geregelten Zugang zu Elektrizität, sauberem Trinkwasser und anderer Infrastruktur, eine Situation, welche sich durch den Raubbau für die europäischen Märkte kontinuierlich verschlechtert.

Regierungen kommen und gehen – die Polizei bleibt!

All die Geschäfte, die auf dieser wie auf anderen Reisen dieser Art beschlossen werden, hängen auch an der Frage der sogenannten Stabilität in den betroffenen Regionen. Diese Frage wird auch von der Hamburger Delegation nicht ausgelassen. Stabilität wird erwartet. Und wo sie nicht schon attestiert wird muss sie eben hergestellt werden. Dass betrifft speziell den chilenischen Kontext nach dem sozialen Aufstand von 2019 und überhaupt einer Präsenz vieler lebendiger revolutionärer und sozialer Kämpfe. Die Carabineros in Chile werden fortan von der Deutschen Polizei, genauer der Hamburger und nordrhein-westfälischen Polizei, in einem Reformierungs-Prozess unterstützt. Es ist die Rede von „Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit“, aber hauptsächlich geht es um sogenannten „deeskalative Polizeistrategien“. Die Hamburger Bullen geben den chilenischen Pacos also Nachhilfe in Aufstandsbekämpfung. Die Erinnerungen an die Polizeigewalt während der G20-Revolte in Hamburg 2017 lässt hier erahnen, was das heißen kann… in Zukunft soll die Polizei in Chile wohl mit offensiver Öffentlichkeitsarbeit ihre Gewalt verleugnen. Wie gut das doch zum Rest dieser Reise passt!

Selbstorganisation, Solidarität und direkte Aktion gegen diese furchtbaren Verhältnisse und Entwicklungen! Wir wollen uns klar und solidarisch an die Seite der Kämpfenden in den von den Staaten Uruguay, Argentinien und Chile dominierten Gebieten stellen. Wir wollen verdeutlichen, dass die von uns angesprochenen Mechanismen und Projekte der Herrschaft internationalistische Kämpfe benötigen, die an allen Orten geführt werden und sich aufeinander beziehen. Alle beteiligten Verantwortlichen sind angreifbar und an vielen Orten zu finden.

Unsere Solidarität gilt den gefangenen Revolutionär:innen in den Gefängnissen. Solidarität auch mit den chilenischen Gefangenen der Revolte von 2019.

Ein besonders herzlicher Gruß geht an die anarchistischen
Mitstreiter:innen Monica Caballero und Francisco Solar, für die der chilenische Staat aktuell über 150 Jahre Haft fordert. Lassen wir die Gefangenen nicht alleine in den Händen des Staates!
Bis alle Gefängnismauern fallen!

Solidarität mit den indigenen Communities im Kampf!
Solidarität mit dem Kampf der Mapuche!

Für die soziale Revolution!

Einige Anarchist:innen, Hamburg in Deutschland, September 2022

[Chile] Worte des anarchistischen Gefangenen Joaquín García Chanks aus der Gefangenschaft

Quelle: actforfree, übersetzt von abc wien Im Rahmen der Woche der Agitation und Solidarität mit anarchistischen und antiautoritären Gefangenen aller Strömungen teilen wir Worte des anarchistischen Gefangenen und Gefährten Joaquín García aus der Gefangenschaft. In Zeiten, in denen die wohltätige Solidarität in jeden einzelnen Bereich des Kampfes gegen die Gefängnisse eindringt und jeden Ort der […]

[Chile] «Wir haben nichts verloren»

Gefunden auf panfletos subversivos, die Übersetzung ist von uns, mehr zum Thema Chile und dem Plebiszit. [Chile] «Wir haben nichts verloren» von Luther Blisset 5. September 2022, Chile Wir haben nichts verloren, denn nichts in diesem Prozess gehörte uns: Es ging nur darum, dass die Oligarchie und ihre Lakaien versuchten, das Spiel neu zu ordnen, um ihre Herrschaft über die Mehrheit aufrechtzuerhalten. Als bei der Volksabstimmung über die Entscheidung für den Apruebo (A.d.Ü., hier handelte es sich um die Wahl die eine Abstimmung für eine neue Verfassung stimmte) mit 80 % der Stimmen siegte, feierte niemand: Es war eine düstere Nacht, denn alle wussten, dass das, was verabschiedet wurde, der am wenigsten schlimme Schwindel war, den die Reichen mit Staatsterrorismus und Masseneinkerkerung durchgesetzt hatten. Was danach kam, die Terrorkampagne, mit der sie Boric gewinnen ließen, und das jüngste hysterische Tohuwabohu der Apruebo-Kampagne, war nichts anderes als die verstärkte Auswirkung des Wahns der Bourgeoisie, die gezwungen war, wütend an ihre eigenen Lügen zu glauben. Sie sind so sehr in ihre eigene ideologische Flüssigkeit eingetaucht, dass sie zu der Überzeugung gelangt sind, dass sie gewinnen würden, wenn sie alle zum Wählen zwingen würden. Wenn heute jemand gesiegt hat, dann waren es die mehr als 2 Millionen Menschen, die trotz der Drohungen nicht zur Wahl gegangen sind. Nimmt man die ungültigen und leeren Stimmen hinzu – viermal so viele wie bei dem ersten Plebiszit -, so zeigt sich, dass 16 % der registrierten Personen, d. h. etwa 2,5 Millionen Menschen, sich entweder weigerten, auf den pharisäerhaften Verhör der politischen Kaste zu antworten, oder mit würdevollem Schweigen antworteten. Diese elementare Rebellion, diese Bereitschaft, aus der bourgeoisen Politik zu desertieren, ist die Mindestvoraussetzung für jede emanzipatorische Ambition. Wer behauptet, revolutionär oder antikapitalistisch zu sein, muss damit beginnen, diese Flucht zu fördern und zu verstärken. Diese Flucht, die derjenigen, die furchtlos das Drehkreuz des Systems der bourgeoisen politischen Repräsentation überspringen, war und bleibt unsere primäre Geste der Rebellion und ist die Voraussetzung für jede von den ausgebeuteten Klassen unabhängige Politik.

(Oveja Negra, Argentinien) DER CHILENISCHE WEG DES PROGRESSIVISMUS

Gefunden auf oveja negra, die Übersetzung ist von uns. Das Thema der sogenannten Niederlage bei der Abstimmung zu einer neuen Verfassung in Chile, ist eins, was uns sehr interessiert. Wir werden die nächsten Tage mehrere Artikel aus Chile, der hier stammt aber aus Argentinien, veröffentlichen, die sich damit kritisch auseinandersetzen. Das Phänomen ist weitaus interessanter, wie dass, als ob es sich um eine bloße Wahlniederlage handeln würde, sondern ein weiterer Versuch der radikalen Linken das Kapitals den revolutionären Kampf, im Falle von Chile die Insurrektion die im Oktober 2019 begann, nicht nur zu rekuperieren, sondern auszuschalten. Dies funktioniert nicht nur mit Repression, man darf nicht vergessen es sitzen immer noch hunderte in den Knästen und tausende weitere warten auf ihre Urteile, sondern vor allem damit ihren revolutionären Charakter zu entleeren. Alle linken Medien des Kapitals in Deutschland (Junge Welt, Jungle World, TAZ, lower class magazine, Neues Deutschland, …) bedauern diese Niederlage, die klar auch die Ihre ist, weil sie eine Stütze für das System selbst sind, weil sie daran glauben, im Sinne des Glaubens, dass man die Herrschaft des Kapitals auch von innen ändern kann, was unmöglich ist. Nun die folgenden Artikel zu der Thematik werden uns weitaus andere Positionen vorlegen, die vor allem den Reformismus, die Postmoderne, die Demokratie und den Kapitalismus angreifen.

Mittwoch, 14. September 2022

DER CHILENISCHE WEG DES PROGRESSIVISMUS

Am 4. September fand in Chile eine Volksabstimmung über den Vorschlag zur Reform der politischen Verfassung der Republik statt, der von einer Verfassungskonvention ausgearbeitet worden war. Um dem „Erbe Pinochets“, wie sie sagten, ein Ende zu setzen. Mit mehr als 13 Millionen Wählern war es die Wahl mit der höchsten Wahlbeteiligung in der Geschichte Chiles. Der Vorschlag wurde schließlich mit mehr als 60 % der abgegebenen gültigen Stimmen abgelehnt.

Wir möchten einige Überlegungen mitteilen die aus beiden Seiten der Gebirgskette (A.d.Ü., der Artikel stammt aus Argentinien und beide Länder werden von den Anden getrennt) durchgeführt wurden.

Die neue Regierung, so fortschrittlich sie auch sein mag, kann nicht auf die Forderungen der Revolte von vor drei Jahren eingehen. Das kann sie nicht, denn sie ist die Verwaltung des Kapitals.

Es gibt viele Möglichkeiten, eine Revolte zu unterdrücken. Die Bourgeoisie greift nicht um des Blutvergießens willen zu physischer Repression, sondern weil sie sich in die Enge getrieben fühlt. Es gibt eine weitere Unterdrückung, die institutionelle, die demokratische Integration. Das Ziel ist die Aufrechterhaltung der Normalität, koste es, was es wolle.

Sowohl die neue Regierung von Boric und Co. als auch dieser verfassungsgebende Versuch sind die Krönung der zumindest vorläufigen Niederschlagung der Revolte, die im Oktober 2019 begann. Dort war das unmittelbare Ziel die Absetzung der Regierung Piñera, die zum „Abkommen für Frieden und die neue Verfassung“ und zu langfristigen Wahlprozessen führte: Plebiszit, Wahl der Mitglieder der verfassungsgebenden Versammlung, Präsidentschaftswahlen, „Austritts-plebiszit“. In der Hitze der Revolte wurden eine Reihe sozialer Fragen in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Renten auf den Tisch gelegt, von denen einige sehr konkret formuliert wurden, wie z. B. die Abschaffung von Universitätskrediten und die Streichung bestehender Schulden oder die Abschaffung der Verwalter von Rentenfonds. Angesichts des brutalen Vorgehens der chilenischen Streitkräfte und der Tausenden von Gefangenen der Revolte wurden auch Fragen der Repression wichtig.

Nichts davon wurde von der Regierung wirklich angegangen, abgesehen von der ökonomischen Anpassung, der Inflation und der allgemeinen Verschlechterung der Lebensbedingungen als Folge der Rezession der letzten Jahre.

In Chile haben wir in Rekordzeit eine besondere Reproduktion der Prozesse der Institutionalisierung des Kampfes erlebt, die wir in verschiedenen lateinamerikanischen Ländern nach den Ausbrüchen der Revolte in den letzten Jahrzehnten gesehen haben. Die Verwalter des chilenischen Kapitals schienen von ihren Nachbarn gelernt zu haben, denn sie schlugen rasch Lösungen durch Wahlen und einen Reformplan vor. Aber sie scheinen die Hauptprobleme des Progressivismus nicht zur Kenntnis genommen zu haben, der nach der Erschöpfung seiner zaghaften Verteilungspolitik, die auf der vorangegangenen Zerstörung der Löhne und einem günstigen Kontext für die Erhöhung der Einnahmen aus der Kontinuität und Vertiefung des vorangegangenen Produktionssystems beruhte, versucht hat, sich in der Politik der „Ausweitung der Rechte“ zu halten, die weitgehend auf die Anerkennung der Identität (in vielen Fällen von Minderheiten) ausgerichtet ist und die großen sozialen Probleme der Mehrheit außer Acht lässt. Dies führte zu Wahlniederlagen, zum Wechsel zwischen Regierung und Opposition mit einer stärkeren Betonung der Anpassung, was letztlich die Anpassung beider Regierungen und der Bourgeoisie als Ganzes ermöglichte und den sozialen Frieden und die Institutionalität vorerst aufrechterhielt. Auf diese Weise verliert der postmoderne Progressivismus zumindest in Argentinien an Einfluss auf die politische Agenda. Wir weisen schon seit einiger Zeit darauf hin, dass es anscheinend nicht mehr viel mehr zu verteilen gibt als Diskurs und Ideologie, die an ihre Grenzen stoßen.

In Chile hat die neue fortschrittliche Regierung zumindest vorläufig keine konkreten Maßnahmen zur Verbesserung der sozialen und ökonomischen Situation des Proletariats ergriffen, und der verfassungsgebende Prozess war durch eine starke diskursive Prägung gekennzeichnet, die sich im Text des Verfassungsprojekts niederschlug, der einem großen Teil der Bevölkerung fremd war. Bestimmte Debatten, die an den Universitäten geführt wurden, gelangten in die Parlamente, und es wurde versucht, sie auf die übrige Bevölkerung zu übertragen: Rechte der Natur statt Zugang zu Wasser, Identitäten statt der Möglichkeit, zu arbeiten oder zu leben. Sie wurde weithin als ökologische, plurinationale und feministische Verfassung angepriesen, die für viele internationale Analysten ein „Modell“ darstellte, aber den Wählern gefiel sie nicht. Die Ablehnung wiederum bedeutet auch eine Ablehnung der kurzen Amtszeit der Regierung und des nach dem Friedensabkommen eingeleiteten verfassungsgebenden Prozesses.

Dieses Szenario könnte zu dem führen, was wir auf lokaler Ebene bereits gesehen haben: eine Stärkung der oppositionellen Sektoren und eine Verschiebung des gesamten politischen Spektrums hin zu einer Politik der Anpassung und sozialen Kontrolle. In dieser kritischen Situation hat die Institutionalisierung des Kampfes vielleicht nicht genügend Wurzeln geschlagen, um den sozialen Ausbruch zu unterstützen. Etwas davon schien am Tag nach der Volksabstimmung mit neuen Studentenprotesten zu beobachten zu sein.

Eine Produktionsweise kann nicht per Dekret oder per Gesetz abgeschafft werden. Was auch immer die Magna Carta sein mag, sie wird niemanden von der mühsamen Aufgabe der Abschaffung des Kapitalismus befreien. Weder kurz-, mittel- oder langfristig, weder taktisch noch strategisch, weder materiell noch symbolisch stellt sie eine Verbesserung oder einen Vorteil dar, auch nicht in Bezug auf die unmittelbaren Lebensbedingungen oder die elementaren Kampffähigkeiten des Proletariats.

Obwohl das Wort Plebiszit in seiner lateinischen Wurzel die souveräne Entscheidung der Plebs bezeichnet, bezieht sich seine moderne Verwendung auf etwas ganz anderes. Heutzutage ist ein Plebiszit, wie alle Wahlakte in modernen Demokratien, nichts anderes als eine einfache Befragung: ein einseitiger Akt, bei dem die Herrschenden die regierten Massen auffordern, sich zu einem von ihnen aufgeworfenen Thema zu äußern.

In manchen Fällen ist die Weigerung der Regierten, auf Befragungen zu antworten (Chile erreichte vor einigen Jahren mit 58 % Wahlenthaltung den weltweit höchsten Wert), ein Symptom für eine tiefer liegende Disziplinlosigkeit, die in offene Rebellion umschlagen kann, wie es 2019 der Fall war. Das und nichts anderes ist ein Plebiszit: ein Akt, der fiktiv die Souveränität des Plebs repräsentiert, in Wirklichkeit aber die unangefochtene Souveränität der Herrschenden vor Augen führt, die in der Lage ist, die soziale Frage auf ein harmloses „Ja“ oder „Nein“ im Angesicht der Herrschaft zu reduzieren, während die Freiheit, „Nein“ zu sagen, fast vollständig auf das Plebiszit selbst beschränkt wird.

Das Plebiszit hat, da es eine Befragung ist, keine andere Funktion als die Überlegenheit derjenigen zu bestätigen, die die Fragen stellen. Und diejenigen, die diese Fragen stellen, sind nicht mehr und nicht weniger als diejenigen, die die Gefangenen der Revolte gefangen halten, diejenigen, die die Mapuche im Kampf für den Diebstahl von Holz verurteilen, nachdem sie sie ihres Territoriums beraubt haben. Sie sind der Staat, diejenigen, die bei den Protesten Augen und Hände ausgerissen haben, diejenigen, die töten und den geordneten Alltag der Ausbeutung aufrechterhalten.

(Chile) Zusammenstellung von sechs Texten anarchistischer Gefangene anlässlich der Internationale Woche der Solidarität mit Anarchistischen Gefangenen 2022

(Chile) Zusammenstellung von sechs Texten anarchistischer Gefangene anlässlich der Internationale Woche der Solidarität mit Anarchistischen Gefangenen 2022

Kurz zum Hintergrund dieser Woche, seit 2014 gibt es weltweit eine Woche, immer Ende August, in der sich anarchistische Gruppen, vorwiegend ABC Gruppen, weltweit Aktionen und Aktivitäten in Bezug auf Gefangene und Knast tun. Dieses Jahr fand die Woche vom 23. bis zum 30. August stattfand, mehr Infos dazu. Zu dieser Woche haben mehrere anarchistische Gefangene in Chile dazu was geschrieben, die Übersetzungen sind von uns.

Gefunden auf publicación refractario, die Übersetzung ist von uns:

(Chile) Worte von Mayo aus dem Gefängnis von San Miguel für die Woche der Solidarität mit den Anarchist*innen im Knast

05.09.2022

Vor allem, will ich den Gefährt*innen dafür danken das sie sich für uns bewegen. Jeder Kratzer, jeder Stein, jede Störung des sozialen Friedens zeigt, dass wir nicht vergessen sind und dass die Entführung von Menschen, die für eine andere Lebensweise kämpfen, durch den Staat nicht ungestraft bleibt. Jede Aktion ist ein Sandkorn, das uns der Straße näher bringt, das zeigt, dass Ideen nicht eingesperrt werden können. Die Inhaftierung ist das ultimative Zeichen staatlicher Herrschaft über das Individuum, und diese Bedrohung schwebt über den Köpfen all jener, die sich entscheiden, auf die tägliche Gewalt zu reagieren, die dieses System gegen uns alle ausübt, wie es uns ausbeutet, uns verschmutzt, uns auf bloße Zahlen reduziert, die produzieren und konsumieren. Für Marcelo Villarroel, Joaquín García, Francisco Solar, Mónica Caballero, Felipe Ríos, Juan Aliste, Jalea und so viele andere, die sich entschieden haben, nicht nur eine Nummer in diesem System zu sein, sondern Teil des Widerstands zu werden.

Ein fraternaler Gruß von eurer Gefährtin Mayo aus den Gefängnissen des chilenischen Staates.


Gefunden auf publicación refractario, die Übersetzung ist von uns:

(Chile) Aus den chilenischen Gefängnissen. Worte von Mawünhko und Tomás im Rahmen der Woche der Solidarität mit Anarchist*innen im Knast.

04.09.2022

Einige Worte der Solidarität mit anarchistischen und Langzeitgefangenen.

Wir senden einen herzlichen Gruß und eine Umarmung an die anarchistischen und lang verurteilten Gefährt*innen, die heute als Geiseln in Gefängnissen festgehalten werden. Trotz aller Hindernisse durch das Gefängnisregime verfolgen wir aufmerksam jedes Ereignis und jede Nachricht über euch. Wisst, dass wir bei jedem Seufzer der Müdigkeit und Erschöpfung durch die Kraft und Energie gestärkt werden, die jeder einzelne von euch uns gezeigt hat, nicht nur durch eure Worte, sondern auch durch eure eigene Stärke, denn mit jedem Tag, der vergeht, versucht die Macht, euch zu brechen, und obwohl ihr manchmal verwelkt, wuchern eure Ideen weiter!!!

Es ist oft zu beobachten, wie die Schließer*innen verzweifelt nach Ausreden und Argumenten suchen, um die Bedingungen der Isolation, in der ihr euch befindet, zu verschärfen. Es reicht ihnen nicht, dass sie absurde Strafen verhängt haben oder verhängen wollen, sondern sie sehen ständig ihre größte Schwäche, und das ist nichts anderes als die Stärke der Ideen, in die kein Schließer*innen jemals eindringen kann. Es muss für sie die größte Frustration sein, euch 24 Stunden am Tag zu beobachten und trotzdem nicht den Weg zu finden, der zu dem Wald voller tiefster Sehnsüchte und Erinnerungen führt.

In diesem Imaginären, das sie nicht zu zerstören vermochten, finden wir uns wieder, dort beobachten wir sie… Trotz der Entfernung spüren wir sie und suchen nach ihnen. Dieser Wald, wie alle anderen, die wir kennen, hat ein Gedächtnis, Gefährt*innen, und hier in jedem Ausbruch ist die Essenz ihrer Handlungen! Von der komplizenhaften und aufständischen Solidarität, die die Flamme antagonistischer Ideen am Leben erhält, die über alle Umstände hinaus Bestand haben, glauben wir, dass es wichtig ist, den Kopf hochzuhalten, um diese lange Reise fortzusetzen. Wir senden unsere Kraft an alle Menschen, die durch ihr tägliches Handeln zu ewigen Feinden der etablierten und miserablen Autoritäten geworden sind.

Mit Liebe und Zuneigung hinter Gittern Widerstand leistend,

Mawünhko und Tomás, Winter 2022.


Gefunden auf publicación refractario, die Übersetzung ist von uns:

(Chile) Worte von Marcelo Villarroel für die Woche der Solidarität mit anarchistischen Gefangenen

03.09.2022

Einen unbeugsamen Gruß des Widerstands gegen die Knastgesellschaft!

Für alle revolutionären antiautoritären Gefangenen aller Tendenzen/Strömungen.

Für die Mapuche-Gefangenen des chilenischen Staates, die den Weg der Begegnung zwischen den Rebellen dieser Gebiete und denen, die gemeinsame Feinde bekämpfen, gehen.

Für die Initiativen kämpfender Unterstützung, aufständischer Komplizenschaft, ständiger Solidarität zwischen den Weichan und dem sozial-antisozialen Krieg.

Für diejenigen, die, um in die Offensive zu gehen, aus den Fängen der Autorität fliehen und auf der Flucht, illegal und heimlich in verschiedenen Teilen des Planeten leben und ihr Leben zu einem ständigen Akt der subversiven Missachtung der Gesetze machen, die uns von der Macht und ihrem terroristischen Monopol der staatlichen Gewalt auferlegt werden.

Für Mónica und Francisco, liebe Brüder und Schwestern im Kampf, die sich auf die Rache der herrschenden Klasse vorbereiten, die sie für Jahrzehnte in Tonnen von Beton und Metallgefängnissen begraben will.

Für Alfredo Cospito, der in den italienischen Knästen der brutalen Isolation mit wahrhaft anarchischem Temperament begegnet.

Für Juan Sorroche, der ebenfalls vom faschistischen italienischen Staat entführt und kürzlich zu 28 Jahren Gefängnis verurteilt wurde.

Für Claudio Lavazza, einen widerständigen Gefährten, der heute in den Gefängnissen Frankreichs sitzt.

Für Gabriel Pombo da Silva, der in ein ewiges Gefängnisunter dem Deckmantel des spanischen Staates entführt wurde.

Für den ewigen Mumia Abu Yamal und seinen langen Widerstand gegen die Yankee-Gefängnisse, die schlimmsten der Welt.

Für Nikos Maziotti und Poula Roupa, Stadtguerillos des Revolutionären Kampfes, Geiseln des griechischen Staates.

Für Emilio Berkhoff, Luis Tranamil und alle politischen Gefangenen der Mapuche, die das Weichan am Leben erhalten.

Für Juan Aliste und Joaquín García, meine Brüder, die tagtäglich gegen die ungesunde Inhaftierung kämpfen.

Für alle würdigen Gefangenen, die sich in ihren Gebieten an den Kämpfen beteiligen, um das Leben gegen die Zerstörung des Planeten, gegen das extraktivistische Kapital und gegen die Autorität zu verteidigen, und die in allen Bereichen Autonomie für ein gutes Leben anstreben.

Ein brüderlicher Gruß, eine aufrichtige Umarmung, eine Einladung, in allen möglichen Räumen den dringenden offensiven Widerstand durch die ständige Vervielfältigung von Kampfgemeinschaften weiter aufzubauen.

Auch eine notwendige Forderung nach der Aufhebung der Urteile der Militärjustiz, die heute auf mich verhängt werden, um eine klare staatliche Entführung zu rechtfertigen. Agitieren, Verbreiten, Propagieren, Beharren, Ausharren ist die Haltung und der Wille für unsere jetzige Forderung, in der wir uns kollektiv befinden, um so schnell wie möglich auf die Straße gehen zu können.

Erinnerung, Widerstand und Subversion!

Solange es Elend gibt, wird es Rebellion geben!!!

Marcelo Villarroel Sepúlveda

Antiautoritärer subversiver Gefangene

Aus dem Knast-Unternehmen in Rancagua

Ende August 2022.


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(Chile) Joaquin Garcias Worte für die Woche der Solidarität mit den anarchistischen Gefangenen

30.08.2022

In Zeiten, in denen die Wohlfahrtssolidarität in jeden Raum des Anti-Knast-Kampfes eindringt und jeden Raum der Komplizenschaft in eine immerwährende Logik von Märtyrern und Zuschauern hineinzieht, ist es dringend notwendig, gegen die bequeme Unbeweglichkeit dieses Konzepts der Solidarität zu rebellieren, sie aus den stagnierenden Grenzen der rein materiellen Hilfe herauszuholen und in Komplizenschaftsaktionen, Vertrauen und Räume zu weben, in denen antagonistische Gewalt einen fruchtbaren Boden für ihre Praxis findet.

Die anarchische, antagonistische Projektion wird wie die solidarische Komplizenschaft unabhängig von der gesellschaftlichen Situation und dem Auf und Ab der Anforderungen des Augenblicks am Leben erhalten, sie findet ihre Nische in jenen Individuen, die ihr Leben trotz aller Widrigkeiten zu einem ständigen Angriff auf die Macht machen und den Konflikt mit Theorie und Praxis verschärfen.

Antagonistische Solidarität mit allen gefangenen Gefährt*innen!

Freiheit für Marcelo Villarroel!

-Joaquín García Chanks.

Anarchistischer Gefangener

Aus dem Knast-Unternehmen von Rancagua.

Ende August 2022.


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(Chile) Ein komplizenhafter Gruß. Worte von Francisco Solar für die Woche der Solidarität mit anarchistischen Gefangenen

29.08.2022

Revolutionäre, anarchistische Solidarität ist eine gegenseitige Beziehung, die unabdingbar eine klare und entschiedene Positionierung des Krieges sowohl von den Gefangenen als auch von den affinen Milieus auf der Straße erfordert. Auf dieser Grundlage soll diese Woche der Solidarität mit den anarchistischen Gefangenen diese auf Kampf basierende Beziehung stärken, die nichts anderes ist als die bestehende Komplizenschaft, die jeden Ausdruck von Autorität angreift.

Die Abkehr von der Fürsorge und der Opferrolle besteht darin, den Gefangenen nicht länger als unhinterfragbares Subjekt zu betrachten, allein aufgrund der Tatsache, dass er vorübergehend eingesperrt ist. Daher bedeutet es auch, mit Praktiken zu brechen, die zur Hierarchisierung und Autorität neigen. Es ist wichtig, dies immer im Hinterkopf zu behalten, um den anarchischen Kampf gegen die Gefängnisse zu stärken.

Ein komplizenhafter Gruß an alle Gruppen und Individuen, die sich den Kampf gegen die Autorität zu eigen machen, der untrennbar mit dem anarchischen Kampf gegen die Gefängnisse verbunden ist. Ihre Aktionen und Angriffe sind eine wichtige Erleichterung des bedrückenden Gefängnislebens.

Ein komplizenhafter Gruß auch an alle anarchistischen Gefangenen in der ganzen Welt. Eine besondere Umarmung für den Gefährten Alfredo Cóspito, der sich in einer Ausnahmesituation der Gefangenschaft befindet, die die Macht auf Dauer stellen will.

Für das Ende der Verurteilungen der Militärjustiz über Marcelo Villaroel!

Die Knäste sollen platzen!

Francisco Solar

Gefängnis La Gonzalina – Rancagua.

Ende August 2022.


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(Chile) Worte des subversiven Gefangenen Juan Aliste angesicht der Woche der Agitation und Solidarität mit anarchistischen und antiautoritären Gefangenen

27.08.2022

Feinde des Staates ist weder ein Slogan noch ein Pamphlet, es ist die Überzeugung des Lebens, die es uns erlaubt, den intensiven, gewalttätigen und schönen Weg des sozialen Krieges zu gehen.

Der Macht ohne Pause mit einer Kontinuität des Kampfes entgegentreten, auf Anarchismus und Subversion setzen, um die Stadtguerilla weiter zu stärken.

Kein Gefängnis und keine Verurteilung wird das Schlagen der schwarzen Herzen unserer Brüder und Schwestern im Kampf stoppen. Mónica und Fransisco – unsere Komplizenschaft und Liebe im Krieg.

Solidarität und Komplizenschaft mit denjenigen, die die Mächtigen und Unterdrücker angreifen!

Aufhebung der Urteile der Militärjustiz für Marcelo Villarroel!

Anarchistische Subversive und Mapuche-Gefangene auf die Straße!!!

Juan Aliste Vega

Subversiver Gefangener

Knast-Unternehmen von Rancagua, 6. Region, aus dem vom chilenischen Staat besetzten Territorium, Ende August 2022.


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(Chile) Worte des antiautoritären Gefangenen Juan Flores anlässlich der Woche der Agitation und Solidarität mit anarchistischen Gefangenen

26.08.2022

„Die Demut als Grundlage für das Wachsen, die Entwicklung und die Stärkung der antiautoritären Ideen.“

Denn wir sind immer noch auf dem Kriegspfad!!!

Denn wir machen weiterhin die Wege frei, die uns zu der ersehnten Rache führen und unserer Sehnsucht nach Insurrektion Kontinuität verleihen werden.

Zusammen mit Maury und Angry!!!!

Zusammen mit Ravachol, Severino, Mateo Morral, Sante und all unseren Brüdern und Schwestern, die in Wut und Rachedurst gefallen sind!

Diese Worte werden geboren und fliegen frei aus dem Vernichtungszentrum Las Gonzalinas in Rancagua und grüßen brüderlich und komplizenhaft die aufständische Aktion jedes Individuums, das sich irgendwo auf der Welt gegen einen Tod in Monotonie im erstickenden Leben der totalen Kontrolle wehrt, tausendmal werde ich es sagen, sie sind mein stärkster Herzschlag, die Kontinuität, die die Macht so sehr fürchtet. Auch den Brüdern und Schwestern, die sich in dieser Woche der Agitation im Zeichen des Ungehorsams und der Kreativität solidarisch zeigen.

Ich habe mich als Individuum gegenüber der Herrschaft und ihren Repressionsapparaten erklärt und gehandelt und deutlich gemacht, dass die antiautoritären Ideen, die Wut gegen die herrschende Ordnung und die Erinnerung, die mich prägen, sich weder von ihren langen Strafen noch von ihren widerlichen Knästen beugen lassen. In diesem Sinne ist mein Kriegszug im Gefängnis wie der so vieler antiautoritärer Brüder und Schwestern ein Aufruf an all jene Individuen, die sich als unversöhnliche Feinde der Macht erkennen, den Weg des sozialen Krieges weiter zu beschreiten und unter Affinen die Verschärfung von Konflikten und anarchischen Aktionen ungezügelt und gegen alle Widerstände mit Leben zu füllen. Heute, fast acht Jahre nach meiner Inhaftierung, kann ich das Ergebnis eines Lebens in Rebellion mitteilen, in dem Demut die Grundlage dafür war, meinen antiautoritären Kampf in diesen Kerkern auf würdige Weise fortzusetzen. Jeder Schritt, jede Entscheidung und sogar jeder Fehler waren Lektionen, die ich nie bereut habe oder Teil von etwas Absolutem waren, das den Mut so vieler Gefährt*innen im Laufe der Jahrhunderte des Kampfes gegen die Macht, als deren Kontinuität ich mich betrachte, missachten oder unterschätzen kann, ohne mich selbst immer wieder zu überhöhen, indem ich sogar meine eigenen Schritte in Frage stelle. Heute fahre ich fort, die Gewissheiten unserer unendlichen Fähigkeiten zu festigen, das Bestehende zu verleugnen, um die Gefangenschaft, ihre Normen, Logiken, Kontrolle und all ihre Ordnung im Alltäglichen und im Verborgenen in antiautoritärer Komplizenschaft zu brechen. Dafür gibt es keine absoluten Wahrheiten oder Handbücher, die mehr tun können als unsere Sehnsucht nach Freiheit, Würde und Rebellion, für viele scheint der antiautoritäre Kampf erloschen zu sein, für viele würde es ihnen passen, aber zu unserem Vergnügen und ihrem Anliegen wird unsere Rebellion weiter bestehen.

Juan Alexis Flores Riquelme

Anti-autoritärer Gefangener

 

(Chile) Zur aktuellen Situation unserer Gefährtin Mónica Caballero im Gefängnis. Anarchistische und subversive Gefangene

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(Chile) Zur aktuellen Situation unserer Gefährtin Mónica Caballero im Gefängnis. Anarchistische und subversive Gefangene

August 28, 2022

Seit ihrer Verhaftung im Juni 2020 ist Mónica in einem besonderen Trakt des Frauengefängnisses von San Miguel. Dieser Trakt ist dadurch gekennzeichnet, dass die Gendarmerie (A.d.Ü., die als Schließer verantwortliche Bullen in Chile) eine direkte Kontrolle über die Gefangenen ausübt und die Sicherheitsvorkehrungen umfangreicher und komplexer sind als im übrigen Teil des Gefängnisses.

Darüber hinaus wird Monicas lächerliche Hofzeit – eine Stunde pro Tag – noch bedrückender, da sie praktisch den ganzen Tag über in geschlossenen Räumen eingesperrt ist.

Es gibt jedoch einen Faktor, der unserer Gefährtin das Leben im Gefängnis besonders schwer macht: Sie ist gezwungen, die Räume mit Frauen zu teilen, die ihre Kinder misshandelt, vergewaltigt und/oder ermordet haben. Monica hat ständig und rund um die Uhr Kontakt zu diesen Personen, eine Situation, die für unsere Gefährtin immer unerträglicher wird. Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass Monica sich nicht auf die Ermittlungen und Anschuldigungen der Staatsanwaltschaft verlässt, sondern dass sie selbst es sind, gemeint sind die anderen Frauen, die ihr abscheuliches Verhalten offen zur Schau stellen und die Aggressionen und Vergewaltigungen an ihren Kindern normalisieren.

In diesem Sinne weisen wir ganz klar darauf hin, dass es sich um eine Strategie der Macht handelt, um Gefährt*innen zu brechen, die ihr Leben dem Kampf gegen die Autorität verschrieben haben, wie es Monica offensichtlich getan hat. Die Macht weiß, dass unsere revolutionäre Ethik mit diesen abscheulichen Verhaltensweisen und denjenigen, die sie begehen, frontal kollidiert, weshalb sie absichtlich diese Art von Provokationen einsetzt, die nach allem, was man hört, eine zusätzliche Bestrafung darstellen.

Wir werden nicht akzeptieren, gemeinsame Räume mit Vergewaltigern zu teilen, deshalb fordern wir den sofortigen Wechsel des Knasttrakts unserer Gefährtin Monica Caballero.

Der Wechsel des Trakts würde auch bedeuten, dass unsere Gefährtin nicht mehr einem besonderen Kontroll- und Überwachungssystem unterworfen wäre, was ihre Situation innerhalb des Knastes zweifellos verbessern würde.

SCHLUSS MIT DEN BESONDEREN KONTROLL- UND STRAFMASSNAHMEN GEGEN MÓNICA CABALLERO!

BIS DIE LETZTE BASTION DER GEFÄNGNISGESELLSCHAFT ZERSTÖRT IST!!!

ANARCHISTISCHE, SUBVERSIVE UND MAPUCHE-GEFANGENE RAUS AUS DEN KNÄSTEN JETZT!!!!

 

-Francisco Solar.

Módulo 2. Cárcel La Gonzalina – Rancagua.

-Mónica Caballero.

Módulo de connotación pública. CPF San Miguel.

-Marcelo Villarroel.

-Juan Aliste.

-Joaquín García.

Módulo 1. Cárcel La Gonzalina – Rancagua.

Ende August 2022.

(Chile) Angesichts der Urteile die die Verfolger verlangen – Solidarität und Komplizenschaft mit Monica und Francisco!

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(Chile) Angesichts der Urteile die die Verfolger verlangen – Solidarität und Komplizenschaft mit Monica und Francisco!

August 23, 2022

Am 24. Juli 2020 wurden die Gefährt*innen Monica und Francisco im Rahmen zweier repressiver Operationen verhaftet. Die Behörden beschuldigen Francisco, Pakete mit Sprengstoff gegen den ehemaligen Innenminister Rodrigo Hinzpeter und das 54. Polizeirevier von Huechuraba verschickt zu haben (die Tat ereignete sich am 24. Juli 2019 und die Verantwortung wird von „Cómplices Sediciosos/Facción para la Venganza“ übernommen), während beide des doppelten Sprengstoffanschlags auf das Edificio Tánica in der Gemeinde Vitacura beschuldigt werden (die Tat ereignete sich während der Revolte am 27. Februar 2020 und die Verantwortung wurde von „Afinidades Armadas en Revuelta“ übernommen).

Während dieser mehr als zweijährigen Haftzeit blieb Monica im öffentlich zugänglichen Trakt des Knastes von San Miguel, während Francisco zunächst in der Hochsicherheitsabteilung des CAS (A.d.Ü., Hochsicherheitsknast) inhaftiert war und dann im Juni 2021 zusammen mit anderen Gefährten in das Gefängnis La Gonzalina in Rancagua verlegt wurde, wo er sich derzeit befindet.

Es ist wichtig hervorzuheben, dass beide während dieser Zeit der Inhaftierung durch ihre Schriften, Kommuniqués und Artikel einen ständigen Beitrag zur anarchistischen Debatte und zur Debatte des sozialen Krieges geleistet haben, indem sie gezeigt haben, dass der Knast nicht das Ende von irgendetwas ist, sondern ein weiterer Graben, von dem aus der aufständische Kampf fortgesetzt werden kann, und dass seine Mauern, Gitter und Käfige nicht ausreichen, um die Solidarität und Komplizenschaft zwischen den Anarchist*innen zu brechen. An dieser Stelle ist auch die Tatsache zu verorten, dass Francisco die ihm vorgeworfenen Taten begangen hat, die Verantwortung übernommen hat und damit einem Anarchismus der offensiven Aktion und der Notwendigkeit der Kontinuität seiner Schläge Geltung und Gültigkeit verleiht.

Im Knast haben beide zusammen mit anderen Gefährt*innen ein Kollektiv von anarchistischen und subversiven Gefangenen gegründet, um dem Kampf aus den Knästen heraus eine weitere Kontinuität zu verleihen. Ein Ausdruck dieses widerspenstigen Willens war der Hungerstreik, den sie ab dem 22. März 2021 mehr als 50 Tage lang führten und in dem sie die Annullierung der Änderungen des Gesetzesdekrets 321 und die Freilassung von Marcelo Villarroel forderten.

Erst am 10. August letzten Jahres, mehr als zwei Jahre nach Beginn ihres Prozesses und nach einer Reihe von Verlängerungen der Ermittlungszeit, wurde ihr Fall abgeschlossen, woraufhin die endgültige Anklageschrift verkündet wurde, in der die Staatsanwaltschaft heute 30 Jahre Haft für Monica fordert und ihr zwei Straftaten vorwirft, nämlich das Platzieren von Sprengsätzen. Die Staatsanwaltschaft fordert 129 Jahre Haft für Francisco, für die Versendung von zwei Sprengsätzen, drei vereitelte Tötungsdelikte, Verletzungen, Schäden sowie das Plazieren von zwei Sprengsätzen.

Die Staatsanwaltschaft der südlichen Metropole, vertreten durch Claudio Orellana, einen Staatsanwalt, der auf Fälle von Bombenanschlägen und gegen Antiautoritäten spezialisiert ist, wird versuchen, mehr als 166 Zeugen, 53 Sachverständige und mehr als 400 Beweisstücke heranzuziehen. Er wird versuchen Rechnungen auszugleichen, da es im Jahr 2010 nicht möglich war, im Fall Caso Bombas mehrer Gefährt*innen verurteilen zu können. Gleichzeitig versucht er, unter Umgehung der eigenen rechtlichen Hürden, sie wegen ihrer früheren Verurteilung in Spanien als „Wiederholungstäter“ einzustufen.

Für viele können die vernichtenden Urteile, mit denen die Gefährt*innen begraben werden sollen, wirklich lähmend sein. Angesichts einer scheinbar unaufhaltsamen juristischen Maschinerie kann sich nur ein Gefühl der Hilflosigkeit und Frustration ausbreiten. Aber genau dorthin will uns die Macht bringen. Die anarchistische Solidarität hingegen weiß sich voller Vitalität und Kreativität ihren Weg zu bahnen und setzt sich dafür ein, die Anmaßungen der Mächtigen zu zerstören, die nicht nur unsere Gefährt*innen, sondern auch die Idee der Rebellion selbst auslöschen wollen.

Ein bekannter Ex-Minister, der die Repression anführte, das Polizeirevier, aus dem die Mörder von Claudia López herauskamen, das während des Aufstands geschützte Viertel der Reichen oder die verstümmelnde Polizei waren die Ziele dieser Aktionen. Ihre Beweggründe sind die unseren und die von uns allen, die die Welt der Autorität und des Gehorsams ablehnen. Die Aktionen, für die die Gefährt*innen vor Gericht stehen werden, sind völlig gültig und legitim gegen die Mächtigen und Unterdrücker.

Diejenigen, die zurückgeschlagen und der Straffreiheit der Unterdrücker ein Ende gesetzt haben, stehen in einer klaren und alten revolutionären und vor allem anarchistischen Tradition, die mit eigener Hand versucht hat, das Gewaltmonopol des Staates und die Ruhe derjenigen zu zerstören, die von ihren Posten aus die brutalsten repressiven Übergriffe befohlen haben. In diese historische Linie ordnen wir auch den Fall unserer Gefährt*innen Monica und Francisco ein.

Es wird dazu aufgerufen, die Solidarität und die Agitation mit den Gefährt*innen zu verstärken. Von nun an dezentralisierte Initiativen angesichts des Prozesses zu ergreifen und die Begehrlichkeiten der Verfolger zu stoppen, die Monica und Francisco für Jahrzehnte einsperren wollen.

Kein Platz für Gleichgültigkeit: Solidarität und Komplizenschaft mit denen, die die Mächtigen und Unterdrücker angreifen!

Freihet für Monica und Francisco!

[Chile] Drei Artikel aus dem Knast von Mónica Caballero Sepúlveda, Juli 2022

quelle: soligruppe für gefangene, leicht überarbeitet von abc wien Gefunden auf publicación refractario, die Übersetzung ist von uns Kommuniqué der anarchistischen Gefährtin Mónica Caballero Sepúlveda aus dem Gefängnis von San Miguel, Santiago, einem vom chilenischen Staat besetzten Territorium. 10. Juli 2022 Wir sehen uns in der dringenden Notwendigkeit, über die aktuelle Situation zu kommunizieren, die […]