The Revolution will not be televised
Was also sollte uns dazu verleiten zu denken, dass gerade das Internet ein Ort wäre, an dem sich die revolutionären Aufbrüche von heute abspielen würden? Und gewiss sind wir nicht so kurzsichtig, das ernsthaft in Erwägung zu ziehen. Nichtsdestotrotz beobachten wir mit einem gewissen Unbehagen, dass sowohl die realen, als auch die virtuellen Räume des Austauschs unter Anarchist*innen der deutschsprachigen Kontexte dahin schwinden. Auch wenn einzelne Projekte immer wieder eine gewisse Beachtung erfahren und sich so gut wie jede Tendenz des informell organisierten Anarchismus ihre eigenen Webpräsenzen geschaffen hat, ja sogar obwohl es sehr wohl noch das eine oder andere gedruckte und regelmäßig erscheinende Zeitungsprojekt gibt und aberdutzende Broschüren, Bücher, Flyer, Zeitungen, Plakate und Sticker, die der anarchistischen Idee verbunden sind, von Gefährt*innenhand zu Gefährt*innenhand wandern, fragen wir uns, inwiefern es dabei gelingt, die anarchistische Debatte mehr als nur punktuell in die Öffentlichkeit zu tragen, in dem (verzweifelten) Versuch, wenigstens ein paar Herzen mit dem Funken der anarchistischen Idee zu entflammen.
Wiederholt hat sich in der Vergangenheit unter Beweis gestellt, dass im Zweifel Plattformen wie de.indymedia auch für den anarchistischen Austausch herhalten müssen. Das Problem dabei: Anarchistische Beiträge werden dort häufig gelöscht oder – vielleicht noch schlimmer – stehen neben zutiefst autoritären, der anarchistischen Idee absolut widersprechenden Einreichungen. Kein Wunder: de.indymedia war immer eine Plattform der Linken und wird es folgerichtig auch weiter bleiben. Dass sich derzeit vermehrt dezentralisierte, (radikal linke) Alternativen zu de.indymedia entwickeln, vermag dem Problem aus unserer Sicht ebensowenig Abhilfe zu verschaffen, wie andere, seltsam anmutende Versuche, synthetische Plattformen oder auch Webseiten von Einheitsorganisationen zu erstellen und diese als Beitrag zu einer anarchistischen Debatte zu verkaufen.
Wir wollen also mit dieser Webseite versuchen, jenseits jeglichen Versuchs synthetische Gedanken zu verfolgen, ein informelles Forum der anarchistischen Diskussion zu eröffnen, das die zahlreichen existierenden Webpräsenzen anarchistischer Projekte ebenso einbezieht, wie auch davon losgelöste Wortmeldungen. Dabei ist es Teil dieses Versuchs, sich unterscheidende Positionen in eine sich gegenseitig befruchtende Debatte zu verwickeln, nicht das sich widersprechende indifferent nebeneinander zu stellen und wir scheuen uns nicht, diesen Versuch wieder zu beenden, sollte es jemals soweit kommen.
Wir wählen die Form einer Webpräsenz widerwillig, in Ermangelung einer realistischen Perspektive, ein ähnliches Projekt in gedruckter Form oder in Form realer Begegnungen, zumindest mit dieser Zugänglichkeit von außen zu starten. Wir unterstützen jedoch alle derartigen Projekte und werden das unsere ebenfalls jederzeit einstellen, wenn eine appetitlichere solche Alternative am Horizont auftauchen sollte.
In diesem Sinne: Beteiligt euch gerne nach eurem Gutdünken und lasst uns die deutschsprachige anarchistische Debatte auf eine neue Ebene heben.