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Vom Kampf gegen Windmühlen oder auch nicht. Zum Artikel „Antwort an die Soligruppe für Gefangene“ in der Publikation In der Tat Nummer 16

Vom Kampf gegen Windmühlen oder auch nicht. Zum Artikel „Antwort an die Soligruppe für Gefangene“ in der Publikation In der Tat Nummer 16

Nach unserer Kritik an der Ausgabe Nummer 15 der anarchistischen Zeitschrift In der Tat (nachzulesen hier) erschien nun eine Antwort auf diese in der aktuelle Ausgabe Nummer 16. Da uns die Antwort bisher nur in gedruckter Form vorliegt, können wir sie hier, auch wenn wir das gerne tun würden, nicht veröffentlichen und zum besseren Verständnis unserer nun folgenden Kritik nur auf die entsprechende Ausgabe der Zeitschrift verweisen. Vielleicht senden sie uns den Artikel ja auch noch wie versprochen zu, was bisher nicht passierte, dann werden wir ihn selbstverständlich ebenfalls hier auf dem Blog veröffentlichen, so wie es auch ursprünglich vereinbart war.

Unsere Kritik richtete sich vor allem gegen die Positionen, die wie uns scheint, nicht von wenigen Anarchisten und Anarchistinnen, beziehungsweise von Menschen, die sich als solche sehen, in Bezug auf den Krieg in der Ukraine eingenommen werden. Gemeint ist damit die Unterstützung oder zumindest das Begrüßen der Eingliederung von „anarchistischen“ Gruppen und Einzelpersonen in das ukrainische Militär und somit die Verteidigung des ukrainischen Staates auf der Basis, dass dies mit anarchistischen Grundsätzen in Einklang zu bringen sei oder dies das einzig richtige Verhalten von Anarchisten und Anarchistinnen in diesem Konflikt sein könne, wobei wir der Überzeugung sind, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Aber all dies kann in unserer ursprünglichen Kritik nachgelesen werden. Von Anfang an, also schon vor der Veröffentlichung unserer Kritik haben wir mit Leuten von IdT darüber diskutiert und unsere geäußerte Kritik wurde belächelt und sich darüber lustig gemacht. Erst daraufhin kam es zu der ausführlichen Kritik in schriftlicher Form unsererseits, auf die sich in der Ausgabe Nummer 16 der IdT bezogen wird.

Nun wird uns in unserer Kritik Recht gegeben, aber irgendwie auch wieder nicht, unsere Kritik sei zwar richtig und gerechtfertigt, aber trotzdem würden wir „halluzinieren“ und in dieser ganzen widersprüchlichen Antwort wird uns unterstellt, dass wir sie absichtlich missverstehen würden. Wobei sich uns auch die Frage stellt, wie es denn sein kann, dass wenn wir alles mögliche nur missverstanden und unterstellt haben, dann doch irgendwie zu einer gerechtfertigten und richtigen Kritik gekommen sind. Und nebenbei wird ein Großteil unserer Kritikpunkte von ihnen ignoriert, wie sie ja auch selbst in ihrer Antwort schreiben. Dabei scheinen sie nicht einsehen zu können oder zu wollen, dass es uns nicht bloß um die von der IdT unterlassene Kritik am Resistance Comittee ging. Kein Wort ist zu den von uns geäußerten Kritikpunkten an der Einleitung zu lesen, zum Thema Faschismus in der Ukraine und in den ukrainischen Kampfverbänden, denen sich die vermeintlichen AnarchistInnen angeschlossen haben, sowie vieles mehr, dass die IdT ein Interview mit Leuten führt und abdruckt, die gemeinsame Sache mit Faschisten und einem Staat machen und zum Thema der Gefühle wird so getan als handele sich nur um eine reine Frage der Wortwahl, also des Stils oder der Ästhetik, und nicht darum, dass die IdT anscheinend ihre Haltung dazu nur auf einer emotionalen Ebene wiedergeben kann und nicht klar und deutlich mit auf Fakten beruhenden Argumenten darlegt. Stattdessen wird uns vorgeworfen, dass wir „halluzinieren“ und polemisieren würden. Hierzu ist von unserer Seite nur erneut zu unterstreichen, dass es sich bei unserem Text nicht um eine Ansammlung von Vorwürfen gehandelt hat und es war und ist auch nicht unser Ziel irgendjemanden zu demütigen oder fertig zu machen, sondern wir haben Kritik geübt, die wir auch begründen, weshalb wir auch den Vorwurf, es handele sich bei unserem Text hauptsächlich um eine Polemik nicht gelten lassen. Dass in der IdT nun behauptet wird, dass wir „wohlweislich“ den in derselben Ausgabe wie das Interview erschienenen Text über Bakunin ignoriert haben, weil dieser ja dazu geführt hätte, dass wir die vermeintlich eigentliche Intention hinter dem abgedruckten Interview erkennen hätten müssen, wirkt wie ein weiterer Versuch unsere Kritik als böse Absicht hinzustellen, die, obwohl sie ja richtig ist, trotzdem nicht berechtigt sei. Wir können dazu nur sagen, dass es sich uns nicht erschließt inwiefern ein Artikel, der eine persönliche Einschätzung zu einem Bakunin-Zitat von vor 150 Jahren wiedergibt, das abgedruckte Interview oder die Entscheidung, dieses in eben dieser Form abzudrucken, in einem besseren Licht erscheinen lässt.

Dadurch dass sich die IdT in ihrer Antwort nun umso vehementer gegen Krieg und Pseudo-AnarchistInnen positioniert und diese angreift, war unsere Kritik offensichtlich nur um so richtiger und anscheinend können oder wollen sie sich das aber einfach nicht eingestehen. Auch dass nun geschrieben wird, dass die Absicht hinter dem Interview gewesen sei, dass sich das Resistance Comittee selbst als das, was es wirklich sei, entlarve und diese Selbstentlarvung zu dokumentieren und dass deren konterrevolutionärer Charakter Ende Mai noch nicht klar erkennbar gewesen sei, lässt entweder auf mangelhafte Recherche zu dieser Gruppe schließen (wir verweisen an dieser Stelle auf unseren Text Gegen die Kriege des Kapitalismus lautet unsere Antwort sozialer Krieg veröffentlicht am 02.03.2022, der ja auch in der Antwort auf unsere Kritik lobende Erwähnung findet oder auf etliche Artikel1 die in der bourgeoisen Presse veröffentlicht wurden – hier nur ein Auszug, es gibt viele mehr – die meisten davon schon Mitte März, ganz abgesehen das etliche Interviews und Artikel an und über Operation Solidarity und an dem Resistance Committee2 schon lange vor dem Druck der Nummer 15 der IdT öffentlich waren.) oder ist einfach nur eine Ex-post-Rechtfertigung, ein getarnter Enthüllungsjournalismus der alle Geheimnisse entlarvt, ganz nach der Art die Ermordung Franz Ferdinands sei zusammen mit der russischen Niederlage bei der Schlacht am Tannenberg im August 1914 ein bolschewistischer Komplott und Hindenburg in Wahrheit ein Bolschewist gewesen, um schließlich die russische Revolution auszulösen und um schlussendlich Lenin und die Bolschewiki auf den Thron der Romanows zu katapultieren. Des Weiteren behauptet IdT in ihrer Antwort, dass schlicht niemand außer uns die letzte Ausgabe so verstanden habe wie wir, woher auch immer sie das wissen wollen, vielleicht hat sich auch einfach niemand die Mühe gemacht sie damit zu konfrontieren. Und selbst wenn wir die einzigen gewesen sein sollten, die die letzte Ausgabe kritisch gesehen haben, was sagt das dann aus? Rein gar nichts, es sei denn man vertritt eine Position, die wir der IdT nicht zutrauen und im Grunde auch nicht unterstellen wollen, in der die Mehrheit Recht hat, weil sie die Mehrheit ist, und die Minderheit immer falsch liegt, weil ihr Standpunkt sonst ja dem der Mehrheit entsprechen würde. Und ohne allzu polemisch rüberkommen zu wollen, dass im gleichen Atemzug geschrieben wird, dass sollten Menschen doch auch unsere Kritik teilen, die IdT hoffe, dass diese Menschen trotzdem weiterhin die Zeitschrift lesen, ist in unseren Augen ganz schön anbiedernd bis erbärmlich.

Zum Abschluss sei vielleicht noch so viel gesagt, nein unsere Kritik kommt nicht in elitärer Pose vom hohen Ross, uns war es nur wichtig ausführlich und unmissverständlich unsere Kritik darzulegen und schlussendlich scheint sie ja auch ein paar Früchte getragen zu haben. Immerhin hat sie dazu geführt, dass sich die IdT genötigt gefühlt hat klar Stellung zu beziehen, auch wenn uns die Fabrikation von Unterstellungen, Missverständnisse, Polemik und Halluzinationen untergeschoben werden, ganz so als wären wir eine Art Don Quijote, der meint gegen Riesen zu kämpfen, während uns In der Tat in der Rolle des Sancho Panza versucht klar zu machen, dass es sich nur um Windmühlen handelt. Wer in der ganzen Handlung Rocinante spielt, wissen wir aber noch nicht. Des Weiteren trägt es auch nicht zum besseren Verständnis bei, dass die IdT über den Onlineversand Black Mosquito vertrieben wurde (ob das immer noch der Fall ist, wissen wir nicht), der Solishirts und Poster für Solidarity Collective ehemals Operation Solidarity herstellt und verkauft. Auch wenn man keinen Einfluss darauf hat, wo die eigene Publikation am Ende ausliegt und neben welchen anderen Zeitschriften, über welchen Onlineversand sie vertrieben wird, kann jedoch durchaus beeinflusst werden. Wir hätten gerne eine wirkliche Diskussion mit In der Tat geführt, aber offensichtlich wollen sie das nicht. Wir hätten hier auch noch durchaus weiter in die Tiefe gehen, einige Punkte weiter ausführen könne, aber ehrlich gesagt, haben wir daran kein Interesse, zumindest nicht als ein angeblicher Schlagabtausch mit IdT.


2(Englisch) Frontline Hooligan: Ukraine’s Anti-Fascist Football Ultras Fighting Russian Invasion, Popular Front, 16.06.2022
(Deutsch) Resistance Committee – Anti-autoritäre Truppen [#Ukraine], enough-is-enough14, 02.03.2022
(Deutsch) Operation Solidarity [Ukraine], enough-is-enough14, 06.03.2022

[Chile] «Wir haben nichts verloren»

Gefunden auf panfletos subversivos, die Übersetzung ist von uns, mehr zum Thema Chile und dem Plebiszit. [Chile] «Wir haben nichts verloren» von Luther Blisset 5. September 2022, Chile Wir haben nichts verloren, denn nichts in diesem Prozess gehörte uns: Es ging nur darum, dass die Oligarchie und ihre Lakaien versuchten, das Spiel neu zu ordnen, um ihre Herrschaft über die Mehrheit aufrechtzuerhalten. Als bei der Volksabstimmung über die Entscheidung für den Apruebo (A.d.Ü., hier handelte es sich um die Wahl die eine Abstimmung für eine neue Verfassung stimmte) mit 80 % der Stimmen siegte, feierte niemand: Es war eine düstere Nacht, denn alle wussten, dass das, was verabschiedet wurde, der am wenigsten schlimme Schwindel war, den die Reichen mit Staatsterrorismus und Masseneinkerkerung durchgesetzt hatten. Was danach kam, die Terrorkampagne, mit der sie Boric gewinnen ließen, und das jüngste hysterische Tohuwabohu der Apruebo-Kampagne, war nichts anderes als die verstärkte Auswirkung des Wahns der Bourgeoisie, die gezwungen war, wütend an ihre eigenen Lügen zu glauben. Sie sind so sehr in ihre eigene ideologische Flüssigkeit eingetaucht, dass sie zu der Überzeugung gelangt sind, dass sie gewinnen würden, wenn sie alle zum Wählen zwingen würden. Wenn heute jemand gesiegt hat, dann waren es die mehr als 2 Millionen Menschen, die trotz der Drohungen nicht zur Wahl gegangen sind. Nimmt man die ungültigen und leeren Stimmen hinzu – viermal so viele wie bei dem ersten Plebiszit -, so zeigt sich, dass 16 % der registrierten Personen, d. h. etwa 2,5 Millionen Menschen, sich entweder weigerten, auf den pharisäerhaften Verhör der politischen Kaste zu antworten, oder mit würdevollem Schweigen antworteten. Diese elementare Rebellion, diese Bereitschaft, aus der bourgeoisen Politik zu desertieren, ist die Mindestvoraussetzung für jede emanzipatorische Ambition. Wer behauptet, revolutionär oder antikapitalistisch zu sein, muss damit beginnen, diese Flucht zu fördern und zu verstärken. Diese Flucht, die derjenigen, die furchtlos das Drehkreuz des Systems der bourgeoisen politischen Repräsentation überspringen, war und bleibt unsere primäre Geste der Rebellion und ist die Voraussetzung für jede von den ausgebeuteten Klassen unabhängige Politik.

(Oveja Negra, Argentinien) DER CHILENISCHE WEG DES PROGRESSIVISMUS

Gefunden auf oveja negra, die Übersetzung ist von uns. Das Thema der sogenannten Niederlage bei der Abstimmung zu einer neuen Verfassung in Chile, ist eins, was uns sehr interessiert. Wir werden die nächsten Tage mehrere Artikel aus Chile, der hier stammt aber aus Argentinien, veröffentlichen, die sich damit kritisch auseinandersetzen. Das Phänomen ist weitaus interessanter, wie dass, als ob es sich um eine bloße Wahlniederlage handeln würde, sondern ein weiterer Versuch der radikalen Linken das Kapitals den revolutionären Kampf, im Falle von Chile die Insurrektion die im Oktober 2019 begann, nicht nur zu rekuperieren, sondern auszuschalten. Dies funktioniert nicht nur mit Repression, man darf nicht vergessen es sitzen immer noch hunderte in den Knästen und tausende weitere warten auf ihre Urteile, sondern vor allem damit ihren revolutionären Charakter zu entleeren. Alle linken Medien des Kapitals in Deutschland (Junge Welt, Jungle World, TAZ, lower class magazine, Neues Deutschland, …) bedauern diese Niederlage, die klar auch die Ihre ist, weil sie eine Stütze für das System selbst sind, weil sie daran glauben, im Sinne des Glaubens, dass man die Herrschaft des Kapitals auch von innen ändern kann, was unmöglich ist. Nun die folgenden Artikel zu der Thematik werden uns weitaus andere Positionen vorlegen, die vor allem den Reformismus, die Postmoderne, die Demokratie und den Kapitalismus angreifen.

Mittwoch, 14. September 2022

DER CHILENISCHE WEG DES PROGRESSIVISMUS

Am 4. September fand in Chile eine Volksabstimmung über den Vorschlag zur Reform der politischen Verfassung der Republik statt, der von einer Verfassungskonvention ausgearbeitet worden war. Um dem „Erbe Pinochets“, wie sie sagten, ein Ende zu setzen. Mit mehr als 13 Millionen Wählern war es die Wahl mit der höchsten Wahlbeteiligung in der Geschichte Chiles. Der Vorschlag wurde schließlich mit mehr als 60 % der abgegebenen gültigen Stimmen abgelehnt.

Wir möchten einige Überlegungen mitteilen die aus beiden Seiten der Gebirgskette (A.d.Ü., der Artikel stammt aus Argentinien und beide Länder werden von den Anden getrennt) durchgeführt wurden.

Die neue Regierung, so fortschrittlich sie auch sein mag, kann nicht auf die Forderungen der Revolte von vor drei Jahren eingehen. Das kann sie nicht, denn sie ist die Verwaltung des Kapitals.

Es gibt viele Möglichkeiten, eine Revolte zu unterdrücken. Die Bourgeoisie greift nicht um des Blutvergießens willen zu physischer Repression, sondern weil sie sich in die Enge getrieben fühlt. Es gibt eine weitere Unterdrückung, die institutionelle, die demokratische Integration. Das Ziel ist die Aufrechterhaltung der Normalität, koste es, was es wolle.

Sowohl die neue Regierung von Boric und Co. als auch dieser verfassungsgebende Versuch sind die Krönung der zumindest vorläufigen Niederschlagung der Revolte, die im Oktober 2019 begann. Dort war das unmittelbare Ziel die Absetzung der Regierung Piñera, die zum „Abkommen für Frieden und die neue Verfassung“ und zu langfristigen Wahlprozessen führte: Plebiszit, Wahl der Mitglieder der verfassungsgebenden Versammlung, Präsidentschaftswahlen, „Austritts-plebiszit“. In der Hitze der Revolte wurden eine Reihe sozialer Fragen in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Renten auf den Tisch gelegt, von denen einige sehr konkret formuliert wurden, wie z. B. die Abschaffung von Universitätskrediten und die Streichung bestehender Schulden oder die Abschaffung der Verwalter von Rentenfonds. Angesichts des brutalen Vorgehens der chilenischen Streitkräfte und der Tausenden von Gefangenen der Revolte wurden auch Fragen der Repression wichtig.

Nichts davon wurde von der Regierung wirklich angegangen, abgesehen von der ökonomischen Anpassung, der Inflation und der allgemeinen Verschlechterung der Lebensbedingungen als Folge der Rezession der letzten Jahre.

In Chile haben wir in Rekordzeit eine besondere Reproduktion der Prozesse der Institutionalisierung des Kampfes erlebt, die wir in verschiedenen lateinamerikanischen Ländern nach den Ausbrüchen der Revolte in den letzten Jahrzehnten gesehen haben. Die Verwalter des chilenischen Kapitals schienen von ihren Nachbarn gelernt zu haben, denn sie schlugen rasch Lösungen durch Wahlen und einen Reformplan vor. Aber sie scheinen die Hauptprobleme des Progressivismus nicht zur Kenntnis genommen zu haben, der nach der Erschöpfung seiner zaghaften Verteilungspolitik, die auf der vorangegangenen Zerstörung der Löhne und einem günstigen Kontext für die Erhöhung der Einnahmen aus der Kontinuität und Vertiefung des vorangegangenen Produktionssystems beruhte, versucht hat, sich in der Politik der „Ausweitung der Rechte“ zu halten, die weitgehend auf die Anerkennung der Identität (in vielen Fällen von Minderheiten) ausgerichtet ist und die großen sozialen Probleme der Mehrheit außer Acht lässt. Dies führte zu Wahlniederlagen, zum Wechsel zwischen Regierung und Opposition mit einer stärkeren Betonung der Anpassung, was letztlich die Anpassung beider Regierungen und der Bourgeoisie als Ganzes ermöglichte und den sozialen Frieden und die Institutionalität vorerst aufrechterhielt. Auf diese Weise verliert der postmoderne Progressivismus zumindest in Argentinien an Einfluss auf die politische Agenda. Wir weisen schon seit einiger Zeit darauf hin, dass es anscheinend nicht mehr viel mehr zu verteilen gibt als Diskurs und Ideologie, die an ihre Grenzen stoßen.

In Chile hat die neue fortschrittliche Regierung zumindest vorläufig keine konkreten Maßnahmen zur Verbesserung der sozialen und ökonomischen Situation des Proletariats ergriffen, und der verfassungsgebende Prozess war durch eine starke diskursive Prägung gekennzeichnet, die sich im Text des Verfassungsprojekts niederschlug, der einem großen Teil der Bevölkerung fremd war. Bestimmte Debatten, die an den Universitäten geführt wurden, gelangten in die Parlamente, und es wurde versucht, sie auf die übrige Bevölkerung zu übertragen: Rechte der Natur statt Zugang zu Wasser, Identitäten statt der Möglichkeit, zu arbeiten oder zu leben. Sie wurde weithin als ökologische, plurinationale und feministische Verfassung angepriesen, die für viele internationale Analysten ein „Modell“ darstellte, aber den Wählern gefiel sie nicht. Die Ablehnung wiederum bedeutet auch eine Ablehnung der kurzen Amtszeit der Regierung und des nach dem Friedensabkommen eingeleiteten verfassungsgebenden Prozesses.

Dieses Szenario könnte zu dem führen, was wir auf lokaler Ebene bereits gesehen haben: eine Stärkung der oppositionellen Sektoren und eine Verschiebung des gesamten politischen Spektrums hin zu einer Politik der Anpassung und sozialen Kontrolle. In dieser kritischen Situation hat die Institutionalisierung des Kampfes vielleicht nicht genügend Wurzeln geschlagen, um den sozialen Ausbruch zu unterstützen. Etwas davon schien am Tag nach der Volksabstimmung mit neuen Studentenprotesten zu beobachten zu sein.

Eine Produktionsweise kann nicht per Dekret oder per Gesetz abgeschafft werden. Was auch immer die Magna Carta sein mag, sie wird niemanden von der mühsamen Aufgabe der Abschaffung des Kapitalismus befreien. Weder kurz-, mittel- oder langfristig, weder taktisch noch strategisch, weder materiell noch symbolisch stellt sie eine Verbesserung oder einen Vorteil dar, auch nicht in Bezug auf die unmittelbaren Lebensbedingungen oder die elementaren Kampffähigkeiten des Proletariats.

Obwohl das Wort Plebiszit in seiner lateinischen Wurzel die souveräne Entscheidung der Plebs bezeichnet, bezieht sich seine moderne Verwendung auf etwas ganz anderes. Heutzutage ist ein Plebiszit, wie alle Wahlakte in modernen Demokratien, nichts anderes als eine einfache Befragung: ein einseitiger Akt, bei dem die Herrschenden die regierten Massen auffordern, sich zu einem von ihnen aufgeworfenen Thema zu äußern.

In manchen Fällen ist die Weigerung der Regierten, auf Befragungen zu antworten (Chile erreichte vor einigen Jahren mit 58 % Wahlenthaltung den weltweit höchsten Wert), ein Symptom für eine tiefer liegende Disziplinlosigkeit, die in offene Rebellion umschlagen kann, wie es 2019 der Fall war. Das und nichts anderes ist ein Plebiszit: ein Akt, der fiktiv die Souveränität des Plebs repräsentiert, in Wirklichkeit aber die unangefochtene Souveränität der Herrschenden vor Augen führt, die in der Lage ist, die soziale Frage auf ein harmloses „Ja“ oder „Nein“ im Angesicht der Herrschaft zu reduzieren, während die Freiheit, „Nein“ zu sagen, fast vollständig auf das Plebiszit selbst beschränkt wird.

Das Plebiszit hat, da es eine Befragung ist, keine andere Funktion als die Überlegenheit derjenigen zu bestätigen, die die Fragen stellen. Und diejenigen, die diese Fragen stellen, sind nicht mehr und nicht weniger als diejenigen, die die Gefangenen der Revolte gefangen halten, diejenigen, die die Mapuche im Kampf für den Diebstahl von Holz verurteilen, nachdem sie sie ihres Territoriums beraubt haben. Sie sind der Staat, diejenigen, die bei den Protesten Augen und Hände ausgerissen haben, diejenigen, die töten und den geordneten Alltag der Ausbeutung aufrechterhalten.

(Dark Nights Nr.51) Krieg ist das höchste Drama einer vollständig mechanisierten Gesellschaft

Ein Artikel aus der Ausgabe Nummer 51 der anarchistischen Publikation Dark Nights, es handelt sich um den gleichnamigen Aritkel, die Übersetzung ist von uns.

Krieg ist das höchste Drama einer vollständig mechanisierten Gesellschaft, Dark Nights, Mai 2022 Nr. 51, Für gegenseitige Hilfe und Solidarität

Krieg ist das höchste Drama einer vollständig mechanisierten Gesellschaft“ Lewis Mumford

Es ist keine Überraschung, dass wir wieder einmal die Ruinen einer apokalyptischen Natur in einer europäischen Stadt sehen, dass Mariupol zum neuen Aleppo geworden ist, ist kein Zufall, sondern weckt Erinnerungen an ähnliche Bilder von Sarajevo während des jugoslawischen Bürgerkriegs. Konflikte zwischen Nationen, zwischen imperialistischen Großmächten haben uns nie verlassen. Wenn überhaupt, dann ist der Krieg in der Ukraine eine Fortsetzung des Konflikts, der gegen alles Leben auf diesem Planeten geführt wird, die Geopolitik und der Krieg selbst sind Symptome eines zerstörerischen Prozesses, der sich zuspitzt, nämlich der Zivilisation und ihrer mechanisierten totalen Kontrolle. Die Warnzeichen für einen sterbenden Planeten sind allgegenwärtig und die technokratischen Eliten sind sich dessen sehr bewusst.

Krieg war schon immer ein Mittel der Reglementierung, um die Massen zu kontrollieren, aber auch um das Individuum einzuschränken. Der Krieg in der Ukraine ist da keine Ausnahme, genauso wenig wie die andauernden Konflikte in Syrien und im Jemen. Es ist eine Illusion der Propaganda in den sozialen Medien, zu glauben, dass es sich um einen simplen Konflikt zwischen einer scheinbar demokratischen Nation und einem faschistischen Unterdrücker handelt. Zelensky ist an all dem nicht unschuldig, denn es gibt viele Beweise dafür, dass er die Neonazis, die den jungen ukrainischen Staat bedrohten, mit offenen Armen empfing, Zelensky hat sogar den Asow an der Seite des SBU (des ukrainischen Sicherheitsdienstes, der von der CIA ausgebildet wurde) eingesetzt, um gegen die Opposition vorzugehen, egal ob sie pro-russisch, links oder kommunistisch ist, und das soll keine Entschuldigung für Russland und Putin sein, denn es wurde auch dokumentiert, dass die Auftragnehmer, die Wagner-Gruppe, voller Nazis sind, die in Syrien, Libyen und kürzlich in Mali Gräueltaten begehen. Wenn man dann noch bedenkt, dass die NATO offen faschistische Gruppen wie das Asow-Bataillon mit Waffen versorgt, ausgebildet und aktiv angeheizt hat, ergibt sich das Bild eines Stellvertreterkriegs, der an den Kalten Krieg erinnert. Wer zahlt die Kosten eines solchen Krieges? Die Männer, die zwangsrekrutiert werden, die Frauen und Kinder, die unter den Trümmern sterben, die in Massengräbern verscharrt werden, die Menschen, die der Propaganda eines Krieges glauben, der unter mythologischen Vorwänden geführt wird, während die Köpfe von der wahren Strategie der beteiligten Mächte abgewendet werden, die darin besteht, die Bevölkerungen innerhalb des Konflikts zu kontrollieren, während der Rest der Welt dem Spektakel beiwohnt, glücklich darüber, dass ihr sozialer Frieden gewahrt bleibt, ihr Komfort ungestört ist, die Sicherheit ihres endlosen Konsums weitergeht und die leviathanische Maschine das verschlingt, was von der natürlichen Welt übrig geblieben ist und durch das Furnier der künstlichen Welt ersetzt wird.

In all dem steckt einer der großen Profiteure des Krieges: die Technologie und der Profit, der aus ihr gezogen wird. Bereits in diesem Konflikt sehen wir die angepriesene internationale Hilfe in Form von neuen technologischen Waffen. Abgesehen von den Panzerabwehrraketen, NLAWs und Javelins. Drohnen werden in diesem Krieg immer häufiger eingesetzt, sei es zur Überwachung oder zu Angriffszwecken, aber auch die Switchblade-Drohnen von AeroVironment Inc, die als Kamikaze-Drohnen beschrieben werden, die klein genug sind, um in einen Rucksack zu passen, sind einen Schritt näher am Konzept der Schwarmdrohnen mit künstlicher Schwarmintelligenz.

Gesichtserkennung, die bereits in repressiven Kontexten, insbesondere bei der Überwachung, eingesetzt wird, sei es auf der Straße, an den Grenzen oder bei Krawallen, um jeden zu identifizieren, der es wagt, Widerstand zu leisten, wird nun auch zur Identifizierung von Feinden oder Leichen von Soldaten eingesetzt, und zwar mit Hilfe des größten Anbieters der Welt Clearview Al. Das Unternehmen selbst hat bereits zugegeben, dass es Milliarden von Bildern von der russischen Social Media Seite Vkontakte speichert, sogar von Selfies, ähnlich wie das Programm von Facebook. Wie üblich wird diese Technologie mit vermeintlich nützlichen Zwecken wie der Zusammenführung von Flüchtlingen gerechtfertigt, aber es gibt bereits Beweise dafür, dass sie von anderen ukrainischen Regierungsstellen für andere Zwecke eingesetzt wird, um die eigene Bevölkerung unter Kontrolle zu halten und die Überwachungsgesellschaft in einer anderen Ecke der Welt zu kolonisieren.

Außerdem werden nach einem Aufruf von Zelensky die Space X Starlink-Satelliten von Elon Musk eingesetzt, um die Ukraine mit Internet zu versorgen, nachdem das Internetnetz in vielen Teilen des Landes zusammengebrochen ist. Dies ist eine weitere Legitimation für eine neue Technologie, die nicht nur die Kolonisierung und Verschmutzung des Weltraums vorantreibt, sondern auch die Macht der Technokraten und das Vertrauen in sie selbst in einem Krieg erhöht. Der Traum, den Planeten mit Hochgeschwindigkeits-Breitband zu versorgen, ist auf dem besten Weg, denn du kannst nicht auf Twitter oder Tik Tok zugreifen, während dein Haus in Schutt und Asche gebombt wird und alle um dich herum sterben.

Wie wir bereits in früheren Veröffentlichungen erwähnt haben, sind wir von einem monumentalen Wandel in der Funktionsweise der Gesellschaft, der Staaten, des Kapitalismus und der gesamten Zivilisation umgeben. Durch diesen technologischen und wissenschaftlichen Wandel, der die Kontrolle über unser aller Leben weiter ausdehnen wird, wird es zu Konflikten und Kriegen kommen, da bestimmte Mächte nicht nur um die Kontrolle über die Technologien konkurrieren, sondern auch darum, ihren Einfluss auf Teile des Planeten zu vergrößern und als erste auf die schwindenden und neuen Ressourcen zuzugreifen, um die neuen Technologien zu entwickeln. Wir sehen den Krieg in der Ukraine als Fortsetzung eines Prozesses, der sich bereits in der immer noch andauernden Pandemie und der zunehmenden Kontrolle ganzer Bevölkerungsgruppen niedergeschlagen hat. Davor hatten wir die „ökonomische Krise“, den „Krieg gegen den Terror“, immer eine Fortsetzung einer „Krise“ der autoritären Systeme, die geschaffen wurden, aber auch eine Aufrechterhaltung eines Zustands der Angst, egal ob sie durch sie geschaffen wurden oder Symptome ihres Scheiterns sind.

Im Zuge dieser jüngsten Veränderungen gerät das so genannte perfekte Bild des sozialen Friedens aus den Fugen. Dies ist eine Folge des Zusammenbruchs des ökonomischen Systems aufgrund der Pandemie, aber auch eine Folge des Versuchs der Kapitalisten und Eliten, die Bevölkerung zurück in die Galeeren der Arbeit zu zwingen, die immer mehr zu einem Gefängnis der Überwachung und der totalen Kontrolle geworden sind, sei es durch die zunehmende Automatisierung, die ständige Überwachung jeder Handlung oder sogar die absolute Umwandlung der Arbeit in eine Sklaverei von Amazon-Ausmaßen. Bei all dem ist auch klar, dass sich nicht nur ein „neuer kalter Krieg“ zusammenbraut, sondern auch ein sogenannter „Energiekrieg“. Wie jeder weiß, ist Russland eine der größten Gas- und Ölquellen der Welt und die westlichen Mächte haben bereits davon gesprochen, dass sie nicht von ihnen abhängig sein wollen, sei es, indem sie selbst energieautonom werden, ihre eigenen fossilen Brennstoffquellen weiter ausbeuten oder erneuerbare Energiequellen ausbauen. Die Zerstörung des Planeten durch die weitere Ausbeutung fossiler Brennstoffe in neuen Gebieten mit noch zerstörerischeren Methoden und die parallele Zunahme „grüner Technologien“, die weitere umweltschädliche Ressourcen fördern, scheint eine höhere Priorität zu haben als die Beendigung eines Krieges.

Wo ordnen wir uns als Anarchisten in den Kriegen ein, die von Nationalstaaten, Supermächten und Technokraten geführt werden? In der Ukraine haben Anarchisten bereits ein sogenanntes „Resistance Committee“ (Widerstandskomitee) gegründet, das offen zugibt, Teil der „Territorialen Selbstverteidigung der Ukraine“ zu sein, die wiederum direkt den Streitkräften der Ukraine untersteht. Diese „Anarchisten“ sind Teil einer Einheit der Armee des ukrainischen Staates, desselben ukrainischen Staates, der Neonazis in seine Armee aufgenommen hat, deren Kommandeure von Zelensky selbst ausgezeichnet wurden und die offen erklärt haben, dass sie „die weißen Völker der Welt in einen letzten Kreuzzug führen“ wollen. Wir könnten die Korruption und die Verbindungen des ukrainischen Staates zu den Faschisten noch weiter aufzählen, aber das heben wir uns für einen späteren Text auf, in dem wir den Aufstieg des Nationalismus, der Faschisten und der Neonazis in der Ukraine und in Russland analysieren und aufzeigen, wie das Land zu einem Brennpunkt und einem Trainingsgelände für die internationale faschistische Bewegung geworden ist, die sowohl von der NATO als auch vom russischen Staat gefördert wird.

Der ukrainische Staat kann nicht mit einer Art Rückbesinnung auf den spanischen Bürgerkrieg mit dem Republikanischen Staat verwechselt werden, und auch nicht mit einem Bündnis der Makhnovisten mit den Bolschewiken, sondern mit dem freiwilligen Beitritt zu einer Armee, der auch Neonazis angehören.

Darüber hinaus haben diese „Anarchisten“ sogar die Grundprinzipien des Anarchismus und die frühere Beteiligung von Anarchisten an Konflikten vergessen. Anarchisten kämpfen nicht in einer staatlichen Armee, ziehen die Uniform an, nehmen die Befehle entgegen und gehorchen der Autorität der Offiziere. Anarchisten im spanischen Bürgerkrieg verloren ihr Leben während der Mai-Ereignisse in Barcelona 1937, als sie sich nicht nur gegen die Bildung eines Staates oder einer Konterrevolution wehrten, sondern auch gegen die Militarisierung ihrer Milizen. 1916 schrieben Kropotkin, Jean Grave und andere Anarchisten einen unverzeihlichen Text mit dem Namen „Manifest der Sechzehn“, in dem sie Anarchisten aufforderten, auf der Seite der Alliierten in den Weltkrieg einzutreten, weil die Zentralmächte offenbar besiegt werden mussten, während Millionen in den Schützengräben für Nationalismus und Imperialismus starben. Denselben Fehler würde man mit dem Zweiten Weltkrieg wieder begehen. Rudolf Rocker argumentierte, dass der Einsatz der Alliierten im Zweiten Weltkrieg gerecht sei, da er letztendlich zur Erhaltung der libertären Werte führen würde!

Wenn die Amnesie der Vergangenheit nicht ausreicht, scheinen sich diese „Anarchisten“ in einer Armee wohlzufühlen, die von Soldaten aus NATO-Ländern versorgt und ausgebildet wird, wie andere „Anarchisten“, die sich den kurdischen Streitkräften in Syrien anschließen. In diesem Krieg war es ihnen sogar recht, dass die Luft- und Spezialeinheiten der NATO-Länder mit ihnen zusammen gegen den Islamischen Staat kämpften. Es gibt hier eine Überschneidung zwischen dem, was in Rojava und jetzt in der Ukraine passiert ist, einer militarisierten und libertären kommunistischen Tendenz, die nicht anarchistisch ist, die ihre Wurzeln viel weiter zurück hat und die die internationalen anarchistischen Kreise so sehr korrumpiert hat, dass sie beginnen, Kommunisten, Liberale und Linke zu spiegeln und in eine Praxis abzusteigen, die zu Hause keine Bedrohung darstellt, weil ihre vermeintliche Revolution dort, wo sie herkommen, nie gewaltsam durchgeführt wird und eine noch schlimmere Version von Zivilisiertheit und Aktivismus fördert. Wir müssen in Zukunft eine längst überfällige Kritik an dieser Abweichung in internationalen anarchistischen Kreisen üben.

Anarchisten sind prinzipiell antimilitaristisch. Sie haben in vielen Kriegen die Wehrpflicht verweigert, auch die des Militärdienstes wie in Italien und Griechenland. Anarchisten haben sich während des Zweiten Weltkriegs als Partisanen in den antifaschistischen bewaffneten Kampf gestürzt und dort, wo es möglich war (Carrera, Pistoia, Genua und Mailand), autonome Formationen gegründet oder sich, wie es in den meisten Fällen der Fall war, anderen Formationen angeschlossen, die nicht Teil der italienischen Armee waren, die bereits unter der Kontrolle Mussolinis und seiner Faschisten stand, die sich mit Hitler und den Nazis verbündet hatten. Die „Galleanisten“ führten ihren eigenen Krieg gegen den amerikanischen Staat fort, obwohl dieser in den Ersten Weltkrieg gegen Deutschland eingetreten war. Das Militär und seine Industrie sind schon seit Jahrzehnten Ziel von Anarchisten. Ob gegen die US-Raketenbasis in Comiso, Italien in den 1980er Jahren, die Informelle Anarchistische Föderation, die international militärische Ziele und Zulieferer angreift, wie in Großbritannien gegen eine Eisenbahnlinie, die das Verteidigungsministerium und Militärunternehmen verbindet, einen Brandanschlag auf Royal Marines Reserves und einen Brandanschlag gegen BAE Arms. In den letzten Jahren wurden Rüstungsunternehmen und das Militär erneut zu Zielen, als Direct Action Cells in Griechenland mit einem Brandsatz ein Militärwohnheim angriffen und in Deutschland mehrere Ziele von Autonome angegriffen wurden, darunter die Brandanschläge auf MAN-Militärfahrzeuge und der Brand der Büros des Rüstungsunternehmens OHB in Bremen.

Aus dieser kurzen und begrenzten Chronologie wird deutlich, dass das Militär und seine Zulieferer, die Profiteure von Krieg und Tod, schon immer Ziele von Anarchisten waren, aber wie noch weiter zurück gezeigt wird, gibt es eine Tendenz, auch in Kriegszeiten gegen alle Staaten zu kämpfen. Wann findet nicht irgendwo auf der Welt ein Krieg statt? Befinden wir uns nicht ständig im Krieg mit unserem Feind, sei es der Staat, der Kapitalismus, die Technologie, die Faschisten oder die Zivilisation? Und gehören dazu nicht auch ihre Armeen?

Antimilitarismus ist Teil unseres Krieges gegen das Bestehende. Wir sind nicht die Pazifisten der Demonstrationen gegen den Irak-Krieg, die nichts bewirkt haben, oder die vom Untergang gezeichneten Ökoliberalen. Wir kämpfen nicht in nationalistischen oder imperialistischen Kriegen und bilden unmögliche Fronten mit denen, die uns foltern und töten würden, sobald wir ihnen den Rücken kehren. Die vergangenen anarchistischen Kämpfe sollten uns lehren, dass es keine Verhandlungen mit denen gibt, die das bestehende Gefängnis aufrechterhalten, egal wie freiheitlich oder demokratisch sie es zu sein versprechen.

Was in der Ukraine passiert, wenn „Anarchisten“ in den Streitkräften eines Nationalstaates kämpfen, der sich mit Faschisten verbündet hat, ist ein Verrat an allem, was anarchistisch ist, und sollte nicht als solcher bezeichnet werden. Es ist das Versäumnis, Autonomie zu verwirklichen, einen Konflikt gegen jede Autorität, gegen alle Staaten, gegen alle Manifestationen von Macht, mit tatsächlicher aufständischer Gewalt zu schaffen, anstatt sich so sehr auf eine Postmoderne, Identitätspolitik, liberale linke und sogar kommunistische Abweichungen zu konzentrieren.

Stattdessen schlagen wir, wie schon immer, informelle anarchistische Organisationen, Affinitätsgruppen, ja sogar Zellen vor, die Stadtguerilla im Gegensatz zum Soldaten in Uniform, der gegen seinen Willen zum Schlachten eingezogen wird. Wir rufen einmal mehr zu einer neuen internationalen Koordination auf, nicht nur gegen die NATO und den russischen Staat, sondern gegen alle Staaten.

Unser Krieg richtet sich gegen jede Militarisierung, gegen jede Reglementierung, gegen jede Verhandlung mit Macht und Autorität, die die ganze Gesellschaft durchdringt. Er richtet sich nicht nur gegen die militärischen Ziele, sondern gegen alle Erscheinungsformen der Kontrolle, von den Bullen bis zu den Bossen, von den Technokraten bis zu den Soldaten, allen Politikern und Bankern, gegen alles, was von uns profitiert und uns einsperrt, was alles Leben auf diesem Planeten zerstört und tötet. Der militärisch-industriell-technologische Gefängniskomplex muss erschossen, gesprengt und niedergebrannt werden!

Für 10, 100, 1000 aufständische und revolutionäre anarchistische Zellen! Für eine neue internationale anarchistische Koordinierung! 325 Kollektiv

(Chile) Zusammenstellung von sechs Texten anarchistischer Gefangene anlässlich der Internationale Woche der Solidarität mit Anarchistischen Gefangenen 2022

(Chile) Zusammenstellung von sechs Texten anarchistischer Gefangene anlässlich der Internationale Woche der Solidarität mit Anarchistischen Gefangenen 2022

Kurz zum Hintergrund dieser Woche, seit 2014 gibt es weltweit eine Woche, immer Ende August, in der sich anarchistische Gruppen, vorwiegend ABC Gruppen, weltweit Aktionen und Aktivitäten in Bezug auf Gefangene und Knast tun. Dieses Jahr fand die Woche vom 23. bis zum 30. August stattfand, mehr Infos dazu. Zu dieser Woche haben mehrere anarchistische Gefangene in Chile dazu was geschrieben, die Übersetzungen sind von uns.

Gefunden auf publicación refractario, die Übersetzung ist von uns:

(Chile) Worte von Mayo aus dem Gefängnis von San Miguel für die Woche der Solidarität mit den Anarchist*innen im Knast

05.09.2022

Vor allem, will ich den Gefährt*innen dafür danken das sie sich für uns bewegen. Jeder Kratzer, jeder Stein, jede Störung des sozialen Friedens zeigt, dass wir nicht vergessen sind und dass die Entführung von Menschen, die für eine andere Lebensweise kämpfen, durch den Staat nicht ungestraft bleibt. Jede Aktion ist ein Sandkorn, das uns der Straße näher bringt, das zeigt, dass Ideen nicht eingesperrt werden können. Die Inhaftierung ist das ultimative Zeichen staatlicher Herrschaft über das Individuum, und diese Bedrohung schwebt über den Köpfen all jener, die sich entscheiden, auf die tägliche Gewalt zu reagieren, die dieses System gegen uns alle ausübt, wie es uns ausbeutet, uns verschmutzt, uns auf bloße Zahlen reduziert, die produzieren und konsumieren. Für Marcelo Villarroel, Joaquín García, Francisco Solar, Mónica Caballero, Felipe Ríos, Juan Aliste, Jalea und so viele andere, die sich entschieden haben, nicht nur eine Nummer in diesem System zu sein, sondern Teil des Widerstands zu werden.

Ein fraternaler Gruß von eurer Gefährtin Mayo aus den Gefängnissen des chilenischen Staates.


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(Chile) Aus den chilenischen Gefängnissen. Worte von Mawünhko und Tomás im Rahmen der Woche der Solidarität mit Anarchist*innen im Knast.

04.09.2022

Einige Worte der Solidarität mit anarchistischen und Langzeitgefangenen.

Wir senden einen herzlichen Gruß und eine Umarmung an die anarchistischen und lang verurteilten Gefährt*innen, die heute als Geiseln in Gefängnissen festgehalten werden. Trotz aller Hindernisse durch das Gefängnisregime verfolgen wir aufmerksam jedes Ereignis und jede Nachricht über euch. Wisst, dass wir bei jedem Seufzer der Müdigkeit und Erschöpfung durch die Kraft und Energie gestärkt werden, die jeder einzelne von euch uns gezeigt hat, nicht nur durch eure Worte, sondern auch durch eure eigene Stärke, denn mit jedem Tag, der vergeht, versucht die Macht, euch zu brechen, und obwohl ihr manchmal verwelkt, wuchern eure Ideen weiter!!!

Es ist oft zu beobachten, wie die Schließer*innen verzweifelt nach Ausreden und Argumenten suchen, um die Bedingungen der Isolation, in der ihr euch befindet, zu verschärfen. Es reicht ihnen nicht, dass sie absurde Strafen verhängt haben oder verhängen wollen, sondern sie sehen ständig ihre größte Schwäche, und das ist nichts anderes als die Stärke der Ideen, in die kein Schließer*innen jemals eindringen kann. Es muss für sie die größte Frustration sein, euch 24 Stunden am Tag zu beobachten und trotzdem nicht den Weg zu finden, der zu dem Wald voller tiefster Sehnsüchte und Erinnerungen führt.

In diesem Imaginären, das sie nicht zu zerstören vermochten, finden wir uns wieder, dort beobachten wir sie… Trotz der Entfernung spüren wir sie und suchen nach ihnen. Dieser Wald, wie alle anderen, die wir kennen, hat ein Gedächtnis, Gefährt*innen, und hier in jedem Ausbruch ist die Essenz ihrer Handlungen! Von der komplizenhaften und aufständischen Solidarität, die die Flamme antagonistischer Ideen am Leben erhält, die über alle Umstände hinaus Bestand haben, glauben wir, dass es wichtig ist, den Kopf hochzuhalten, um diese lange Reise fortzusetzen. Wir senden unsere Kraft an alle Menschen, die durch ihr tägliches Handeln zu ewigen Feinden der etablierten und miserablen Autoritäten geworden sind.

Mit Liebe und Zuneigung hinter Gittern Widerstand leistend,

Mawünhko und Tomás, Winter 2022.


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(Chile) Worte von Marcelo Villarroel für die Woche der Solidarität mit anarchistischen Gefangenen

03.09.2022

Einen unbeugsamen Gruß des Widerstands gegen die Knastgesellschaft!

Für alle revolutionären antiautoritären Gefangenen aller Tendenzen/Strömungen.

Für die Mapuche-Gefangenen des chilenischen Staates, die den Weg der Begegnung zwischen den Rebellen dieser Gebiete und denen, die gemeinsame Feinde bekämpfen, gehen.

Für die Initiativen kämpfender Unterstützung, aufständischer Komplizenschaft, ständiger Solidarität zwischen den Weichan und dem sozial-antisozialen Krieg.

Für diejenigen, die, um in die Offensive zu gehen, aus den Fängen der Autorität fliehen und auf der Flucht, illegal und heimlich in verschiedenen Teilen des Planeten leben und ihr Leben zu einem ständigen Akt der subversiven Missachtung der Gesetze machen, die uns von der Macht und ihrem terroristischen Monopol der staatlichen Gewalt auferlegt werden.

Für Mónica und Francisco, liebe Brüder und Schwestern im Kampf, die sich auf die Rache der herrschenden Klasse vorbereiten, die sie für Jahrzehnte in Tonnen von Beton und Metallgefängnissen begraben will.

Für Alfredo Cospito, der in den italienischen Knästen der brutalen Isolation mit wahrhaft anarchischem Temperament begegnet.

Für Juan Sorroche, der ebenfalls vom faschistischen italienischen Staat entführt und kürzlich zu 28 Jahren Gefängnis verurteilt wurde.

Für Claudio Lavazza, einen widerständigen Gefährten, der heute in den Gefängnissen Frankreichs sitzt.

Für Gabriel Pombo da Silva, der in ein ewiges Gefängnisunter dem Deckmantel des spanischen Staates entführt wurde.

Für den ewigen Mumia Abu Yamal und seinen langen Widerstand gegen die Yankee-Gefängnisse, die schlimmsten der Welt.

Für Nikos Maziotti und Poula Roupa, Stadtguerillos des Revolutionären Kampfes, Geiseln des griechischen Staates.

Für Emilio Berkhoff, Luis Tranamil und alle politischen Gefangenen der Mapuche, die das Weichan am Leben erhalten.

Für Juan Aliste und Joaquín García, meine Brüder, die tagtäglich gegen die ungesunde Inhaftierung kämpfen.

Für alle würdigen Gefangenen, die sich in ihren Gebieten an den Kämpfen beteiligen, um das Leben gegen die Zerstörung des Planeten, gegen das extraktivistische Kapital und gegen die Autorität zu verteidigen, und die in allen Bereichen Autonomie für ein gutes Leben anstreben.

Ein brüderlicher Gruß, eine aufrichtige Umarmung, eine Einladung, in allen möglichen Räumen den dringenden offensiven Widerstand durch die ständige Vervielfältigung von Kampfgemeinschaften weiter aufzubauen.

Auch eine notwendige Forderung nach der Aufhebung der Urteile der Militärjustiz, die heute auf mich verhängt werden, um eine klare staatliche Entführung zu rechtfertigen. Agitieren, Verbreiten, Propagieren, Beharren, Ausharren ist die Haltung und der Wille für unsere jetzige Forderung, in der wir uns kollektiv befinden, um so schnell wie möglich auf die Straße gehen zu können.

Erinnerung, Widerstand und Subversion!

Solange es Elend gibt, wird es Rebellion geben!!!

Marcelo Villarroel Sepúlveda

Antiautoritärer subversiver Gefangene

Aus dem Knast-Unternehmen in Rancagua

Ende August 2022.


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(Chile) Joaquin Garcias Worte für die Woche der Solidarität mit den anarchistischen Gefangenen

30.08.2022

In Zeiten, in denen die Wohlfahrtssolidarität in jeden Raum des Anti-Knast-Kampfes eindringt und jeden Raum der Komplizenschaft in eine immerwährende Logik von Märtyrern und Zuschauern hineinzieht, ist es dringend notwendig, gegen die bequeme Unbeweglichkeit dieses Konzepts der Solidarität zu rebellieren, sie aus den stagnierenden Grenzen der rein materiellen Hilfe herauszuholen und in Komplizenschaftsaktionen, Vertrauen und Räume zu weben, in denen antagonistische Gewalt einen fruchtbaren Boden für ihre Praxis findet.

Die anarchische, antagonistische Projektion wird wie die solidarische Komplizenschaft unabhängig von der gesellschaftlichen Situation und dem Auf und Ab der Anforderungen des Augenblicks am Leben erhalten, sie findet ihre Nische in jenen Individuen, die ihr Leben trotz aller Widrigkeiten zu einem ständigen Angriff auf die Macht machen und den Konflikt mit Theorie und Praxis verschärfen.

Antagonistische Solidarität mit allen gefangenen Gefährt*innen!

Freiheit für Marcelo Villarroel!

-Joaquín García Chanks.

Anarchistischer Gefangener

Aus dem Knast-Unternehmen von Rancagua.

Ende August 2022.


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(Chile) Ein komplizenhafter Gruß. Worte von Francisco Solar für die Woche der Solidarität mit anarchistischen Gefangenen

29.08.2022

Revolutionäre, anarchistische Solidarität ist eine gegenseitige Beziehung, die unabdingbar eine klare und entschiedene Positionierung des Krieges sowohl von den Gefangenen als auch von den affinen Milieus auf der Straße erfordert. Auf dieser Grundlage soll diese Woche der Solidarität mit den anarchistischen Gefangenen diese auf Kampf basierende Beziehung stärken, die nichts anderes ist als die bestehende Komplizenschaft, die jeden Ausdruck von Autorität angreift.

Die Abkehr von der Fürsorge und der Opferrolle besteht darin, den Gefangenen nicht länger als unhinterfragbares Subjekt zu betrachten, allein aufgrund der Tatsache, dass er vorübergehend eingesperrt ist. Daher bedeutet es auch, mit Praktiken zu brechen, die zur Hierarchisierung und Autorität neigen. Es ist wichtig, dies immer im Hinterkopf zu behalten, um den anarchischen Kampf gegen die Gefängnisse zu stärken.

Ein komplizenhafter Gruß an alle Gruppen und Individuen, die sich den Kampf gegen die Autorität zu eigen machen, der untrennbar mit dem anarchischen Kampf gegen die Gefängnisse verbunden ist. Ihre Aktionen und Angriffe sind eine wichtige Erleichterung des bedrückenden Gefängnislebens.

Ein komplizenhafter Gruß auch an alle anarchistischen Gefangenen in der ganzen Welt. Eine besondere Umarmung für den Gefährten Alfredo Cóspito, der sich in einer Ausnahmesituation der Gefangenschaft befindet, die die Macht auf Dauer stellen will.

Für das Ende der Verurteilungen der Militärjustiz über Marcelo Villaroel!

Die Knäste sollen platzen!

Francisco Solar

Gefängnis La Gonzalina – Rancagua.

Ende August 2022.


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(Chile) Worte des subversiven Gefangenen Juan Aliste angesicht der Woche der Agitation und Solidarität mit anarchistischen und antiautoritären Gefangenen

27.08.2022

Feinde des Staates ist weder ein Slogan noch ein Pamphlet, es ist die Überzeugung des Lebens, die es uns erlaubt, den intensiven, gewalttätigen und schönen Weg des sozialen Krieges zu gehen.

Der Macht ohne Pause mit einer Kontinuität des Kampfes entgegentreten, auf Anarchismus und Subversion setzen, um die Stadtguerilla weiter zu stärken.

Kein Gefängnis und keine Verurteilung wird das Schlagen der schwarzen Herzen unserer Brüder und Schwestern im Kampf stoppen. Mónica und Fransisco – unsere Komplizenschaft und Liebe im Krieg.

Solidarität und Komplizenschaft mit denjenigen, die die Mächtigen und Unterdrücker angreifen!

Aufhebung der Urteile der Militärjustiz für Marcelo Villarroel!

Anarchistische Subversive und Mapuche-Gefangene auf die Straße!!!

Juan Aliste Vega

Subversiver Gefangener

Knast-Unternehmen von Rancagua, 6. Region, aus dem vom chilenischen Staat besetzten Territorium, Ende August 2022.


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(Chile) Worte des antiautoritären Gefangenen Juan Flores anlässlich der Woche der Agitation und Solidarität mit anarchistischen Gefangenen

26.08.2022

„Die Demut als Grundlage für das Wachsen, die Entwicklung und die Stärkung der antiautoritären Ideen.“

Denn wir sind immer noch auf dem Kriegspfad!!!

Denn wir machen weiterhin die Wege frei, die uns zu der ersehnten Rache führen und unserer Sehnsucht nach Insurrektion Kontinuität verleihen werden.

Zusammen mit Maury und Angry!!!!

Zusammen mit Ravachol, Severino, Mateo Morral, Sante und all unseren Brüdern und Schwestern, die in Wut und Rachedurst gefallen sind!

Diese Worte werden geboren und fliegen frei aus dem Vernichtungszentrum Las Gonzalinas in Rancagua und grüßen brüderlich und komplizenhaft die aufständische Aktion jedes Individuums, das sich irgendwo auf der Welt gegen einen Tod in Monotonie im erstickenden Leben der totalen Kontrolle wehrt, tausendmal werde ich es sagen, sie sind mein stärkster Herzschlag, die Kontinuität, die die Macht so sehr fürchtet. Auch den Brüdern und Schwestern, die sich in dieser Woche der Agitation im Zeichen des Ungehorsams und der Kreativität solidarisch zeigen.

Ich habe mich als Individuum gegenüber der Herrschaft und ihren Repressionsapparaten erklärt und gehandelt und deutlich gemacht, dass die antiautoritären Ideen, die Wut gegen die herrschende Ordnung und die Erinnerung, die mich prägen, sich weder von ihren langen Strafen noch von ihren widerlichen Knästen beugen lassen. In diesem Sinne ist mein Kriegszug im Gefängnis wie der so vieler antiautoritärer Brüder und Schwestern ein Aufruf an all jene Individuen, die sich als unversöhnliche Feinde der Macht erkennen, den Weg des sozialen Krieges weiter zu beschreiten und unter Affinen die Verschärfung von Konflikten und anarchischen Aktionen ungezügelt und gegen alle Widerstände mit Leben zu füllen. Heute, fast acht Jahre nach meiner Inhaftierung, kann ich das Ergebnis eines Lebens in Rebellion mitteilen, in dem Demut die Grundlage dafür war, meinen antiautoritären Kampf in diesen Kerkern auf würdige Weise fortzusetzen. Jeder Schritt, jede Entscheidung und sogar jeder Fehler waren Lektionen, die ich nie bereut habe oder Teil von etwas Absolutem waren, das den Mut so vieler Gefährt*innen im Laufe der Jahrhunderte des Kampfes gegen die Macht, als deren Kontinuität ich mich betrachte, missachten oder unterschätzen kann, ohne mich selbst immer wieder zu überhöhen, indem ich sogar meine eigenen Schritte in Frage stelle. Heute fahre ich fort, die Gewissheiten unserer unendlichen Fähigkeiten zu festigen, das Bestehende zu verleugnen, um die Gefangenschaft, ihre Normen, Logiken, Kontrolle und all ihre Ordnung im Alltäglichen und im Verborgenen in antiautoritärer Komplizenschaft zu brechen. Dafür gibt es keine absoluten Wahrheiten oder Handbücher, die mehr tun können als unsere Sehnsucht nach Freiheit, Würde und Rebellion, für viele scheint der antiautoritäre Kampf erloschen zu sein, für viele würde es ihnen passen, aber zu unserem Vergnügen und ihrem Anliegen wird unsere Rebellion weiter bestehen.

Juan Alexis Flores Riquelme

Anti-autoritärer Gefangener

 

(Griechenland) Brief von Thanos Hatziangelos, Mitglied der „Organisation Anarchistische Aktion“ an Mónica und Francisco

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(Griechenland) Brief von Thanos Hatziangelos, Mitglied der „Organisation Anarchistische Aktion“ an Mónica und Francisco

23. August 2022

Gefährt*innen Mónica und Francisco,

Diese Worte kommen zu euch aus einer Zelle, die weit von eurer entfernt ist. Sie tragen dieselben komplizenhaften Gedanken mit sich, die Grenzen und Mauern niederreißen. Die gleiche Hartnäckigkeit und Ungeduld, auf die Pfade des Feuers zurückzukehren. Diese Gedanken sterben nicht jeden Tag in den Bars und Uniformen, die uns trennen. Sie leben weiter mit demselben Bedürfnis nach einem weiteren kohärenten Plan, der die Ordnung und Sicherheit dieser alternden Welt dem Feuer und dem Schießpulver überlässt.

Tag für Tag werden mehr und mehr Teile des Himmels dem Stahlgitter überlassen. Und eine Frage spukt mir immer mehr im Kopf herum: Wird der Beto größer oder neigt er seinen Kopf immer tiefer? Aber das Leben selbst gibt die Antwort. Das Gefängnis wird uns nicht besiegen, Gefährt*innen. Weil wir mit demselben Stolz weitermachen und uns mit ganzem Herzen dem Horizont des Umsturzes verschreiben.

Neue Formationen der direkten Aktion entstehen in den Gebieten, die wir bisher für unwiderruflich präsent gehalten haben. Neue Angriffspläne nehmen Gestalt an, das ohrenbetäubende Bedürfnis, die Exponenten der Gewalt und der Ausbeutung der Unterdrückten anzugreifen, breitet sich in den Metropolen aus.

Die Worte der bewaffneten italienischen Autonomie-Rebellen sind notwendig, um unsere Tyrannen daran zu erinnern, dass die Unsicherheit das Unerträglichste ist.

Wie viele Jahre der Gefangenschaft auch vergehen mögen, wir werden unabänderlich an der Umsetzung der Theorie in die Praxis festhalten und die anarchistische Guerilla mit Stolz verteidigen. Wir sind die Glieder im Zusammenhalt der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft des Widerstands, des Bruchs und der Subversion. Wir werden uns nicht einen Moment lang in die Enge treiben lassen. Denn Wille und Notwendigkeit sind im Angesicht der Gefangenschaft wie die Zeiger einer Uhr: Während die Zeit vergeblich versucht, sie zu trennen, gehen sie ihre individuellen revolutionären Wege, die immer am selben Punkt beginnen und enden.

Ich übermittle euch meine volle Unterstützung und sehe den folgenden Feindseligkeiten mit großer Erwartung entgegen. Unsere ganze Kraft für die internationale Gemeinschaft, eingeschlossen in der anarchistischen Guerilla, und die Faust in der Luft für jede Initiative des Kampfes, die darauf besteht, der Ordnung dieser Welt frontal entgegenzutreten.

Sofortige Freilassung des Gefährten Marcelo Villarroel Sepúlveda!

Wir vergessen nicht die Revolutionäre überall, die die Mauern der proletarischen Gewalt mit ihrem Leben geehrt haben.

●Thanos Chatziangelou, gefangenes Mitglied der Organisation Anarchistische Aktion.

Vierter Flügel, Korydallos-Gefängnis.

18.8.2022

(Chile) Zur aktuellen Situation unserer Gefährtin Mónica Caballero im Gefängnis. Anarchistische und subversive Gefangene

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(Chile) Zur aktuellen Situation unserer Gefährtin Mónica Caballero im Gefängnis. Anarchistische und subversive Gefangene

August 28, 2022

Seit ihrer Verhaftung im Juni 2020 ist Mónica in einem besonderen Trakt des Frauengefängnisses von San Miguel. Dieser Trakt ist dadurch gekennzeichnet, dass die Gendarmerie (A.d.Ü., die als Schließer verantwortliche Bullen in Chile) eine direkte Kontrolle über die Gefangenen ausübt und die Sicherheitsvorkehrungen umfangreicher und komplexer sind als im übrigen Teil des Gefängnisses.

Darüber hinaus wird Monicas lächerliche Hofzeit – eine Stunde pro Tag – noch bedrückender, da sie praktisch den ganzen Tag über in geschlossenen Räumen eingesperrt ist.

Es gibt jedoch einen Faktor, der unserer Gefährtin das Leben im Gefängnis besonders schwer macht: Sie ist gezwungen, die Räume mit Frauen zu teilen, die ihre Kinder misshandelt, vergewaltigt und/oder ermordet haben. Monica hat ständig und rund um die Uhr Kontakt zu diesen Personen, eine Situation, die für unsere Gefährtin immer unerträglicher wird. Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass Monica sich nicht auf die Ermittlungen und Anschuldigungen der Staatsanwaltschaft verlässt, sondern dass sie selbst es sind, gemeint sind die anderen Frauen, die ihr abscheuliches Verhalten offen zur Schau stellen und die Aggressionen und Vergewaltigungen an ihren Kindern normalisieren.

In diesem Sinne weisen wir ganz klar darauf hin, dass es sich um eine Strategie der Macht handelt, um Gefährt*innen zu brechen, die ihr Leben dem Kampf gegen die Autorität verschrieben haben, wie es Monica offensichtlich getan hat. Die Macht weiß, dass unsere revolutionäre Ethik mit diesen abscheulichen Verhaltensweisen und denjenigen, die sie begehen, frontal kollidiert, weshalb sie absichtlich diese Art von Provokationen einsetzt, die nach allem, was man hört, eine zusätzliche Bestrafung darstellen.

Wir werden nicht akzeptieren, gemeinsame Räume mit Vergewaltigern zu teilen, deshalb fordern wir den sofortigen Wechsel des Knasttrakts unserer Gefährtin Monica Caballero.

Der Wechsel des Trakts würde auch bedeuten, dass unsere Gefährtin nicht mehr einem besonderen Kontroll- und Überwachungssystem unterworfen wäre, was ihre Situation innerhalb des Knastes zweifellos verbessern würde.

SCHLUSS MIT DEN BESONDEREN KONTROLL- UND STRAFMASSNAHMEN GEGEN MÓNICA CABALLERO!

BIS DIE LETZTE BASTION DER GEFÄNGNISGESELLSCHAFT ZERSTÖRT IST!!!

ANARCHISTISCHE, SUBVERSIVE UND MAPUCHE-GEFANGENE RAUS AUS DEN KNÄSTEN JETZT!!!!

 

-Francisco Solar.

Módulo 2. Cárcel La Gonzalina – Rancagua.

-Mónica Caballero.

Módulo de connotación pública. CPF San Miguel.

-Marcelo Villarroel.

-Juan Aliste.

-Joaquín García.

Módulo 1. Cárcel La Gonzalina – Rancagua.

Ende August 2022.

(Chile) Angesichts der Urteile die die Verfolger verlangen – Solidarität und Komplizenschaft mit Monica und Francisco!

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(Chile) Angesichts der Urteile die die Verfolger verlangen – Solidarität und Komplizenschaft mit Monica und Francisco!

August 23, 2022

Am 24. Juli 2020 wurden die Gefährt*innen Monica und Francisco im Rahmen zweier repressiver Operationen verhaftet. Die Behörden beschuldigen Francisco, Pakete mit Sprengstoff gegen den ehemaligen Innenminister Rodrigo Hinzpeter und das 54. Polizeirevier von Huechuraba verschickt zu haben (die Tat ereignete sich am 24. Juli 2019 und die Verantwortung wird von „Cómplices Sediciosos/Facción para la Venganza“ übernommen), während beide des doppelten Sprengstoffanschlags auf das Edificio Tánica in der Gemeinde Vitacura beschuldigt werden (die Tat ereignete sich während der Revolte am 27. Februar 2020 und die Verantwortung wurde von „Afinidades Armadas en Revuelta“ übernommen).

Während dieser mehr als zweijährigen Haftzeit blieb Monica im öffentlich zugänglichen Trakt des Knastes von San Miguel, während Francisco zunächst in der Hochsicherheitsabteilung des CAS (A.d.Ü., Hochsicherheitsknast) inhaftiert war und dann im Juni 2021 zusammen mit anderen Gefährten in das Gefängnis La Gonzalina in Rancagua verlegt wurde, wo er sich derzeit befindet.

Es ist wichtig hervorzuheben, dass beide während dieser Zeit der Inhaftierung durch ihre Schriften, Kommuniqués und Artikel einen ständigen Beitrag zur anarchistischen Debatte und zur Debatte des sozialen Krieges geleistet haben, indem sie gezeigt haben, dass der Knast nicht das Ende von irgendetwas ist, sondern ein weiterer Graben, von dem aus der aufständische Kampf fortgesetzt werden kann, und dass seine Mauern, Gitter und Käfige nicht ausreichen, um die Solidarität und Komplizenschaft zwischen den Anarchist*innen zu brechen. An dieser Stelle ist auch die Tatsache zu verorten, dass Francisco die ihm vorgeworfenen Taten begangen hat, die Verantwortung übernommen hat und damit einem Anarchismus der offensiven Aktion und der Notwendigkeit der Kontinuität seiner Schläge Geltung und Gültigkeit verleiht.

Im Knast haben beide zusammen mit anderen Gefährt*innen ein Kollektiv von anarchistischen und subversiven Gefangenen gegründet, um dem Kampf aus den Knästen heraus eine weitere Kontinuität zu verleihen. Ein Ausdruck dieses widerspenstigen Willens war der Hungerstreik, den sie ab dem 22. März 2021 mehr als 50 Tage lang führten und in dem sie die Annullierung der Änderungen des Gesetzesdekrets 321 und die Freilassung von Marcelo Villarroel forderten.

Erst am 10. August letzten Jahres, mehr als zwei Jahre nach Beginn ihres Prozesses und nach einer Reihe von Verlängerungen der Ermittlungszeit, wurde ihr Fall abgeschlossen, woraufhin die endgültige Anklageschrift verkündet wurde, in der die Staatsanwaltschaft heute 30 Jahre Haft für Monica fordert und ihr zwei Straftaten vorwirft, nämlich das Platzieren von Sprengsätzen. Die Staatsanwaltschaft fordert 129 Jahre Haft für Francisco, für die Versendung von zwei Sprengsätzen, drei vereitelte Tötungsdelikte, Verletzungen, Schäden sowie das Plazieren von zwei Sprengsätzen.

Die Staatsanwaltschaft der südlichen Metropole, vertreten durch Claudio Orellana, einen Staatsanwalt, der auf Fälle von Bombenanschlägen und gegen Antiautoritäten spezialisiert ist, wird versuchen, mehr als 166 Zeugen, 53 Sachverständige und mehr als 400 Beweisstücke heranzuziehen. Er wird versuchen Rechnungen auszugleichen, da es im Jahr 2010 nicht möglich war, im Fall Caso Bombas mehrer Gefährt*innen verurteilen zu können. Gleichzeitig versucht er, unter Umgehung der eigenen rechtlichen Hürden, sie wegen ihrer früheren Verurteilung in Spanien als „Wiederholungstäter“ einzustufen.

Für viele können die vernichtenden Urteile, mit denen die Gefährt*innen begraben werden sollen, wirklich lähmend sein. Angesichts einer scheinbar unaufhaltsamen juristischen Maschinerie kann sich nur ein Gefühl der Hilflosigkeit und Frustration ausbreiten. Aber genau dorthin will uns die Macht bringen. Die anarchistische Solidarität hingegen weiß sich voller Vitalität und Kreativität ihren Weg zu bahnen und setzt sich dafür ein, die Anmaßungen der Mächtigen zu zerstören, die nicht nur unsere Gefährt*innen, sondern auch die Idee der Rebellion selbst auslöschen wollen.

Ein bekannter Ex-Minister, der die Repression anführte, das Polizeirevier, aus dem die Mörder von Claudia López herauskamen, das während des Aufstands geschützte Viertel der Reichen oder die verstümmelnde Polizei waren die Ziele dieser Aktionen. Ihre Beweggründe sind die unseren und die von uns allen, die die Welt der Autorität und des Gehorsams ablehnen. Die Aktionen, für die die Gefährt*innen vor Gericht stehen werden, sind völlig gültig und legitim gegen die Mächtigen und Unterdrücker.

Diejenigen, die zurückgeschlagen und der Straffreiheit der Unterdrücker ein Ende gesetzt haben, stehen in einer klaren und alten revolutionären und vor allem anarchistischen Tradition, die mit eigener Hand versucht hat, das Gewaltmonopol des Staates und die Ruhe derjenigen zu zerstören, die von ihren Posten aus die brutalsten repressiven Übergriffe befohlen haben. In diese historische Linie ordnen wir auch den Fall unserer Gefährt*innen Monica und Francisco ein.

Es wird dazu aufgerufen, die Solidarität und die Agitation mit den Gefährt*innen zu verstärken. Von nun an dezentralisierte Initiativen angesichts des Prozesses zu ergreifen und die Begehrlichkeiten der Verfolger zu stoppen, die Monica und Francisco für Jahrzehnte einsperren wollen.

Kein Platz für Gleichgültigkeit: Solidarität und Komplizenschaft mit denen, die die Mächtigen und Unterdrücker angreifen!

Freihet für Monica und Francisco!

(Italien) Worte des Gefährten Gioacchino Somma, Verwalter von Radioazione, über den Kassationsverfahren von Scripta Manent.

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(Italien) Worte des Gefährten Gioacchino Somma, Verwalter von Radioazione, über den Kassationsverfahren von Scripta Manent.

22. August 2022

Kassationsverfahren Scripta Manent: einige Überlegungen und Klarstellungen

Dieses Schreiben entstand aus dem Bedürfnis heraus, den Gefährten zu erklären, was nach dem Urteil des Obersten Gerichtshofs (cassazione) im Scripta-Manent-Prozess vom 6. Juli geschehen wird.

Ausgehend von den schwersten Verurteilungen hat das Gericht den Sprengstoffanschlag auf die Schule der Carabinieri von Fossano (Cuneo) am 2. Juni 2006, für die die Rivolta Anonima und Tremenda / Informelle Anarchistische Föderation die Verantwortung übernahm, als „politisches Massaker“ (Art. 285 des Strafgesetzbuches), wobei das Berufungsgericht von Turin die abwertende Neuberechnung der Strafe mit dem Risiko einer lebenslangen Haftstrafe für die Gefährten Alfredo Cospito und Anna Beniamino anordnete.

Darüber hinaus wurden alle anderen vom Berufungsgericht verhängten Urteile bestätigt, wobei die Strafen für 11 Gefährten zwischen 2 Jahren und 6 Monaten und 1 Jahr und 6 Monaten lagen und die übrigen Angeklagten freigesprochen wurden.

Die Verurteilungen und Freisprüche sind nun rechtskräftig.

Die Notwendigkeit dieses Schreibens ergibt sich aus der Tatsache, dass ich festgestellt habe, dass viele Gefährten sich über die Situation, in der sich einige von uns Verurteilten von Scripta Manent befinden, nicht im Klaren sind.

All dies ist auch und vor allem wegen unseres Fehlers geschehen, als „freie“ Angeklagte, dass wir nicht sofort die Strafen erklärt haben und was einige von uns in der kommenden Zeit erwarten wird. Außerdem ging das Gerücht um, dass keiner von uns, der verurteilt wurde, die Strafe aufgrund einer Bewährung oder Aussetzung absitzen muss.

Leider ist dies nicht der Fall: Ich und zwei weitere Gefährten werden ihre Strafe vorerst im Knast verbüßen müssen.

Was mich betrifft, so wurde mir am 19. Juli letzten Jahres in der Kanzlei meines Anwalts das Urteil von 2 Jahren und 6 Monaten mit einem Monat Bewährung mitgeteilt. Das bedeutet, dass ich unter Berücksichtigung der Gerichtsferien im August und der einmonatigen Bewährungsfrist Mitte September mit der Verbüßung meiner Strafe im Gefängnis beginnen muss.

Es gibt also keine Freilassung auf Bewährung.

Was den Rest betrifft, so weiß ich genug über die Repression in Italien, dass mich das Urteil nicht überrascht hat, abgesehen von der verblüffenden Situation von Alfredo und Anna, wo die Absicht des Staates, sie in ihren Konzentrationslagern zu begraben, offensichtlich ist.

Seit Jahren versuchen die Richter abwechselnd, jeden endgültig zu verurteilen, der an Gegeninformationen interessiert ist. Die „Primadonna“1 Roberto Sparagna hat es geschafft.

Wer sonst als er!

Ein Richter, der „Vergessliche von Turin“, der es dank seiner Freundschaften auf den Gängen des Gerichts geschafft hat, viele von uns an das Berufungsgericht und dann an das Kassationsgericht zu schicken.

Ich beziehe mich auf die Tatsache, dass diejenigen von uns, die in erster Instanz freigesprochen wurden, es nicht einmal bis zur zweiten Instanz schaffen mussten, weil der Staatsanwalt eine Woche nach Ablauf der Frist einen Antrag gestellt hatte; „von Rechts wegen“ hätte der Antrag also verfallen und vom Richter abgelehnt werden müssen.

Aber nichts… die Richterfreunde schlossen ein Auge und gaben das Kleid dem Nackten König.

Von diesem Moment an war klar, dass die Urteile bereits gefällt worden waren.

Die Versetzung Alfredos nach 41bis in der Nacht vor der Verurteilung und die Auszeichnung „Falcone und Borsellino“, die er eine Woche zuvor dank der krampfhaften und ekelerregenden Kampagne des Bettelns um Solidarität von rechts und links erhielt, weil er sich als der am meisten begleitete Richter Italiens bezeichnete, haben ihr Übriges getan.

Ich hatte das Gefühl, dass der Staatsanwalt Roberto Sparagna und die vier Libera (Sektion Piemont) als „Mafiosi“ bezeichnet wurden, weil ich denselben Richter bei ihrem richtigen Namen genannt hatte: Miserablen.

Aber waren es nicht die Mafiosi, die die Versuche durch Freundschaften „arrangierten“? Ups…

Damit wird die Verurteilung wegen Gegeninformation in Italien zum ersten Mal zu einem Kassationsverfahren, nachdem der Straftatbestand der „subversiven Propaganda“ vor einigen Jahren auf den Dachboden verbannt worden war.

Das genügte Mago Sparagna, um das Ganze in eine neue Bezeichnung umzuwandeln: „Anstiftung zu Straftaten zu terroristischen Zwecken“, praktisch „subversive Propaganda zu terroristischen Zwecken“.

Er allein konnte in seinem Computer nicht die Pec finden, die das Datum des Antrags auf Widerspruch bestätigt, für alles andere hat er sich als geschickter Akrobat erwiesen.

Wenn er zurückgehen könnte, würde er alles noch einmal genauso machen.

Ich würde RadioAzione neu machen, ich würde jeden einzelnen Text auf der Website neu schreiben und jedes einzelne Wort, das im Radio gesagt wird, wiederholen.

Radio Azione hat nicht nur den Staat verärgert, sondern auch eine bestimmte Art von anarchistischer Bewegung; daher verstehe ich die Tatsache, dass sie es in diesen zwei Jahren vermieden hat, sie in ihren Kommuniqués und Schriften zu zitieren, und ich würde mich freuen, wenn sie dies ab dem Zeitpunkt, an dem sie ihre Strafe verbüßt, weiterhin tun würde. Ich bin Atheist, ich brauche weder Mitleid noch Beileid.

Warum sollte man sich unter anderem mit einer Person beschäftigen, die mit dieser Art der Gegeninformation ihren „Anarchismus im eigenen Schlafzimmer mit so viel abgestandener Luft“ geschaffen hat?

Ab September heißt es also: „Blumen sind überflüssig, danke!“

Ich werde mich dieser nächsten Zukunft stellen, ohne auch nur einen halben Millimeter zurückzutreten, aber vor allem mit dem Gedanken und dem Herzen, dass jeder Tag an Alfredo und Anna gehen wird: ein Bruder und eine Schwester, aber vor allem meine anarchistischen Gefährten!

Für die Anarchie, für die Insurrektion!

Gioacchino Somma

Quelle aus dem Italienischem:

//sardegnaanarchica.wordpress.com/2022/08/08/scritto-dellanarchico-gioacchino-somma-sulla-sentenza-scripta-manent/


1Ausdruck, der jemandem zugeschrieben wird, der sich immer von den anderen abheben will.

(Frankreich) Neues zur rechtlichen Situation des anarchistischen Gefährten Claudio Lavazza

Gefunden auf publicación refractario, die Übersetzung ist von uns

(Frankreich) Neues zur rechtlichen Situation des anarchistischen Gefährten Claudio Lavazza

August 18, 2022

Am 17. Mai 2022 fand eine Anhörung statt, bei der auf Antrag des Anwalts von Claudio seine Freilassung auf der Grundlage des Prinzips der Strafkumulation beschlossen wurde, das nach europäischem Recht in seinem Fall anwendbar ist, da er bereits mehr als 25 Jahre im Gefängnis verbracht hat. Am 21. Juni lehnte das Gericht den Antrag des Anwalts ab und schloss sich dem Antrag des Staatsanwalts an, der behauptet, dass Claudio noch fünf Jahre in Frankreich verbringen muss, zuzüglich der Jahre, die er bereits in spanischen Gefängnissen verbracht hat.

Ihre „juristischen“ Gründe für dieses Beharren haben den Anwalt von Claudio noch nicht erreicht, der auf jeden Fall in Berufung gehen wird. Wieder einmal müssen wir auf die Langsamkeit des Strafvollzugs warten, und es scheint, dass die Antwort nicht vor September kommen wird. Dies bedeutet weitere Monate Haft für Claudio, der, wie wir uns erinnern, nach der Berechnung der bereits abgezogenen Jahre und der daraus resultierenden Kumulierung der in seinen Gesetzbüchern vorgesehenen Strafen am 11. Dezember 2021 hätte entlassen werden müssen. Wir sollten uns nicht wundern, wenn der Staat, der sich nicht damit begnügt, Claudio die Höchststrafe aufzuerlegen, so weit geht, dass er sogar seinen eigenen Konventionen und Gesetzen widerspricht, um einen Gefährten einzusperren, der seine eigene Ethik, seine eigenen Ideen und seinen eigenen Weg des Kampfes mit erhobenem Haupt vertritt.

Handeln, damit Claudio endgültig frei ist.

Handeln, damit die Repressionswut des Staates gegen anarchistische Gefangene eine gerechte Antwort findet.

Handeln, damit alle frei sind.

Einige solidarische Anarchisten