Vom 15. bis zum 20 November findet eine Veranstaltungswoche in der
anarchistischen Bibliothek Frevel statt! 6 Tage voller Frevelei, 6 Tage
voller Gottlosigkeit, Diskussionen, Lesungen, Essen, Musik,
Buchvorstellungen etc. Nach sechseinhalb frevelhaften Jahren der
anarchistischen Bibliothek müssen wir unfreiwillig ausziehen. Wegen den
Drecksbullen. Deswegen kommt in der Zenettistr. 27 vorbei: Vom 15.-20.
November (die Tage wurden um einen Tag verlängert.)
Was kommt danach? Wer weiß… jetzt ersteinmal sechs Tage heißer Scheiß.
Mehr Infos auf: frevel.noblogs.org
Das Programm der Veranstaltungswoche:
DIENSTAG 15. November
19:00 Uhr: In einer Welt der Ruinen. Gespräche von indigener Anarchie Buchpräsentation & Diskussion
KLAPPENTEXT: «Wir erahnen die tiefere Erforschung von
Indigenem Anarchismus in zwei Richtungen gehend: Ein Weg wird der Weg
der aktivistischen Wissenschaftler:innen sein (sowohl Indigene als auch
Siedler:innen), aus einer anthropologischen und philosophischen
Perspektive, die in absolut keiner Verbindung mit denjenigen steht, die
sich in der Nähe der Feuer der Autonomie in unseren Ländern befinden
(und dies ist der Weg, den wir ganz klar ablehnen). Der andere Weg wird
schwierig, kühn, heftig, experimentell und voller Widersprüche sein. Er
wird im Rauch um die Feuer herum geteilt werden, die Träume sprechen. Er
wird zwischen dem Stilllegen von Pipelines, dem Einschlagen von
Firmenfensterscheiben und Zeremonien gefunden werden. Er wird sich in
Hooghans und auf Wohnwagenplätzen finden. Er wird etwas sein, das sich
mit seinem ganzen Wesen weigert, festgelegt zu werden, in die Gemeinde
des Erfassbaren getrieben zu werden, um eine Erweiterung der kolonialen
Ordnung von Ideen und Existenz zu sein. Er wird sich selbst unfassbar
machen. In diesem Sinne bieten wir die folgenden Provokationen,
Behauptungen, Gedanken und Fragen an, nicht als Schlussfolgerung,
sondern als Einladung, diese Diskussion weiterzuführen, wenn wir uns als
Indigene Menschen, die auch Anarchist:innen sind, orientieren wollen.» (Unfassbar: Gegen eine Indigene Anarchistische Theorie von Klee Benally, Ya’iishjááshch’ilí)
MITTWOCH 16. November
15:00 Uhr: Qubes. An intro to the security-focused operating system
This presentation will provide an overview and tour of the highly
secure Linux-based QubesOS operating system and why it should be of
interest to anarchists. QubesOS is a unique operating system based on a
collection of isolated ‘virtual machines’, with a variety of structural
differences from typical operating systems like MacOS, Windows and
Linux. It is designed to protect the user from a large range of possible
attacks and provide built in tools for privacy and anonymity. We will
introduce the concepts and structure behind QubesOS, explain how it is
different from projects like Tails, explore how it can apply to
different threat models, go over how to install and use QubesOS
yourself, and answer any other questions you may have!
19:00 Uhr: Isolationshaftregime 41-bis in Italien. Input und Diskussion
Seit dem 20. Oktober hat der Anarchist Alfredo Cospito einen
unbefristeten Hungerstreik begonnen. Momentan sitzt er im
Isolationhaftregime 41bis im Hochsicherheitstrakt des Gefängnisses von
Bancali auf Sardinien. Er ist dort seit dem 5. Mai und durch seinen
Hungerstreik will er zumindest erkämpfen aus dem 41bis zu kommen. Das
41bis bedeutet 23 Stunden Einschluss am Tag, 24 Stunden
Videoüberwachung, sowohl in der Zelle als auch auf dem Klo, 1 Stunde
Besuchszeit im Monat und noch mehr. Der Gefangene soll nicht nur wegen
seiner Taten bestraft werden, sondern körperlich und seelisch zerstört
werden. Die Chancen jemals aus diesem Regime rauszukommen sind sehr
gering. In Solidarität mit ihm sind mittelerweile auch weitere
anarchistische Gefangene in den Hungerstreik gegangen: Anna, Ivan und
Juan. Warum wurde der 41bis speziell bei Alfredo angewendet? Was
bedeutete dieses Haftregime?
Wir wollen versuchen so weit wie möglich über Alfredo´s Zustand und den
der anderen Gefährt:innen zu berichten, aber auch über die Solidarität
die sie gerade erfahren und wie die anarchistische Bewegung in Italien
damit umgeht.
Was können wir machen und wie verhalten wir uns wenn der Staat uns lebendig begraben will und letztendlich töten will?
Wer schonmal Lust hat mehr darüber zu lesen kann dies hier tun:
Wir werden den Mord an Alfredo Cospito nicht zulassen – Aufruf zur
internationalen Mobilisierung https://de.indymedia.org/node/235179
DONNERSTAG 17. November
19:00 Uhr: Frauen bildet Banden. Filmscreening und Diskussion
Der Film Frauen bildet Banden – Eine Spurensuche zur Geschichte der Roten Zora
erzählt anhand von Interviews mit zwei Mitgliedern der Gruppe sowie
Angehörigen der damaligen Frauenbewegung vom antipatriarchalen Kampf und
versucht die Rote Zora ins Verhältnis zur damaligen Bewegung zu setzen.
Wir wollen anhand des Filmes darüber diskutieren, was sich aus der
Geschichte der Roten Zora, ihren Erfolgen und ihren Misserfolgen für
heutige antipatriarchale Kämpfe lernen lässt, gerade in Anbetracht der
Tatsache, dass sich kaum von einer Bewegung rund um diese Kämpfe
sprechen lässt.
FREITAG 18. November
15:00 Uhr: Verfolgung anarchistischer Ideen und Publikationen. Diskussion
Was bedeutet diese Repression gegen anarchistische Publikationen und
Ideen für uns? Wie können wir einen offensiven Umgang mit staatlicher
Repression finden, wenn der Staat versucht, die offene Artikulation
anarchistischer Inhalte zu verfolgen? An welche Erfahrungen können wir
anknüpfen, wenn es potentiell zur Straftat wird, Zeitungen zu schreiben,
zu drucken und zu verteilen?
19:00 Uhr: 22 Jahre Knast. Lesung von Dimitri Todorov
Dimitri wird aus seiner Autobiographie “22 Jahre Knast” und
unveröffentlichten Kurzgeschichten vorlesen.
SAMSTAG 19. November
19:30 Uhr: Zensur und Verbot. Vorleseabend
Treffen wir uns, um uns aus verschiedenen Büchern und Texten vorzulesen,
über diese zu sprechen – egal aus welchem Grund sie uns begeistern, sie
uns zum Lachen oder zum Nachdenken bringen, sie unsere Wut bestärken
oder uns vor neue Fragen stellen.
An diesem Abend wollen wir Texte lesen, welche zum Thema Zensur und Verbot passen. Bringt eigene Texte mit!
SONNTAG 20. November
13:00 Uhr: Zerstören wir den Leviathan! – Über die Unvereinbarkeit von Anarchie und Zivilisation Vortrag und Diskussion
“Sie verunstalten die Erde mit ihren Konstruktionen und ihrem
Abfall. Diese Nation ist wie ein Strom geschmolzenen Schnees, der sein
Bett verlässt und alles auf seinem Weg zerstört.”
Die Zerstörung der Erde schreitet immer weiter voran. Tag für Tag, Jahr
für Jahr, wird Fläche um Fläche zubetoniert, die Erde aufgerissen,
Flüsse und Gewässer vergiftet, Wüste um Wüste geschaffen. Während
tagtäglich und das auch vor unseren Augen die lebendige Welt in eine
tote verwandelt wird, haben die Mächtigen einen Propagandasturm
entfesselt, der das Massaker an Erde und Lebewesen auf die „Klimafrage“
reduziert und einen „grünen“ Kapitalismus bewirbt. Dabei soll die
Energie, die zum Betreiben des gigantischen Apparats, in dem wir heute
leben, vonnöten ist, von fossilen Brennstoffen auf „erneuerbare
Energien“ umgestellt werden.
Etwas an dem sich auch viele antikapitalistisch eingestellter
Menschen nicht stoßen, solange diese „erneuerbare Energie“ für eine
Produktion eingesetzt wird, die den Menschen vermeintlich nützt. Während
sie also technologische Lösungen für ein technologisch verursachtes
Problem vorschlagen, während sie Autos verdammen und Züge als die
vermeintlich „ökologischere“ Alternative preisen, während sie Windräder
und Solarpanels bewerben, beteiligen sich diejenigen, die die
Produktionsmittel an sich reißen wollen, um diese wahrhaft zum Wohle der
Menschheit einzusetzen, weiter am Massaker an der lebendigen Welt. Denn
ob („grüner“) Kapitalismus, (Öko-)Faschismus, oder
(Anarcho-)Kommunismus (oder einer seiner vielen Spielarten), sie alle
eint das Festhalten an der industriellen Produktion, an einem Verhältnis
zur Natur, zu dessen Kreislauf sie sich nicht zugehörig fühlen, am
Kolonialismus und am Extraktivismus, kurz an der Zivilisation.
Und so können sie sich nur darüber wundern, dass etwa die wenigen
Nachfahren der durch die europäischen Kolonisatoren abgeschlachteten
Indigenen auf dem chilenisch besetzten Gebiet den Bau von
Wasserkraftwerken sabotieren und die Forstwirtschaft angreifen. Dass
Individuen in der französischen Kolonie Neukaledonien die Förderbänder
der so sehr für die „Dekarbonisierung“ benötigten Nickel- und
Kobalt-Minen abfackeln. Dass in Frankreich Umspannwerke und Windräder
brennen. Rückständigkeit und die „Verklärung überkommener Lebensweisen“?
Oder die notwendige Einbeziehung der Kritik indigener Menschen an
Kolonialismus und Zivilisation in eine anarchistische Analyse?
An diesem Nachmittag wollen wir die klassische anarchistische Kritik
an Herrschaft, Staat und Kapital erweitern, um anschließend mit euch in
Diskussion zu treten, über Zivilisation, Kolonialismus und industrielle
Produktion, und was man angesichts der Megamaschine, mit der wir
konfrontiert sind, tun kann.
17:00 Uhr: Reflexion über anarchistische Räume und die Bibliothek Frevel. Input & Diskussion
20:00 Uhr: “Der Überfall”, eine mörderische Geschichte aus dem Münchner Schlachthofviertel der 20er Jahre.
WICHTIG: Wir schließen nach dem 20. November 2022!
Bitte bringt eure ausgeliehenen Bücher bis dahin zurück oder nehmt Kontakt zu uns auf, wenn euch das nicht möglich ist. Weitere Informationen zu den Gründen, warum wir schließen müssen:
https://frevel.noblogs.org/kundigung-unserer-raumlichkeiten-auf-druck-der-bullen/
Leider können wir über die Adresse in der Zenettistr. 27 ab Dezember
auch keine Post mehr erhalten, also erkundigt euch bei uns über etwaige
Alternativen.