Brand in Papierfabrik

via hessenschau
Nach tagelangem Einsatz ist ein Brand in einer Papierlagerhalle in Darmstadt gelöscht worden. Die Polizei schließt Brandstiftung nicht aus. Der Schaden ist hoch. Das seit Dienstag brennende Feuer sei um 6 Uhr am Freitagmorgen gelöscht gewesen, hieß es von der Feuerwehr. Jetzt werde in Abständen geschaut, ob es noch irgendwo Glutnester gebe. „Für die Feuerwehr war es ein langer und anstrengender Einsatz“, erklärte die Einsatzleitung. Der Brand in der Lagerhalle der Papierfabrik in Darmstadt-Eberstadt war am späten Dienstagabend in Brand geraten. Rund 2.000 Kubikmeter gepresste Papierballen standen in Flammen. Verletzt wurde niemand.

Mindestens sechsstelliger Schaden

„Wir können Brandstiftung nicht ausschließen, ob fahrlässig und vorsätzlich, ist unklar“, sagte ein Sprecher der Polizei am Freitag. Ein technischer Defekt sei es nicht gewesen. Es sei von einem mindestens sechsstelligen Schaden auszugehen. Die Beamten werden den Brandort nach eigenen Angaben vermutlich erst zu Beginn der nächsten Woche begehen können. Ein Übergreifen der Flammen auf weitere Gebäudeteile hatte die Feuerwehr verhindern können. Zeitweise waren mehr als 85 Einsatzkräfte vor Ort.

Drohne mit Wärmebildkamera im Einsatz

Die Löscharbeiten gestalteten sich schwierig, wie Einsatzleiter Christian Wagner dem hr sagte. Weil sehr wenig Platz auf dem Gelände sei, habe die Lagerhalle nur langsam ausgeräumt werden können. Dies sei nötig gewesen, um an die Brandnester zu gelangen. Unter anderem wurde mit Hilfe einer an einer Drohne angebrachten Wärmebildkamera der Brandort beobachtet. Weil der Rauch zum Eberstädter Bahnhof zog, blieb dieser bis zum Ende der Löscharbeiten gesperrt. Fernverkehrszüge wurden umgeleitet und verspäteten sich um rund zehn Minuten. Betroffen waren die ICE- und IC/EC-Züge auf der Strecke Heidelberg/Mannheim – Darmstadt – Frankfurt.

Zweiter Brand innerhalb weniger Monate

Bereits vor drei Monaten hatte es im Westteil der großen Halle gebrannt, wie der Feuerwehrsprecher sagte. Damals entstand ein Schaden in sechsstelliger Höhe. Als Ursache war Brandstiftung vermutet worden. Nun sei das Feuer in der anderen Hälfte der Halle ausgebrochen.

db infrastrukturprojekt angegriffen

via de.indymedia.org
heute gingen scheiben zu bruch. in solidarität mit der karawane „el sur resiste“ gegen die megaprojekte „tren maya“ und „istmo de tehuanetepec“.
heute nacht haben wir einen bagger der firma strabag mit steinen angegriffen. dieser stand auf einer baustelle der db netz ag in frankfurt eschersheim. die deutsche bahn baut weltweit „moderne“ infrastruktur. diese sei fortschritllich und grün. doch die db tötet weltweit. ihre projekte und logistik bedeuten militarismus zerstörung der natur und indigener gemeinschaften und neokolonialismus. neben der db netz ag hat es mit strabag ein weiteres unternehmen der ausbeutung zerstörung und verdrängung getroffen. gegen ihren fortschritt. gegen ihre infrastrukturprojekte. egal ob in frankfurt oder yucatán. freiheit für die inhafierten des protestcamps „tierra y libertad“ welches am 28 april angegriffen und geräumt wurde.

Linker-Gewalt-Mob zog in der Nacht randalierend durch Mitte

via kontrapolis.info (via B.Z.)
Ist das ein erster Vorgeschmack auf den 1. Mai? Ein randalierender Mob zog in der Nacht zu Samstag durch Berlin-Mitte. Im Visier: dutzende Fahrzeuge und Geschäfte in der Seydelstraße. Gegen Mitternacht alarmierten Zeugen Polizei und Feuerwehr. Zwei Autos, darunter ein ladendes Elektroauto, standen bereits in Flammen. Die Polizei stellte an dutzenden Fahrzeugen Schäden fest: zerborstene Scheiben, abgeschlagene Außenspiegel und beschmierte Karosserien. Auch Geschäfte und das ansässige Jobcenter hatten die Vandalen attackiert. Das Jobcenter wurde massiv mit Farbtöpfen und Steinen beworfen, andere Schaufenster wurden mit Pflastersteinen und Metallstangen zerschlagen. Rascher Fahndungserfolg: Durch das schnelle Absuchen der Tatortnähe und dem Einsatz des Polizeihubschrauber „Pirol Berlin“ konnten zwei Personen festgestellt werden, die sich letztlich als tatverdächtig herausstellten. Beamte des Abschnitt 57 und der 14. Einsatzhundertschaft stellten die beiden Männer und durchsuchten diese. Dabei fanden sie Magnesium-Fackeln, sogenannte Bengalos. Da die Täter in der Seydelstraße mehrere Schmierereien hinterließen, geht man davon aus, dass es sich um Täter aus der linken Szene handelt und diese Tat in Anlehnung an den bevorstehenden 1. Mai gewidmet wurde. Der polizeiliche Staatsschutz wird die Ermittlungen übernehmen. Es entstand Sachschaden von mehreren hunderttausend Euro.

Offener Brief an die Organisator*innen und Teilnehmer*innen des ABC-Fests Wiens

Oder: Warum wir dieses Jahr nicht auf das ABC-Fest fahren

Liebe Organisator*innen und Teilnehmer*innen des ABC-Fests Wiens 2023,

wir hätten in diesem Jahr eigentlich den Vortrag mit anschließender Diskussion “Zerstören wir den Leviathan – Über die Unvereinbarkeit von Anarchie und Zivilisation” gehalten, sehen uns jedoch kurzfristig veranlasst, diesen abzusagen und werden in diesem Jahr auch sonst nicht am ABC-Fest teilnehmen. Wir waren schockiert darüber, im Veranstaltungsprogramm zu lesen, dass “Aktivist*innen” des Netzwerks “Solidarity Collectives” auf einer explizit anarchistischen Veranstaltung eine Plattform geboten wird. Schockiert deshalb, weil trotz der Darstellung dieses Netzwerks als “antiautoritär” für uns eines klar ist: Anarchismus kann niemals irgendetwas damit zu tun haben, Nationalstaaten, Nationalismus und Militär mittel- oder unmittelbar zu unterstützen.

Nichts geringeres jedoch ist das erklärte und in zahlreichen Statements, Vorträgen und Taten von Mitgliedern der “Solidarity Collectives” untermauerte Selbstverständnis der eingeladenen “Aktivist*innen” und ihrer Unterstützer*innen. Unterstützung für (angeblich “anarchistische”) Teile des ukrainischen Militärs zu organisieren, die unverhohlen (und angesichts der Tatsache, dass Anarchist*innen realistisch gesehen schlicht nicht über die erforderlichen Mittel und Beziehungen verfügen, sogar geradezu lächerlich prahlerisch) von sich behauptet, Nachschub an die Front zu liefern (“provide the anti-authoritarian activists who joined military units with everything they needed.” Zitat von der Webseite der Solidarity Collectives) ist für uns mit anarchistischen Ideen unvereinbar! Dass das selbe Netzwerk dabei ganz offen einräumt Kriegspropaganda in anarchistischen Millieus betreiben zu wollen (“People discuss the “Ukrainian question” all over the world. Explaining why all anti-authoritarian forces, despite everything, should support the Ukrainian resistance movement is our primary task today. Therefore, we are always ready to take part in conferences, debates or share our vision with journalists.”) ist dabei bloß die Spitze des Eisbergs. Wir sind angewidert davon, dass seitens jener “Aktivist*innen” der “Solidarity Collectives”, denen hier auf dem ABC-Fest eine Plattform geboten werden soll, in Interviews, bei Veranstaltungen und vor allem in den Weiten des Internets wiederholt Stimmung gegen Deserteure gemacht wurde, nationalistische Positionen, die etwa Russ*innen zu legitimen Feind*innen erklärt und als solche direkt wie indirekt zum Abschuss freigegeben haben, verbreitet, der antimilitaristische Widerstand gegen den Krieg in Russland geleugnet wurde (was insbesondere zur Intensivierung dieser nationalistischen Ressentiments beiträgt), der militärische Schulterschluss mit extrem rechten, faschistischen ukrainischen Kräften relativiert und auch verteidigt wurde, sowohl die ukrainische Regierung, wie auch das Konglomerat an westlichen Regierungen, die unter dem Banner der NATO Konfliktpartei im Krieg auf dem ukrainischen Territorium sind, als geringeres Übel entschuldigt wurden, obwohl nicht zuletzt Anarchist*innen in diesen Staaten und von den selben Regierungen eingekerkert, gefoltert, verstümmelt und ermordet wurden und werden.

Wir sind der Ansicht, dass anarchistische Interventionen gegen den Krieg viele Formen annehmen kann. Sie kann von der Unterstützung von Deserteur*innen über (bewaffnete) Sabotagen gegen die Infrastrukturen des Krieges bis hin zu bewaffneten Kämpfen gegen alle staatlichen Mächte reichen, um nur ein paar wenige Beispiele zu nennen. Unverzichtbar dabei ist für uns jedoch immer, dass Bündnisse – und seien es auch bloß temporäre – mit allen Staaten rigoros abgelehnt werden, dass wir als Anarchist*innen an der Seite aller unterdrückter Bevölkerungen stehen und uns nicht von nationalistischer Propaganda gegen die Bevölkerungen anderer Länder aufwiegeln lassen – und diese schon gar nicht selbst betreiben – und unsere Aktivitäten ebensowenig wie in Friedenszeiten auf bloße humanistische/humanitäre Hilfsleistungen abzielen, die dem Staat und der Herrschaft eher nützen, anstatt diese zu zersetzen. Sich jedoch in die Reihen des Militärs zu begeben, nicht etwa um dort Meutereien anzuzetteln, die Praxis des Fraggings wiederzubeleben oder schlicht an Waffen zu gelangen, um mit diesen zu desertieren und sie fortan gegen alle Staaten zu richten, sondern um an der Verteidigung eines Territoriums zugunsten der vorherrschenden staatlichen Besatzungsmacht teilzuhaben, das kann unserer Auffassung nach nicht in Einklang mit anarchistischen Ideen gebracht werden und obendrein bestätigt die Geschichte aller Kriege (sowie eigentlich bereits der “gesunde Menschenverstand”), dass diese “Strategie” keinerlei Erfolgsaussichten hat.

Wir haben im vergangenen Jahr leider viel zu oft beobachtet, wie sich Anarchist*innen dennoch an dieser pro-nationalistischen Unterstützung der Ukraine im Krieg gegen Russland beteiligt haben. Wir haben zahlreiche Diskussionen mit den Verfechter*innen dieser “anarchistischen” Kriegstreiberei geführt und dabei festgestellt, dass es gemäß der erklärten Absicht der “Solidarity Collectives” gar nicht im Interesse dieser “anarchistischen” Kriegstreiber liegt, ihren Standpunkt zu diskutieren, sondern sie ausschließlich das Ziel verfolgen anti-autoritäre Kräfte dazu zu bringen, sie und damit den Krieg zu unterstützen (“Explaining why all anti-authoritarian forces, despite everything, should support the Ukrainian resistance movement is our primary task today.” – Webseite der “Solidarity Collectives”). In dem Wissen um diese Strategie und mit der Erfahrung vorangegangener Diskussionen sind wir der Überzeugung, dass diesen Leuten, die Anarchist*innen autoritäre Ideen (Kriegstreiberei) unterjubeln wollen, seitens von Anarchist*innen keine Plattform geboten werden sollte. Wer mit manipulativen Mitteln (z.B. einer Betroffenheits-Nicht-Betroffenheits-Rhetorik, selektiven und verdrehten Informationen, Bildern vom Elend des Krieges, die dann allerdings zur Rechtfertigung des Krieges selbst verwendet werden, sowie einem mehr als paradoxen “Privilegien”-Vorwurf gegen alle, die ihre Meinung nicht teilen) arbeitet, um Debatten abzuwürgen und dabei danach strebt Anarchist*innen in den Krieg zu mobilisieren, hat unserer Meinung nach auf einer anarchistischen Veranstaltung nichts zu suchen.

Aus diesem Grund haben wir uns entschieden, unsere eigene Beteiligung am diesjährigen ABC-Fest abzusagen, weil wir dieser Dynamik (auch wenn sie zeitgleich in immer mehr angeblich anarchistischen Räumen stattfinden mag) keinerlei Vorschub leisten wollen.

Wir stehen an der Seite aller vom Krieg Betroffenen, egal von welchem Staat das Territorium besetzt ist, ob Ukraine oder Russland, sowie überall auf der Welt, und erklären uns solidarisch mit allen, die mit freiheitlichen Absichten gegen das Abschlachten im Interesse verschiedener kapitalistischer Herrschaftsfraktionen kämpfen, egal ob Anarchist*innen oder nicht!

Keine Solidarität mit jenen, die für ihr Vaterland, ihr „Volk“ oder das angeblich geringere demokratische Übel schlachten wollen, egal ob sie sich als „Anarchist*innen“ bezeichnen oder nicht!

25 Transporter bei Berliner Peugeot-Autohaus abgebrannt

via kontrapolis.info (via B.Z.)
Auf dem Stellplatz eines Autohauses in Marzahn kam es am Freitagmorgen zu einem Großbrand. Mehr als zwei Dutzend Fahrzeuge wurden dabei zerstört. Gegen 4 Uhr standen auf der Fläche von Peugeot Stellantis an der Landsberger Allee, Ecke Blumberger Damm insgesamt 25 Kleintransporter, SUVs und Pkw in Flammen. Auch ein E-Fahrzeug, dessen Batterie, in Brand geriet, wurde von den Flammen ergriffen. Etwa 60 Einsatzkräfte der herbeieilenden Feuerwehr bekämpften bei starker Rauchentwicklung das Feuer. Die brennende Batterie des E-Autos wurde mit einem speziellen Akkulöschgerät gekühlt. Kurz nach 7 Uhr hatte die Feuerwehr den Brand schließlich unter Kontrolle. Sofort nachdem die Löscharbeiten beendet waren, begann die Polizei mit ihren Ermittlungen. Beamte der Spurensicherung setzten dabei auch eine Drohne ein. Warum der Brand auf der Abstellfläche, die an den Hennickendorfer Weg grenzt, ausbrechen konnte, steht noch nicht fest. Auch zur Höhe des entstandenen Sachschadens liegen noch keine Angaben vor. Derzeit betreibt Stellantis & You Deutschland allein in Berlin fünf Standorte, bundesweit gebe es mehr als 30 Standorte mit etwa 1000 Beschäftigen, so ein Unternehmenssprecher auf Anfrage.

Der Anarchist Alfredo Cospito hat seinen seit dem 20. Oktober andauernden Hungerstreik beendet.

Per Mail erhalten, aus la nemesi.
Der Anarchist Alfredo Cospito hat seinen seit dem 20. Oktober andauernden Hungerstreik beendet. Am Mittwoch, den 19. April 2023, beendete der Anarchist Alfredo Cospito seinen Hungerstreik, den er 181 Tage zuvor, am 20. Oktober 2022, im Gefängnis von Bancali auf Sardinien begonnen hatte. Der Gefährte, der derzeit in der Abteilung für Gefängnismedizin des Krankenhauses San Paolo in Mailand inhaftiert ist, hatte seinen Hungerstreik sechs Monate lang bis zum bitteren Ende durchgehalten. Er richtete sich gegen die Haftbedingungen, gegen den Artikel 41bis der Strafvollzugsordnung (am 5. Mai 2022 wurde er in das Isolationshaftregime verlegt) und gegen die lebenslange Freiheitsstrafe ohne Bewährung, die am Ende des Prozesses Scripta Manent das endgültige Urteil für den Gefährten zu sein drohte. Die Unterbrechung des Hungerstreiks erfolgte nach der Anhörung vor dem Verfassungsgericht am 18. April in Rom, bei der mildernde Umstände für Wiederholungstäter bei allen Verurteilungen zu lebenslangen Freiheitsstrafen anerkannt wurden. Dies ist bei Alfredo der Fall, da mit der Neueinstufung (durch das Kassationsgericht am Ende des Verfahrens Scripta Manent) der Anklage wegen des doppelten Sprengstoffanschlags auf die Kadettenkaserne der Carabinieri in Fossano am 2. Juni 2006 von einem „gewöhnlichen Massenmord“ (Art.422 des italienischen Gesetzbuch ) in einen „politisch motivierten Massenmord“ (d.h. „Massenmord mit dem Ziel, die Sicherheit des Staates anzugreifen“, Art.285 des italienischen Strafgesetzbuches) umzuwandeln, drohten Alfredo Cospito und Anna Beniamino auf Antrag der Turiner Staatsanwaltschaft lebenslange bzw. 27 Jahre Haft. Was in den letzten Tagen geschehen ist, ist sicherlich kein „Sieg“ für den Rechtsstaat oder eine „Rückkehr“ zu den Prinzipien der Verfassung, sondern vielmehr das Ergebnis des Hungerstreiks und der internationalen Solidaritätsbewegung, die sich in den letzten 11 Monaten entwickelt hat. Der Staat wollte Alfredo Cospito mit der Verhängung einer lebenslangen Freiheitsstrafe und dem 41bis lebenslang im Gefängnis begraben. Heute, obwohl der Gefährte weiterhin im 41bis einsitzt, haben der Staat und seine Repressionsapparate dieses Ziel nicht erreicht. In den letzten Monaten hat der Gefährte sein Leben riskiert und riskiert es immer noch in dieser neuen und heiklen Phase, in der seine Fähigkeit, sich selbst zu ernähren, langsam wiederzuerlangen beginnt. Der Gefährte hat bereits wahrscheinlich bleibende neurologische Schäden erlitten, insbesondere im peripheren Nervensystem (wo er die volle Sensibilität in einem Fuß verloren, der andere Fuß hat eine verminderte Sensibilität und eine Hand hat begonnen, ähnliche Symptome zu zeigen). Die Fortsetzung des Hungerstreiks in der Art und Weise, wie er seit vielen Monaten durchgeführt wurde, brachte ihn objektiv nicht in die unmittelbare Gefahr eines plötzlichen Todes, der wahrscheinlich durch die Überwachung im Krankenhaus hätte vermieden werden können. Er brachte sich jedoch in die Gefahr eines fortschreitenden und dauerhaften körperlichen Verfalls mit mehr oder weniger schwerwiegenden Folgen, die vor allem in einer weiteren Beeinträchtigung des Nervensystems bestehen. Während dieses Hungerstreiks hat Alfredo immer wieder betont, dass er nicht nur für sich kämpft, sondern für alle Gefangenen im 41bis und darüber hinaus, um Solidarität mit den inhaftierten Anarchisten, Kommunisten und Revolutionären auf der ganzen Welt zu entwickeln. Und in diesen sechs Monaten des Streiks wurde die Solidarität mit Alfredo in Gefängnissen auf der ganzen Welt zum Ausdruck gebracht, vor allem von anarchistischen und revolutionären Mitgefangenen, die sich in Italien, Frankreich, Chile, Griechenland, Großbritannien, Spanien und Deutschland solidarisierten und kämpften, indem sie ihrerseits in den Hungerstreik traten, Solidaritätsinitiativen, Erklärungen und Analysen veröffentlichten. Eine Solidarität, die insbesondere in Italien auch von anderen Gefangenen – nicht nur von inhaftierten Anarchisten und Revolutionären – in vielfältiger Form zum Ausdruck gebracht wurde. Die autoritäre Wende, Ausdruck des Kapitalismus in seiner neoliberalen Ausprägung, der sich derzeit in der Krise befindet, hat zu einer starken Repression gegen Anarchisten geführt und wird dies auch weiterhin tun; eine Repression, die – wie wir in den letzten Jahren beobachten konnten – auf die ausgebeuteten sozialen Schichten übergegriffen hat, die am meisten unter der sozialen und ökologischen Krise leiden. Aber die Warnung, die der italienische Staat der anarchistischen Bewegung geben wollte, wurde mit Entschlossenheit und Konsequenz an den Absender zurückgeschickt. Der sechsmonatige Hungerstreik hat verhindert, dass Alfredo und alle inhaftierten Gefährten isoliert bleiben. In diesen langen Monaten ist eine internationale revolutionäre Solidaritätsbewegung entstanden, die – vor dem 20. Oktober und, da sind wir sicher, auch nach diesem 19. April – in der Lage war und sein wird, den Sinn und die Perspektive unserer Ideen und unserer Praxis zu bekräftigen. Eine Bewegung, die vom Beginn des Hungerstreiks bis zum bitteren Ende konsequent gewachsen ist und alle Kompromisshypothesen zurückgewiesen hat, wird das Bewusstsein der Solidarität weiter entwickeln. DIE GEFANGENEN DES SOZIALEN KRIEGES ZU VERGESSEN BEDEUTET, DEN KRIEG SELBST ZU VERGESSEN: REVOLUTIONÄRE SOLIDARITÄT MIT ALFREDO COSPITO UND ALLEN INHAFTIERTEN ANARCHISTEN UND REVOLUTIONÄREN. 20. April 2023

HB: Bullenwache angegriffen: Solidarität mit den Angeklagten im Antifa-Ost-Verfahren

via de.indymedia.org

Wir haben gestern Nacht die Bullenwache in Kattenturm-Mitte, Gorsemannstraße 24 in Bremen mit Schlagwerkzeugen und Farbe angegriffen. Offenbar ist diese nachts nicht besetzt. Wir haben sorgfältig alle Fenster sowie die Tür zerdeppert und zwei mal den Schriftzug „FREE ANTIFA OST“ hinterlassen.

Diese direkte Aktion war ein Akt offensiver Solidarität mit den vier angeklagten Antifaschist*innen im Antifa-Ost-Verfahren, denen trotz dünner Beweislage und einem höchst unglaubwürdigen Hauptzeugen hohe Haftstrafen drohen. Wir hoffen, dass das Scheppern der Scheiben und das Klirren des Glases laut genug waren, um bis zu unseren in Untersuchungshaft steckenden Genoss*innen hinter die Gefängnismauern zu dringen. Wir wünschen den Mitstreiter*innen im Knast alles Gute und schicken ihnen viel Kraft: Wir denken an Euch! Wir wünschen dem untergetauchten Genossen viel Glück und möge der Staat und seine Schergen ihn niemals finden. Nur das Beste wünschen wir auch den 3 von der Parkbank, von denen zwei noch ihre Reststrafe absitzen müssen und natürlich Alfredo Cospito, der den Kampf gegen 41bis gewonnen und seinen Hungerstreik erfolgreich beendet hat. Dem Vergewaltiger und Verräter Johannes Domhöver wünschen wir Augen im Hinterkopf. Alle Genoss*innen die nicht im Knast oder auf der Flucht sind wollten wir nochmal darauf aufmerksam machen, dass es am Tag der Urteilsverkündung in einigen Städten Tag-X Demos geben wird. In Bremen startet diese um 20 Uhr am Ziegenmarkt im Viertel. Am Samstag nach dem Urteil findet dann eine Bundesweit beworbene Demonstration in Leipzig statt. Lasst uns gemeinsam unseren Unmut auf die Straße tragen und den Bullen ein paar unsichere Nächte bereiten!

Zum Abschluss wie immer: WIR SIND NICHT ALLE…

Autonome Gruppen

Diskussionsveranstaltung zum Krieg in der Ukraine und die Rolle der anarchistischen Bewegung darin

Am Samstag den 22. April, werden wir im Versammlungsraum im Mehringhof, Gneisenaustr. 2A, Berlin, DE 10961, um 18:00 Uhr eine Diskussionsveranstaltung zum ‚Krieg in der Ukraine und die Rolle der anarchistischen Bewegung darin‘ halten. Es ist offenkundig dass die anarchistische Bewegung, mal wieder, in eine weitere Krise geraten ist. Zwei, wenn auch kleine, aber laute, Positionen stehen sich im deutschsprachigem gegenüber, man ist sich nicht einig welche die richtige Haltung im Krieg in der Ukraine ist. Es gibt jene die der Meinung sind man muss den demokratischen Staat Ukraine gegen die ‚faschistische‘ Aggression Russlands verteidigen und es gibt jene die der Meinung sind, man muss den demokratischen Staat Russland gegen die Aggression der NATO verteidigen. Dann kommen eine Menge an Leute und Gruppen die lieber, aus Angst, aus Unsicherheit, aus Verwirrung, nichts sagen, und dann kommt eine sehr kleine Minderheit in der anarchistischen Bewegung, also wir unter anderem, die beide oben erwähnten entgegengestellten Positionen für eine falsch Dichotomie halten und als das kritisieren was sie sind. Nämlich nützliche, wenn auch irrelevante, Handlager herrschender Interessen, die durch die Verteidigung der Nation-Staat und des Kapitalismus die Prinzipien und Ideen des Anarchismus verraten und verfälscht haben. Diese Krise manifestiert sich durch mehrere Anlässe, sei es aus historischen, vom Ersten Weltkrieg bis unsere Zeit, durch, wenn man trotzdem seit 150 Jahre darüber redet, eine Unfähigkeit den kapitalistischen Staat, sowie deren Funktionen und Aufgaben zu verstehen, um diesen kritisieren und anzugreifen. Dieser Krieg, wie alle anderen, dient allein dazu die Interessen der Fraktionen der herrschenden Klasse, die in Konflikt zueinander stehen, durchzusetzen. Die herrschende Klasse muss die Arbeiterinnen und Arbeiter davon überzeugen, dass diese Interessen sich mit den eigenen decken, dass die Verteidigung der Nation, des Staates, die Verteidigung der Interessen der Arbeiterinnen und Arbeiter ist. Zivilisation gegen Barbarei, Demokratie gegen Faschismus, usw., und am Ende werden eben jene Arbeiterinnen und Arbeiter ins Schlachthaus geschickt, damit sie sich für die Interessen der herrschenden Klasse massakrieren. Unsere Position als eine anarchistische Gruppe ist klar, es gibt nur eine Möglichkeit die Krieges des Kapitals zu beenden, das heißt soziale Revolution, Zerstörung aller Staaten, Nationen, Grenzen, Armeen, Geld, Akkumulation, Ware, Religion, Patriarchat und einiges mehr. Samstag 22. April, Mehringhof, Gneisenaustr. 2A, Berlin, DE 10961, um 18:00 Uhr

Broschüre von: Gegen alle Kriege … außer den „gerechten“ Kriegen?

Wir veröffentlichten am 01.03.2023 die Übersetzung des Textes Gegen alle Kriege … außer den „gerechten“ Kriegen?“, nun hat die Gruppe Klassenkrieg/Tridni Valka diesen im Form von einer Broschüre layoutiert/gestaltet und allen zur Verfügung gestellt die es drucken und verbreiten wollen. Hier den Link zum PDF Format der Broschüre. KRIEG DEM KRIEG! GEGEN DIE KRIEGE DES KAPITALISMUS, LAUTET UNSERE ANTWORT SOZIALER KRIEG UND KLASSENKRIEG! FÜR DIE ANARCHIE

Vom Ernten toter Elefanten – Die falsche Opposition der Animal Liberation

Dieser Text erschien im März 2007 in der anarchistischen Publikation ‚A Murder of Crows #2 for social war and the subversion of daily life‘. Der Text wurde vor vielen Jahren übersetzt und kursierte auch als Broschüre. Wir haben ein paar Korrekturen vorgenommen, nur dass was uns als Rechtschreibfehler aufgefallen sind. Ansonsten handelt es sich hier um eine Kritik an die Ideologie und die Moral. Spezifisch an jene die mit Tierbefreiung und Veganismus zu tun hat. Es handelt sich also nicht um eine Kritik ‚gegen‘ Tierbefreiung und Veganismus, sondern die, von manchen, daraus resultierende Ideologie und Moral, die es als Grundpfeiler ihrer falschen Haltung und Argumentation zu kritisieren gilt.
Vom Ernten toter Elefanten – Die falsche Opposition der Animal Liberation von Aden Marcon Ich hab noch nie jemanden getroffen, der als Kind sagte ‘Wenn ich groß bin, will ich Kritiker werden.’ – Richard Prior Wir glauben, dass es einige gibt, die unter dem sehr breiten Banner der Animal Liberation Aktionen machen, denen es ebenso wie wie uns darum geht, diese auf Ausbeutung und Elend basierende Gesellschaft komplett umzuwälzen. Nichts desto trotz sehen wir, dass viele in radikalen und anarchistischen Kreisen die Philosophie der Animal Liberation und des Veganismus auf unkritische Art begrüßen. Diese Ideen werden mit Beharrlichkeit und Ausdauer beibehalten und wurden unglücklicherweise selten in Frage gestellt, zumindest nicht in Nordamerika. Wir hoffen mit dieser Kritik einige Ansatzpunkte für kritischeres Denken und theoretische Reflexion bereitzustellen, Werkzeuge, die wir für effektive Aktionen gegen Herrschaft und Unterdrückung brauchen werden. Animal Liberation: Ein kurzer Überblick Animal Liberation entwickelte und radikalisierte sich als Bewegung in den 1970er Jahren in Großbritannien und in geringerem Maße in den USA. Ihre Philosophie entwickelte sich aus der Tierrechtsidee, mit der es häufig Überschneidungen gibt. Animal Rights geht davon aus, dass alle Tiere das Recht auf ihr eigenes Leben haben, sie moralische Rechte besitzen sollten, und dass einige der Rechte für Tiere gesetzlich festgeschrieben werden sollten, wie beispielsweise das Recht nicht eingesperrt, verletzt oder getötet zu werden. Peter Singer ist einer der ideologischen Gründer Animal Liberation. Sein Zugang zum moralischen Status der Tiere basiert nicht auf dem Konzept von Rechten, sondern auf dem utilitaristischen1 Prinzip der Abwägung von Interessen. In seinem Buch Animal Liberation argumentiert er 1975, dass Menschen ihre moralische Überlegungen anderen Tieren gegenüber nicht abhängig machen sollten von Intelligenz, der Fähigkeit zu moralisieren, oder anderen menschlichen Attributen, sondern vielmehr von der Fähigkeit Leid zu erfahren. Die Ideologie der Animal Liberation besteht darauf, dass Menschen im Unterschied zu Tieren moralische Entscheidungen treffen können, dass die Wahl der Menschen daher in der Vermeidung bestehen muss Leid zu verursachen. Seit den philosophischen Anfängen von Animal Rights und Animal Liberation sind weltweit viele Animal Liberation Gruppen entstanden, jede mit ihrem eigenen Zugang, und doch arbeiten alle grundsätzlich für das gleiche Ziel. Entsprechend wurde Veganismus – der Lebensstil, der darin besteht keine tierischen Produkte zu konsumieren oder zu nutzen, ebenso wenig Produkte, die an Tieren getestet wurden – immer populärer. Meine Absicht ist es an dieser Stelle nicht, das Thema erschöpfend darzustellen. Wer mehr über die Animal Liberation Bewegung lernen möchte, sei auf die Fülle [englischsprachiger] Bücher und Webseiten zum Thema verwiesen2. Manipulationen, Repräsentationen und Abstraktionen Animal Liberation ist…ein Krieg. Ein langer, harter, blutiger Krieg, in dem es all die zahllosen Millionen Opfer immer nur auf einer Seite gab, die unschuldig und ohne Verteidung waren, deren einzige Tragödie es war, nicht als Mensch geboren zu sein. – Robin Webb, Britischer ALF Pressesprecher …der abstrakteste der Sinne, und der am leichtesten zu täuschende… – Guy Debord, Gesellschaft des Spektakels Um irgendetwas kritisieren zu können, müssen wir verstehen, wie es von seinen FürsprecherInnen repräsentiert wird. Die Animal Liberation Bewegung bezieht sich zuerst und vor allem auf verschiedene unkritisch angenommene Klischees, die es – wie in der Gesellschaft auch – bei AktivistInnen der Bewegungen im Überfluss gibt. Die Sprache der Animal Liberation spielt mit Konzepten von Niedlichkeit, Mitleid und Philanthropie, die in uns hinein sozialisiert wurden, die als zivil, verantwortlich und gut gelten. Animal Liberation stellt sich selbst als moralische und zivile Weiterentwicklung der menschlichen Gesellschaft dar, als Prozess, in dem wir „unseren Kreis des Mitgefühls ausweiten“3. Uns wird gesagt, dass Menschen Schmerz und Leid für Tiere vermeiden können und sollen, dass die Menschheit durch dieses Handeln auf den richtigen Weg zu einer freundlicheren und friedlicheren Welt kommen wird. Diese Konzentration auf das Leid und die angenommene Notwendigkeit seiner Beseitigung ist höchst problematisch. Unter dem Kapitalismus werden Tiere als Waren benutzt – als Objekte, deren einziger Zweck es ist, gekauft und verkauft zu werden – und als Objekte, die gezählt, kommerzialisiert und ausgepreist werden. TierbefreierInnen reduzieren indes all diese Dinge auf eine breite Kategorisierung: Leid. Diese Reduzierung beseitigt alle Kniffligkeiten und Spezifika dessen, wie Tiere im gegenwärtigen sozialen Kontext benutzt werden, sie verflacht die Natur ihrer Ausbeutung. Für TierbefreierInnen ausschlaggebend ist das Ausmaß des Schmerzes, der Tieren zugefügt wird und die Anzahl der getöteten Tiere. Dies führt allgemeinen zu lächerlichen Übervereinfachungen von allen, die Tiere töten. JägerInnen sind schlecht, weil sie Tiere töten, genau wie die industrielle Landwirtschaft, genau wie HaustierbesitzerInnen, die ihre Tiere misshandeln; für TierbefreierInnen ist das nur eine graduelle Frage. Ihr Fokus ist es einfach Leid zu beenden – eine komplette Absurdität in sich. Wir sollten hier keinen Fehler machen: Tiere fühlen Schmerz und alle, die das Gegenteil behaupten sind dumm. Zugleich ist die Behauptung, dass Schmerz und Leid beendet werden können nicht weniger dumm. Schmerz ist ein unabtrennbarer Teil des Lebens. Tiere können in der Wildnis verhungern, sich die Knochen brechen oder von einem anderen Tier in Stücke gerissen werden. Schmerz ist dann ein biologischer Indikator von Gefahr, Verwundung und Krankheit. Er stößt Tieren dann ohne jede menschliche Einflussnahme zu. Dennoch präsentiert Animal Liberation den Schmerz und Tod von Tieren als Konsequenz einer den Menschen unterstellten moralischen Rückständigkeit, wo Tiere immer benutzt und beherrscht werden, weil wir sie nicht gleichermaßen berücksichtigen; wir uns nicht weiterentwickelt haben. TierbefreierInnen gehen auf diese Art von der widersprüchlichen und gefährlichen Behauptung aus, dass Leid und Schmerz zumindest für Tiere beendet werden können, entweder in Gänze oder sofern es von menschlichem Handeln verursacht wurde. Dabei ist die Idee das Leid zu beenden so albern wie zu versuchen die Traurigkeit abzuschaffen und überall herumzulaufen und zu versuchen die Leute zum Lachen zu bringen. Es wäre eine sinnlose Übung. Wir sind auf intime Weise in einem Kreislauf aus Leben und Tod verbunden, der Schmerz und Leid ebenso notwendig beinhaltet wie Traurigkeit und Freude. Dann erzählen sie uns, dass wir von ihrer Sache überzeugt wären, wenn wir nur nicht länger wegsehen würden. Entsetzliche Bilder voller Blut und Tod in der Massentierhaltung und der Verrohung der Versuchslabors kommen reichlich vor in der Propaganda der Animal Liberation. Diese Bilder werden genutzt, um das Elend zu repräsentieren und auszubeuten – sie sind nicht anders als jene, mit denen wir von den Nachrichtenmedien schockiert werden. Während uns die Medien mit Bildern der globalen Misere schockieren und uns so zugleich daran als Normalität gewöhnen, stellt die Animal Liberation Bewegung das Elend dar, um zu manipulieren und mit Schuldgefühlen zur restlosen Einnahme ihrer Perspektive zu bewegen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass TierbefreierInnen die Ausbeutung der Tiere mit dem Holocaust vergleichen, während sie zugleich implizieren, dass was Tiere durchmachen müssen tatsächlich weit schlimmer ist als alles, was Menschen erleben können. Diese Analogie spielt mit unserem Mitgefühl, während sie das Leid der Tiere quantifiziert und uns mit dem schieren Gewicht der Zahlen überzeugen will. Schmerz und Tod werden abstrahiert und bemessen, repräsentiert in einer Weise, die der ideologischen Werbung dient. Wenn uns die Millionen Tiere, die jedes Jahr sterben nicht kümmern, dann sind wir grausam und gefühllos. Wenn wir uns nicht kümmern, dann sind wir verantwortlich. Animal Liberation liefert uns keinerlei kritische Einschätzung sozialer Herrschaft. Sie verspricht Befreiung, während sie tatsächlich fast alles auf die quantifizierende Logik einengt, die überall in der Gesellschaft zu finden ist. Die abstrahierende Sprache und manipulativen Bilder der Animal Liberation Bewegung liefern den Nachweis für ihre weitreichendere Logik, und definitiv für eine ihrer größten Schwächen. Das Elend in Schlachthaus und Versuchslabor zu messen ist ein Aufruf, der auf eine bestimmte Anzahl kapitalistischen Horrors aufbaut. Der Horror, der Tieren angetan wird, wird dadurch über alle anderen erhoben, dass immer wieder auf Leichenzählungen und Maßeinheiten des Leids verwiesen wird. Elend und Ausbeutung können jedoch nicht gemessen werden; sie wird nicht dadurch schlimmer, dass sie häufiger oder von mehr Lebewesen erfahren wird. Wir haben genau deshalb einen Bezug dazu, weil wir es jeden Tag erleben und sehen, dass es überall auf der Welt erlebt wird. Wenige von uns würden gleichgültig auf das Gemetzel des Schlachthauses reagieren. Unsere Gesellschaft behandelt Tiere genauso, wie sie Menschen oder Bäume oder Gene behandelt. Alle werden als Einheiten ökonomischen Werts behandelt, so effizient wie möglich verarbeitet und dann in vermarktbare Waren verwandelt. Aber unsere Abscheu kommt nicht aus irgendeiner Fantasie über das Ende des Leids. Wir wollen die revolutionäre Zerstörung dieser Gesellschaft der Ausbeutung. Wir hassen die Erniedrigung und das Elend von allem, was in Objekte zum Verkauf verwandelt wird, bewertet entlang des kapitalistischen Diktats der modernen Welt. Wir wollen über unser Leben und unsere Beziehungen selbst entscheiden, außerhalb des Marktes. Es ist diese Perspektive, aus der wir Ausbeutung und Versklavung als eine Bedingung sozialer Herrschaft analysieren – eine Bedingung die umgewandelt werden kann. Aus dieser Perspektive kritisieren wir auch Animal Liberation und ihre dubiosen Versprechungen. Dies, Das und das Gleiche: Die Widersprüche des grausamkeits-freien Konsums Willkommen, EinkäuferInnen! Wir danken Ihnen, dass sie ein mitfühlender Konsument sind! Indem Sie nur grausamkeits-freie Produkte kaufen, können Sie helfen Kaninchen, Mäuse, Meerschweinchen, Ratten und andere Tiere zu retten. – von PETAs Caring Consumer Webseite Animal Liberation versucht die gegenwärtigen sozialen Verhältnisse zum Teil dadurch zu reformieren, dass sie „grausamkeits-freien“ und „mitfühlenden“ Konsum bewirbt. Indem sie sich für diese Art ökonomischen Konsums einsetzen, beanspruchen sie, das Leiden der Tiere zu reduzieren. Die Logik lautet, kein Tier werde verletzt oder getötet, wenn keine Produkte von Tieren benutzt oder konsumiert werden. Die Idee der KonsumentInnen-Reform basiert auf dem Glauben, dass das System fehlerhaft und unnötig grausam ist und lediglich einer Reparatur bedarf. Diese Bewegung steht offenkundig nicht in Opposition zum Kapitalismus an sich, ganz gleich was einige von ihnen behaupten. Wie dem auch sei, die Realität ist, dass das Elend eine unvermeidbare Konsequenz von kapitalistischer Konsumtion Willkommen, EinkäuferInnen! Wir danken Ihnen, dass sie ein mitfühlender Konsument sind! Indem Sie nur grausamkeits-freie Produkte kaufen, können Sie helfen Kaninchen, Mäuse, Meerschweinchen, Ratten und andere Tiere zu retten.und Produktion ist. Alles was wir kaufen ist Objekt und Ware – quantifiziert, reduziert, einzig nach seiner Rolle in der Ökonomie bewertet. Elend ist einfach ein weiteres Nebenprodukt, wie Umweltverschmutzung, das keinen ökonomischen Wert hat und deshalb frei verbreitet wird. Der Kult des Veganismus ist insofern effektiv, als er die falschen Argumente der KonsumentInnen-Reform in aller Kürze zusammenfasst. Die Widersprüche der veganen Ethik werden schmerzhaft offensichtlich, wenn wir die Herkunft aller Produkte und Waren in unserer Gesellschaft betrachten. Das Pfund Tofu oder die Flasche grausamkeits-freies Shampoo verbergen die Künstlichkeit des Anspruchs hinter dem Etikett. Die Behauptung, dass vegane Produkte nicht direkt zum Töten von Tieren beigetragen haben ist eine der vielen vermarkteten Illusionen, beworben von Konzernen, die von diesem Nischenmarkt profitieren. Die kapitalistische Produktion, angetrieben vom massenhaften Konsum, bedarf enormer Mengen von Ressourcen. Diese Ressourcen werden mit billigsten und zerstörerischsten Methoden aus der Erde herausgeholt, was massiv zur Zerstörung von Lebensräumen von Tieren und zum Tod von Tieren beiträgt. Die brutale Realität der Produktion liegt unter dem Glitter des Marktplatzes begraben. Ihr braucht nur darüber nachzudenken, wie die Produktion funktioniert. Die Herstellung von Plastik basiert auf Öl, somit bringt die Verpackung veganer Produkte die üblichen Umweltverschmutzungen und „Unfälle“ der Ölindustrie mit sich. Im Jahr werden etwa im Durchschnitt etwa 455 Millionen Liter Industrieöl ins Meer gekippt4. Davon stammen nur etwa 5% aus großen Tankerdhavarien wie dem Exxon Valdez Desaster5. Der Rest stammt aus Lecks und Routineverklappungen des normalen Betriebs der Ölförderung und des Öltransports. Dieses Öl schädigt die Nistplätze von Vögeln, erstickt Strandhabitate in Schlamm, vergiftet und tötet direkt Fische, Vögel und andere Meerestiere. Der Bau von Pipelines zerstört Lebensräume von Tieren. Ölraffinerien verschmutzen die Wasserwege, vergiften Tiere und zerstören ihre Brutstätten. Nicht mit eingerechnet die Kriege um diese Ressource Öl, die hunderttausende das Leben gekostet haben und das nach wie vor tun – in Afghanistan, im Irak und in Afrika – die auch die ökologische Integrität dieser Regionen zerstören. Tatsache ist, dass Bio-Sojabohnen für die Tofuproduktion, Tempeh und Fleischersatzprodukte das gleiche industrielle Distributions-System nutzen wie jedes andere Produkt im Laden, das enorme Mengen an Öl und anderen Ressourcen für Verpackung, Lagerung, Transport und Verteilung von food und non-food Waren über die ganze Welt verbraucht6. Dies übersetzt sich in zerstörte Berghänge und Flüsse durch den Bergbau fossiler Brennstoffe, den Kahlschlag von Wäldern zur Herstellung von Verpackungsmaterial, chemische Verschmutzung bei der Herstellung von Farbe, Kleber und Schmiermitteln, und so weiter, und so fort. All diese industriellen Prozesse vergiften Tiere und zerstören ihre Lebensräume. Die kapitalistische Ökonomie wird nichts tun, diese massive Zerstörung zu vermeiden, denn solche Vorkehrungen würden die Kosten der Produktion in die Höhe treiben und die Profite verringern. Was nichts anderes heißt, als dass der kapitalistische Konsum von der uneingeschränkten Ausweitung des Konsums von Ressourcen und der Zerstörung der Umwelt abhängig ist, was sein Wachstum betrifft. Der Kapitalismus muss sich ausweiten oder sterben. Durch seine Ausweitung muss die Welt sterben. Der Veganismus präsentiert eine falsche Alternative zum kapitalistischen Elend. Weder für uns noch für die Tiere hat er und wird er je die Dinge ändern. Der Kapitalismus definiert die Bedingungen unseres Leidens und diktiert, wie wir leben werden, und wie wir ultimativ nicht werden leben können. Die Produktionsprozesse, die in vegane Produkte eingehen sind die gleichen wie für jedes andere Produkt auf dem Markt. Die Massenproduktion ist Teil einer globalen Arbeitsteilung, die weltweit Millionen Menschen ausbeutet. Ressourcen verwandeln sich nicht von selbst in Waren. Menschen produzieren sie. Sie werden ausgebeutet, um die Ökonomie in Schwung zu bringen, sie in Gang zu halten und funktionieren zu lassen. So nimmt es nicht wunder, dass KapitalistInnen Tiere wie Menschen als entbehrliche Objekte behandelt. Animal Liberation würde zwar für die Zerstörung oder Abschaffung von industrieller Tierhaltung und Metzgereien sprechen, dafür aber tierfreie Arbeitshäuser an ihre Stelle setzen. Dies ignoriert das Leid, das die Lohnarbeit mit ihrer Zerstörung der Körper und Abstumpfung der Köpfe verursacht. Wir Menschen werden vielleicht nicht für die Produktion von Nahrungsmitteln aufgezogen und getötet, für die Produktion als solche werden wir allemal genauso aufgezogen und getötet. Das morgendliche Pendeln zur Arbeit, Schulden und Miete, die Erschöpfung, die Langeweile und das Ausbleiben von Befriedigung – all das wird weiterexistieren in einer Welt, in der ausschließlich vegane Produkte verkauft werden. Es gibt keinen grausamkeits-freien Kapitalismus, nur Kapital für KapitalistInnen. Die Ökonomie sagt, wie es läuft, sie nimmt, was sie braucht und zerstört den Rest. Um dem kapitalistischen Elend etwas entgegenzusetzen, müssen wir uns gegen das Ganze wenden, die Illusion mundgerechter Halb-Maßnahmen und KonsumentInnen-Reform-Kampagnen zurückweisen. Dringender noch bedarf die kohärente Analyse sozialer Herrschaft einer unbeirrbaren Kritik der moralischen und ideologischen Kräfte, die genau diese Analyse zu verhindern suchen. Verdammt, wenn Du es tust – Moral als Falle des Geistes Seine Heiligkeit ist erfreut dazu berufen zu sein…barbarische und grausame Tendenzen aus den Herzen der Menschen zu löschen – Papst Pius X Moral ist der Herdeninstinkt des Individuums – Friedrich Nietzsche Moral ist ein System von Regeln, ein auf „objektiv“ Richtigem und Falschem aufgebautes Set rigider Codes, die ihrerseits auf Konzepten von Gut und Böse beruhen. Diese Codes können angeblich an allen Orten und zu allen Zeiten angewendet werden. Was unter einem moralischen Code als „richtig“ oder „falsch“ erachtet wird, bezeichnet nicht einfach das korrekte oder nicht korrekte Verhalten einer Person an einem bestimmten Ort, zu einer bestimmten Zeit, in einer bestimmten Kultur, sondern vielmehr das korrekte oder nicht korrekte Verhalten aller Personen an allen Orten zu allen Zeiten. MoralistInnen beanspruchen, dass ihre Verengung universeller Standard sei, nach denen ihr Handeln und das anderer zu beurteilen ist. Diese Moral selbst ist autoritär, da wir uns ungeachtet unseres eigenen Willens konform zu ihr verhalten müssen. Moral kommt von einer Autorität über uns. Diese Autorität kann Gott sein, der Staat, die Familie, oder verschiedene für wahr gehaltene Ideen und Einheiten, die der angenommenen Objektivität einer bestimmten Moral Geltung verschaffen. Moralische Codes definieren eine zu treffende Auswahl und richten sie aus. Sie dürfen nicht verletzt werden, da sie absolut und unbewegbar sind. Auf diese Art werden Entscheidungen nicht auf Grundlage dessen getroffen, was ein Mensch für seine Situation und Wünsche als angemessen empfindet, vielmehr werden diese Entscheidungen durch ein moralisches System vorbestimmt. Zwar brechen viele MoralistInnen gelegentlich aus ihrer Schublade aus, doch ist dies begleitet von Gefühlen der Scham und der Schuld, da sie Regeln gebrochen haben, von denen sie glauben, dass sie gerecht und gut sind. Damit ist Moral für all jene Antithese, die versuchen auf eine Art und Weise in der Welt zu denken und zueinander zu handeln, in der sich ihr Begehren wiederfindet. Entsprechend sind moralische Argumente nicht auf kritisches theoretisches Denken gegründet. Moralische Argumente oder Ansprüche können nur durch dagegen stehende moralische Ansprüche widerlegt werden. Fleisch essen mag für eine VegetarierIn falsch sein, für eine FleischesserIn ist es das nicht. Die Behauptung von richtig und falsch kann immer weiter gehen, bis der Mund müde und die Zunge trocken ist. Wie dem auch sei, die Moral ist entsprechend der Kultur der sie entspringt 7. Auffassungen von richtig und falsch werden von der Gesellschaft gesetzt, insbesondere von denjenigen, die die Gesellschaft kontrollieren. Wer sagt, das die in Stammesgesellschaften lebenden Jäger und Sammlerinnen MörderInnen sind, weil sie Fleisch essen ist mehr als alles andere in den eigenen arroganten moralischen Urteilen befangen. Es ist genau dieser Mangel an kritischem Denken, der vor dem Erkennen gemeinsamer Interessen der Menschen Barrieren errichtet. Manche TierbefreierInnen erzählen jenen, die Fleisch essen, voll gerechter Entrüstung wie böse ihre Nahrung ist. Diese indifferenten oder apathischen FleischesserInnen müssen darauf hingewiesen werden, dass sie zum Mord an unschuldigen Wesen beitragen. Wenn sie nicht zuhören, machen sie sich schuldig. Wenn sie zuhören aber nicht handeln, machen sie sich noch schuldiger. Die schwarzen und weißen Schatten der Moral fallen wie der Hammer des Richters. Kampagnen zur „Bildung“ der Menschen über Grausamkeit an Tieren oder Veganismus werden wie Missionsprojekte durchgeführt. Fromme Verurteilungen des Versagens anderer Leute, sich dem „Beenden des Leids“ zu verschreiben ähneln allzu sehr dem Priester auf seiner Kanzel, der diejenigen tadelt, die sich noch von ihren Sünden zu befreien haben. Diese Schuld führt einfach nur dazu, dass sich die Leute scheiße fühlen für ihre ohnehin machtlose Position in der Gesellschaft, eingeschränkt auf die Auswahl, die der Kapitalismus uns aufnötigt. Sie befördert keine kritische Bewertung der sozialen Bedingungen, die zur Ausbeutung der Tiere beiträgt, sondern ermuntert zu blindem Gehorsam im vorbestimmten Richtig und Falsch. Verschiedene soziale Institutionen – Religion, Schule, Arbeit, Familie – vermitteln moralischen Gehorsam, um unser Denken und Handeln intern zu regulieren und verschiedene Institutionen sozialer Herrschaft durchzusetzen. Die Moral ist der Bulle in unseren Köpfen, eine Fessel individueller und kollektiver Verwirklichung, und ein Hindernis für alle, die den Wunsch haben ihr Leben frei zu bestimmen. Wenn wir beginnen, für uns selbst zu entscheiden, was wir wollen und wie wir leben wollen, und es anderen erlauben dies auch zu tun, werden wir Riesenschritte dahingehend machen, uns von den unsichtbaren Gefängnissen zu befreien. Ideologie, verlässliche Fessel Da die Ideologie immer die Form ist, welche die Entfremdung in der Sphäre des Denkens annimmt, verstehen wir umso weniger unsere reale Situation, je mehr die Entfremdung zunimmt… Und je weniger wir unsere eigene autonome Existenz beanspruchen, umso greifbarer wird unsere Existenz mit dem Kapitalismus, mit den gefrorenen Bildern unserer Rollen in all den verschiedenen sozialen Hierarchien und Transaktionen des Warentauschs. – Lev Chernyi, „Eine Einführung der Kritischen Theorie“ Die Ideologie arbeitet auf ähnliche Art wie die Moral. Anstatt die Regeln objektiver Wahrheiten über richtig und falsch zu befolgen, werden rigide Programme und Perspektiven angenommen, die in einer Idee oder einem Konzept enthalten oder verbunden sind. Es gibt keinen Raum für irgendeine Beweglichkeit. Die Ideologie umschließt einen Aspekt des Lebens gänzlich und regiert unser Verhältnis dazu. Solcherart findet das ideologische Denken anstelle des kritischen Denkens statt. Die Welt, oder Aspekte der Welt, werden durch den Filter der Ideologie verstanden. So unterhält zum Beispiel die demokratische Ideologie die Idee, sozialen Wandel durch Wahlen, politischer Repräsentation und Gesetzgebung zu erreichen. Sie propagiert den Glauben in formale Politik in gleichem Maße, wie sie autonome direkte Aktionen verhindert. Die Kraft dieser Ideologie, wie aller Ideologie, liegt darin, das Denken in begrenzte Möglichkeiten und Perspektiven zu leiten und daran anzupassen. Die Ideologie steht einer kritischen theoretischen Analyse entgegen, die uns Situationen und Ideen auf der Grundlage ihrer tatsächlichen Brauchbarkeit für unsere Praxis zugänglich zu machen8. Animal Liberation fällt nicht aus diesem Rahmen; sie ist von Grund auf ideologisch. Sie ordnet alles der Sache der Tiere unter. Die Ausbeutung der Menschen und die Zerstörung der Umwelt mögen der TierbefreierIn noch immer wichtig sein, aber sie werden als getrennte Themen gesehen. Die Ideologie macht Menschen unfähig, außerhalb von ihr stehende Dinge im Zusammenhang zu sehen oder zu verstehen. Alles wird unter der Maßgabe eingeordnet, wie es sich zur Sache der Tiere verhält. Ein Versuchslabor ist in der Hauptsache ein Ort der Folter an Tieren, die Verletzungen, die pharmazeutische Tests Menschen zufügen, die Millionengewinne, und das unhinterfragte Fortschreiten der Technologie werden vernachlässigt. Ein Fleischhauer schneidet jeden Tag Tiere in Stücke. Wir hassen, was mit den Tieren gemacht wird, wenn sie reihenweise nebeneinander verbluten, übereinander, an Haken. Aber die Ideologie der Animal Liberation erlaubt es nicht, die gleichen Überlegungen über die menschlichen ArbeiterInnen anzustellen, die Gefahren und Verletzungen, denen sie in dieser Tofu-Fabrik oder jener Sojamilch-Anlage ausgesetzt sind. Ihre Degradierung zu ersetzbaren Rädchen im Produktionssystem wird nicht als gleichermaßen bedenkenswert erachtet, denn Tier und Mensch werden als getrennte Kategorien gesehen, von denen die erste über die zweite gesetzt wird. Der Veganismus demonstriert deutlich die alles umschließende Kraft der Ideologie. Einige VeganerInnen kümmert es wenig, wie gut sie essen, solange sie keine Tierprodukte konsumieren. Scheiße zu essen (z.B. stark behandelte, mit Chemie beladenen veganen Junk-Food) und den eigenen Körper zu zerstören ist akzeptabel, solange es vegan ist. Es ist in Ordnung die eigene Gesundheit zu zerstören, denn das zerstört nicht die Gesundheit eines Tieres – eine Illusion in sich. So wird alles zur einer Sache im Interesse von Tieren, werden andere Faktoren ausgeklammert. Die Absolutheit der Führung eines veganen Lebensstils erlangt Priorität über alle anderen Belange und nährt die Illusion, dass veganer Konsum nicht zum Leiden der Tiere beitragen würde. Sie macht die Leute blind für die Realität dessen, was sie konsumieren, erlaubt es, die Voraussetzungen dessen auf behagliche Art anzuerkennen ohne sie kritisch zu bewerten. Wir müssen Animal Liberation und Veganismus in einen sozialen Kontext stellen, um sie in Ausmaß und Bedeutung verstehen zu können. Die Ideologie der Animal Liberation und der daraus entspringende vegane Lifestyle sind fragmentierte Oppositionen, die den Weg, auf dem das kapitalistische System Wandel konzeptualisiert völlig übernehmen. Sie geben der Idee Kraft, dass die Auswahl, die ein Mensch als KonsumentIn trifft zentrale Bedeutung hat – dass sie nicht nur die Identität eines Menschen bestimmt, sondern auch der Weg ist Wandel herbeizuführen. Die Versprechungen des „grausamkeits-freien“ Veganismus propagieren eine abstrahierte Sichtweise sozialen Wandels, bei dem das „Retten“ zahlreicher Tiere durch Konsum im Mittelpunkt steht. Diese falsche Opposition wendet sich gegen einen Aspekt von Unterdrückung, während er nichts dazu beiträgt, dessen systemische Ursachen zu zerstören, in diesem Fall die Herrschaft des Kapitalismus. Einige VeganerInnen argumentieren, dass ihre Lifestyle-Entscheidungen besser sind als nichts, ganz so wie einige sagen, dass die Demokraten immer noch besser sind als die Republikaner. Daraus spricht das fragmentierte Verständnis des Veganismus von sozialer Ordnung, der einzig auf das „Reduzieren des Leids der Tiere“ gerichtete Tunnelblick. Währenddessen werden Tiere weiter zu Fleischmaschinen gemacht, verarbeitet von Leuten, die gezwungen sind als Arbeitsmaschinen zu funktionieren – beide unter monetären Erwägungen hin und her gehandelt, ausgebeutet, zu kapitalistischen Zwecken genutzt. Der Kapitalismus definiert die gesellschaftlichen Rollen von Mensch und Tier, während der Veganismus diese Beziehung vor allem verschleiert, indem er einen illusionären „mitfühlenden“ Konsum anpreist. Eine verwandte Ideologie, verbreitet unter radikalen TierbefreierInnen, grünen AnarchistInnen und UmweltaktivistInnen ist es, die Schuld am Schaden, der Tieren und Umwelt zugefügt wird, allen Menschen zuzuschreiben, speziell der menschlichen Natur. Dies ist nur leicht verkleideter Menschenhass. Animal Liberation erhöht das Dasein der Tiere, weil sie als wehrlos, friedlich und unschuldig gesehen werden, während Menschen nicht über diese Qualitäten verfügen. Ein Menschenfeind würde sagen, dass einige oder alle Menschen im Innersten schlecht und grausam sind, sich nicht kümmern, oder sogar, dass einige Menschen es lieben zu töten, zu foltern und zu verletzen9. Sie würden sagen, das dies die Natur des Menschen sei. Aber diese Handlungen sind nicht das Produkt unserer Natur; wir werden weder von unseren Instinkten regiert noch von einer abstrakten Idee einer menschlichen Natur. Noch gibt die menschliche Geschichte Anlass zu vermuten, dass Menschen im Innersten grausam und zerstörerisch sind. Dieses Debakel von aufgezwungenem Elend und Herrschaft sind ein Produkt der menschlichen Gesellschaft, nicht einer menschlichen Natur, die unterdrückt oder moralisiert werden müsste. Die verschiedenen Institutionen, aus denen sich die Gesellschaft zusammensetzt, regieren unser Handeln in ihrem Innern. Wir sind nicht einfach Individuen, die tun was immer sie wollen. Wir haben sehr wenig Wahlmöglichkeiten in der Frage wie wir überleben, die alle regiert sind davon, Produkte der Ausbeutung zu kaufen und selbst ausgebeutet zu werden, um sie herzustellen. Uns wird ununterbrochen gelehrt dieses Leben zu akzeptieren, nicht viel anders als Gefangene daran gewöhnt werden ihre Zellen zu akzeptieren. Menschenhass kann hierarchische und ausbeuterische soziale Beziehungen weder erklären noch erhellen. Er ist nichts als eine faule ideologische Entschuldigung dafür, über die gegebenen Probleme nicht kritisch nachzudenken. Wenn wir das kapitalistische System und seine Folgen angreifen wollen, müssen wir es als systematisches Ganzes verstehen und als solches dagegen handeln. Sonst nimmt die Opposition die übliche Form an, spielt der Ideologie von Reform und Radikalismus in die Hände, ohne eine kritische Theorie darüber im Gepäck zu haben, wie wir was angreifen müssen. Ideologie macht Schafe aus den Menschen. Dass uns gesagt wird, oder dass wir uns sagen, dass wir frei sind heißt nicht, dass wir es tatsächlich sind. Wir werden aller Theorie, Ideologie und Praxis gegenüber kritisch sein müssen, wenn wir bestimmen wollen, wie brauchbar sie dafür sind diese Gesellschaft der Ausbeutung zu transformieren, oder besser noch, sie zu zerstören. Mach es einfach: Die AktivistIn Ich glaube fest daran, dass wir alles daran setzen müssen, das Leiden und Sterben so schnell und so effeizient wie möglich zu beenden. Wenn wir alle soviel tun wie wir können, WIRD das 21. Jahrhundert die Befreiung der Tiere bringen. – Anonym10 Die angeblich revolutionäre Aktivität der AktivistIn ist stumpfe und sterile Routine – die kostante Wiederholung einiger weniger Handlungen ohne jedes Potential zur Veränderung. – Andrew X. „Give up Activism“ AktivistInnen spielen eine besondere Rolle in unserer Gesellschaft. Ebenso wie KünstlerInnen die SpezialistInnen für Kultur sind, sind sie die SpezialistInnen für sozialen Wandel. Diese Spezialisierung separiert eine Gruppe von Leuten vom Rest der Gesellschaft. Dieser Zustand ist nicht zufällig, denn es liegt in der Natur der Spezialisierung exklusiv zu sein. Die AktivistIn verwaltet und repräsentiert soziale Kämpfe, verengt sie auf Teilbereiche und rekrutiert Mitglieder für ihr Anliegen. Aus revolutionärer Perspektive, in der es darum geht die gegenwärtigen sozialen Verhältnisse umzuwälzen statt sie zu reproduzieren ist das problematisch. Animal Liberation reproduziert die Rolle der AktivistIn, indem sie sich über und außerhalb des Bereiches der Kämpfe stellt, die für die Ausgebeuteten Relevanz haben und sie mit einbeziehen. Der Animal Liberation Aktivismus verschreibt sich besonderen Anliegen und schließt diejenigen aus, die sich nicht an seine moralischen Codes und den entsprechenden Lifestyle halten11. Gleichermaßen glorifiziert er die Selbstaufopferung, eine Idee, die jeglicher Befreiung diametral gegenüber steht12. AktivistInnen sehen in Opfer und Leiden eine Art Fähigkeit, die den meisten Leuten abgeht. Die AktivistIn muss die Gesellschaft für andere verändern, für den angenommenen Vorteil anderer. Die Massen müssen erzogen, die Wichtigkeit einer Sache oder eines Themas muss ihnen aufgezeigt werden. Animal Liberation würde jeden Menschen zu einer VeganerIn machen, dessen ungeachtet ob dies tatsächlich irgendwem dabei hilft, die Bedingungen seines oder ihres Lebens selbst zu bestimmen. Die ArbeiterInnen, die versuchen ihre Familien zu unterstützen werden eine vegetarischen Diät nur in geringem Maße für anregend halten, solange diese nichts an der ökonomischen Schlinge ändert, die ihr Leben einschnürt. Keine vegane Diät macht die Unzufriedenheit genießbarer. Dies ist nicht der einzige Grund, warum viele Leute Animal Liberation nicht besonders ernst nehmen. Die Subkultur der Animal Liberation AktivistInnen begrenzt den Austausch und die Beziehungen mit Nicht-AktivistInnen und verstellt ein Verständnis der Kämpfe anderer. Subkulturen, seien sie aktivistisch oder nicht, schaffen Trennungen und Hindernisse zwischen den Ausgebeuteten. Sie verlangen von anderen das Befolgen ihrer Codes des Denkens, des Verhaltens, der Mode, und entfremden sich letztlich selbst von der Möglichkeit sich auf andere einzulassen, Affinity13 und Solidarität zu anderen aufzubauen. Wer möchte ständig gesagt bekommen was zu tun ist, wie zu denken, was anzuziehen? Eine AktivistInnen Gruppe kann sich von dieser Welt isolieren, aber sie sollten nicht erwarten, dass irgendwer sonst ihre selbst auferlegte Isolation teilen möchte. Einige AktivistInnen mögen diese Isolation als weiteres selbstloses Opfer im Dienste des guten Sache sehen. Opfer müssen gebracht werden für jemand anderes, irgendein Tier, irgendeine Abstraktion, irgendein Thema oder irgendeine Sache. Dabei handelt man nicht in eigenem Interesse sondern im Interesse von jemand oder etwas anderem. Für die Befreiung von Tieren kannst Du ganz schön auf die Fresse kriegen oder in den Knast gehen. Die AktivistIn wird sagen, dass dies notwendige Opfer für eine gerechte Sache sind und dass Dein persönliches Leid dazu führen wird, dass andere weniger leiden müssen. Hier repräsentiert sich der Mythos der MärtyrerIn in Aktion. Leid wird nicht dadurch gemildert, dass ich mehr Leid für mich selbst verursache. Das moderne Leben wird schon jetzt durch Opfer aufrecht erhalten – auf Arbeit, in der Schule, unter dem Kapitalismus. Das soll nicht heißen, dass wir Risiken vermeiden und passiv werden sollen, wenn wir etwas sehen das uns krank macht. Wir sollten vielmehr zur Tat schreiten und aktiv werden weil wir es wollen und nicht weil wir das Gefühl haben, dass wir es müssen. Dann ist das Risiko, das wir eingehen das Risiko das es mit sich bringt unser Leben zu leben, nicht sich für eine Idee zu opfern14. Schließlich ist Jesus ja schon für unsere Sünden gestorben. Wir sollten nicht in den Fußstapfen dieses Toren wandeln und ebenfalls dafür sterben. Was die tatsächliche Praxis betrifft, suchen die Animal Liberation AktivistInnen eher danach erfolgreiche Reformkampagnen zu starten als einen weitreichenden Angriff auf das System als Ganzes. Sie sind begeistert davon, ihre selbst verkündeten Erfolge zu feiern. Eine Pelzfarm schließt. Ein Versuchslabor ist aus dem Geschäft. Aber später kehrt die Pelzfarm zurück, an einem anderen Ort mit einem neuen Besitzer, sobald die Modeindustrie Pelze wieder erfolgreich vermarkten kann15. Die Produktion beginnt wieder wie immer. Und die Kosmetikindustrie muss weiter Chemikalien in die Augen von Kaninchen reiben und Ratten Pharmazeutika spritzen, um potenzielle Klagen zu verhindern. Also eröffnet ein neues Versuchslabor irgendwo im Ausland oder ein bestehendes weitet seinen Betrieb aus, was schließlich dazu führt, dass mehr Tiere brutal behandelt und getötet werden. Die „Straße zum Erfolg“, die von vielen Animal Liberation AktivistInnen gefeiert wird, besteht in einer Reihe unbedeutender Zugeständnisse, vom System sparsam verteilt16. Der Kapitalismus ist flexibel genug sich zu reformieren, solange er in seiner Gesamtfunktion nicht beeinträchtigt wird. Solange werden Tiere immer weiter zur Ware gemacht und ausgebeutet. Lasst uns nun einen genaueren Blick auf die Dynamik und Praxis von Animal Liberation werfen. Verloren im Nebel des Krieges: Ein Blick auf Animal Liberation „Radikale“ TierbefreierInnen Es gibt viele Kampagnen von AktivistInnen, die sich damit brüsten radikal und basisdemokratisch (grassroots) zu sein. Radikalismus selbst ist ein Begriff, der dazu dient einige Methoden von anderen unterscheiden. Er ist ambivalent und positioniert den oder die Radikale keinesfalls in einer klaren Perspektive, die mehr besagen würde, als dass er oder sie extreme Taktiken anwendet. Es gibt viele, die von der Faszination des Radikalismus angezogen werden, weil er sich selbst als Alternative zu den reformistischen Tendenzen anderer Gruppen darstellt. Diese Darstellung ist ein Irrtum. Animal Liberation steht ganz auf Seiten der Reform, auch wenn manche sie aufgrund ihrer verwendeten Taktiken als radikal darstellen. PETA und SHAC sind sich in den meisten Punkten einig. Sie verwenden nur unterschiedliche Taktiken und Strategien, um die gleichen Ziele zu erreichen17. Aber „radikale“ Taktiken sollten nicht mit radikalen Zielen verwechselt werden. Sozialer Wandel wird nicht bloß mit eingeworfenen Scheiben und Demos vor der Haustür erreicht. Um radikal aus dem Existierenden aufzubrechen bedarf es der Dekonstruktion des „Radikalismus“ und nicht die Verwechslung von Taktik mit Philosophie. Animal Kommandos Die Animal Liberation Front (ALF) hat über die Jahre für ihre Kommandoaktionen der Tierbefreiung, der Sabotage und der Brandanschläge viel Unterstützung erhalten. Diese ALF Zellen setzen sich aus kleinen, dezentralen Gruppen vegetarischer oder veganer Leute zusammen, die entlang gewisser Richtlinien Aktionen durchführen. So kann eine Aktion beispielsweise als der ALF zugehörig bezeichnet werden, wenn damit entweder Tiere befreit oder Eigentum der tierverwertenden Industrie zerstört wird, ohne dass irgendein Leben in Mitleidenschaft gezogen wird. Ihr kurzfristiges Ziel ist es, so viele Tiere wie möglich zu retten, ihr langfristiges Ziel ist „das Leid der Tiere zu beenden“, indem die tierverwertende Industrie aus dem Markt gedrängt wird18. Damit steht die ALF ganz klar für das gleiche ideologische und quantifizierende Denken wie der Rest der Animal Liberation. Die Faszination für die ALF ist zum Teil ihrem Kommando-Image geschuldet, im Schutz der Nacht Gesetze zu brechen. Die gängigen Bilder verleihen der ALF eine engelsgleiche Qualität. Sie retten die Unschuld vor dem Bösen, ganz so wie in den langweiligen Märchen, mit denen wir als Kinder zwangsernährt wurden. Aus dem Blickwinkel der Animal Liberation ist die Direkte Aktion zwar praktisch zum Befreien von Tieren, bleibt aber rein taktisch, wird nicht als Ethik der Interaktion mit der Welt jenseits von Repräsentation und Vermittlung verstanden. Das Brechen des Gesetzes wird dabei auf ähnliche Weise rationalisiert wie Gandhi es rationalisierte und für legitim erklärte das Gesetz zu brechen. Diese Perspektive hält moralisch an der Gewaltfreiheit fest und wird einzig in der Absicht durchgeführt, Gesetze anzufechten, die einen Aspekt der sozialen Herrschaft schützen, während sie die restlichen unberührt lassen. Für gewöhnlich vergleicht die ALF und ihre AnhängerInnen die ALF mit der Underground Railroad, dem Netzwerk von Leuten, die SklavInnen bei ihrer Flucht aus dem Süden der USA halfen, bevor die Sklaverei dort offiziell abgeschafft wurde. Dieser Vergleich dient vor allem sich selbst und verstärkt den HeldInnenkult – führt zu mehr größenwahnsinnigen Illusionen. Das Justice Department (JD) und die Animal Rights Militia (ARM) stehen für eine militantere, gewaltbereitere Haltung. Auch wenn diese Gruppen weit weniger in Erscheinung treten als die ALF, lohnt es sich doch ihre Entwicklung innerhalb der Animal Liberation zur Kenntnis zu nehmen. ARM ist bekannt dafür Jäger in England zusammenzuschlagen, das JD ist dafür bekannt Rasierklingen and Pelzfarmer zu verschicken und Versuchslabore zu bedrohen19. Anstatt wie die ALF die Gewaltfreiheit zu verherrlichen, glorifizieren diese Gruppen die entgegengesetzte taktische Form: die Gewalt. Hier entwickelt sich eine taktische Ideologie, die noch immer in ihrem eigenen Tunnelblick gefangen bleibt. Sie positionieren sich gegenüber der Gewaltfreiheit, die als gescheiterte Methode gesehen wird, die nicht schnell genug „Erfolge bringt“, womit sie den sozialen Wandel selbst quantifizieren. Sie sehen sich selbst as diejenigen, die die Sache „einen Schritt weiter“ bringen. Dies ist die gleiche Argumentation, wie die von Black Liberation Army und dem Wheather Underground, die in einigen spektakulären Akten kulminierte und nichts dazu beitrug, die Ausbeutung von irgendwem zu verringern und stattdessen politische Gewalt glorifizierte. Ihr Herangehen demonstriert die Frustration und Ohnmacht „radikaler“ Aktion, die von alltäglicher revolutionärer Praxis getrennt ist. Statt einen qualitativen Bruch mit einer Gesellschaft zu vollziehen, die auf Rollen und ExpertInnen basiert, stützen diese Gruppen das instrumentelle Verhältnis von Individuen, die sich einer Sache geweiht haben, und nicht die tatsächliche Umwälzung des Lebens für alle Beteiligten. Engel der Gnade: Verliebt in HeldInnen, Märtyrer und Militante Denen, die ihr Leben im Kampf gegen den Missbrauch der Tiere verloren haben und denen, die sich selbst das Leben genommen haben, wenn der Horror nicht länger zu ertragen war; denen, die ihre Freiheit gaben… Danke. – Robin Webb, Britischer ALF Pressesprecher Viele TierbefreierInnen lieben das Märtyrertum der ALF. Sie werden als selbstlos und mutig verehrt, werden Opfer, weil sie sich zu sehr kümmern und leiden unter ihrem Mitgefühl nahezu wie Mutter Teresa und Jesus. Eine Verkörperung dessen stellt Ingrid Newkirks Buch Free the Animals dar, das die Geschichte einer Gruppe von Leuten erzählt, die das Gesetz brechen und Gefängnis riskieren, um Tiere aus Versuchslaboren zu retten. Dieses Buch ist seit den 80er Jahren bei Animal Liberation AktivistInnen weit verbreitet. Seine Attraktivität liegt im Porträt von Leuten, die irgendwie besser sind als der Rest von uns – edler, mutiger, mitleidender. Wie Figuren aus einem einfachen Märchenbuch, so riskieren ALF KriegerInnen alles, um Tiere vor dem Bösen zu retten. Animal Liberation genießt ihre HeldInnen auf die gleiche Weise wie die Medien es tun, festigt damit soziale Beziehungen nach dem Schema AnführerIn-und-Gefolgsleute. Dennoch vermeiden viele die illegale direkte Aktion aufgrund der Konsequenzen des Gesetzesbruchs. Das Risiko der persönlichen Auswirkungen verstärkt dann den Mythos des Opfers, das der oder die KriegerIn bringt. Das Gesetz zu brechen wird zur Aufgabe für Übermenschen, nicht für den Rest von uns. ALF Mitglieder scheinen mit besonderen Fähigkeiten auf die Welt gekommen zu sein, einer Furchtlosigkeit, die wir nicht besitzen. Wie anzubetende Götzen sitzen sie auf einem Sockel. Sie sind die HeldInnen der Animal Liberation. Unterhalb stehen die Leute, die nur applaudieren können wie es Leute tun, die ein Kunstobjekt betrachten, das nur jemand produzieren konnte, von dem angenommen wird, dass er außerordentlich talentiert sei. Die soziale Umwälzung braucht keine MärtyrerInnen, HeldInnen oder Militante. Revolutionäre Aktion muss eine bewusste Anstrengung beinhalten, die Rollen zu zerrütten, die unseren Ausschluss und unsere Ohnmacht definieren. Je schneller wir Heldenverehrung und Märtyrertum ins Feuer werfen, umso früher können wir für unsere eigene Freiheit kämpfen. Die Revolution beginnt mit jedem und jeder von uns. Wir sind die VollstreckerInnen des Schicksals. Wir müssen über unsere eigene Zukunft entscheiden, damit niemand sonst es tun kann. Du kannst über die Freiheit keine Gesetze erlassen Du müsstest verrückt sein vom Staat Schutz zu erwarten… Und ich bin keine Idiotin. – Andrea Dorea, N´drea Animal Liberation glaubt, dass Tieren gesetzlicher Schutz und Rechte gegeben werden sollten. Das Verbot von Hahnenkämpfen, einer wirklich unbedeutenden Institution im großen Programm des Missbrauchs von Tieren, wird begrüßt, weil es als Hilfe für die Tiere gesehen wird, und weil es die Anzahl der angeblichen Erfolge erhöht. Andererseits kritisieren sie Gesetze, die tierverwertende Konzerne schützen. Sie stützen damit zuallererst die Logik des Staates, die Gründe für die Existenz der Gesetze in Allgemeinen, und ignorieren, dass das Rechtssystem die Gesellschaft reguliert, sie effizient und ordentlich macht, sie kontrolliert. Gesetze bestätigen die soziale Kontrolle, ächten die Unregierbaren und beschützen die Mächtigen. Gesetze und ihre HüterInnen hoffen uns davon abzuhalten die industrielle Landwirtschaft mit unseren eigenen Händen in Stücke zu reißen. Der Staat schützt die tierverwertende Industrie und andere kapitalistische Unternehmen; er ist das Rückgrat und die brutale Kraft des kapitalistischen Systems. Das Gesetz kriminalisiert all jene, die sich gegen das ruhige Funktionieren des Kapitalismus stellen. Gesetzbücher bewahren die sozialen Beziehungen im Kapitalismus; das Konzept vom Eigentum wird durch sie geheiligt. Jeder Ruf nach zusätzlichen Gesetzen stärkt die Macht des Rechtssystems und seiner Mythologie von Gerechtigkeit und Fairness. Der Glaube ans Gesetz ist der Glaube an die kapitalistische Ausbeutung, wie sie von Bullen, BürokratInnen, RichterInnen und GesetzgeberInnen gewaltsam durchgesetzt wird. Sie haben kein Interesse daran, die soziale Ordnung zu verändern, deren Vorteile sie einheimsen. Ein Gesetz zu erlassen gegen Grausamkeit an Tieren hier, gegen Tiere im Zirkus dort, ändert daran sehr wenig – außer, dass es als Erfolg bilanziert werden kann. Die Fabriken fahren damit fort, tagtäglich mehr Tiere in der Produktion zu vernutzen. Das Elend geht weiter und der rechtliche Apparat des Staates gewährleistet, dass es so bleibt. Wenn wir die Tiere aus dem entwürdigenden Produktionssystem befreien wollen, müssen wir alle angeblichen Mittel der Abhilfe zurückweisen, die von den staatlichen Mechanismen der Wahl und Gesetzgebung zur Verfügung gestellt werden. Das Rechtssystem hilft nur, wenn die Mächtigen Probleme haben. Das Gesetz wendet sich gegen alle, die sich gegen die soziale Ordnung wenden. Wenigstens soviel ist der ALF klar. Wir tun besser daran, das gesamte System entfremdeter politischer Macht zu zerstören, als nach weiteren altbackenen Krümeln und leeren Zugeständnissen zu fragen. Wenn wir gegen den Kapitalismus opponieren, für das, was er den Tieren antut, so sollten wir ebenfalls gänzlich gegen die Staaten opponieren, die sicherstellen, dass dieses System damit weitermacht, die Welt unter ihrer Logik zu versklaven. Direkte Aktion, nicht Ideologie Animal Liberation hat ihr größtes Potential als direkter Akt, nicht als Ideologie. Die Befreiung von Tieren verletzt deren Status als Eigentum. Sabotage und Zerstörung von Anlagen der tierverwertenden Industrien kann sich gegen die Kommodifizierung von Tieren richten. Wie auch immer, solange diese Aktionen mit dem ultimativen Ziel der Animal Liberation gemacht werden, bleiben sie auf eine Perspektive beschränkt, die sich nur für Tiere interessiert. Zum Beispiel konzentrieren sich viele Bekennerschreiben zu Überfällen auf Tierversuchslabore einzig auf die Schinderei von Tieren, üblicherweise in moralischen und ideologischen Begriffen, während sie all die anderen ausbeuterischen und ekelhaften Aspekte eines Forschungslabors in einer Universität oder einem Pharmakonzerns ignorieren. Statt Grenzen des Verständnisses sozialer Herrschaft niederzureißen, werden sie von solchen Aktionen errichtet. Sie fördern eingeschränkte Perspektiven, welche die Gründe, die dazu führen, Tiere in Waren zu verwandeln nicht berücksichtigen. So wird das Potential dieser Aktionen durch die Beschränkung auf ein einzelnes Thema verkrüppelt, statt ein Akt der Solidarität mit anderen sozialen Kämpfen zu sein. Es gibt nichts desto trotz bemerkenswerte Ausnahmen von Leuten, die Tiere befreien und tierverwertende Unternehmen sabotieren, ohne ihre Aktionen in den Zusammenhang der Animal Liberation zu stellen. Sie sollten nicht unerwähnt bleiben, da sie deshalb positiv sind, weil sie ihre Aktionen nicht selbst dahingehend abgrenzen, nur in einem Herrschaftsaspekt relevant zu sein, sondern sie als Angriffe auf eine Form unter vielen verstehen. Wenn wir überall Herrschaft und Unterdrückung erkennen, dürfen wir uns nicht selbst begrenzen; wir müssen sie überall angreifen, wo wir sie finden. Gegen Aktivismus, hin zum aktiven Aufstand Was wir sind und was wir wollen beginnt mit einem nein. Aus ihm kommt der einzige Grund am morgen aufzustehen. Aus ihm kommt der einzige Grund bewaffnet zum Angriff auf eine Ordnung überzugehen, die uns erstickt. – Anonym, „At Daggers Drawn“ Das Gefängnis, das diese Gesellschaft ist, muss zerstört werden, wollen wir über Freiheit sprechen. Die industielle Landwirtschaft ist nur ein Ort, an dem sich ihr Elend zeigt. Dieses System der Ausbeutung profitiert von Schweiß und Blut der Tiere und Menschen. Es ist unser gemeinsamer Feind. Wir werden nichts ändern, wenn wir die Regierenden fragen, ob sie das Elend erträglicher macht oder uns freundlicher ausbeutet, wir werden nichts bekommen, außer bessere Löhne und größere Käfige. Wir müssen über unser Leben und unsere Beziehungen in der Welt zu unseren eigenen Bedingungen entscheiden. Um das zu tun, haben wir eine schwierige Aufgabe vor uns. Lassen wir uns nicht mit falschen Versprechungen, moralischen Codes und ideologischen Verblendungen abspeisen. Lasst uns stark werden durch scharf geschliffene Ideen und selbstbestimmte Aktionen. Einige würden sagen, dass etwas getan werden muss. Die Welt wird schlimmer und wir müssen handeln. Sie würden uns sagen, dass wir Dinge tun müssen, die uns das Gefühl vermitteln, dass wir etwas verändern können. Warum, dann, nicht für die Befreiung der Tiere arbeiten? Wenn unsere Aktionen Ausdruck unserer Wünsche sind, liegt die Hoffnung nicht in der Anzahl konvertierter VeganerInnen oder befreiter Hennen. Revolution bedeutet zu aller erst und vor allen Dingen eine Veränderung dessen, wie wir in der Welt zueinander in Beziehung treten – qualitative soziale Veränderung, nicht quantifizierte aktivistische Siege. Wir müssen auf die Appelle an die Herrschenden spucken und uns selbst auf direkte Art für das einsetzen, was wir wollen. Revolution muss eine tägliche Praxis sein, wenn wir irgendein tatsächliches Potential haben wollen. Etwas muss getan werden. Aber wir brauchen Feuer im gleichen Maße wie wir Ideen brauchen20. Um tatsächlich in irgend einer Art soziale Veränderung herbeizuführen, müssen die sozialen Beziehungen über das Festhalten an Ideologien mit ihren falschen Oppositionen hinausgehen, über geschichtete Entscheidungsfindungen und fromme Bekanntmachungen hinaus. Wir wollen etwas davon radikal verschiedenes, eine Welt in der wir frei sein können, so zu leben wie wir wollen. Dies ist nur möglich, wenn wir außerhalb der Rolle der AktivistIn oder der KonsumentIn handeln, ohne politische Parteien mit ihren hohlen Verlautbarungen, ohne nicht-kommerzielle Organisationen mit ihren Kampagnen zu Einzelthemen. Wir müssen BerfreierInnen unserer selbst sein, nicht Sklaven einer Sache, getrieben von religiösem Eifer und ideologischer Blindheit. Diese Kritik an der Animal Liberation kann gleichermaßen auf alle falschen Oppositionen und Missionen übertragen werden – und davon gibt es viele. Wir suchen nicht nach KonvertitInnen, die unsere Sichtweise übernehmen. Wir rufen niemanden dazu auf die Ausbeutung der Tiere zu vernachlässigen oder einfach damit zu beginnen, Fleisch zu essen. Vielmehr wollen wir zu mehr kritischem Denken und analytischen Diskussionen anregen was unsere eigene tägliche Praxis angeht ebenso, wie was die Theorie und Praxis sozialer Bewegungen betrifft. Um uns selbst davon zu befreien in der Scheiße zu wühlen und Scheiße zu fressen, müssen wir zu aktiven TeilnehmerInnen in einem Aufstand gegen Ideologie, Moralismus, Kapitalismus, und den Würgegriff des Staates werden. In einem Wort müssen wir alles zerstören was uns beherrscht, denn die Welt wird immer mehr zu einem gigantischen Drecksgefängnis. Das Elend der industriellen Landwirtschaft und der Versuchslabors ist überall. So sind denn auch unsere Ziele überall. Wir werden die Beziehungen zerstören müssen, die diese Gesellschaft reproduzieren und ihr erlauben zu existieren und mit einem Ungehorsam beginnen, der weder zivil noch verblendet ist. Wie ein toter Guerilla es einmal sagte: Mach kaputt was Dich kaputt macht. Die Welt wird sich entwirren, wenn wir unseren Wünschen freien Lauf lassen. Für uns ist die destruktive Rebellion gegen diese beschissene Gesellschaft die einzige Sache, die irgendein Versprechen auf Befreiung beinhaltet. Wir wollen keine größeren Käfige. Wir wollen sie alle komplett zerstören.
Es sind nicht nur die Tiere, die davon abhängig sind, dass wir sie aus dieser Welt befreien. Wir selbst sind es schließlich, die den Wind der Freiheit in unseren Gesichtern spüren müssen. 1Utilitarismus – Im 18. Jahrhundert aufkommende sozialphilosophische Anpassung der Sichtweise von Gesellschaft an kapitalistische Prinzipien von Nützlichkeit. Auf den ersten Blick scheint die von UtilitaristInnen behauptete gesellschaftliche Zielrichtung „Maximierung des gesellschaftlichen Glücks“ außerhalb des Marktes zu liegen – was sie im Gezerre der gesellschaftlichen Verhältnisse umso tauglicher dafür machte, recht unauffällig in umgekehrter Richtung zu wirken und persönliche wie kollektive Vorstellungen von Glück zu ökonomisieren, d.h. auf die Idee erwirtschaftbarer Erträge zu reduzieren. In der Gründungscharta der USA wird der „pursuit of happiness“ vornehmlich als Recht auf Streben nach materiellem Wohlstand verstanden – eine Formulierung nebenbei, die im Englischen einen klar militärischen Sound hat. 2Für Infos über die Animal Liberation Front ALF: www.animalliberationfront.com. Für Infos zur radikalen Animal Liberation Bewegung: www.nocompromise.org. Für Nachrichten über illegale direkte Aktionen für Tiere: www.directaction.info. Wie üblich quillt das Netz über mit Informationen, vermutlich mehr als ihr je zu irgend einem Thema lesen wollt. 3Dieses Zitat stammt von Albert Einstein. Gruppen wie Vegan Outreach und PETA verwenden dieses und andere berühmte Zitate nicht nur, weil wir diesen verehrten Leuten trauen sollen, sondern um zu beweisen, dass auch sie an Animal Rights glauben und wir es daher auch tun sollten. 4Der weltweite Konsum von Öl beträgt pro Tag 12, 42 Milliarden Liter. Jeden Tag werden mehr als 143 Milliarden Liter Öl übers Meer transportiert. Nicht alles Öl, das ins Meer läuft stammt von Tankern. Einiges davon kommt aus Tanklagern, Pipelines, Förderpumpen, der Reinigung der Tanks von Tankern und anderen Schiffen. In diese Rechnung nicht mit einbezogen sind die Millionen Liter Öl die KonsumentInnen in die Umwelt kippen, einer weiteren Konsequenz des Kapitalismus, der die Kosten für die Natur nicht in die Preise einberechnet [www.environmental-research.com/publications/pdf/spill_statistics/paper4.pdf] 51989 lief die Exxon Valdez im Prince William Sound, Alaska auf Grund. Nahezu 50 Millionen Liter Öl liefen ins Meer. Das Unglück war der Größe nach nur Nummer 34, war aber das größte in US-Gewässern. Massive Umweltschäden führten z.B. zum Tod von etwa 35.000 Seevögeln, 2800 Seeottern, 300 Seehunden, 250 Weißkopfseeadlern, 22 Orkas und Milliarden von Lachsen und Heringseiern, was auch die Fischerei stark in Mitleidenschaft zog. 6Das industrielle Prudukt-Distributions-System ist deshalb wie es ist, weil mit einem Produkt umso mehr Gewinne erzielt werden könen, je größer sein Markt ist. Diese Tatsache demonstriert das Wachstum der Profite durch die Ausdehnung der Märkte von KonsumentInnen im Kapitalismus. 7Die Tatsache, dass die Wahrnehmung von Wahrheit und Moral nicht absolut, sondern relativ sind, sich in den sie für wahr haltenden Personen und Gruppen unterscheiden wird von der Theorie des Relativismus beschrieben. Was in einer Kultur falsch ist, muss es in einer anderen nicht sein. Dies wird von vielen Kulturen überall auf der Welt klar demonstriert. Einige Kulturen waren vegetarisch und einige sind es noch immer. Andere, wie die Inuit, ernähren sich ausschließlich von Fleisch. Die meisten dieser Ernährungsgewohnheiten entwickelten sich aus Umweltbedingungen und der Verfügbarkeit von Ressourcen und wurden zu einer Tradition. 8Ihr findet mehr über Kritisches Denken und das Essay von Chernyi unter… 9Dies lassen die MenschenfeindInnen freilich üblicherweise nicht für sich selbst gelten. Meist sehen sie sich selbst als irgendwie besser und fürsorglicher als die allermeisten anderen. Fortschreitende Misanthropie führt zu [repulsive] Formen der Arroganz. 10Von der ALF Webseite, aus dem Artikel „Fortschritt der Tierrechtsbewegung“ 11Es ist in Kreisen von TierbefreierInnen nicht selten zu hören, dass über den „Ausverkauf“ des Veganismus getratscht wird, sobald einzelne irgendwelche Tierprodukte der ein oder anderen Art essen. Diese Art der Unterhaltung spiegelt nur die Banalität so vieler Unterhaltungen heute, in denen uns die Entfremdung nahelegt vorzuziehen, uns nicht mit der Realität unserer Entfremdung zu befassen. 12Dies soll nicht heißen, dass diejenigen, die für die soziale Umwälzung kämpfen nicht von den Mächtigen verwundet oder getötet würden. Vielmehr hat es einfach nichts befreiendes an sich Strafen als Ausdruck sozialer Kämpfe zu verherrlichen. Märtyrertum ist so scheiße langweilig und unkreativ. Wenn du tot bist, bist du tot. Alle Möglichkeiten und Träume deines Lebens verschwinden dann. 13Affinity – Die Bezugsgruppe autonom/anarchistischer Kreise kommt der affinity group ziemlich nahe. Eine direkte Übersetzung ohne die Gruppe gestaltet sich schon schwieriger: Zumindest potentiell ist affinity kollektiver als die Neigung, politischer als die Zuneigung und auf alle Fälle persönlicher und vielschichtiger als der Bezug. Vielleicht kann das Bild der physikalischen Affinität vereint mit den affektiven Qualitäten der Wahlverwandtschaft eine Ahnung davon geben… 14Es ist wert einen Moment darüber nachzudenken, wie viele Leute sich vom Aktivismus verabschiedet haben, nachdem sie sich wie Opferschafe fühlten. Leute, die ihre Mitangeklagten vor Gericht verraten haben, mögen gemerkt haben, dass lange Haftstrafen nicht das Opfer sind, das sie bereit sind zu bringen. Freilich sind Leute die andere reinreißen nichts desto trotz widerliche Arschlöcher. Aber um so was in der Zukunft zu vermeiden kann es nützlich sein zu versuchen zu verstehen, warum sie zu solchen Entscheidungen gekommen sind. 15Dies wird deutlich wenn wir uns die Trends in der jährlichen Pelztierproduktion in den USA und in Übersee anschauen. Fluktuationen auf dem Pelzmarkt sind zeitweise von Animal Liberation Aktivitäten beeinflusst, einen Rückgang der Pelzindustrie als solche haben sie noch nicht bewirkt. Wenn etwas verkauft werden kann, wird es vermarktet und produziert. Selbst wenn die Pelzindustrie zerstört werden würde, würde eine andere miserable Ausbeutung ihren Platz einnehmen. 16Der Begriff „Straße zu Erfolg, Road to Victory“ kommt aus der britischen Animal Liberation Bewegung, aber das dahinterstehende Konzept trifft genauso auf die nordamerikanische Perspektive zu. Die Idee, dass die ein oder andere erfolgreiche Kampagne in einem irgendwie großartigen Erfolg kulminiert ist, traurigerweise, eine Illusion – vermutlich verbreitet, um sich die völlige Desillusionierung vom Leib zu halten. 17Die Stoppt die Grausamkeit der Jagd, Stopp Hunting Animal Crualty (SHAC) Kampagne ist ein perfektes Beispiel dafür. Sie nutzen verschiedene Formen der Einschüchterung und Bedrohung für das Ziel ein einziges Versuchslabor stillzulegen. PETA arbeitet für das gleiche Ziel, wendet aber Taktiken an, die ihre loyalen Mitglieder nicht abschrecken. Es ist nichts radikales daran, ein einzelnes Versuchslabor zu schließen, wenn ein anderes die Nachfrage einfach erfüllen wird und gleichermaßen damit fortfährt Tiere zu töten. 18Quelle: ALF Webseite 19Das „Biteback Magazin“ (www.directaction.info) und andere sich für Tiere einsetzende, direkte Aktionen befürwortende Gruppen berichten häufig über solche Aktionen ohne sie von Aktionen zu unterscheiden, zu der sich die ALF bekannt. Sehr wahrscheinlich sehen sie jede Aktion, die in diesem Feld unternommen wird als Aktion, die auf Tierbefreiung zielt. Wir hingegen sehen direkte Aktionen für Tiere als positiv, wenn sie nicht mit den idiotischen Zielen der TierbefreierInnen einhergehen. 20Jemand anderes hat diesen feinen Punkt mal gemacht. Leider kann ich ihn oder sie nicht mehr dafür würdigen, denn ich hab vergessen wer es war. Doch bleibt es ein wichtiger Punkt. Praxis ist am stärksten, wenn sie von der Dynamik kritischer Ideen beflügelt wird. Gleichermaßen sind Ideen nur so stark wie ihre praktische Anwendung. Sonst wird Theorie nur zu einer weiteren hohlen intellektuellen Freizeitbeschäftigung.