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Textsammlung: Dekomposition – Für einen Aufstand ohne Avantgarde
Hourriya n° 3 – Das Unvorhergesehene
John Olday – 72 Jahre Rebellenleben
72 Jahre Rebellenleben
von John Olday
Teil 1: Autobiographie von 1905 bis Anfang der Vierzigerjahre
Erstveröffentlichung Februar 2023, inklusive ausführliches Nachwort und Nachschlageverzeichnis. 320 Seiten, 13,5 x 20cm
KLAPPENTEXT: In dieser Autobiographie beschreibt John Olday (1905-1977) die wirkliche Geschichte der ersten Hälfte seines ereignisreichen Lebens. Kriegsarmut, Diebereien, Revolten und Plünderungen. Spartakus, Bandenkampf […]
Männliche Zurichtung und Desertation aus der patriarchalen Ordnung (2023)
Welche Rolle kommt dem Subjekt Mann in der technopatriarchalen Ordnung zu? Exkurs: Die Rolle der Frau in der patriarchalisch-kapitalistischen Gesellschaft Auch wenn es meiner Meinung nach gewiss eines der wesentlichen Probleme antipatriarchaler Analysen aus Männersicht darstellt, dass diese eben genau keine von der eigenen Subjektivität ausgehende Analysen entwickeln und stattdessen die Rolle des Mannes, also… Continue reading Männliche Zurichtung und Desertation aus der patriarchalen Ordnung (2023)
Notizen zu einer neuen Analyse der Institutionen der Herrschaft (2001)
Es ist kaum 65 Jahre her, da war es absolut üblich, in der anarchistischen Literatur Analysen der Institutionen zu lesen, in denen sich die verschiedenen Formen der Herrschaft manifestierten. Wenn man beispielsweise über die Unterdrückung der Frauen schrieb, dann wurden die Familie und die Ehe untersucht und bloßgestellt. Wenn die Unterdrückung von Vergnügen und der… Continue reading Notizen zu einer neuen Analyse der Institutionen der Herrschaft (2001)
Frauenverbrennung
Die europäischen Hexenjagden, Einzäunung und der Aufstieg des Kapitalismus Das überlegene Wissen der Hexen wurde in der weit verbreiteten Ansicht gewürdigt, dass sie die Fähigkeit hätten, Wunder zu vollbringen. Die Hexe war in Wahrheit die gewiefteste Denkerin, die fortgeschrittenste Wissenschaftlerin dieser Zeit … Da Wissen immer Macht gewesen ist, fürchtete die Kirche es in den… Continue reading Frauenverbrennung
Aktueller Gesundheitszustand von Alfredo Cospito am 99. Tag seines Hungerstreiks bis zum bitteren Ende (26. Januar 2023)
Mit der Veröffentlichung des folgenden Berichts – dem gestrigen Update vom 26. Januar und den zwei Auszügen von Radio-Interviews mit der Leibärztin, die auf den 26. und 19. Januar zurückgehen – informieren wir über den aktuellen ernsten Gesundheitszustand des anarchistischen Gefährten Alfredo Cospito 100 Tage nach Beginn seines Hungerstreiks.
Der Vernichtungsversuch an Alfredo wurde vom Staat im Juli und Dezember letzten Jahres ratifiziert. Zu erst kam die Neueinstufung eines Anklagepunktes im Scripta-Manent-Verfahren (durch den Kassationsgerichtshof) als „politischer Massenmord“, dann folgte der Beschluss (durch das Überwachungsgericht in Rom), der seine Inhaftierung im 41bis, dem schlimmsten Haftregime in den italienischen Gefängnissen, bestätigte, in das Alfredo am 5. Mai verlegt wurde.
Angesichts dieses Vernichtungsversuchs ist es von größter Wichtigkeit, dass die Ideen, Taten und Beiträge des Gefährten nicht in Vergessenheit geraten. Denn sie wurden zum Vergessen verurteilt, wie es die Repressionsapparate mit dem „Scripta-Manent“-Prozess, der „Operation Sibilla“ und der Überführung in das 41-bis-Regime versucht hatten. Der Isolierung und Zensur des Staates und seiner Gefängnisse setzen wir heute wie gestern die Hartnäckigkeit und Konsequenz unserer Ideen und Praktiken entgegen.
„Erlaubt mir, mit ein wenig Stolz zu sagen, dass mein Leben (wie das Leben eines jeden Anarchisten und jeder Anarchistin, der/die diesen Namen verdient) von dem Versuch geprägt ist, Theorie und Aktion aufeinanderprallen zu lassen. Den DienerInnen der Macht sage ich nur eines: Ihr könnt mich für den Rest meines Lebens ins Gefängnis stecken, aber es wird euch nicht gelingen, mir meine Kohärenz und meine Selbstachtung zu nehmen, geschweige denn die Lust und den Wunsch, euch zu bekämpfen.“
(Alfredo Cospito, „Zur Operation Sibilla“, 2021)
Ein Update zu seinem aktuellen Gesundheitszustand: Der Gefährte hatte einen Kreislaufzusammenbruch, die Folterer haben ihn ins Krankenhaus gebracht und dann wieder in das 41bis
Schlechte Nachrichten kommen aus dem Gefängnis von Bancali, wo Alfredo Cospito seit 99 Tagen im Hungerstreik ist. Unser Gefährte bewegt sich jetzt im Rollstuhl, er hat besorgniserregende Blutwerte, zu dem hat er ernsthafte Probleme mit der Thermoregulation, das heißt, ihm wird immer kälter, auch wenn er sich mehrere Pullover und Hosen anzieht.
Vielleicht um sich aufzuwärmen, beschloss er gestern Abend gegen 23.30 Uhr zu duschen. Dort soll Alfredo einen Kreislaufzusammenbruch erlitten haben. Er soll gestürzt sein und sich die Nase dabei gebrochen haben und zwar auf unschöne Weise. Außerdem begann er aufgrund der niedrigen Thrombozytenzahl, viel Blut zu verlieren. Aus diesem Grund wurde er in das Krankenhaus von Sassari eingeliefert. Nach der ersten Behandlung brachten ihn die Mörder der Gefängnispolizei zurück ins Gefängnis.
Wenige Stunden zuvor, gestern [25. Januar], lehnte der Justizminister die Verlegung von Alfredo in ein Gefängnis mit Krankenstation ab: Laut dem Justizminister Nordio ist Cospito „bei bester Gesundheit“…
Der Gesundheitszustand des Gefährten am 99. Tag seines Hungerstreiks
Am 26. Januar, dem 99. Tag des Hungerstreiks bis zum bitteren Ende gegen das 41bis-Regime und lebenslange Haft, sendete der widerständige Radiosender Radio Onda d’Urto ein fünftes Interview mit der Leibärztin, die den Gefährten Alfredo Cospito regelmäßig besucht. Wie bei den Updates zum 71. (29. Dezember), 78. (5. Januar) und 85. (12. Januar) Tag des Hungerstreiks veröffentlichen wir einen Auszug des Interviews:
„Also […], ich fand ihn in ganz schlechter, einer wirklich schlechten Verfassung, weil die Thermoregulation praktisch weg ist, das heißt, sein Körper kann sich nicht mehr thermoregulieren, er hat vier Pullover und drei Hosen an, aber ihm ist trotzdem immer kalt. Als ob das noch nicht genug wäre, kam er gestern Abend, um sich aufzuwärmen, gegen 23.30 Uhr auf die Idee, zu duschen. Dabei stürzte er unglücklich zu Boden, bedingt durch einen Kreislaufzusammenbruch, so dass er mit dem Gesicht auf die Duschwanne prallte und einen Nasenbeinbruch erlitt. Er musste daher in die Notaufnahme gebracht werden, wo man den Bruch behandelte, um ihn im Anschluss wieder zurück ins Gefängnis zu schicken. Gerade hat er keine Schmerzen mehr, die Blutungen sind insgesamt zurückgegangen. Wichtig zu erwähnen ist, dass insbesondere das weiße Blutbild zurückgegangen ist. Es mangelt an Lymphozyten und den Leukozyten, also all den Blutkörperchen, die der Infektionsbekämpfung dienen sollen. Und die Thrombozyten haben sich auch verringert, weshalb er wahrscheinlich mehr Blut verloren hat, als er hätte verlieren sollen; sein Hemd war den ganzen Tag über noch voll mit Blut, denn nach dem Sturz hat er sich wieder ins Bett gelegt, dabei hat sehr wenig geschlafen. Er fängt langsam an Schlaflosigkeit zu leiden, der Elektrolytenmangel hält weiter an, es geht also insgesamt eher ergab mit ihm. […] Die Problematik ist, dass sich sein Zustand von einem Moment auf den anderen verschlimmern kann. Es hängt davon ab, wie lange sein Organismus noch in der Lage ist, die körpereigene Proteine nicht abzubauen und vorrerst zu verschonen, davon hängen wiederum die Albumine und schließlich das Blutbild ab. […] In dem Moment, wosein Stoffwechsel nur noch zu 50 Prozent arbeitet, wird er in akuter Lebensgefahr sein. […] Meiner Meinung nach, kann ja, die Situation jeden Moment lebensbedrohlich werden. […] Er hat weitere 2 kg abgenommen, alles in allem nicht sehr viel, dies auch weil er letzten Woche schon mehr abgenommen hatte. Er ist weiterhin gelaufen während seinem Hofgang [wovon ihm abgeraten wurde]. Da es keine Möglichkeit der Nahrungsaufnahme gab, also keine Energieproduktion, hat er aus den Muskeln geschöpft, daher hatte er in der letzten Woche einen bedeutsamen Muskelabbau.
Die Verwarnung der Strafvollzugsbehörde an die Leibärztin und der Gesundheitszustand des Gefährten am 92. Tag des Hungerstreiks
Am 23. Januar erhielt der Anwalt des Gefährten von der Leitung des Bancali-Gefängnisses die Genehmigung für den Besuch der Leibärztin für den folgenden 26. Januar und gleichzeitig eine an die Ärztin selbst gerichtete Verwarnung, in der sie ermahnt wird, keine Interviews mehr für das „Radio Onda d’Urto“ zu geben, „um die Ziele des Regimes gemäß dem ex Artikel 41bis o. p. nicht zu vereiteln. Weitere Interviews und ähnliche Äußerungen können die Gefägnisleitung dazu verleiten, die Genehmigung zum Betreten der Vollzugsanstalt zu widerrufen“. Eine Drohung, die umso schwerwiegender ist, da sie genau in den Tagen erfolgt, in denen sich der Zustand des Gefährten ernsthaft verschlechtert hat. Einmal mehr wird der ganze Willen der Isolation zum Ausdruck gebracht, den die StaatsbeamtInnen dem Gefährten und seinem Zustand auferlegen wollen.
Um ein möglichst vollständiges Bild von der schwerwiegenden Verschlechterung seines körperlichen Zustands in der letzten Woche zu vermitteln, zitieren wir auch einen Auszug von dem vierten Interview mit der Leibärztin auf „Radio Onda d’Urto“(vom 19. Januar, dem 92. Tag des Hungerstreiks)
„[…] Trotz des weiteren Gewichtsverlustes – denn heute wog er 87 kg, wobei wir am 90. Tag des Hungerstreiks sind. Bis dato hat er etwa 40 kg abgenommen, von einem Ausgangsgewicht von 115 kg – ist sein Gesundheitszustand insgesamt stabil. Sagen wir, dass wir die Grenze dessen erreicht haben, was eine Zuspitung seines prekären Zustands sein kann, in dem er jetzt lebt, denn alle Glykosereserven sind praktisch erschöpft, er hat kein Fett mehr, er steuert auf den Muskelkatabolismus zu, seine Muskeln sind im Volumen stark reduziert. Er ist aber immer noch bei Bewusstsein, er nimmt immer den üblichen Honig, wenn er Phasen der Übelkeit hat, aber alles in allem kann ich nicht sagen, dass es ihm heute schlecht ging, alles in allem geht es ihm ganz gut. Wir befinden uns in einer Situation, von der ich vor einem Monat noch sagen konnte, dass es einen guten Spielraum gibt, bevor sich die Situation zuspitzt, jetzt ist dieser große Spielraum nicht mehr vorhanden. […] Also, nein, er ist nicht krank. Ich wollte sagen, dass das, was seine Situation gewesen war, wo man noch etwas Zeit hatte, einiges an Zeit, bevor es kritisch wird, sich nun jeden Moment zuspitzen kann. […] Wir befinden uns auf einem schmalen Grat, bei dem eine Kleinigkeit genügen kann, sogar emotionalen Stress… Zum Beispiel hat er mich gefragt, ob es für ihn in Ordnung sei, in seiner Freizeit spazieren zu gehen, weil er mit den anderen drei Leuten, mit denen er seine Freizeit teilt, ein bisschen Spaß hatte. Nun ist es klar, dass ein Spaziergang mit einem anderen „Patienten“ gut sein kann, eine gute Sache, denn es ist immer gut, sich zu bewegen; in Alfredos Fall ist dies jedoch ein weiterer Energieverbrauch, da es keine Möglichkeit gibt, diese verlorenen Energien wieder zuzuführen. Ich habe ihm daher gesagt: “Geh so wenig wie möglich spazieren, gehe an die Luft, das ja, aber ich rate dir ab dies als sportliche Aktivität zu tun […]“.
[Veröffentlicht auf Italienisch unter https://lanemesi.noblogs.org/post/2023/01/27/aggiornamento-sulle-condizioni-di-salute-di-alfredo-cospito-al-99esimo-giorno-di-sciopero-della-fame-ad-oltranza-26-gennaio-2023/]
Carol Ehrlich: Widerwillige Patriarchen (1975)
»Und so forderten die stolzen, starken und unabhängigen Runden Menschen die Götter heraus. Und Zeus bestrafte sie, indem er sie in zwei teilte. Nun konnte jede halbe Person nicht mehr mit ihren vier Armen und vier Beinen umherrollen, sondern musste aufrecht auf zwei Beinen gehen und ihr einziges Gesicht in demütigem Gebet zu den Göttern… Continue reading Carol Ehrlich: Widerwillige Patriarchen (1975)
Ingrid Strobl: Die Angst vor den Frösten der Freiheit (1990)
Kreon: Wenn sie sich ungestraft das leisten darf, Bin ich kein Mann mehr, dann ist sie der Mann! (…) Drum gilt’s, das Ordnung-Schaffende zu schützen Und ja nicht einem Weibe sich zu beugen! Wenn’s sein muß, besser, mich verdrängt ein Mann, Dann heißt es nicht, ich lasse Weiber herrschen. – Sophokles: Antigone – So wenig… Continue reading Ingrid Strobl: Die Angst vor den Frösten der Freiheit (1990)