Category Archives: Repressionsupdates
[HH] Haftantritt für einen anarchistischen Gefährten in Hamburg
Über ein halbes Jahr nach dem Urteilen gegen zwei der drei
Anarchist*innen rechtskräftig wurden, die im sogenannten
Parkbankverfahren verurteilt wurden, ist nun für den ersten Gefährten
der Brief für den Haftantritt am 27.1. gekommen. Er muss jetzt seine
letzten 6 Monate absitzen. Der zweite Gefährte wartet noch auf seinen
Haftantrittstermin und für die dritte Gefährtin erwarten wir das
endgültige Urteil im März.
Ihr erreicht den nun inhaftierten Gefährten per Post mit seiner Buchnummer und unter der Adresse:
Buchnummer: 108/23/2
JVA Billwerder
Dweerlandweg 100
22113 Hamburg
Wenn ihr nicht von zu Hause schreiben wollt, wendet euch doch gern an
die Infoläden, anarchistischen Bibliotheken eures Vertrauens in eueren
Städten. In Hamburg könnt ihr gerne auch das LiZ als Absendeadresse mit
eurem Alias verwenden und Post dann zu den Öffnungszeiten der
anarchistischen Bibliothek Sturmflut (Mittwochs 18-21:00, Samstags
16-19:00) abholen.
Schickt tausende Briefe! Zeigt euch solidarisch!
Feuer und Flamme für alle Knäste!
Freiheit und Glück!
Pola Rupa und Nikos Maziotis – Botschaft der Solidarität mit Alfredo von Mitgliedern des Revolutionären Kampfes
Gefunden auf luchar contra el 41bis, die Übersetzung ist von uns. Pola Rupa und Nikos Maziotis – Botschaft der Solidarität mit Alfredo von Mitgliedern des Revolutionären Kampfes Am 16.11.2022 veröffentlicht Für Alfredo Cospito Die physische und moralische Vernichtung von revolutionären … Weiterlesen
Die Finsternis des Streiks und der Hunger nach Ideen
Gefunden auf luchar contra el 41bis, die Übersetzung ist von uns. Die Finsternis des Streiks und der Hunger nach Ideen Am 17.11.2022 veröffentlicht Um ein Omelett zu machen, muss man Eier zerschlagen Die Gesellschaft, in der wir leben, braucht den … Weiterlesen
Mit Alfredo Cospito, mit seiner Idee, seiner Geschichte und den Praktiken, für die er angeklagt wird
Gefunden auf luchar contra el 41bis, die Übersetzung ist von uns. Mit Alfredo Cospito, mit seiner Idee, seiner Geschichte und den Praktiken, für die er angeklagt wird Am 19.11.22 veröffentlicht Alfredo ist ein anarchistischer Gefährte, der für die Gambizzazione [in … Weiterlesen
[Bayern] Kamera und Mikro vor Wohnung gefunden
Am Freitag, den 25. November wurde vor einer Wohnung irgendwo in Bayern eine Audio- und Video-Überwachungsinstallation enttarnt. Die Abhörvorrichtung war an einem dort abgestellten Fahrrad entdeckt worden und daran mithilfe einer Werkzeugtasche unter dem Sattel (siehe Symbolbild) installiert. Die Abhörvorrichtung selbst bestand aus einer ca. 12 x 12 x 1,5 cm großen Haupteinheit (siehe technische Details), an die eine Kamera und ein Mikrofon angeschlossen waren, sowie ein ca. 25 x 5 x 4 cm Li-ionen Akku (16 Ah). Die ganze Installation war derart in der Satteltasche verborgen, sodass diese von außen nicht zu erkennen war. Lediglich die Kamera (max. ca. 1 x 1 x 1 cm mit einem Linsendurchmesser von max. 0,5 cm) wurde über ein winziges Loch an die Außenseite geführt und war auf den Eingang zur entsprechenden Wohnung gerichtet. Mit bloßem Auge war dies jedoch so dennoch unmöglich zu identifizieren.
Wenige Minuten nach Entfernung der Abhörvorrichtung wurde das Fahrrad von den mutmaßlichen Spionen abgeholt. Von der Abhörvorrichtung getätigte Aufnahmen wurden vermutlich mithilfe einer SIM-Karte über das Mobilfunknetz übertragen.
Aufbau und Montage der Abhöreinrichtung am Fahrrad lassen es zumindest als denkbar erscheinen, dass es sich hier um eine spontan einsetzbare Installation handelt, die in dieser Form auch kurzfristig und ohne große Vorlaufzeiten zum Einsatz kommen könnte. Tatsächlich vermarkten zahlreiche Anbieter von Überwachungstechnologie schon seit vielen Jahren entsprechende Installationen für den Einsatz in den Helm-Aufbewahrungsboxen von Motorrollern.
technische Details
Li-ion Battery Pack
3.7 V, 60 Wh, 16.0 Ah
Damit
ergibt sich selbst bei angenommener permanenter Bild- und
Tonübertragung eine Betriebszeit von gut einem bis möglicherweise sogar
mehreren Tagen (Abhängig von Qualität und Kompression). Eine
Übertragung, die entweder nur auf Anforderung und/oder nur bei Bewegung
im Blickfeld der Kamera erfolgt könnte mit diesem Akku möglicherweise
rein rechnerisch sogar über einen Zeitraum von mehr als einer Woche bis
hin zu mehreren Wochen (je nach Aktivität im Beobachtungsfeld) möglich
sein.
Haupteinheit
Anschlüsse/angeschlossene Geräte: Mikrofon, Kamera, Akku, GSM-Antenne
Steckplatz für SIM-Karte bestückt mit SIM von Telekom.
Die Übertragung der Daten scheint von der Haupteinheit mutmaßlich mithilfe eines Sierra Wireless Modems des Modells EM7565 zu erfolgen. Der GPS-Service des Modems war dabei auf der Platine nicht angeschlossen. Neben einer angesteckten GSM-Antenne steht auch eine intern verbaute 4G-Antenne (antenova SR4L002) zur Verfügung.
Auffällig ist besonders, dass sich der Hersteller der Haupteinheit augenscheinlich nicht durch üblicherweise aufgedruckte Logos zu erkennen geben will. Selbst im Innenleben der Einheit sucht man derlei Kennzeichen vergeblich und sogar einige der verbauten Chips tragen keine Bezeichnungen.
Auch wenn die Haupteinheit eine lokal fest verbaute Speichereinheit besitzt, und über eine micro-USB-Verbindung ausgelesen werden kann, sieht es so aus, als würden Daten möglichst in Echtzeit über das Mobilfunknetz übertragen werden. Das entsprechende Modul verspricht dabei Upload-Datenraten von bis zu 150 Mbps und arbeitet auf den LTE-Frequenzbändern B1, B2, B3, B4, B5, B7, B8, B9, B12, B13, B18, B19, B20, B26, B28, B29, B30, B32, B41, B42, B43, B46, B48 und B66.
Die Stromversorgung der Haupteinheit scheint vollständig vom angeschlossenen Akku abzuhängen. Eine interne Stromversorgung war nicht feststellbar.
Weitere Informationen und Bilder folgen.
Rom (Italien): Mikro in Wohnung von Gefährten entdeckt
Selbe Geschichte, selber Ort, selbes Ding. Entdeckung eines Mikros in einer Wohnung in Rom.
Jemand hat sich in das Haus geschlichen, in dem wir wohnen um dort ein Abhörmikro zu installieren, sicher in den Tagen rund um die Demo am 12. November in Rom in Solidarität mit Alfredo [Cospito] und den anderen gefangenen Gefährten im Hungerstreik. In der anhaltenden schlechten Interpretation von „Solidarität und Komplizenschaft“, die sich unter Anarchisten entwickelt, vielleicht mit einem gewissen Sinn für Ironie oder mit einer Ermittler-„Klarsicht“, die sie vielleicht ein kollektives Fasten vorhersehen ließ, haben die Eindringlinge wohl gedacht, dass der geeignetste Ort, an dem sie ihren Spion verstecken könnten, hinter dem Backofen in der Küche sei.
Vom Kabel des Backofens genährt, besaß er außerdem eine Batterie. Der Fall wird durch die Widerholung verschlimmert, da am selben Ort, über dasselbe Stromkabel, bereits vor einigen Monaten ein anderes Mikro gefunden worden war. Die Zeit vergeht, doch die Kontrolle bleibt.
Wir werden uns von den Aufmerksamkeiten nicht einschüchtern lassen, die uns einige Verantwortliche für die Einsperrung der revolutionären Gefangenen zukommen lassen.
Unsere Gedanken bleiben auf die Gefährten gerichtet, die sogar im Knast weiterhin kämpfen.
Ihnen gilt die Anerkennung, die Wut und die Liebe, die sie verdienen.
Marco und Sandro
Übersetzung der französischen Übersetzung von Sans Nom des italienischen Originals von Inferno Urbano vom 18. Novemer 2022.
„Erhobenen Hauptes, Flammenden Herzens“ – Neue Broschüre in Solidarität mit Boris
In Solidarität mit dem Anarchisten Boris, der nach einem Brand in seiner Zelle, in der er wegen des Vorwurfs der Brandstiftung an zwei Mobilfunkmasten in Untersuchungshaft saß, nun seit über einem Jahr im Krankenhaus liegt, erschien vor kurzem eine Broschüre, die einerseits eine Auswahl der Texte, die von seinen Gefährt*innen veröffentlicht wurden, versammelt, als auch eine ganze Reihe von Texten zusammenstellt, die sich mit 5G, Digitalisierung und den Angriff auf die digitale Infrastruktur auseinandersetzen. Auf dass Boris‘ Kampf weitergeführt werde, auf ein Ende des technologischen Netzes!
Aus dem Vorwort der Broschüre:
Vor über zwei Jahren, in der Nacht vom 9. auf den 10. April 2020, unternahm ein Anarchist namens Boris aus der französischen Stadt Besançon einen kleinen Nachtspaziergang und hinterließ zwei brennende Funkmasten, was nicht nur das regionale Telekommunikationsnetz der verschiedenen französischen Mobilfunkanbieter zusammenbrechen ließ, sondern auch das Funknetz der Bullen. Zwei Pfeiler der technoindustriellen Zivilisation weniger, zumindest für einige Zeit.
Unglücklicherweise fanden die Bullen einen Deckel am Fuß eines der Funkmasten, und darauf eine DNA-Spur, die sie Boris zuordneten. Im September 2020 wurde er festgenommen und in Untersuchungshaft gesteckt. Im Bullenverhör bekannte er sich dazu, die beiden Funkmasten alleine angezündet zu haben. Am 19. Mai 2021 verurteilte das Gericht ihn schließlich in Abwesenheit seiner Anwältin zu vier Jahren Haft, davon zwei auf Bewährung. Boris legte daraufhin Berufung ein, doch ehe es zu diesem Prozess kommen konnte, brach Anfang August ein Brand in seiner Zelle aus, der ihm schwere Brandverletzungen zufügte. Monatelang lag er im Koma. Inzwischen ist er wieder bei Bewusstsein, doch noch immer hat er schwer zu kämpfen. An allen vier Gliedmaßen gelähmt, jedoch voller Lebenswillen, ist er mit der Arroganz und Allmacht des medizinischen Apparates gegenüber seinen Subjekten konfrontiert, der es nicht fassen kann, dass ein „Patient“ seinen eigenen Kopf hat. Vor kurzem meldeten sich die Gefährt:innen aus Besançon wieder zu Wort, um erneut zur Solidarität mit Boris aufzurufen.
In dieser Broschüre sind diese Aufrufe zu finden, sowie eine Auswahl der Texte und Aufrufe, die rund um Boris‘ Fall erschienen sind. Nicht nur, um einen Gefährten, der mit voller Wucht die Gewalt der Repression abbekommen hat, zu unterstützen, sondern auch, um seinen Kampf, der uns inspiriert, und der auch unser Kampf ist, und der sich in Frankreich in eine ganze Reihe von Angriffen und Kämpfen einfügt, fortzuführen, weiterzutragen, dazu anzustacheln, und die Debatte um Infrastruktursabotagen, Funkmastbrandstiftungen, Beschädigungen an Glasfaserkabeln, Angriffe auf Strom- und Energieinfrastruktur, wie sie in Frankreich geführt wird, in den deutschsprachigen Raum zu tragen.
Denn Boris‘ Angriff ist nicht der einzige seiner Art, er reiht sich in eine ganze Welle von Angriffen auf Mobilfunkmasten in Frankreich ein. Eine Welle, die bis heute immer mehr an Stärke zunimmt. Zählen offizielle Statistiken für das Jahr 2020 etwa hundert abgefackelte Funkmasten in Frankreich, so sind es 2021 bereits 150, und dieses Jahr liegt die Zahl im Mai 2022 bei einem abgefackelten Funkmast jeden zweiten Tag, womit der Trend für das Jahr 2022 bei knapp 200 Funkmasten liegen soll. Auch Beschädigungen an Glasfaserkabeln gab es die letzten sechs Monate in Frankreich im Schnitt dreißig pro Monat, ebenso wie zahlreiche andere Angriffe auf Telekommunikationsunternehmen sowie sonstige Infrastruktursabotagen. Angriffe, die den Mächtigen gar nicht gefallen, da sie die „sensibelsten und essentiellsten Aktivitäten des Landes“ bedrohen, eine potenzielle Gefahr für die Wirtschaft der Länder darstellen sowie das Projekt des umfassenden Ausbaus des technologischen Netzes und der Digitalisierung der Welt zumindest bremsen, ja vielleicht gar (zumindest lokal) – so unken auf jeden Fall gewisse Politiker, Geheimdienstler und Vertreter der Wirtschaft – sogar gefährden könnten.
Deshalb haben wir außer den Texten, die sich um Boris‘ Verhaftung drehen, noch Texte ergänzt, die sich mit dem Kampf gegen die technologische Infrastruktur, wie Boris ihn geführt hat und führt, beschäftigen. Darunter natürlich den, den Boris selbst über seine Motive zum Anzünden dieser Funkmasten verfasst hat, „Warum ich die zwei Funkmasten auf dem Mont Poupet abgefackelt habe“, sowie einen ursprünglich im Zündlumpen erschienenen Text, „Wann, wenn nicht jetzt?“, der in einer französischen Übersetzung in der Broschüre Brûler les foyers du virus technologique [Die Herde des technologischen Virus ausbrennen] erschien, für die die Bullen sich bei den Hausdurchsuchungen bei Boris und zwei weiteren Gefährt.innen aus Besançon, die damals ebenfalls stattfanden, besonders interessierten. Auch den zweiten Text aus derselben Broschüre, „Sabotagen gegen die digitale Normalität“, findet ihr in diesem Heft. Ansonsten findet ihr noch mehrere weitere Texte überwiegend aus Frankreich, die sich mit der momentanen Angriffswelle auf dem Gebiet auseinandersetzen.
In Reaktion auf die Repression gegen Boris haben außerdem insbesondere in Frankreich einige Angriffe stattgefunden, zu denen sich Menschen bekannten, die ihren Kampf in Solidarität mit Boris führen, doch auch die Zahl der anonymen Angriffe auf Funkmasten und technologische Infrastruktur steigt in Frankreich weiter an. Eine Auswahl von beidem findet ihr ebenfalls in diesem Heft.
Möge das Netz der technologischen Herrschaft an allen Enden und Ecken in Flammen aufgehen.
ERHOBENEN HAUPTES
FLAMMENDEN HERZENS
SOLIDARITÄT MIT BORIS
Italien. DER EINZIGE BEGEHBARE PFAD. Text in Solidarität mit Alfredo Cospito
Gefunden auf publicación refractario, die Übersetzung ist von uns
Italien. DER EINZIGE BEGEHBARE PFAD. Text in Solidarität mit Alfredo Cospito
Am 22. Oktober 2022 veröffentlicht.
Seit dem 5. Mai ist unser Gefährte Alfredo Cospito im Rahmen des 41bis-Regimes inhaftiert. Diese Maßnahme wurde nach monatelanger Zensur des Schriftverkehrs und nach der repressiven Operation Sibilla vom November 2021 angeordnet, für die er einen Haftbefehl erhalten hat. Hinter dieser repressiven Verschärfung von Alfredos Haftbedingungen steht der klare Wille des Staates, einen Gefährten mundtot zu machen, der in diesen Jahren der Haft mit Artikeln und Reden viel zur anarchistischen Debatte beigetragen hat.
Das 41bis ist ein hartes Gefängnisregime, das darauf abzielt, den Gefangenen zu isolieren, zum Schweigen zu bringen und zu vernichten, um ihn dazu zu bringen, mit der Justiz zusammenzuarbeiten. Es wurde Ende der 1980er Jahre eingeführt und kam zunächst in Ausnahmefällen bei Aufständen oder schwerwiegenden Notsituationen in Gefängnissen zur Anwendung. Im Jahr 1992, nach dem Massaker von Capaci, wurde sie auf Mafiahäftlinge ausgedehnt. Seit 2002 wird sie auch auf Personen angewandt, die wegen Terrorismus und Subversion verurteilt wurden, und dient somit als Instrument der politischen Repression. Derzeit befinden sich auch einige Gefangene, die der kommunistischen Organisation BR-PCC angehören, unter dieser Haftbedingungen. Ursprünglich als vorübergehende Inhaftierung gedacht, ist diese Ausnahmeregelung von Notfall zu Notfall zur Norm geworden. Dieser Mechanismus ist seit der Ausrufung der so genannten Pandemie für den größten Teil der Bevölkerung bereits zum täglichen Brot geworden. Es ist inzwischen selbstverständlich: Wenn eine Notfallmaßnahme einmal eingeführt ist, gibt es kein Zurück mehr.
Die Überstellung von Alfredo nach 41bis sowie die jüngsten Verurteilungen von Juan, 28 Jahre alt, wegen eines Sprengstoffanschlags auf eine Parteizentrale der Lega Nord, und Anna, die zusammen mit Alfredo wegen politischen Massakers verurteilt wurde, sind eine echte und richtige Warnung des Staates: Wer anarchistische und revolutionäre Praktiken und Ideen verbreitet, wird lebendig begraben. Die anti-anarchistischen Aktionen der letzten Jahre sind auch ein Beispiel für die repressive Verschärfung, die wir gerade erleben. Angesichts dieser Situation können wir uns nicht darauf beschränken, die Schläge des Staates so gut wie möglich zu ertragen und auf bessere Zeiten zu warten.
Es ist dringend notwendig, die Grundlagen für eine konkrete internationale revolutionäre Solidarität zu schaffen.
Die einzigen Antikörper gegen die Katastrophe, in die uns der Staat und die Bosse Tag für Tag führen, sind Propaganda und Aktionen, die es verstehen, an die Wurzel zu gehen und den innersten Sinn unseres Kampfes zum Ausdruck zu bringen: die Zerstörung des Bestehenden ohne jegliche Vermittlung.
ALFREDO RAUS AUS DEM 41BIS. FREIHEIHT FÜR ALLE!
TOD DEM STAAT, ES LEBE DIE ANARCHIE!
Anarchist*innen
Verhindern wir den Mord an Alfredo Cospito, der seit dem 20. Oktober im Hungerstreik ist.
Per Mail erhalten
Verhindern wir den Mord an Alfredo Cospito, der seit dem 20. Oktober im Hungerstreik ist.
Aufruf zur internationalen Mobilisierung
Am 20. Oktober versuchte der Anarchist Alfredo Cospito während einer Anhörung vor dem Überwachungsgericht in Sassari eine ausführliche Prozesserklärung zu verlesen, in der er ankündigte, dass er gegen das 41bis-Haftregime, dem er unterworfen ist und gegen die lebenslange Haftstrafe, in den Hungerstreik getreten sei. Ein Kampf, den Alfredo bis zu seinem eigenen Tod nicht zu unterbrechen gedenkt. Der Gefährte, der seit dem 5. Mai auf der Grundlage eines von der damaligen Justizministerin Marta Cartabia unterzeichneten Dekrets im 41bis inhaftiert ist, befindet sich derzeit im Gefängnis von Bancali auf Sardinien.
Er ist ein Anarchist, der immer an vorderster Front gekämpft hat und nie bereit war, Kompromisse einzugehen oder aufzugeben. Er ist ein Gefährte, der seit Ende der 1980er Jahre kämpft, einer Zeit, in der er als „Totalverweigerer“ (wegen der Verweigerung des Wehrdienstes) inhaftiert war. Er hat sich zu den Knieschüssen gegen den Ansaldo Nucleare CEO Roberto Adinolfi, nach seiner Verhaftung im Jahr 2012 und im Zuge des darauf folgenden Prozesses, bekannt. Die Aktion wurde vom „Olga Kern/Informelle Anarchistische Föderation – Internationale Revolutionäre Front“ am 7. Mai desselben Jahres in Genua verübt.
Alfredo hat sich stets für die Verteidigung der von Repression betroffenen Gefährten in allen Teilen der Welt eingesetzt. Sein Kampf betrifft objektiv alle Gefangene, unter denen wir besonders an die drei Militante der „Roten Brigaden für den Aufbau der Kämpfenden Kommunistischen Partei“ (BR-PCC) erinnern, die seit über 17 Jahren in 41bis eingesperrt sind (Nadia Lioce, Roberto Morandi, Marco Mezzasalma). Im Jahr 2009 nahm sich die Genossin Diana Blefari aus der gleichen Organisation das Leben, nachdem sie diesem harten Gefängnisregime unterzogen wurde.
Alfredo war zehn Jahre lang ununterbrochen inhaftiert, bis zu seiner Verlegung in die Abteilung 41bis im Hochsicherheitstrakt. Im Jahr 2016 war er bei der „Operation Scripta Manent“ mitbeschuldigt und wurde wegen subversiver Vereinigung zu terroristischen Zwecken und mehrerer Sprengstoffanschläge angeklagt. Nach dem Urteil des Obersten Gerichtshofs im Juli dieses Jahres wurde die selbige Verurteilung von Alfredo und Anna Beniamino als „politischer Massenmord“ neu eingestuft, wobei die einzige dafür vorhergesehene Strafe lebenslange Haft ist. Der italienische Staat, der schon immer faschistische Massenmörder geschützt hat, will nun zwei Anarchisten wegen eines Anschlags, bei dem es weder Tote noch Verletzte gab, wegen Massenmords verurteilen.
Alfredo trägt seit Jahren mit Texten, redaktionellen Projekten und Vorschlägen zur internationalen anarchistischen Debatte bei. Aus diesem Grund wurde er wiederholt der Zensur unterworfen und mit einem Verbot der Kommunikation mit der Außenwelt sanktioniert. Er wurde wegen der Veröffentlichung des revolutionären anarchistischen Blattes „KNO3“ und der letzten Ausgabe von „Croce Nera Anarchica“ verurteilt und derzeit wird gegen ihn wegen der Veröffentlichung der anarchistischen Zeitung „Vetriolo“ ermittelt. Nach diesen Maßnahmen wurde Alfredo im Mai in das 41bis verlegt und anschließend vom Gefängnis in Terni in das Gefängnis Bancali in Sassari gebracht. Auf diese Weise wird er von jedem Kontakt mit der Außenwelt ferngehalten.
Das 41bis dient dazu, den Gefangenen vollständig von der Außenwelt zu isolieren. Die Maßnahme wird für vier Jahre verhängt, aber der einzige Ausweg besteht darin, Buße zu tun und mit den Repressionskräften zusammenzuarbeiten. Mit anderen Worten: 41bis ist Folter, da es darauf abzielt, Leiden hervorzurufen, um Geständnisse oder Aussagen zu erzwingen.
Dieses Haftregime sieht einen einstündigen Besuch pro Monat mit einer Glaswand vor, unter elektronischer Überwachung und mit Audio- und Videoaufzeichnung. Nur wenn die Familienangehörigen keine Möglichkeit haben, zum Besuch zu kommen, besteht als Alternative zum Gefängnisbesuch die Möglichkeit eines monatlichen 10-minütigen Telefonats, für das sich die Familienangehörigen des Gefangenen jedoch auf eine Polizeistation oder in ein Gefängnis begeben müssen. Darüber hinaus gibt es nur eine Stunde Luft- und eine Stunde Sozialzeit (Luftzeit heißt in diesem Sinne in einem unüberdachten zellengroßen Zementblock im Kreis laufen zu dürfen – Anm.d.Ü.) innerhalb der Sektion, die in Gruppen von mindestens zwei und höchstens vier Gefangenen stattfinden: Die Gruppeneinteilung wird direkt von den Büros der Bürokraten in Rom beschlossen und dauert mehrere Monate.
Das 41bis ist ein Vernichtungsgefängnis, da es darauf abzielt, durch die Technik des sensorischen Entzugs körperliche und geistige Schäden zu verursachen; sie ist ein politisches und soziales Todesurteil, das darauf abzielt, jeden Kontakt zur Außenwelt abzubrechen. Die für Alfredo vorgesehene Behandlung erinnert an die von Benito Mussolinis zugeschriebenen Worte über Gramsci: Dieses Gehirn muss zwanzig Jahre lang am Funktionieren gehindert werden.
Ein Beispiel für das schwarze Loch, in dem man landet, wenn man das 41bis betritt, ist das, was am 20. Oktober während der Anhörung vor dem Überwachungsgericht in Sassari geschah. Bei dieser Anhörung wurden die solidarischen Menschen am Betreten des Gerichtssaals gehindert, der Gefährte wurde per Videokonferenz aus dem Gefängnis zugeschaltet, wie es die 41bis-Regeln vorsehen, und als er versuchte, seine Erklärung zu verlesen, wurde seine Stimme durch Drücken des Stummschalt-Knopfes abgeschnitten. Die Erklärung wurde von den Richtern unter Verschluss gestellt; falls die Anwälte sie verbreiten sollten, riskieren sie eine schwere Haftstrafe.
Die Geschichte des Gefährten Alfredo Cospito ist mit einem zunehmend düsteren, repressiven Klima im Lande verwoben. Auch außerhalb der anarchistischen Bewegung beobachten wir eine zunehmend repressive Unterdrückung von Arbeitern, Studenten und sozialen Bewegungen. Der auffälligste Fall: In diesem Sommer leitete die Staatsanwaltschaft von Piacenza ein Ermittlungsverfahren gegen Gewerkschafter/Syndikalisten ein und beschuldigte sie der „Erpressung“, weil sie durch einen „radikalen“ Kampf (Streikposten und Straßenblockaden) Lohnerhöhungen von den Bossen forderten.
Wir wollen, dass auch im Ausland verstanden wird, dass der repressive Kurs, den der italienische Staat einschlägt, jeden persönlich betrifft, da ein Präzedenzfall dieser Größenordnung im Herzen Europas der Vorbote weiterer repressiver Sprünge auch in anderen Breitengraden sein könnte. All dies geschieht, während sich die sozialen Krisen und die internationalen militärischen Krisen von Tag zu Tag verschärfen. Wir wissen, dass dies die idealen Bedingungen für autoritäres Handeln von Regierungen sind. Wir haben ein paar Wochen Zeit, um das Leben von Alfredo Cospito zu retten, seine Ermordung zu verhindern, aber vor allem, um ein Zeichen des Gegenangriffs auf die Geschehnisse zu setzen. Wir machen den Staat für das Leben und die Gesundheit unserer Gefährten verantwortlich. Lasst uns weltweit mobilisieren, lasst uns Druck auf den italienischen Staat ausüben, damit Alfredo aus dem 41bis rauskommt.
Gefährten und Gefährtinnen
25. Oktober 2022