Gefunden auf der Seite von Grupo Barbaria, die Übersetzung ist von uns.
Les camarades du S.: Aufruf zum Handeln: Wir sind alle Gefährtinnen und Gefährten von S.
Wir übersetzen und verbreiten das Kommuniqué der Gefährten von S.
Zum Zeitpunkt der Niederschrift liegt unser Gefährte Serge seit 15 Tagen im Koma und seine Prognose ist weiterhin ungewiss. Wir möchten uns ganz herzlich bei allen Gefährtinnen und Gefährten bedanken, die ihn dank ihres schnellen Eingreifens am Leben erhalten haben, und bei denen, die sich jetzt um seine Behandlung kümmern, so gut sie können. Wir danken auch all den Personen, die auf die eine oder andere Weise ihre Solidarität mit den Verletzten und den Inhaftierten der Bewegung gezeigt haben.
Aus der Ferne beobachten wir die verschiedenen Versuche von Politikern, die Situation von Serge auszunutzen. Sie setzen alles daran, unsere Kämpfe als Sprungbrett zu nutzen, um ihre Position im politischen Spiel zu stärken. Und dafür wollen sie, dass wir uns benehmen. Aber sie wissen ganz genau, dass der Staat und die Bourgeoisie, zu der sie gehören, entschlossen sind, nicht aufzugeben.
Diese Situation ist nicht neu. Sie ist weltweit, von Frankreich bis China, von Kolumbien bis zum Iran. Überall schwindet die Hoffnung auf die Krümel. Unsere Lebensbedingungen verschlechtern sich so schnell, wie sie reicher werden, und wo immer wir uns auflehnen, werden wir mit staatlicher Repression und Gewalt konfrontiert. Zu sagen, dass der Kapitalismus nur Tod, Krieg und Zerstörung am Horizont bietet, bedeutet zu erkennen, dass die Lösung, ihn zu beenden, in den Kämpfen gegen unsere Ausbeutung, in den sozialen Ausbrüchen, in uns liegt.
Nach wochenlangen Kämpfen in Frankreich haben die Gewerkschafts/Syndikats- und Politikführungen Mühe, ihre Strategie der Aufrechterhaltung der Ordnung gegen die Millionen von Proletariern zu verteidigen, die ihre Zeit, ihren Körper und sogar ihr Leben für den Sieg geopfert haben. Wir lehnen ihre programmierte Niederlage ab und deshalb sind an vielen Orten Organisationsformen entstanden, die es uns ermöglichen, die Initiative zu ergreifen und den Kampf zu stärken, durch Vollversammlungen, Besetzungen, Demonstrationen, Streiks, Blockaden, Sabotagen. Das Wichtigste für uns ist es, die Einheit derjenigen herzustellen, die die Spaltung des Kampfes ablehnen und sich heute dem Staat entgegenstellen. Was sie Serge angetan haben, was sie all den Verletzten und Verhafteten angetan haben, können wir auf keinen Fall durchgehen lassen.
Mit dieser Perspektive rufen wir dazu auf, die Aktionen zur Stärkung der Bewegung fortzusetzen und sie allen Verletzten und Verhafteten hier und anderswo zu widmen. Bei den Demonstrationen und an den Mauern sind zahlreiche Transparente entstanden. Die Meter tragen die Namen der Verwundeten. Es werden Lieder gesungen. Besetzungen und Sabotagen vervielfältigen sich. Lasst uns weitermachen.
Wir bitten auch all diejenigen in Frankreich und auf der ganzen Welt, die sich in diesem Aufruf wiedererkennen, die Woche des 1. Mai zu einer intensiven Aktionswoche gegen Staat und Kapital zu machen: bei der Arbeit, bei Demonstrationen, auf Kreisverkehren, im Gedenken an all unsere verwundeten, ermordeten und verhafteten Gefährtinnen und Gefährten, hier und anderswo, gestern und heute, die nicht teilnehmen können. Nicht im symbolischen oder gedenkenden Sinne, sondern mit dem Ziel, die Kämpfe, an denen wir teilnehmen, in Gang zu setzen, neu zu starten oder fortzuführen.
Denn es hätte jeder von uns sein können, der kämpft, WIR SIND ALLE GEFÄHRTINNEN UND GEFÄHRTEN VON S.!
Lang lebe die Revolution!
PS: Wir berichten auf dem Blog lescamaradesdus.noblogs.org und in den verschiedenen Netzwerken über alle Initiativen, die sich für die Verwundeten und Gefangenen einsetzen, die überall herumschwirren. Wenn du möchtest, dass wir lokale Initiativen senden, schicke sie bitte an s.informations@proton.me. Wenn eine Vollversammlung/Gruppe neue Aktionen für die Aktionswoche und darüber hinaus plant, lass es uns wissen.
Die Gefährtinnen und Gefährten von S.
11. April 2023
All posts by Soligruppe für Gefangene
(Italien) Hausdurchsuchungen und Verhaftung eines anarchistischen Gefährten
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(Italien) Hausdurchsuchungen und Verhaftung eines anarchistischen Gefährten Am 28. März wurden in zwei Häusern in Neapel und Pozzuoli Durchsuchungen durchgeführt, die in Zusammenhang stehen mit einer Ermittlung auf Basis von „Artikel 270 bis“ (Terroristische Vereinigung), die nach Hausdurchsuchungen im Mai 2022 eingeleitet wurde. Das vorläufige Ergebnis der Ermittlungen, die noch andauern, führte zur Festnahme eines Gefährten wegen eines Brandanschlags auf das griechische Konsulat, den die Staatsanwaltschaft in den Kontext der Solidaritätskampagne für den sich im Hungerstreik befindlichen griechischen Gefangenen Dimitris Koufontinas stellt. Nach einem Tag auf der Polizeistation wurde der Gefährte in das Gefängnis von Secondigliano in die Hochsicherheitsabteilung AS2 gebracht, während drei Kameradinnen freigelassen wurden. Dem Ermittlungsverfahren zufolge wurde der Zeitpunkt der Verhaftung durch die drängenden Solidaritätsaktionen mit dem anarchistischen Gefangenen Alfredo Cospito beschleunigt, der sich im Hungerstreik gegen den Strafvollzug unter Artikel 41 bis und seine lebenslange Haft befindet. Diese Operation fügt sich nahtlos in das Klima jener Hexenjagd ein, bei der Anarchisten als Staatsfeinde betrachtet werden, die es zu beseitigen gilt. In Anbetracht der Verbreitung von Solidaritätsaktionen mit Alfredo in Italien und im Ausland versucht der Staat, jeden Funken Rebellion zu ersticken. Unsere Solidarität wird auch im Angesicht der Repression niemals aufhören. Versammlung gegen Knast und Repression Ihr könnt Zac schreiben: Marco Marino C.C. di Secondigliano Via Roma verso Scampia 350 80144 Napoli (NA) Italien Wer einen Solidaritätsbeitrag für den anarchistischen Gefangenen Zac leisten möchte, der in Secondigliano wegen der repressiven Operation in Neapel und Pozzuoli vom 28. März 2023 inhaftiert ist, bitten wir, Geld zu schicken. Konto laufend auf Monica Costigliola IBAN: IT07V3608105138299544199741 BIC: PPAYITR1XXX UPDATE: Update zu Zac Zac wurde nach Terni verlegt und teilt dort eine Zelle mit Juan. Am Donnerstag, 6. April, gibt es eine Haftprüfung. Schreibt Zac hier: Marco Marino c.c. Terni Strada delle Campore 32 05100 Terni Italien
(Italien) Hausdurchsuchungen und Verhaftung eines anarchistischen Gefährten Am 28. März wurden in zwei Häusern in Neapel und Pozzuoli Durchsuchungen durchgeführt, die in Zusammenhang stehen mit einer Ermittlung auf Basis von „Artikel 270 bis“ (Terroristische Vereinigung), die nach Hausdurchsuchungen im Mai 2022 eingeleitet wurde. Das vorläufige Ergebnis der Ermittlungen, die noch andauern, führte zur Festnahme eines Gefährten wegen eines Brandanschlags auf das griechische Konsulat, den die Staatsanwaltschaft in den Kontext der Solidaritätskampagne für den sich im Hungerstreik befindlichen griechischen Gefangenen Dimitris Koufontinas stellt. Nach einem Tag auf der Polizeistation wurde der Gefährte in das Gefängnis von Secondigliano in die Hochsicherheitsabteilung AS2 gebracht, während drei Kameradinnen freigelassen wurden. Dem Ermittlungsverfahren zufolge wurde der Zeitpunkt der Verhaftung durch die drängenden Solidaritätsaktionen mit dem anarchistischen Gefangenen Alfredo Cospito beschleunigt, der sich im Hungerstreik gegen den Strafvollzug unter Artikel 41 bis und seine lebenslange Haft befindet. Diese Operation fügt sich nahtlos in das Klima jener Hexenjagd ein, bei der Anarchisten als Staatsfeinde betrachtet werden, die es zu beseitigen gilt. In Anbetracht der Verbreitung von Solidaritätsaktionen mit Alfredo in Italien und im Ausland versucht der Staat, jeden Funken Rebellion zu ersticken. Unsere Solidarität wird auch im Angesicht der Repression niemals aufhören. Versammlung gegen Knast und Repression Ihr könnt Zac schreiben: Marco Marino C.C. di Secondigliano Via Roma verso Scampia 350 80144 Napoli (NA) Italien Wer einen Solidaritätsbeitrag für den anarchistischen Gefangenen Zac leisten möchte, der in Secondigliano wegen der repressiven Operation in Neapel und Pozzuoli vom 28. März 2023 inhaftiert ist, bitten wir, Geld zu schicken. Konto laufend auf Monica Costigliola IBAN: IT07V3608105138299544199741 BIC: PPAYITR1XXX UPDATE: Update zu Zac Zac wurde nach Terni verlegt und teilt dort eine Zelle mit Juan. Am Donnerstag, 6. April, gibt es eine Haftprüfung. Schreibt Zac hier: Marco Marino c.c. Terni Strada delle Campore 32 05100 Terni Italien
19. Mai: Beginn des Prozesses gegen Monica Caballero und Francisco Solar
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19. Mai: Beginn des Prozesses gegen Monica Caballero und Francisco Solar Am 19. Mai 2023 beginnt der Prozess gegen die anarchistischen Gefährt*innen Monica Caballero und Francisco Solar, denen verschiedene Angriffe auf die Macht und die Mächtigen vorgeworfen werden. Wir rufen dazu auf, anarchistische Solidarität angesichts dieses neuen gerichtlichen Lynchmordes zu entfesseln, dem sich die Gefährt*innen stellen müssen. Solidarität mit Monica und Francisco!
19. Mai: Beginn des Prozesses gegen Monica Caballero und Francisco Solar Am 19. Mai 2023 beginnt der Prozess gegen die anarchistischen Gefährt*innen Monica Caballero und Francisco Solar, denen verschiedene Angriffe auf die Macht und die Mächtigen vorgeworfen werden. Wir rufen dazu auf, anarchistische Solidarität angesichts dieses neuen gerichtlichen Lynchmordes zu entfesseln, dem sich die Gefährt*innen stellen müssen. Solidarität mit Monica und Francisco!
Italien. Verhaftung des anarchistischen Gefährten Marco Marino
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Italien. Verhaftung des anarchistischen Gefährten Marco Marino wegen des Brandanschlags auf das griechische Konsulat in Solidarität mit Dimitris Koufontinas Am April 4, 2023 veröffentlicht. Der verhaftete anarchistische Gefährte Marco Marino „Zac“ wird des Brandanschlags auf das griechische Konsulat beschuldigt Repressiver Einsatz in Neapel und Pozzuoli: ein Gefährte inhaftiert Heute, am 28. März, wurden zwei Häuser in Neapel und Pozzuoli im Rahmen von Ermittlungen wegen 270bis (subversive Vereinigung mit terroristischem Ziel) durchsucht. Der vorläufige Erfolg der noch laufenden Ermittlungen führte zur Vorverhaftung eines Gefährten aus Pozzuoli (Marco Marino „Zac“) wegen eines Brandanschlags auf das griechische Konsulat in Neapel im Jahr 2021, den die Staatsanwaltschaft in den Kontext einer Solidaritätskampagne mit dem griechischen Gefangenen Dimitris Koufontinas stellte, der sich zum Zeitpunkt der Ereignisse im Hungerstreik befand. Nach einem Tag auf der Polizeiwache wurde der Gefährte in das Gefängnis von Secondigliano in die AS2-Abteilung (Hochsicherheitstrakt für Terrorismusbeschuldigte) verlegt, während drei andere Gefährt*innen freigelassen wurden. Den Dokumenten zufolge wurde der Zeitpunkt der Verhaftung durch die wachsenden Solidaritätsaktionen mit Alfredo Cospito beschleunigt, einem anarchistischen Gefangenen, der sich im Hungerstreik gegen 41bis und ergastolo ostativo (lebenslange Haft ohne Begnadigung) befindet. Diese Aktion ist Teil des Klimas der Jagd gegen Anarchist*innen die der Staat als Staatsfeinde Nummer Eins sieht und zu eliminieren versucht. Angesichts der sich ausbreitenden Solidaritätsaktionen mit Alfredo in Italien und im Ausland ist es die Absicht des Staates, jeden Funken der Rebellion zu ersticken. Unsere Solidarität wird angesichts der Repressionen nicht erlöschen. Der Staat erleichtert die Arbeit, die die Macht tagtäglich leistet, um all diejenigen zu isolieren und zu kriminalisieren, die sich ihren Zwängen nicht beugen. Unseren Gefährt*innen bei den vielen Fragen den Rücken zu stärken, bedeutet vor allem, die direkte Aktion zu fordern und sich als Teil des revolutionären anarchistischen Kampfes all das, was von ihnen angefochten wird, auch kollektiv zu eigen zu machen. Wir können die Bedeutung und die Notwendigkeit der revolutionären Solidarität nicht genug unterstreichen, denn wir haben nichts zu verantworten, außer unserem Anarchismus und den Praktiken, die zu ihm, zu uns, gehören. Gestern wie heute befinden wir uns jeden Tag im offenen Kampf gegen den Staat und seine Verästelungen. Egal, wie sich die Regierungen zusammensetzen, ob sie demokratischer oder diktatorischer Natur sind, sie werden uns immer vor sich haben, um sie mit Feuer aus den Fundamenten zu bekämpfen. Auch wenn die Epigonen der Torquemada des italienischen Staates alles tun, um uns zu behindern, werden sie unseren Weg der Befreiung nicht aufhalten. Einige sardische Anarchist*innen Anarchistisches Archiv „Giovanni Ciavolino“.
Italien. Verhaftung des anarchistischen Gefährten Marco Marino wegen des Brandanschlags auf das griechische Konsulat in Solidarität mit Dimitris Koufontinas Am April 4, 2023 veröffentlicht. Der verhaftete anarchistische Gefährte Marco Marino „Zac“ wird des Brandanschlags auf das griechische Konsulat beschuldigt Repressiver Einsatz in Neapel und Pozzuoli: ein Gefährte inhaftiert Heute, am 28. März, wurden zwei Häuser in Neapel und Pozzuoli im Rahmen von Ermittlungen wegen 270bis (subversive Vereinigung mit terroristischem Ziel) durchsucht. Der vorläufige Erfolg der noch laufenden Ermittlungen führte zur Vorverhaftung eines Gefährten aus Pozzuoli (Marco Marino „Zac“) wegen eines Brandanschlags auf das griechische Konsulat in Neapel im Jahr 2021, den die Staatsanwaltschaft in den Kontext einer Solidaritätskampagne mit dem griechischen Gefangenen Dimitris Koufontinas stellte, der sich zum Zeitpunkt der Ereignisse im Hungerstreik befand. Nach einem Tag auf der Polizeiwache wurde der Gefährte in das Gefängnis von Secondigliano in die AS2-Abteilung (Hochsicherheitstrakt für Terrorismusbeschuldigte) verlegt, während drei andere Gefährt*innen freigelassen wurden. Den Dokumenten zufolge wurde der Zeitpunkt der Verhaftung durch die wachsenden Solidaritätsaktionen mit Alfredo Cospito beschleunigt, einem anarchistischen Gefangenen, der sich im Hungerstreik gegen 41bis und ergastolo ostativo (lebenslange Haft ohne Begnadigung) befindet. Diese Aktion ist Teil des Klimas der Jagd gegen Anarchist*innen die der Staat als Staatsfeinde Nummer Eins sieht und zu eliminieren versucht. Angesichts der sich ausbreitenden Solidaritätsaktionen mit Alfredo in Italien und im Ausland ist es die Absicht des Staates, jeden Funken der Rebellion zu ersticken. Unsere Solidarität wird angesichts der Repressionen nicht erlöschen. Der Staat erleichtert die Arbeit, die die Macht tagtäglich leistet, um all diejenigen zu isolieren und zu kriminalisieren, die sich ihren Zwängen nicht beugen. Unseren Gefährt*innen bei den vielen Fragen den Rücken zu stärken, bedeutet vor allem, die direkte Aktion zu fordern und sich als Teil des revolutionären anarchistischen Kampfes all das, was von ihnen angefochten wird, auch kollektiv zu eigen zu machen. Wir können die Bedeutung und die Notwendigkeit der revolutionären Solidarität nicht genug unterstreichen, denn wir haben nichts zu verantworten, außer unserem Anarchismus und den Praktiken, die zu ihm, zu uns, gehören. Gestern wie heute befinden wir uns jeden Tag im offenen Kampf gegen den Staat und seine Verästelungen. Egal, wie sich die Regierungen zusammensetzen, ob sie demokratischer oder diktatorischer Natur sind, sie werden uns immer vor sich haben, um sie mit Feuer aus den Fundamenten zu bekämpfen. Auch wenn die Epigonen der Torquemada des italienischen Staates alles tun, um uns zu behindern, werden sie unseren Weg der Befreiung nicht aufhalten. Einige sardische Anarchist*innen Anarchistisches Archiv „Giovanni Ciavolino“.
Italien. Das Urteil gegen den Gefährten Juan Sorroche wird herabgesetzt
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Italien. Das Urteil gegen den Gefährten Juan Sorroche wird herabgesetzt Am 28. März 2023 veröffentlicht. Nachdem Juan Sorroche im August 2018 wegen des Angriffs auf die Parteizentrale der rechtsextremen Lega Nord in Villorba zu 28 Jahren Gefängnis verurteilt worden war, legte die Verteidigung des Gefährten in diesen Tagen Berufung ein und senkte das Urteil auf 14 Jahre und 10 Monate. Solidarität mit Juan Sorroche!
Italien. Das Urteil gegen den Gefährten Juan Sorroche wird herabgesetzt Am 28. März 2023 veröffentlicht. Nachdem Juan Sorroche im August 2018 wegen des Angriffs auf die Parteizentrale der rechtsextremen Lega Nord in Villorba zu 28 Jahren Gefängnis verurteilt worden war, legte die Verteidigung des Gefährten in diesen Tagen Berufung ein und senkte das Urteil auf 14 Jahre und 10 Monate. Solidarität mit Juan Sorroche!
Die Vorbereitung des Prozesses gegen die Gefährt*innen Monica und Francisco ist abgeschlossen.
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Die Vorbereitung des Prozesses gegen die Gefährt*innen Monica und Francisco ist abgeschlossen. Am 25. März 2023 veröffentlicht. Vom 14. bis zum 21. März 2023 fand die Vorbereitung des Prozesses gegen die anarchistischen Gefährt*innen Mónica Caballero und Francisco Solar statt, an dem beide größtenteils per Telematik teilnahmen. In einer Reihe von täglichen Anhörungen entschied das Gericht über die Beweise, Zeugen und Experten, die schließlich zu einem zukünftigen Prozess geladen werden. Bemerkenswert ist die Besessenheit des Staatsanwalts Claudio Orellana von der aufstandsbekämpfenden Fiscalía Sur, den gesamten spanischen Prozess als Beweismittel für diesen Prozess heranzuziehen. Es sei daran erinnert, dass Francisco und Monica in Spanien für die Zündung eines Sprengsatzes im Jahr 2013 gegen die Basilika del Pilar in Zaragoza verurteilt wurden. Obwohl diese Strafe bereits verbüßt wurde und die Gefährt*innen in Chile anderer Verbrechen beschuldigt werden, besteht die Staatsanwaltschaft darauf, die Beweise aus Spanien zu recyceln. Wir hoffen, dass in diesen Wochen ein Termin für den Prozess um die Sprengstoffpakete gegen den ehemaligen Innenminister Rodrigo Hinzpetter und den 54. Kommissar (2019) sowie den Sprengstoffanschlag auf das Tánica-Gebäude inmitten des Aufstands (2020) festgelegt wird. In diesem Prozess, der ein paar Monate dauern soll, fordern die Behörden 30 Jahre Haft für Monica und 129 Jahre für Francisco. Solidarität und Komplizenschaft mit denjenigen, die die Mächtigen und Unterdrücker angreifen! Monica und Francisco auf die Straße!
Die Vorbereitung des Prozesses gegen die Gefährt*innen Monica und Francisco ist abgeschlossen. Am 25. März 2023 veröffentlicht. Vom 14. bis zum 21. März 2023 fand die Vorbereitung des Prozesses gegen die anarchistischen Gefährt*innen Mónica Caballero und Francisco Solar statt, an dem beide größtenteils per Telematik teilnahmen. In einer Reihe von täglichen Anhörungen entschied das Gericht über die Beweise, Zeugen und Experten, die schließlich zu einem zukünftigen Prozess geladen werden. Bemerkenswert ist die Besessenheit des Staatsanwalts Claudio Orellana von der aufstandsbekämpfenden Fiscalía Sur, den gesamten spanischen Prozess als Beweismittel für diesen Prozess heranzuziehen. Es sei daran erinnert, dass Francisco und Monica in Spanien für die Zündung eines Sprengsatzes im Jahr 2013 gegen die Basilika del Pilar in Zaragoza verurteilt wurden. Obwohl diese Strafe bereits verbüßt wurde und die Gefährt*innen in Chile anderer Verbrechen beschuldigt werden, besteht die Staatsanwaltschaft darauf, die Beweise aus Spanien zu recyceln. Wir hoffen, dass in diesen Wochen ein Termin für den Prozess um die Sprengstoffpakete gegen den ehemaligen Innenminister Rodrigo Hinzpetter und den 54. Kommissar (2019) sowie den Sprengstoffanschlag auf das Tánica-Gebäude inmitten des Aufstands (2020) festgelegt wird. In diesem Prozess, der ein paar Monate dauern soll, fordern die Behörden 30 Jahre Haft für Monica und 129 Jahre für Francisco. Solidarität und Komplizenschaft mit denjenigen, die die Mächtigen und Unterdrücker angreifen! Monica und Francisco auf die Straße!
(1. April 2023) Diskussionsveranstaltung zum ‚Aufständischen Anarchismus’
Am Samstag den 1. April, werden wir im Versammlungsraum im Mehringhof, Gneisenaustr. 2A, Berlin, DE 10961, um 18:00 Uhr eine Diskussionsveranstaltung zum ‚Aufständischen Anarchismus‘ halten. Eine Strömung in der anarchistischen Bewegung die im deutschsprachigen Raum in den letzten Jahren zu einigen kontroversen geführt hat. Einige verteidigen diese, andere kritisieren sie und machen sie für viele Probleme innerhalb der anarchistischen Bewegung verantwortlich. Wissen in der Regel die Befürwortenden, sowie deren Kritisierenden worüber sie reden, oder bedient man sich Klischees, falschen Annahmen, leere Aussagen und Meinungen?
Was ist und was macht aber diese Strömung denn aus? Handelt es sich hier um die Ideologie des gewalttätigen Anarchismus, oder wird sie als Fetischismus der Gewalt und der Waffen (Insurrektionalismus als Ideologie) verwendet und dabei falsch verstanden. Ist es eine Ideologie, oder ist es ein Werkzeug für die Praxis, welches durch vielen Überlegungen entstanden ist? Ist diese Strömung neu, oder baut sie auf die anarchistische Geschichte auf, sowie deren Niederlagen und Erfolgen und daher an sich ein altes Werkzeug, was seit den 1970ern die anarchistische Praxis aktualisiert und zeitgenössisch macht? Ist die Affinitätsgruppe eine Bezugsgruppe die punktuell hier und da was macht, oder eine Form tiefgreifender, langjähriger Zusammenarbeit die aus einem gegenseitigen Vertrauen, vielen Debatten und einer Praxis sich herausbildet? Ist es ein Vorschlag für die soziale Revolution, oder nur Remmidemmi?
Wir werden daher die Veranstaltung in fünf Teilen aufteilen, einer Einleitung, einem historischen Rückblick bis zu unseren Tagen, um die Vorschläge anarchistischer Projekte aus Italien, (aber nur?) sowie deren Entwicklung verstehen zu können. Und zum Schluss sowohl eine Analyse der vielen Wieso´s und Warum´s im deutschsprachigem Raum und warum wir den ‚Aufständischen Anarchismus‘ verteidigen und als ein sinnvolles Werkzeug für die soziale Revolution halten.
+++ [HH] Weiterer Gefährte im Parkbankverfahren wieder in Haft +++
Gefunden auf de.indymedia
+++ [HH] Weiterer Gefährte im Parkbankverfahren wieder in Haft +++ Es ist soweit. Der zweite Gefährte, welcher im sog. Parkbankverfahren zu einer Haftstrafe verurteilt wurde, hat heute seine Reststrafe von ca 2 Monaten in der JVA Billwerder in Hamburg angetreten. Wenn ihr ihm schreiben wollt, könnt ihr das hier machen. JVA Billwerder Buchnummer 650/23/1 Dweerlandweg 100 22113 Hamburg Der andere Gefangene welcher im gleichen Verfahren verurteilt wurde und eine Reststrafe bis Ende Juli absitzen muss, wurde in die JVA Glasmoor verlegt. Ihm könnt ihr unter folgender Adresse schreiben: JVA Glasmoor Buchnummer 63/23/6 Am Glasmoor 99 22851 Norderstedt
+++ [HH] Weiterer Gefährte im Parkbankverfahren wieder in Haft +++ Es ist soweit. Der zweite Gefährte, welcher im sog. Parkbankverfahren zu einer Haftstrafe verurteilt wurde, hat heute seine Reststrafe von ca 2 Monaten in der JVA Billwerder in Hamburg angetreten. Wenn ihr ihm schreiben wollt, könnt ihr das hier machen. JVA Billwerder Buchnummer 650/23/1 Dweerlandweg 100 22113 Hamburg Der andere Gefangene welcher im gleichen Verfahren verurteilt wurde und eine Reststrafe bis Ende Juli absitzen muss, wurde in die JVA Glasmoor verlegt. Ihm könnt ihr unter folgender Adresse schreiben: JVA Glasmoor Buchnummer 63/23/6 Am Glasmoor 99 22851 Norderstedt
Erklärung von Alfredo Cospito bei der Anhörung zur Haftprüfung wegen der einstweiligen Verfügungen bei der Operation Sibilla
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Wir haben die Gerichtserklärung, die der Anarchist Alfredo Cospito am 14. März bei der Anhörung zur Haftprüfung wegen der „Operation Sibilla“ verlesen hat, bekommen und wollen sie so weit wie möglich verbreiten. Wir erinnern daran, dass (wie wir einige Tage später erfuhren) das Untersuchungsgericht von Perugia zum zweiten Mal die Anordnung der Untersuchungshaft gegen Alfredo und fünf weitere Gefährten aufgehoben hat, die der Anstiftung zu Straftaten mit dem erschwerenden Umstand des Terrorismus im Zusammenhang mit der Veröffentlichung der anarchistischen Zeitung „Vetriolo“ und anderer Artikel und Beiträge angeklagt waren. Die „Operation Sibilla“ (im Zuge dessen der Staatsanwalt ursprünglich acht Haftbefehle gemäß Artikel 270bis StGB und 414 StGB mit terroristischem Hintergrund beantragt hatte, die später in sechs einstweilige Anordnungen umgewandelt wurden, wobei ein Haftbefehl für Alfredo erlassen wurde) ist zusammen mit dem Scripta-Manent-Verfahren eine der beiden „Grundsäulen“, auf denen die 41 bis-Haftanordnung für den Gefährten beruht.
Erklärung von Alfredo Cospito bei der Anhörung zur Haftprüfung wegen der einstweiligen Verfügungen bei der Operation Sibilla Ich beginne mit einem Zitat meines Anstifters: „Unser Rechtssystem hat diese Form der Todesisolation eingeführt, welches das 41bis-Regime ist und das in gewisser Weise sogar noch unzivilisierter ist als die pharmakologische Verstümmelung. So viel dazu, dass unser System nicht durch Zivilisation glänzt“. Carlo Nordio, 28. März 2019 Diese Worte waren die Initialzündung für den Kampf, den ich begonnen habe. Ich hätte nie gedacht, dass ich so weit kommen würde. Melodramen fand ich schon immer lächerlich, ich zieh eher Komödien vor, aber so ist es nun mal gelaufen. Sind wir oder sind wir etwa nicht im Land der Melodramen? Und so muss ich es nun glanzvoll beenden. Aber wenn ich darüber nachdenke, hat es etwas Ironisches: Ich bin der einzige Dummkopf, der im fortschrittlichen demokratischen Westen stirbt, weil er daran gehindert wird, das zu lesen und zu lernen, was ich will: anarchistische Zeitungen, anarchistische Bücher, historische und wissenschaftliche Zeitschriften, ganz zu schweigen von den geliebten Comics. Ihr werdet zugeben müssen, dass es paradox und sogar ein wenig komisch ist. Aber ich kann so nicht leben, ich kann es einfach nicht, und ich hoffe, dass diejenigen, die mich lieben, das verstehen. Ich schaffe es nicht, mich diesem Nicht-Leben zu ergeben, dieser Drang ist stärker als ich, vielleicht weil ich ein anarchistischer Dickkopf aus den Abbruzzen bin. Sicherlich bin ich kein Märtyrer, Märtyrer sind mir zu wider. Ja, ich bin ein Terrorist. Ich habe einen Menschen angeschossen und ich habe mich zu dieser Geste mit Stolz bekannt. Aber ich muss auch sagen, diese Definition aus dem Munde von Staatsvertretern zu hören, die Kriege und Millionen von Toten auf dem Gewissen haben und die sich manchmal, wie einer unserer Minister, am Waffenhandel bereichern, bringt mich ein bisschen zum Lachen. Aber was soll’s, so ist der Lauf der Welt, zumindest bis die Anarchie triumphiert und der wahre Sozialismus, der antiautoritäre und antistaatliche, endlich das Licht der Welt erblickt. „Da kannst du warten bis du schwarz bist“ werdet ihr sagen und das werde ich auch tun, denn die einzigen Lichtblicke, die ich sehe, sind die Gesten der Rebellion meiner revolutionären Brüder und Schwestern überall auf der Welt, und das sind gewiss nicht wenige, denn sie werden mit Herz, Leidenschaft und Mut ausgeführt, so verstreut und ungestüm sie auch erscheinen mögen. Nachdem ich dies klargestellt habe, möchte ich noch den Grund für meine hartnäckigen Wut auf das 41bis-Regime erläutern. Ich glaube, einige Juristen haben dass verstanden, aber nur sehr wenige: Das 41-bis ist eine Metastase, die euren so genannten Rechtsstaat zu untergraben droht und tatsächlich untergräbt, ein Krebsgeschwür, das in einer etwas totalitäreren Demokratie – und mit der Regierung Meloni sind wir fast so weit – dazu benutzt werden könnte, jede politische Dissidenz, jede Art von hypothetischem Extremismus zu unterdrücken, also mit Terror zum Schweigen zu bringen. Das Gericht, das über das mittelalterliche Schandmaskenurteils des 41-bis entscheidet, ist dem faschistischen Sondergericht sehr ähnlich, die Dynamik ist dieselbe: Ich kann diesem Höllenkreis nur entkommen, wenn ich meine politischen Überzeugungen, meinen Anarchismus verleugne, nur wenn ich irgendeine/n Gefährtin oder Gefährten verkaufe. Es beginnt immer mit den „Zigeunern“, den Kommunisten, den Antagonisten, den Chaoten, den Subversiven und dann der mehr oder weniger revolutionären Linken. Wie könnte ich mich dem nicht widersetzen, jedenfalls auf verzweifelte Weise, und für einen Anarchisten, gerade weil wir keine Organisation haben, ist das gegebene Wort alles, und deshalb werde ich bis zum Ende weitermachen. Um mit den Worten des Anarchisten Henry zu schließen, der, wenn ich mich recht entsinne, sagte, bevor man ihm den Kopf abschlug: Wenn mir die Vorstellung nicht gefällt, kann ich sie genauso gut verlassen, hinausgehen und die Tür laut zuschlagen. Das werde ich in den nächsten Tagen tun, hoffentlich mit Würde und Gelassenheit, so weit es mir möglich . Eine herzliche Umarmung an Domenico, der im 41-bis in Sassari einen Hungerstreik begonnen hat, in der Hoffnung, seine Kinder und Angehörigen wiedersehen zu können, in der festen Hoffnung, dass andere, die zum 41-bis verdammt sind, ihre Resignation aufgeben und sich dem Kampf gegen dieses Regime anschließen, das die Verfassung und den sogenannten Rechtsstaat – was immer das auch sein mag – zu Schmierpapier macht. Für die Abschaffung des 41bis-Regimes. Für die Abschaffung der verschärften lebenslangen Haft. Solidarität mit allen anarchistischen, kommunistischen und revolutionären Gefangenen weltweit. Ich danke euch, Brüder und Schwestern, für alles, was ihr getan habt, ich liebe euch und verzeiht mir meine unlogische Sturheit. Niemals mit gesenktem Kopf, immer für die Anarchie. Lang lebe das Leben, nieder mit dem Tod. Alfredo Cospito (Aus einer Videokonferenz aus dem Gefängnis von Opera, 14. März 2023)
Anmerkung: Der Gefährte, der den derzeitigen Justizminister Nordio zitiert, bezieht sich auf den Artikel „Chemische Kastration, Rückkehr ins Mittelalter“, der in „Il Messaggero“ vom 28. März 2019 veröffentlicht wurde (derzeit verfügbar unter diesen Links: https://www.ilmessaggero.it/editoriali/carlo_nordio/editoriali_carlo_nordio-4390216.html & https://web.archive.org/web/20230323152621/https://www.ilmessaggero.it/editoriali/carlo_nordio/editoriali_carlo_nordio-4390216.html). Darüber hinaus bezieht sich die Bemerkungüber den Minister, der sich am Waffenhandel bereichert, zweifellos auf den derzeitigen Verteidigungsminister Crosetto. Dieser war der zum Zeitpunkt seiner Ernennung Präsident einer großen Lobby der Rüstungsindustrie war. Schließlich zitiert Alfredo frei denGefährten Émile Henry (1872-1894), dessen genaue Worte wie folgt lauten: „Übrigens ist es mein gutes Recht, das Theater zu verlassen, wenn mir das Stück unangenehm wird, und ich werde sogar die Tür beim Hinausgehen zuschlagen, selbst auf die Gefahr hin, die Ruhe derer zu stören, denen es gefällt“ (italienische Übersetzung „Émile Henry, Colpo su colpo“, Edizioni Anarchismo, Trieste, 2013, S. 141; derzeit auch unter diesem Link verfügbar: https://www.edizionianarchismo.net/library/emile-henry-colpo-su-colpo).
Wir haben die Gerichtserklärung, die der Anarchist Alfredo Cospito am 14. März bei der Anhörung zur Haftprüfung wegen der „Operation Sibilla“ verlesen hat, bekommen und wollen sie so weit wie möglich verbreiten. Wir erinnern daran, dass (wie wir einige Tage später erfuhren) das Untersuchungsgericht von Perugia zum zweiten Mal die Anordnung der Untersuchungshaft gegen Alfredo und fünf weitere Gefährten aufgehoben hat, die der Anstiftung zu Straftaten mit dem erschwerenden Umstand des Terrorismus im Zusammenhang mit der Veröffentlichung der anarchistischen Zeitung „Vetriolo“ und anderer Artikel und Beiträge angeklagt waren. Die „Operation Sibilla“ (im Zuge dessen der Staatsanwalt ursprünglich acht Haftbefehle gemäß Artikel 270bis StGB und 414 StGB mit terroristischem Hintergrund beantragt hatte, die später in sechs einstweilige Anordnungen umgewandelt wurden, wobei ein Haftbefehl für Alfredo erlassen wurde) ist zusammen mit dem Scripta-Manent-Verfahren eine der beiden „Grundsäulen“, auf denen die 41 bis-Haftanordnung für den Gefährten beruht.
Erklärung von Alfredo Cospito bei der Anhörung zur Haftprüfung wegen der einstweiligen Verfügungen bei der Operation Sibilla Ich beginne mit einem Zitat meines Anstifters: „Unser Rechtssystem hat diese Form der Todesisolation eingeführt, welches das 41bis-Regime ist und das in gewisser Weise sogar noch unzivilisierter ist als die pharmakologische Verstümmelung. So viel dazu, dass unser System nicht durch Zivilisation glänzt“. Carlo Nordio, 28. März 2019 Diese Worte waren die Initialzündung für den Kampf, den ich begonnen habe. Ich hätte nie gedacht, dass ich so weit kommen würde. Melodramen fand ich schon immer lächerlich, ich zieh eher Komödien vor, aber so ist es nun mal gelaufen. Sind wir oder sind wir etwa nicht im Land der Melodramen? Und so muss ich es nun glanzvoll beenden. Aber wenn ich darüber nachdenke, hat es etwas Ironisches: Ich bin der einzige Dummkopf, der im fortschrittlichen demokratischen Westen stirbt, weil er daran gehindert wird, das zu lesen und zu lernen, was ich will: anarchistische Zeitungen, anarchistische Bücher, historische und wissenschaftliche Zeitschriften, ganz zu schweigen von den geliebten Comics. Ihr werdet zugeben müssen, dass es paradox und sogar ein wenig komisch ist. Aber ich kann so nicht leben, ich kann es einfach nicht, und ich hoffe, dass diejenigen, die mich lieben, das verstehen. Ich schaffe es nicht, mich diesem Nicht-Leben zu ergeben, dieser Drang ist stärker als ich, vielleicht weil ich ein anarchistischer Dickkopf aus den Abbruzzen bin. Sicherlich bin ich kein Märtyrer, Märtyrer sind mir zu wider. Ja, ich bin ein Terrorist. Ich habe einen Menschen angeschossen und ich habe mich zu dieser Geste mit Stolz bekannt. Aber ich muss auch sagen, diese Definition aus dem Munde von Staatsvertretern zu hören, die Kriege und Millionen von Toten auf dem Gewissen haben und die sich manchmal, wie einer unserer Minister, am Waffenhandel bereichern, bringt mich ein bisschen zum Lachen. Aber was soll’s, so ist der Lauf der Welt, zumindest bis die Anarchie triumphiert und der wahre Sozialismus, der antiautoritäre und antistaatliche, endlich das Licht der Welt erblickt. „Da kannst du warten bis du schwarz bist“ werdet ihr sagen und das werde ich auch tun, denn die einzigen Lichtblicke, die ich sehe, sind die Gesten der Rebellion meiner revolutionären Brüder und Schwestern überall auf der Welt, und das sind gewiss nicht wenige, denn sie werden mit Herz, Leidenschaft und Mut ausgeführt, so verstreut und ungestüm sie auch erscheinen mögen. Nachdem ich dies klargestellt habe, möchte ich noch den Grund für meine hartnäckigen Wut auf das 41bis-Regime erläutern. Ich glaube, einige Juristen haben dass verstanden, aber nur sehr wenige: Das 41-bis ist eine Metastase, die euren so genannten Rechtsstaat zu untergraben droht und tatsächlich untergräbt, ein Krebsgeschwür, das in einer etwas totalitäreren Demokratie – und mit der Regierung Meloni sind wir fast so weit – dazu benutzt werden könnte, jede politische Dissidenz, jede Art von hypothetischem Extremismus zu unterdrücken, also mit Terror zum Schweigen zu bringen. Das Gericht, das über das mittelalterliche Schandmaskenurteils des 41-bis entscheidet, ist dem faschistischen Sondergericht sehr ähnlich, die Dynamik ist dieselbe: Ich kann diesem Höllenkreis nur entkommen, wenn ich meine politischen Überzeugungen, meinen Anarchismus verleugne, nur wenn ich irgendeine/n Gefährtin oder Gefährten verkaufe. Es beginnt immer mit den „Zigeunern“, den Kommunisten, den Antagonisten, den Chaoten, den Subversiven und dann der mehr oder weniger revolutionären Linken. Wie könnte ich mich dem nicht widersetzen, jedenfalls auf verzweifelte Weise, und für einen Anarchisten, gerade weil wir keine Organisation haben, ist das gegebene Wort alles, und deshalb werde ich bis zum Ende weitermachen. Um mit den Worten des Anarchisten Henry zu schließen, der, wenn ich mich recht entsinne, sagte, bevor man ihm den Kopf abschlug: Wenn mir die Vorstellung nicht gefällt, kann ich sie genauso gut verlassen, hinausgehen und die Tür laut zuschlagen. Das werde ich in den nächsten Tagen tun, hoffentlich mit Würde und Gelassenheit, so weit es mir möglich . Eine herzliche Umarmung an Domenico, der im 41-bis in Sassari einen Hungerstreik begonnen hat, in der Hoffnung, seine Kinder und Angehörigen wiedersehen zu können, in der festen Hoffnung, dass andere, die zum 41-bis verdammt sind, ihre Resignation aufgeben und sich dem Kampf gegen dieses Regime anschließen, das die Verfassung und den sogenannten Rechtsstaat – was immer das auch sein mag – zu Schmierpapier macht. Für die Abschaffung des 41bis-Regimes. Für die Abschaffung der verschärften lebenslangen Haft. Solidarität mit allen anarchistischen, kommunistischen und revolutionären Gefangenen weltweit. Ich danke euch, Brüder und Schwestern, für alles, was ihr getan habt, ich liebe euch und verzeiht mir meine unlogische Sturheit. Niemals mit gesenktem Kopf, immer für die Anarchie. Lang lebe das Leben, nieder mit dem Tod. Alfredo Cospito (Aus einer Videokonferenz aus dem Gefängnis von Opera, 14. März 2023)
Anmerkung: Der Gefährte, der den derzeitigen Justizminister Nordio zitiert, bezieht sich auf den Artikel „Chemische Kastration, Rückkehr ins Mittelalter“, der in „Il Messaggero“ vom 28. März 2019 veröffentlicht wurde (derzeit verfügbar unter diesen Links: https://www.ilmessaggero.it/editoriali/carlo_nordio/editoriali_carlo_nordio-4390216.html & https://web.archive.org/web/20230323152621/https://www.ilmessaggero.it/editoriali/carlo_nordio/editoriali_carlo_nordio-4390216.html). Darüber hinaus bezieht sich die Bemerkungüber den Minister, der sich am Waffenhandel bereichert, zweifellos auf den derzeitigen Verteidigungsminister Crosetto. Dieser war der zum Zeitpunkt seiner Ernennung Präsident einer großen Lobby der Rüstungsindustrie war. Schließlich zitiert Alfredo frei denGefährten Émile Henry (1872-1894), dessen genaue Worte wie folgt lauten: „Übrigens ist es mein gutes Recht, das Theater zu verlassen, wenn mir das Stück unangenehm wird, und ich werde sogar die Tür beim Hinausgehen zuschlagen, selbst auf die Gefahr hin, die Ruhe derer zu stören, denen es gefällt“ (italienische Übersetzung „Émile Henry, Colpo su colpo“, Edizioni Anarchismo, Trieste, 2013, S. 141; derzeit auch unter diesem Link verfügbar: https://www.edizionianarchismo.net/library/emile-henry-colpo-su-colpo).
(Anonym) Gegen den Krieg, Gegen den Frieden – Elemente für einen aufständischen Kampf gegen den Militarismus und die Repression
Gefunden auf anarchistischer Bibliothek, Originaltitel: „Contre la guerre, contre la paix – Eléments de lutte insurrectionnelle contre le militarisme et la répression“, Frühling 2015, übersetzt ins Deutsche August 2015.
(Anonym) Gegen den Krieg, Gegen den Frieden Elemente für einen aufständischen Kampf gegen den Militarismus und die Repression
Krieg und Frieden Die Gedenkveranstaltungen an die Ereignisse von 1914-1918, die ein bisschen überall in Europa organisiert werden, erinnern uns daran, dass alle gegen den Krieg sind. Vom Staatsmann bis zum Bürger, vom Unternehmer bis zum Philosophen, vom Forscher bis zum Arbeiter: alle sprechen sich kategorisch gegen eine Wiederholung des grossen Gemetzels aus. Sie sind für den Frieden. Und im Namen von eben diesem Frieden akzeptieren sie, mit unterschiedlichen Graden an Verantwortung, Kollaboration oder Akzeptanz, gewisse Kriege. Sei es, um die Stabilität in einer Region wieder herzustellen, welche dem Bürgerkrieg preisgegeben ist, um einer Bevölkerung zur Hilfe zu kommen, welcher der Genozid droht, oder um grausame Regime zu ersetzen: der Weg zum Krieg ist mit guten Vorsätzen gepflastert. Im Namen von Werten, die von der gesamten Menschheit anerkannt werden, der «Gerechtigkeit» und dem «Frieden», werden die schlimmsten Massaker begangen. Wir sind heute weit entfernt von der Zeit, wo sich die Staaten, bevor sie offene Feindlichkeiten einleiteten, bei ihren jeweiligen Botschaften eine Kriegserklärung einreichten. Anhand einer juristischen Formel – als Frucht des liberalen Denkens – wie der Kriegserklärung, offerierten sich die Staaten ein legales Alibi, um zu legitimieren, was in «Friedenszeiten» als verboten galt, namentlich den Mord, den Übergriff oder die Vergewaltigung. Um den Krieg mit der Idee von einem liberalen Regime verträglich zu machen, mussten die Staaten folglich über eine Formel verfügen, um ihre Konstitution und ihre Gesetzlichkeit ausser Kraft zu setzen. Heute befinden wir uns nicht mehr in einer Situation, worin die Gesetzlichkeit ausser Kraft gesetzt worden wäre und worin der Krieg aufgehört hätte zu existieren, sondern in der Situation, worin der Krieg selbst in die Gesetzlichkeit eingetreten ist. Der Krieg schreitet noch immer vorwärts, zwar gekleidet in andere Begriffe, die zweifellos auf andere Intensitäten von staatlichem Terror schliessen lassen, aber noch immer ein und derselben militärischen Logik entsprechend: humanitäre Operationen (Besetzung eines Gebietes), Luftschläge (Bombardierungen), Inhaftierung von Terroristen (Entführungen) oder Beseitigung von Bedrohungen (Standhinrichtungen). Als Anarchisten kann uns das alles kaum überraschen. Krieg und Frieden waren schon immer zwei unterschiedliche Worte, die den Fortbestand der Ausbeutung und der Herrschaft verdecken. Massaker, Blut und Gewalt; Militarisierung, Disziplin und Gehorsam bilden den Kern selbst von jeder Autorität. Die einzige Frage, die sich vielleicht noch stellt, ist: was ist aus dem Frieden geworden? Wenn sich die militärischen Operationen, die von den demokratischen Ländern lanciert werden, in einem unablässigen Rhythmus aneinanderreihen, so rufen sie praktisch kaum noch Protest hervor. Und es ist stark zu bezweifeln, dass dem so ist, weil die Bevölkerung die immer stümperhafteren Rechtfertigungen der Regierungen geschluckt hat. Nein, eine andere Schlussfolgerung drängt sich uns auf: Krieg und Frieden werden nicht mehr als getrennte Momente gelebt. Manche Leute mögen uns vielleicht eines schwer verdaulichen Maximalismus bezichtigen, aber wir können die These nicht annehmen, welche Zeit und Raum in Perioden des Krieges und Perioden des Friedens auftrennt. Und eben dies ist es übrigens, was das Fundament des anarchistischen Antimilitarismus ausmacht: Gegen den Krieg, gegen den Frieden, für die soziale Revolution. Der erste Grund, um keine solchen Unterscheidungen zu machen, besteht darin, dass Krieg immer vorbereitet wird, denn er benötigt Waffen, Übungen, Provisionen, Planungen, geistige Vorbereitung der Bevölkerung,… Die Vorbereitung für den Krieg ist bereits Krieg, und da jeder Staat sich immer auf den Krieg vorbereitet, gibt es effektiv weder Krieg noch Frieden. Der zweite Grund besteht darin, dass es weder logisch noch konsequent wäre, einerseits die Verflechtung von Wirtschaft und Krieg, den militärisch-industriellen Komplex anzuprangern, während andererseits die Wirtschaft selbst, der Staat selbst nicht als Kriegsmaschinen betrachtet werden. Und selbst auf Ebene von schrecklichen Statistiken ist es nicht gewiss, dass der «normale» Lauf des Kapitalismus und der Macht weniger Opfer fordert als ein Krieg, wie er klassischerweise definiert wird. Kapital und Staat basieren auf Blut und Massaker. Alles, was produziert wird, basiert auf Blut und Massaker. Jede Initiative, jede Massnahme des Staates bringt Blut mit sich, bis hin zur sogenannten «Unterhaltung», wie es das jüngste Beispiel anlässlich des für und während der Fussballweltmeisterschaft in Brasilien begangenen sozialen Massakers bezeugt. Der Frieden der Märkte ist nichts anderes als der Krieg der Ausbeuter gegen die Ausgebeuteten, mit allen vorstellbaren Mitteln. Der dritte Grund besteht darin, dass die Tatsache, zu akzeptieren, dass ein Staat die Unterscheidung zwischen Krieg und Frieden dekretieren kann, gewissermassen impliziert, anzuerkennen, dass es inakzeptable Kriege, aber auch gerechtfertigte militärische Interventionen gebe. Der «Frieden» wird durch die Angst aufrechterhalten, die es der Macht zu verbreiten gelingt, und der Krieg wird akzeptiert aufgrund der Angst vor einem noch grösseren Massaker. Zu jeder Zeit ist es also der Staatsterrorismus, welcher am Werk ist. Aber weshalb dann auf dem Krieg beharren, wenn er schon immer präsent war und mit den anderen Aspekten der Herrschaft ein und dasselbe bildet? Weshalb heute die Hypothese einer kommenden zusätzlichen Verstärkung der Militarisierung in der Verwaltung des Kapitals aufstellen? Restrukturierung, Revolten und Krieg Die laufende Restrukturierung auf ökonomischer, politischer, sozialer und kultureller Ebene enthüllt heute immer mehr Spuren davon, dass ein neues Projekt der Herrschaft dabei ist, zu entstehen. Dieses installiert sich nach und nach infolge der Offizialisierung der Todesurkunde des sozial-demokratischen Projektes, und des Abschlusses von einem Jahrzehnt von Versuchen zur Aktualisierung des letzteren unter der Form von «Bürgerpartizipation» und «Zivilgesellschaft». Eine Analyse von den Konturen dieses neuen Projekts drängt sich in der kommenden Zeit auf, denn diese wird es ebenfalls erlauben, die Veränderungen auf den Gebieten der revolutionären Konfrontation besser zu verstehen. Eine solche Analyse wird sich nicht damit zufrieden geben können, einen schlichten Blick auf die Angelegenheit zu werfen, zu einer theoretischen Ausarbeitung zu schreiten, denn sie wird sich auch durch neue Kampferfahrungen, so minoritär und begrenzt sie auch sein mögen, und durch die Versuche, wieder eine revolutionäre Projektualität aufzubauen, nähren müssen. Jede Restrukturierung impliziert eine gewisse Instabilität. Das ist ein bisschen wie die Kühlerhaube von einem Autos zu öffnen. Auf einmal kommt der Motor zum Vorschein, greifbar, gewaltig, schmutzig. Und die Ingenieure des Kapitals sind nunmal gezwungen, die Kühlerhaube zu öffnen, wenn sie beabsichtigen, gewisse Teile oder die Gesamtheit des Motors auszuwechseln. Ihr Projekt ist eine neue Methode, um die Explosionskraft des Treibstoffs, der Ausbeutung, zu maximieren, und sich zu versichern, dass die Leitungen dem Druck standhalten, ihn unter Kontrolle halten können. Waren die Auflehnungen der letzte Jahre also vorhersehbar? Hätte jemand Vorhersagen können, dass die Unruhen in Tunesien sich in einen riesigen Flächenbrand verwandeln würden, der dutzende von Ländern, von Ägypten bis Syrien, von Bosnien bis zur Ukraine ergreift? Wir denken nicht. Selbst der optimistischste Revolutionär, offensichtlich noch immer ein Gefangener der Realität, hätte sich das im Jahr 2011 nicht denken können. Selbst nach der Revolte vom Dezember 2008 in Griechenland hätte er sich das nicht gedacht. Einige Hitzköpfe haben vielleicht versucht, ihre Vorahnungen in Worte zu fassen, aber die aufständische Ansteckung hat sich schliesslich schneller ausgebreitet als die Hypothesen der Revolutionäre. Und nun, sind wir heute etwas fähiger geworden, die aufständischen Herde zu erkennen, sie zu erkennen und ein Projekt zu haben, und sei es auch ein minimales, um zu ihrer Ausbreitung beizutragen, bevor das Spektakel den Vorhang wieder schliesst oder der Freiheitsdrang in einem Blutbad ertränkt wird? Gewiss ist, dass diese Auflehnungen in einen gewissen Kontext interveniert sind, einen Kontext von Restrukturierung zahlreicher Aspekte der Herrschaft, und zwar auf globaler Ebene. Sie waren eine Vorpremiere dessen, was, möglicherweise, auf uns zukommt. Ein Wiedererwachen des Verlangens nach Freiheit. Das Auftauchen von revolutionären und selbstorganisierten Praktiken. Die immer blutigere, immer reaktionärere Intervention von religiösen und nationalistischen Kräften innerhalb der Revolten. Der Bürgerkrieg und das industrielle Massaker an den Aufständischen. Die blutige Selbstbehauptung der Staaten bezüglich ihrer Überlegenheit und ihrer Unumgeänglichkeit. Die Beschleunigung der kapitalistischen Ausbeutung. Lauter Elemente, die wir innerhalb und infolge dieser Auflehnungen gesehen haben. Die jüngsten Militärinterventionen in Libyen (Bombardierungen der NATO), in Ägypten (Machtergreifung der Armee, nach jener der Muslimbrüder, um die Revolution zu zerschlagen), in Syrien (die unerbittliche Reaktion des Assad-Regimes, die militärischen Einmischungen anderer Länder, die Bombardierungen der Koalition, alles darauf abzielend, die embryonale Revolution in einen Bürgerkrieg und einen «Stellvertreterkrieg» zu verwandeln), in der Ukraine (die Volksaufstand, der durch einen zwischenstaatlichen Konflikt beerdigt wird) und im Gazastreifen («Um das Kraut zu schneiden, das gewachsen ist», wie es ein israelischer Parlamentarier ausdrückte, was man nicht nur in Bezug auf die Macht der Hamas, sondern auch in Bezug auf das Aufstandspotenzial in den palästinensischen Gebieten interpretieren könnte) waren zweifellos inspiriert von und verbunden mit unheilvollen geopolitischen Interessen, aber wir wollen ebenfalls betonen, was heute wenige zu sagen scheinen: diese Militärinterventionen haben, faktisch und abgesehen von der Gesamtheit ihrer komplexen und widersprüchlichen «Gründe», Revolten und Auflehnungen in einem Blutbad ertränkt, um ihre Verwandlung in ethnische und sektiererische Kriege zu begünstigen. In anderen Worten: sie haben die revolutionäre Dynamik und Vorstellungswelt zerschlagen, welche in den letzten Jahren die Herzen zahlreicher Revoltierender und Ausgebeuteter hat erobern können. Sicher, diese Vorstellungswelt ist nicht vollkommen klar, ist nicht ganz so deutlich. Es ist nicht die strahlende Sonne der anarchistischen Zukunft, die endlich die Wolken der Lügen und der Ideologien durchbricht. Es ist eine Vorstellungswelt durchdrungen von tausend Widersprüchen, zwischen Freiheit und Reaktion, zwischen Subversion und Politik, aber dennoch hat sie sich bekräftigt, hat sie der Revolte der Unterdrückten, welche den Mut hatten, sich gegen das Bestehende aufzulehnen, Leben eingehaucht. Skeptische Revolutionäre und demokratische Partisanen haben sich in einem gemeinsamen Willen zusammengefunden, diese Auflehnungen als «Schreie nach Demokratie» zu klassifizieren. Die einen, um ihre Unfähigkeit zu erklären oder zu rechtfertigen, eine revolutionäre Solidarität auf die Beine zu stellen und an der Ausbreitung der Auflehnungen durch die Ausarbeitung eines aufständischen Projektes zu arbeiten. Die anderen, um den Aufstand wieder unter das staatliche Joch zu bringen und das Fortbestehen der kapitalistischen Ausbeutung vor jeder Infragestellung zu schützen. Heute, wenn wir die Tatsachen betrachten, so ist es, vielmehr als eine demokratische Rekuperation, vor allem die Repression, welche die Überhand genommen hat. Wer spricht noch von der «demokratischen Revolution in Ägypten» oder der «demokratischen Revolte gegen das Regime von Gadaffi»? Wer? Man kann daraus also schliessen, dass es im Mindesten verfrüht, ja sogar falsch war, zu denken, dass diese Auflehnungen dasselbe Schicksal erfahren werden wie das von so vielen Kämpfen des letzten Jahrzehnts auf europäischem Boden: die Rekuperation und die Integration in das Spektakel. Heute, vielmehr als die Figur des geschickten demokratischen Politikers, ist es das rohe Gesicht der von einem Jagdflieger abgeworfenen Bombe, das sektiererische Massaker und die Masseneinsperrung, die auf die revolutionären Begehren antworten. Der Elan dieser Auflehnungen ist nicht tot. Noch nicht. Er ruft weiterhin Kämpfe ins Leben, bald vielversprechende, bald tragische, in einem Kontext, in dem die Herrschaft, eben, versucht, die Grundlagen für ein neues Gleichgewicht zu finden, die Grundzüge für ihr neues Projekt zu umreissen, um die Unterdrückung und die Ausbeutung fortzusetzen. Heute in der Defensive zu bleiben, bedeutet, das Todesurteil dieser Auflehnungen zu unterschreiben; schlimmer noch, es bedeutet, zur x-ten Beerdigung der Befreiungsbegehren beizutragen. Gegenüber der Verschärfung der Repression ist es nicht ein Wettlauf in Richtung von Allianzen mit autoritären Kräften, den es zu unternehmen gilt, sondern einen Parcours, um aufständische Projekte zu entwickeln. Es ist der Aufstand und die aufständischen Akte, wodurch wir denken, dass es möglich sein wird, diese teuflische Spirale kurzzuschliessen, die immer schneller auf die blutige Bekräftigung der Überlegenheit der Macht zusteuert. Ja, die Zeit drängt, es ist bereits spät, sehr spät. Aber versuchen wir zunächst einmal mehr, andere Aspekte der Realität zu untersuchen, in welcher und gegen welche dieses aufständische Projekt seinen Weg wird bahnen müssen. Das repressive Projekt: Massaker, Militarisierung und Einsperrung Die «revolutionären Anstürme» der 70er Jahre liegen heute weit hinter uns. Die Transformationen, die, neben der massiven Repression, von der Herrschaft bewirkt wurden, um sie zu neutralisieren, konnten im Allgemeinen als abhängig von zwei Tendenzen charakterisiert werden: eine in Richtung Einschliessung und eine andere in Richtung Ausschliessung. Dieser Prozess hat neue Demarkationslinien innerhalb der Gesellschaft gezogen. Heute können wir feststellen, wie sehr dieser Prozess nicht mehr an seinen Anfängen ist: er hat sich als Verwaltungsweise realisiert. Das Los, das den Ausgeschlossenen Vorbehalten wird, ist ein Schicksal von Abstumpfung, Einsperrung und unbändiger Ausbeutung, je nach dem Ort auf dem Planeten, wo sie sich befinden, und je nach dem Bedürfnissen der Produktion und der Reproduktion. Wenn die Technologien es einerseits der Macht erlaubt haben, sich eine feinmaschige Kontrolle über die Gesamtheit der Gesellschaft zu sichern, so ist andererseits die Anzahl bewaffneter Konflikte, im Allgemeinen in Form eines Bürgerkrieges mit der Intervention anderer Mächte, noch nie so gross gewesen. Verwaltungsweisen, die zuvor eher Kontexten von militärischer Besetzung Vorbehalten waren, wie die generalisierte Fichierung, die administrative Inhaftierung, die Konzentrationslagerlogik, die Kontrolle der Bewegungen, werden heute auf immer mehr Gebieten des gesellschaftlichen Lebens angewandt. Diese Verwaltung resultiert aus dem Ineinandergreifen aller Kontroll- und Regierungstechniken innerhalb von einer Aufstandsbekämpfungsstrategie nach militärischer Gangart. Die Lektionen aus der Experimentierung in einem immensen Konzentrationslager unter offenem Himmel wie zum Beispiel jenes vom Gazastreifen dienen ebenso den Operationen zur blutigen Befriedung in den Favelas von Rio de Janeiro, wie als Leitlinien des totalitären Urbanismus in den europäischen Metropolen. Die Militarisierung der Grenzen der Europäischen Union, wo jedes Jahr tausende von Personen sterben, hat die Militarisierung einer wachsenden Anzahl Transportachsen innerhalb der Union zur Folge. Die Modelle zur Wiederherstellung der Kontrolle in von Katastrophen getroffenen Gebieten werden direkt auf die Erfahrungen im Bereich der militärischen Besetzung gestützt. Die Macht ist sich also sehr wohl darüber bewusst, dass die massive Ausschliessung auch Risiken von sozialen Explosionen mit sich bringt. Durch den Prozess der Zerstörung der Sprache, im Sinne der Zerstörung jeder anderen Vorstellungswelt als der Realität des Kapitals, gedenkt sie sogar, sich versichern zu können, dass die eventuellen Revolten eben auf Explosionen beschränkt bleiben, die vielleicht durchaus zerstörerisch sein mögen, aber ohne revolutionären Impuls. Innerhalb von diesem Rahmen assistieren wir also einer Generalisierung der Logik der militärischen Intervention gegen jegliche Revolte. Es wäre falsch, die sicherheitstechnische Beschleunigung, das Anwachsen der Anzahl von Forschungen und Machenschaften zur Aufstandsbekämpfung, die zunehmende Brutalität in der Aufrechterhaltung der Ordnung, die Verschärfung auf gesetzlicher Ebene als lauter Zeichen davon zu betrachten, dass die Macht Angst hat. Es ist nicht so, dass sie niemals Zweifel hätte, welche sich in die Arroganz der Mächtigen einschleichen, aber es scheint uns, dass all dies vielmehr dazu bestimmt ist, den Ausgeschlossenen Angst zu machen. Angst zu sähen, ist, wie wir gut wissen, eine hervorragende Weise, um sich die blinde Zustimmung oder die resignierte Unterwerfung des jeweiligen Subjekts zu sichern. Und Angst ist auch ein unumgänglicher Bestandteil des Krieges. Alles kann heute als Bedrohung dienen, alles ist gut, um Angst einzuflössen. Terrorismus, Umweltkatastrophen, Elektrizitätsknappheit, Finanzkrise… alles austauschbar innerhalb von einer immer militarisierteren Verwaltung des sozialen «Friedens», das heisst des Krieges gegen die Ausgebeuteten und die Ausgeschlossenen. Wenn man zwischen der Restrukturierung einerseits, und den Revolten, dem Krieg und der Ausschliessung andererseits, ganz abgesehen von der Angst und der Militarisierung des Territoriums, deutliche Verbindungen erkennen kann, so befinden sich auch andere Aspekte der Herrschaft in Restrukturierung. Die Ausweitung der physischen und geistigen Kontrolle, welche heute die Quasi-Totalität der Gesellschaft und des sozialen Raumes umfasst, hat, entgegen den humanistischen Absichten, welche die Macht für eine gewisse Zeit vorspiegeln mochte, nicht eine Verringerung der Anzahl repressiver Strukturen, sondern vielmehr ihre Vervielfachung zur Folge gehabt. Die Macht hat, nachdem sie die Kontrolle generalisiert hat, nicht Gefängnisse geschlossen, sie hat die Gefängnislogik auf immer mehr Bereiche der Gesellschaft ausgeweitet, indem sie die Grenze zwischen «draussen» und «drinnen» immer verschwommener machte, so dass sich heute überall in Europa dutzende neue Gefängnisse und Festhaltezentren in Bau befinden. Die Spezialregime, das Gefängnis innerhalb des Gefängnisses, vervielfältigt sich als unabdingbare Folge der Verwaltung einer immer bedeutenderen Gefängnisbevölkerung. Auch das gesetzliche Arsenal gegen den «Banditismus» und den «Terrorismus» wird verschärft. Die Hypothese einer immer immer offeneren und toleranteren pluralistischen Macht, die so das reibungslose, strahlende Funktionieren des Kapitals garantiert, scheint sich vielmehr zu Gunsten von einer anderen Hypothese zu entfernen, jener einer gesteigerten Militarisierung auf allen Ebenen. Die Repressionsfabrik Krieg und Massaker bilden den Kern der kapitalistischen Ausbeutung und der staatlichen Unterdrückung. Diese Bekräftigung hat nicht zum Ziel, irgendeine Sympathie oder irgendein Engagement für einen wohlmeinenden und naiven Humanitarismus zu erwecken, sondern eine Distanz zu all jenen zu markieren, die fortwährend auf der Suche nach «objektiven Gründen» sind, um ihre eventuelle revolutionäre (Nicht-)Intervention vor dem Tribunal der Geschichte zu rechtfertigen. Die Herrschaft produziert andauernd «objektive Gründe», um nicht zu handeln, um nichts zu tun, um zu akzeptieren, sie produziert «sozialen Frieden». Sie mystifiziert die Tatsache, dass ihr Reich auf dem Massaker und dem Schrecken basiert. Diese Mystifizierung zu durchschauen, ist kein leeres rhetorisches Spiel, es ist das erste Hindernis, das es zu überwindend gilt, um die Grundlagen für eine revolutionäre Intervention zu jedem Zeitpunkt zu legen. Dieses Hindernis ist auch tief moralisch. Es besteht aus einem Berg von befriedigenden Argumenten, von Zuspitzungen des Schreckens, der gegenüber der Gewalt und dem Blut empfunden wird. Diesen Berg zu erklimmen ist keine einfache Aufgabe. Denn im Grunde, um zum Angriff überzugehen, müssen wir auch unsere kleinen Herzen durchbrechen, welche durch Jahrhunderte von Moral domestiziert wurden, und unsere Arme entrosten, welche durch so viel Anpassung entwaffnet wurden. Ohne dies wird kein anarchistisches revolutionäres Projekt möglich sein. Aber gehen wir nun zum ersten Gegenstand dieser Frage über: die Repressionsfabrik. Ein vieluntersuchter, und vielumgangener Gegenstand. Die Repression, wenn sie sich nicht in Strukturen und Menschen konkretisieren würde, wäre bloss eine leere Idee ohne realen Einfluss. Und in der Tat, sobald wir beginnen, von Waffenproduktion, von Verteidigungs- und Sicherheitssystemen, von Überwachung und Kontrolle zu sprechen, so können wir unmittelbar hunderte von Industrieanlagen, Fabriken und Laboren vor unseren Augen auftauchen sehen, aber auch Tausende von Ingenieuren, Spezialisten, Forschern, und auch Basisarbeitern, alles und alle eingebundnen in die Produktion von Todes- und Kontrollinstrumenten. Kriege und Militarisierung werden hier produziert. Sie werden hier vorbereitet und geplant. Sie werfen, in den meisten Fälle, hier saftige Profite ab. Und es ist somit auch hier, wo jemand, der handeln will, die Kriegsproduktion ins Visier nehmen kann. Und da die Demarkationslinie zwischen «militärischen» und «zivilen» Applikationen heute sehr verschwommen, ja sogar inexistent geworden ist, umfasst die Todesproduktion auf immer direktere Weise breite Wirtschaftssektoren. Jenseits der weit bekannten und gigantischen Waffenproduzenten, liefern hunderte von anderen Unternehmen, die oft sehr anonym und diskret sind, die unerlässlichen Bestandteile für erstere, und, einmal zusammengebaut, werden diese Bestandteile zu schrecklichen perfektionierten Bomben. Dasselbe gilt dafür, was Labore und Forschung betrifft. Um nur ein Beispiel zu machen: die Konzentrationslagerlogik, also die Aufrechterhaltung der Ordnung durch Zonierung, durch Unterteilung in Zonen (was in jeder militärischen Besetzung eines Territoriums, aber auch im totalitären Urbanismus der Metropolen am Wirken gesehen werden kann), erfordert eine gesteigerte Kontrolle und eine permanente Überwachung der Grenzen dieser Zonen und ihrer Zugangswege. Es existiert eine ganze angewandte «Wissenschaft», die sich in den letzten Jahrzehnten in schwindelerregender Entwicklung befindet, in Bezug darauf, was als die Problematik des «Checkpoints» charakterisiert werden könnte. Die technologische Forschung, um diese – reellen oder «virtuellen» – Checkpoints auszustatten, ist eine der fortgeschrittensten, denn es geht darum, eine totale und unmittelbare Kontrolle zu realisieren. Die Applikationen, welche für die israelischen Checkpoints entwickelt wurden, statten ebenso auch die Zugänge der Flughäfen, der Institutionen, der öffentlichen Transporte, der Chemiefabriken usw. aus. Abgesehen von der Untersuchung der eigentlichen Produktion, können wir uns auch der Produktion von «Menschen», dem Training von Mördern und Folterern zuwenden. Wenn der klassische Prozess zur Fabrikation des perfekten Soldaten weitum bekannt ist (Training, Eintrichterung von blinder Disziplin, dann Eintauchung in den Kampf, wobei der erste Mord die Türe zum wiederholten Mord auf Kommando öffnet), so können wir heute sehen, wie diese Eintauchung auch auf eine von der Realität getrennte Weise erfolgen kann. Der Pilot des Jagdfliegers sieht sein Ziel nicht, er sieht bloss die Satellitenkoordinaten. Der Pilot der Drone, die im Mittleren Osten mordet, tätigt seine Arbeit von 9 bis 17 Uhr, ausgehend von einem Karawanenpark irgendwo in den Vereinigten Staaten, mit einem Joystick hantierend, der demjenigen einer Playstation gleicht. Die Grenzwächter, welche die Gewässer des Mittelmeeres überwachen, assistieren per Satellit dem Ertrinken von Hunderten von Personen, deren Schicksalsboot untergeht. Je mehr die emotionale und physische Distanz zwischen dem Folterer und dem Foltergegenstand zunimmt, eine Distanz, die entweder durch eine übergeordnete Autorität oder durch eine technologische Prothese überdeckt wird, desto «effizienter» kann der Folterer seine Arbeit ausüben. Die übergrosse Mehrheit der Forscher, welche die schrecklichsten Todesinstrumente entwickeln, die Ingenieure, welche die Waffenfabriken antreiben, sind in jeglicher Hinsicht gewöhnliche Leute. Sie sind keine blutrünstigen Monster, es ist sogar wahrscheinlich, dass sie, entsetzt, vor dem Schlachten einer Kuh zurückweichen würden. Sie mögen sogar linke Ideen haben. Wenn man wünschte, eine beruhigende Vorstellung des blutrünstigen und reaktionären Feindes zu konstruieren, um ihn ohne Zögern angreifen zu können, würde man sich nicht nur täuschen, sondern sich vor allem sehr entwaffnet vor der Repressionsfabrik wiederfinden. Was wir brauchen, ist etwas ganz anderes als die Produktion von einem Bild des Feindes, wir brauchen Ideen und Verlangen, die das Warum unseres revolutionären Handelns begründen. Wir brauchen die Ethik von jemandem, der für die Befreiung kämpft, eine Ethik des Aufständischen, die keine der Befriedung zollende Moral ist. Wir brauchen vertiefte Analysen und präzise Informationen. Konturen einer anarchistischen Projektualität gegen den Krieg und gegen die Repression Die Anarchisten sind gegen den Krieg, gegen alle Kriege. Aber wir sind auch gegen den Frieden. Wir sind gegen den Frieden der Märkte, gegen den Frieden der Autorität, gegen den Frieden der Abstumpfung und der Knechtschaft. Wir sind für die soziale Revolution, für die gewaltsame und tiefgreifende Umwälzung der bestehenden sozialen Verhältnisse, welche auf der Ausbeutung und der Autorität basieren. Aber diese Felsen des anarchistischen Ideals halten während Stürmen nicht immer so gut stand. Es ist nicht selten geschehen, Gefährten sagen zu hören, dass die NATO-Intervention in Libyen nicht das Gelegenste sei, was es anzuprangern gilt. Ebenso, wie es heute wenige anarchistische Stimmen gibt, die sich gegen die militärische Intervention der internationalen Koalition in Syrien erheben. Es geschieht auch nicht selten, dass man sehen kann, wie Anarchisten dem Prinzip des taktischen Opportunismus erliegen: „der Feind meines Feindes ist mein Freund». Ist es noch immer nötig, daran zu erinnern, dass der Feind meines Feindes von heute gestern auch der meine war, und dass ich vielleicht morgen von den beiden anderen als Feind betrachtet werden werde…? Diese berühmten Felsen neigen auch dazu, im Feuer der Aktion zu erodieren, wenn letztere nicht von einer standfesten Projektualität gestützt wird. Die Faszination für die angebliche «Effizienz» des autoritären Guerillamodells beispielsweise hat mehr als einen Gefährten dazu veranlasst, es – natürlich stets «vorübergehend» – zu akzeptieren, auf gewisse Grundlagen des Anarchismus zu verzichten, oder den Vorschlag der aufständischen informellen Organisation zu verwerfen, welcher als «weniger effizient» erachtet wird, um die Feindlichkeiten zu entfachen oder in sie zu intervenieren. Es ist jedoch sehr wohl letztere, die sich gegenwärtig als die beste Weise herausstellen könnte, um die laufende repressive Restrukturierung, das Massaker an den Aufständischen und die Beerdigung eines revolutionären Elans zu bekämpfen. Gegen den Krieg, aber nicht entwaffnet Zweifellos, wie jemand es lakonisch ausdrückte, «wir sind schwach geworden». Und er fügte an, «alle, ohne Ausnahme». Wenn dieses Urteil die theoretischen Fähigkeiten der Anarchisten betraf, so bezog es sich mehr noch auf ihre operativen Fähigkeiten. Eine Schwäche, die umso greifbarer wird, wenn wir das Monster des Massakers und des Krieges vor uns haben. Es nützt jedoch nichts, mit den Wölfen zu heulen, lieber nehmen wir diese Schwäche zur Kenntnis und versuchen, ihr abzuhelfen. Ohne uns einzubilden, schnell grosse Schritte zu machen, ohne zu beginnen, dem Kult der «Stärke» zu verfallen, der oft in Richtung einer Militarisierung des Kampfes treibt, müssen wir uns wieder einen Weg, einen Parcours erdenken. Gewisse Dinge lernt man nicht von einem Tag auf den anderen; und wenn das drängende und unmittelbare Bedürfnis einen Anschub geben kann, so ist es dennoch besser, sich im Voraus vorbereitet zu haben. Denn es ist auch eine geistige Frage. In Wirklichkeit sind wir fähig, alles zu tun, was wir wollen, oder fast alles, die wirkliche Frage ist vielmehr, zu wissen, ob wir bereit sind, die notwendigen und unerlässlichen Anstrengungen aufzubringen. Um sich mit technischen Kenntnissen auszustatten, müssen die betreffenden Materien ernsthaft studiert werden. Um gewisse Fähigkeiten zu entwickeln, muss man über Zeit verfügen, um sich ihnen zu widmen. Nur auf diese Weise können diese Kenntnisse anschliessend in einem Projekt brauchbar werden, die Kreativität bewaffnend und die Ideen verstärkend. In diese Richtung müssen wir also arbeiten, wenn wir nicht von anderen Strömungen abhängen, den Launen und den blossen Möglichkeiten des Moments ausgeliefert sein, oder schlichtweg auf die Interventionen verzichten wollen, aufgrund von mangelnden Fähigkeiten und Mitteln. Und dies ist wahrlich das Traurigste, was einem Gefährten geschehen kann. Die internationalistische Aktion Gegenüber dem Krieg und dem Massaker an Aufständischen kann der anarchistische Vorschlag nur jener der internationalistischen Aktion sein. Diese ist zuallernächst eine Weigerung, sich hinter das eine oder andere Lager zu stellen, das als «weniger schlimm» gilt, oder den militaristischen Interventionen von grossen Mächten gegen oder für dieses oder jenes Lager zu applaudieren. In diesem Kontext besteht die internationalistische Aktion grundlegend darin, den Aufstand und die soziale Revolution gegen die Reaktion zu verteidigen. Sie verläuft entlang von zwei grundlegenden Achsen, diejenige, die revolutionären und antiautoritären Tendenzen innerhalb des Aufstands selbst zu unterstützen, und diejenige des Angriffs gegen das repressive und militärische Bestreben hier. Wenn man die Möglichkeit, direkt im Herzen selbst des Aufstands anderswo zu intervenieren, nicht im Voraus ausschliessen kann, so denken wir, dass die internationalistische Aktion auch als verstreut und dezentralisiert aufgefasst werden kann. Während der Revolution von 1936 gingen zahlreiche Anarchisten an Seiten ihrer spanischen Gefährten kämpfen. Wenn es zweifellos möglich war, die Revolution zu stärken, indem man sich vor Ort begab, so haben andere Gefährten daran erinnert und versucht, die Revolution zu stärken, indem sie den Konflikt nach anderen Breitengraden ausweiteten. Sei dies nun in Form von Streiks in den Häfen, wo die mit Waffen beladenen Schiffe passierten, um die Faschisten in Spanien zu versorgen, von gezielten Angriffen gegen Interessen der internationalen Reaktion, oder auch in Form der Intensivierung und der Beschleunigung von aufständischen Projekten, um die Feindlichkeiten anderswo zu entfachen. Wenn die erstere Sache, also die internationalistische Intervention im Herzen des Aufstands, von einer Potenzialität abhängig ist, wofür heute die Grundlagen und die Bedingungen wiederaufgebaut werden müssten, so liegt die zweitere Sache, also die aufständische Ausweitung der Feindlichkeiten und die Sabotage der Interessen der Reaktion, mehr in der Weiterführung der bereits bestehenden Initiativen und Aktivitäten, mit unterschiedlichen Graden, indem ein informeller Raum geöffnet wird, der die Grenzen übersteigt. Gegenüber der Restrukturierung der Repression und ihren militärischen und sicherheitstechnischen Konsequenzen scheint es uns möglich und wünschenswert, die Grundzüge einer aufständischen anarchistischen Projektualität neu zu umreissen. Denn Krieg und Restrukturierungen sind, trotz den erdrückenden Stärkedemonstrationen der Macht, auch Momente, in denen die Immunverteidigung des Systems etwas schwächelt und in denen sie einige von ihren offenen Wunden, ja sogar von ihren Schwachpunkten zeigt. Und dies sind somit auch geeignete Momente, um zu versuchen, die Situation zum Entgleisen zu bringen, oder um zur Auslösung des Aufstands beizutragen. Wenn diese Projektualität den Weg eines aufständischen Kampfes gegen eine neue repressive Struktur erkunden kann, so mag sie, anderswo, am selben Ort oder zur selben Zeit, den Boden für den Angriff gegen die repressive und militärische Bestrebung, gegen die Rüstungsindustrie und die Repressionsfabrik präparieren. Dies erfordert eine ganze Arbeit an Recherche und Information, welche die Orte und die Menschen der Todesproduktion, die Verknüpfungen, die Informations- und Kommunikationskanäle, die Energieversorgungslinien und die Befehlsketten detailliert darlegt, während auf diese Weise Interventionsachsen geliefert und die Kenntnisse zur Verfügung gestellt werden, die unentbehrlich sind, um anzugreifen. Die Ziele von aufständischer Zerstörung einer repressiven Realisierung der Macht und die Destabilisierung, durch eine Verbreitung von Angriffen, ihrer Repressionsproduktion, und somit der Produktion von sozialem Frieden, können in diesen instabilen Zeiten Orientierungspunkte in der Entwicklung und Vertiefung von einer neuen anarchistischen Projektualität sein.
(Anonym) Gegen den Krieg, Gegen den Frieden Elemente für einen aufständischen Kampf gegen den Militarismus und die Repression
Krieg und Frieden Die Gedenkveranstaltungen an die Ereignisse von 1914-1918, die ein bisschen überall in Europa organisiert werden, erinnern uns daran, dass alle gegen den Krieg sind. Vom Staatsmann bis zum Bürger, vom Unternehmer bis zum Philosophen, vom Forscher bis zum Arbeiter: alle sprechen sich kategorisch gegen eine Wiederholung des grossen Gemetzels aus. Sie sind für den Frieden. Und im Namen von eben diesem Frieden akzeptieren sie, mit unterschiedlichen Graden an Verantwortung, Kollaboration oder Akzeptanz, gewisse Kriege. Sei es, um die Stabilität in einer Region wieder herzustellen, welche dem Bürgerkrieg preisgegeben ist, um einer Bevölkerung zur Hilfe zu kommen, welcher der Genozid droht, oder um grausame Regime zu ersetzen: der Weg zum Krieg ist mit guten Vorsätzen gepflastert. Im Namen von Werten, die von der gesamten Menschheit anerkannt werden, der «Gerechtigkeit» und dem «Frieden», werden die schlimmsten Massaker begangen. Wir sind heute weit entfernt von der Zeit, wo sich die Staaten, bevor sie offene Feindlichkeiten einleiteten, bei ihren jeweiligen Botschaften eine Kriegserklärung einreichten. Anhand einer juristischen Formel – als Frucht des liberalen Denkens – wie der Kriegserklärung, offerierten sich die Staaten ein legales Alibi, um zu legitimieren, was in «Friedenszeiten» als verboten galt, namentlich den Mord, den Übergriff oder die Vergewaltigung. Um den Krieg mit der Idee von einem liberalen Regime verträglich zu machen, mussten die Staaten folglich über eine Formel verfügen, um ihre Konstitution und ihre Gesetzlichkeit ausser Kraft zu setzen. Heute befinden wir uns nicht mehr in einer Situation, worin die Gesetzlichkeit ausser Kraft gesetzt worden wäre und worin der Krieg aufgehört hätte zu existieren, sondern in der Situation, worin der Krieg selbst in die Gesetzlichkeit eingetreten ist. Der Krieg schreitet noch immer vorwärts, zwar gekleidet in andere Begriffe, die zweifellos auf andere Intensitäten von staatlichem Terror schliessen lassen, aber noch immer ein und derselben militärischen Logik entsprechend: humanitäre Operationen (Besetzung eines Gebietes), Luftschläge (Bombardierungen), Inhaftierung von Terroristen (Entführungen) oder Beseitigung von Bedrohungen (Standhinrichtungen). Als Anarchisten kann uns das alles kaum überraschen. Krieg und Frieden waren schon immer zwei unterschiedliche Worte, die den Fortbestand der Ausbeutung und der Herrschaft verdecken. Massaker, Blut und Gewalt; Militarisierung, Disziplin und Gehorsam bilden den Kern selbst von jeder Autorität. Die einzige Frage, die sich vielleicht noch stellt, ist: was ist aus dem Frieden geworden? Wenn sich die militärischen Operationen, die von den demokratischen Ländern lanciert werden, in einem unablässigen Rhythmus aneinanderreihen, so rufen sie praktisch kaum noch Protest hervor. Und es ist stark zu bezweifeln, dass dem so ist, weil die Bevölkerung die immer stümperhafteren Rechtfertigungen der Regierungen geschluckt hat. Nein, eine andere Schlussfolgerung drängt sich uns auf: Krieg und Frieden werden nicht mehr als getrennte Momente gelebt. Manche Leute mögen uns vielleicht eines schwer verdaulichen Maximalismus bezichtigen, aber wir können die These nicht annehmen, welche Zeit und Raum in Perioden des Krieges und Perioden des Friedens auftrennt. Und eben dies ist es übrigens, was das Fundament des anarchistischen Antimilitarismus ausmacht: Gegen den Krieg, gegen den Frieden, für die soziale Revolution. Der erste Grund, um keine solchen Unterscheidungen zu machen, besteht darin, dass Krieg immer vorbereitet wird, denn er benötigt Waffen, Übungen, Provisionen, Planungen, geistige Vorbereitung der Bevölkerung,… Die Vorbereitung für den Krieg ist bereits Krieg, und da jeder Staat sich immer auf den Krieg vorbereitet, gibt es effektiv weder Krieg noch Frieden. Der zweite Grund besteht darin, dass es weder logisch noch konsequent wäre, einerseits die Verflechtung von Wirtschaft und Krieg, den militärisch-industriellen Komplex anzuprangern, während andererseits die Wirtschaft selbst, der Staat selbst nicht als Kriegsmaschinen betrachtet werden. Und selbst auf Ebene von schrecklichen Statistiken ist es nicht gewiss, dass der «normale» Lauf des Kapitalismus und der Macht weniger Opfer fordert als ein Krieg, wie er klassischerweise definiert wird. Kapital und Staat basieren auf Blut und Massaker. Alles, was produziert wird, basiert auf Blut und Massaker. Jede Initiative, jede Massnahme des Staates bringt Blut mit sich, bis hin zur sogenannten «Unterhaltung», wie es das jüngste Beispiel anlässlich des für und während der Fussballweltmeisterschaft in Brasilien begangenen sozialen Massakers bezeugt. Der Frieden der Märkte ist nichts anderes als der Krieg der Ausbeuter gegen die Ausgebeuteten, mit allen vorstellbaren Mitteln. Der dritte Grund besteht darin, dass die Tatsache, zu akzeptieren, dass ein Staat die Unterscheidung zwischen Krieg und Frieden dekretieren kann, gewissermassen impliziert, anzuerkennen, dass es inakzeptable Kriege, aber auch gerechtfertigte militärische Interventionen gebe. Der «Frieden» wird durch die Angst aufrechterhalten, die es der Macht zu verbreiten gelingt, und der Krieg wird akzeptiert aufgrund der Angst vor einem noch grösseren Massaker. Zu jeder Zeit ist es also der Staatsterrorismus, welcher am Werk ist. Aber weshalb dann auf dem Krieg beharren, wenn er schon immer präsent war und mit den anderen Aspekten der Herrschaft ein und dasselbe bildet? Weshalb heute die Hypothese einer kommenden zusätzlichen Verstärkung der Militarisierung in der Verwaltung des Kapitals aufstellen? Restrukturierung, Revolten und Krieg Die laufende Restrukturierung auf ökonomischer, politischer, sozialer und kultureller Ebene enthüllt heute immer mehr Spuren davon, dass ein neues Projekt der Herrschaft dabei ist, zu entstehen. Dieses installiert sich nach und nach infolge der Offizialisierung der Todesurkunde des sozial-demokratischen Projektes, und des Abschlusses von einem Jahrzehnt von Versuchen zur Aktualisierung des letzteren unter der Form von «Bürgerpartizipation» und «Zivilgesellschaft». Eine Analyse von den Konturen dieses neuen Projekts drängt sich in der kommenden Zeit auf, denn diese wird es ebenfalls erlauben, die Veränderungen auf den Gebieten der revolutionären Konfrontation besser zu verstehen. Eine solche Analyse wird sich nicht damit zufrieden geben können, einen schlichten Blick auf die Angelegenheit zu werfen, zu einer theoretischen Ausarbeitung zu schreiten, denn sie wird sich auch durch neue Kampferfahrungen, so minoritär und begrenzt sie auch sein mögen, und durch die Versuche, wieder eine revolutionäre Projektualität aufzubauen, nähren müssen. Jede Restrukturierung impliziert eine gewisse Instabilität. Das ist ein bisschen wie die Kühlerhaube von einem Autos zu öffnen. Auf einmal kommt der Motor zum Vorschein, greifbar, gewaltig, schmutzig. Und die Ingenieure des Kapitals sind nunmal gezwungen, die Kühlerhaube zu öffnen, wenn sie beabsichtigen, gewisse Teile oder die Gesamtheit des Motors auszuwechseln. Ihr Projekt ist eine neue Methode, um die Explosionskraft des Treibstoffs, der Ausbeutung, zu maximieren, und sich zu versichern, dass die Leitungen dem Druck standhalten, ihn unter Kontrolle halten können. Waren die Auflehnungen der letzte Jahre also vorhersehbar? Hätte jemand Vorhersagen können, dass die Unruhen in Tunesien sich in einen riesigen Flächenbrand verwandeln würden, der dutzende von Ländern, von Ägypten bis Syrien, von Bosnien bis zur Ukraine ergreift? Wir denken nicht. Selbst der optimistischste Revolutionär, offensichtlich noch immer ein Gefangener der Realität, hätte sich das im Jahr 2011 nicht denken können. Selbst nach der Revolte vom Dezember 2008 in Griechenland hätte er sich das nicht gedacht. Einige Hitzköpfe haben vielleicht versucht, ihre Vorahnungen in Worte zu fassen, aber die aufständische Ansteckung hat sich schliesslich schneller ausgebreitet als die Hypothesen der Revolutionäre. Und nun, sind wir heute etwas fähiger geworden, die aufständischen Herde zu erkennen, sie zu erkennen und ein Projekt zu haben, und sei es auch ein minimales, um zu ihrer Ausbreitung beizutragen, bevor das Spektakel den Vorhang wieder schliesst oder der Freiheitsdrang in einem Blutbad ertränkt wird? Gewiss ist, dass diese Auflehnungen in einen gewissen Kontext interveniert sind, einen Kontext von Restrukturierung zahlreicher Aspekte der Herrschaft, und zwar auf globaler Ebene. Sie waren eine Vorpremiere dessen, was, möglicherweise, auf uns zukommt. Ein Wiedererwachen des Verlangens nach Freiheit. Das Auftauchen von revolutionären und selbstorganisierten Praktiken. Die immer blutigere, immer reaktionärere Intervention von religiösen und nationalistischen Kräften innerhalb der Revolten. Der Bürgerkrieg und das industrielle Massaker an den Aufständischen. Die blutige Selbstbehauptung der Staaten bezüglich ihrer Überlegenheit und ihrer Unumgeänglichkeit. Die Beschleunigung der kapitalistischen Ausbeutung. Lauter Elemente, die wir innerhalb und infolge dieser Auflehnungen gesehen haben. Die jüngsten Militärinterventionen in Libyen (Bombardierungen der NATO), in Ägypten (Machtergreifung der Armee, nach jener der Muslimbrüder, um die Revolution zu zerschlagen), in Syrien (die unerbittliche Reaktion des Assad-Regimes, die militärischen Einmischungen anderer Länder, die Bombardierungen der Koalition, alles darauf abzielend, die embryonale Revolution in einen Bürgerkrieg und einen «Stellvertreterkrieg» zu verwandeln), in der Ukraine (die Volksaufstand, der durch einen zwischenstaatlichen Konflikt beerdigt wird) und im Gazastreifen («Um das Kraut zu schneiden, das gewachsen ist», wie es ein israelischer Parlamentarier ausdrückte, was man nicht nur in Bezug auf die Macht der Hamas, sondern auch in Bezug auf das Aufstandspotenzial in den palästinensischen Gebieten interpretieren könnte) waren zweifellos inspiriert von und verbunden mit unheilvollen geopolitischen Interessen, aber wir wollen ebenfalls betonen, was heute wenige zu sagen scheinen: diese Militärinterventionen haben, faktisch und abgesehen von der Gesamtheit ihrer komplexen und widersprüchlichen «Gründe», Revolten und Auflehnungen in einem Blutbad ertränkt, um ihre Verwandlung in ethnische und sektiererische Kriege zu begünstigen. In anderen Worten: sie haben die revolutionäre Dynamik und Vorstellungswelt zerschlagen, welche in den letzten Jahren die Herzen zahlreicher Revoltierender und Ausgebeuteter hat erobern können. Sicher, diese Vorstellungswelt ist nicht vollkommen klar, ist nicht ganz so deutlich. Es ist nicht die strahlende Sonne der anarchistischen Zukunft, die endlich die Wolken der Lügen und der Ideologien durchbricht. Es ist eine Vorstellungswelt durchdrungen von tausend Widersprüchen, zwischen Freiheit und Reaktion, zwischen Subversion und Politik, aber dennoch hat sie sich bekräftigt, hat sie der Revolte der Unterdrückten, welche den Mut hatten, sich gegen das Bestehende aufzulehnen, Leben eingehaucht. Skeptische Revolutionäre und demokratische Partisanen haben sich in einem gemeinsamen Willen zusammengefunden, diese Auflehnungen als «Schreie nach Demokratie» zu klassifizieren. Die einen, um ihre Unfähigkeit zu erklären oder zu rechtfertigen, eine revolutionäre Solidarität auf die Beine zu stellen und an der Ausbreitung der Auflehnungen durch die Ausarbeitung eines aufständischen Projektes zu arbeiten. Die anderen, um den Aufstand wieder unter das staatliche Joch zu bringen und das Fortbestehen der kapitalistischen Ausbeutung vor jeder Infragestellung zu schützen. Heute, wenn wir die Tatsachen betrachten, so ist es, vielmehr als eine demokratische Rekuperation, vor allem die Repression, welche die Überhand genommen hat. Wer spricht noch von der «demokratischen Revolution in Ägypten» oder der «demokratischen Revolte gegen das Regime von Gadaffi»? Wer? Man kann daraus also schliessen, dass es im Mindesten verfrüht, ja sogar falsch war, zu denken, dass diese Auflehnungen dasselbe Schicksal erfahren werden wie das von so vielen Kämpfen des letzten Jahrzehnts auf europäischem Boden: die Rekuperation und die Integration in das Spektakel. Heute, vielmehr als die Figur des geschickten demokratischen Politikers, ist es das rohe Gesicht der von einem Jagdflieger abgeworfenen Bombe, das sektiererische Massaker und die Masseneinsperrung, die auf die revolutionären Begehren antworten. Der Elan dieser Auflehnungen ist nicht tot. Noch nicht. Er ruft weiterhin Kämpfe ins Leben, bald vielversprechende, bald tragische, in einem Kontext, in dem die Herrschaft, eben, versucht, die Grundlagen für ein neues Gleichgewicht zu finden, die Grundzüge für ihr neues Projekt zu umreissen, um die Unterdrückung und die Ausbeutung fortzusetzen. Heute in der Defensive zu bleiben, bedeutet, das Todesurteil dieser Auflehnungen zu unterschreiben; schlimmer noch, es bedeutet, zur x-ten Beerdigung der Befreiungsbegehren beizutragen. Gegenüber der Verschärfung der Repression ist es nicht ein Wettlauf in Richtung von Allianzen mit autoritären Kräften, den es zu unternehmen gilt, sondern einen Parcours, um aufständische Projekte zu entwickeln. Es ist der Aufstand und die aufständischen Akte, wodurch wir denken, dass es möglich sein wird, diese teuflische Spirale kurzzuschliessen, die immer schneller auf die blutige Bekräftigung der Überlegenheit der Macht zusteuert. Ja, die Zeit drängt, es ist bereits spät, sehr spät. Aber versuchen wir zunächst einmal mehr, andere Aspekte der Realität zu untersuchen, in welcher und gegen welche dieses aufständische Projekt seinen Weg wird bahnen müssen. Das repressive Projekt: Massaker, Militarisierung und Einsperrung Die «revolutionären Anstürme» der 70er Jahre liegen heute weit hinter uns. Die Transformationen, die, neben der massiven Repression, von der Herrschaft bewirkt wurden, um sie zu neutralisieren, konnten im Allgemeinen als abhängig von zwei Tendenzen charakterisiert werden: eine in Richtung Einschliessung und eine andere in Richtung Ausschliessung. Dieser Prozess hat neue Demarkationslinien innerhalb der Gesellschaft gezogen. Heute können wir feststellen, wie sehr dieser Prozess nicht mehr an seinen Anfängen ist: er hat sich als Verwaltungsweise realisiert. Das Los, das den Ausgeschlossenen Vorbehalten wird, ist ein Schicksal von Abstumpfung, Einsperrung und unbändiger Ausbeutung, je nach dem Ort auf dem Planeten, wo sie sich befinden, und je nach dem Bedürfnissen der Produktion und der Reproduktion. Wenn die Technologien es einerseits der Macht erlaubt haben, sich eine feinmaschige Kontrolle über die Gesamtheit der Gesellschaft zu sichern, so ist andererseits die Anzahl bewaffneter Konflikte, im Allgemeinen in Form eines Bürgerkrieges mit der Intervention anderer Mächte, noch nie so gross gewesen. Verwaltungsweisen, die zuvor eher Kontexten von militärischer Besetzung Vorbehalten waren, wie die generalisierte Fichierung, die administrative Inhaftierung, die Konzentrationslagerlogik, die Kontrolle der Bewegungen, werden heute auf immer mehr Gebieten des gesellschaftlichen Lebens angewandt. Diese Verwaltung resultiert aus dem Ineinandergreifen aller Kontroll- und Regierungstechniken innerhalb von einer Aufstandsbekämpfungsstrategie nach militärischer Gangart. Die Lektionen aus der Experimentierung in einem immensen Konzentrationslager unter offenem Himmel wie zum Beispiel jenes vom Gazastreifen dienen ebenso den Operationen zur blutigen Befriedung in den Favelas von Rio de Janeiro, wie als Leitlinien des totalitären Urbanismus in den europäischen Metropolen. Die Militarisierung der Grenzen der Europäischen Union, wo jedes Jahr tausende von Personen sterben, hat die Militarisierung einer wachsenden Anzahl Transportachsen innerhalb der Union zur Folge. Die Modelle zur Wiederherstellung der Kontrolle in von Katastrophen getroffenen Gebieten werden direkt auf die Erfahrungen im Bereich der militärischen Besetzung gestützt. Die Macht ist sich also sehr wohl darüber bewusst, dass die massive Ausschliessung auch Risiken von sozialen Explosionen mit sich bringt. Durch den Prozess der Zerstörung der Sprache, im Sinne der Zerstörung jeder anderen Vorstellungswelt als der Realität des Kapitals, gedenkt sie sogar, sich versichern zu können, dass die eventuellen Revolten eben auf Explosionen beschränkt bleiben, die vielleicht durchaus zerstörerisch sein mögen, aber ohne revolutionären Impuls. Innerhalb von diesem Rahmen assistieren wir also einer Generalisierung der Logik der militärischen Intervention gegen jegliche Revolte. Es wäre falsch, die sicherheitstechnische Beschleunigung, das Anwachsen der Anzahl von Forschungen und Machenschaften zur Aufstandsbekämpfung, die zunehmende Brutalität in der Aufrechterhaltung der Ordnung, die Verschärfung auf gesetzlicher Ebene als lauter Zeichen davon zu betrachten, dass die Macht Angst hat. Es ist nicht so, dass sie niemals Zweifel hätte, welche sich in die Arroganz der Mächtigen einschleichen, aber es scheint uns, dass all dies vielmehr dazu bestimmt ist, den Ausgeschlossenen Angst zu machen. Angst zu sähen, ist, wie wir gut wissen, eine hervorragende Weise, um sich die blinde Zustimmung oder die resignierte Unterwerfung des jeweiligen Subjekts zu sichern. Und Angst ist auch ein unumgänglicher Bestandteil des Krieges. Alles kann heute als Bedrohung dienen, alles ist gut, um Angst einzuflössen. Terrorismus, Umweltkatastrophen, Elektrizitätsknappheit, Finanzkrise… alles austauschbar innerhalb von einer immer militarisierteren Verwaltung des sozialen «Friedens», das heisst des Krieges gegen die Ausgebeuteten und die Ausgeschlossenen. Wenn man zwischen der Restrukturierung einerseits, und den Revolten, dem Krieg und der Ausschliessung andererseits, ganz abgesehen von der Angst und der Militarisierung des Territoriums, deutliche Verbindungen erkennen kann, so befinden sich auch andere Aspekte der Herrschaft in Restrukturierung. Die Ausweitung der physischen und geistigen Kontrolle, welche heute die Quasi-Totalität der Gesellschaft und des sozialen Raumes umfasst, hat, entgegen den humanistischen Absichten, welche die Macht für eine gewisse Zeit vorspiegeln mochte, nicht eine Verringerung der Anzahl repressiver Strukturen, sondern vielmehr ihre Vervielfachung zur Folge gehabt. Die Macht hat, nachdem sie die Kontrolle generalisiert hat, nicht Gefängnisse geschlossen, sie hat die Gefängnislogik auf immer mehr Bereiche der Gesellschaft ausgeweitet, indem sie die Grenze zwischen «draussen» und «drinnen» immer verschwommener machte, so dass sich heute überall in Europa dutzende neue Gefängnisse und Festhaltezentren in Bau befinden. Die Spezialregime, das Gefängnis innerhalb des Gefängnisses, vervielfältigt sich als unabdingbare Folge der Verwaltung einer immer bedeutenderen Gefängnisbevölkerung. Auch das gesetzliche Arsenal gegen den «Banditismus» und den «Terrorismus» wird verschärft. Die Hypothese einer immer immer offeneren und toleranteren pluralistischen Macht, die so das reibungslose, strahlende Funktionieren des Kapitals garantiert, scheint sich vielmehr zu Gunsten von einer anderen Hypothese zu entfernen, jener einer gesteigerten Militarisierung auf allen Ebenen. Die Repressionsfabrik Krieg und Massaker bilden den Kern der kapitalistischen Ausbeutung und der staatlichen Unterdrückung. Diese Bekräftigung hat nicht zum Ziel, irgendeine Sympathie oder irgendein Engagement für einen wohlmeinenden und naiven Humanitarismus zu erwecken, sondern eine Distanz zu all jenen zu markieren, die fortwährend auf der Suche nach «objektiven Gründen» sind, um ihre eventuelle revolutionäre (Nicht-)Intervention vor dem Tribunal der Geschichte zu rechtfertigen. Die Herrschaft produziert andauernd «objektive Gründe», um nicht zu handeln, um nichts zu tun, um zu akzeptieren, sie produziert «sozialen Frieden». Sie mystifiziert die Tatsache, dass ihr Reich auf dem Massaker und dem Schrecken basiert. Diese Mystifizierung zu durchschauen, ist kein leeres rhetorisches Spiel, es ist das erste Hindernis, das es zu überwindend gilt, um die Grundlagen für eine revolutionäre Intervention zu jedem Zeitpunkt zu legen. Dieses Hindernis ist auch tief moralisch. Es besteht aus einem Berg von befriedigenden Argumenten, von Zuspitzungen des Schreckens, der gegenüber der Gewalt und dem Blut empfunden wird. Diesen Berg zu erklimmen ist keine einfache Aufgabe. Denn im Grunde, um zum Angriff überzugehen, müssen wir auch unsere kleinen Herzen durchbrechen, welche durch Jahrhunderte von Moral domestiziert wurden, und unsere Arme entrosten, welche durch so viel Anpassung entwaffnet wurden. Ohne dies wird kein anarchistisches revolutionäres Projekt möglich sein. Aber gehen wir nun zum ersten Gegenstand dieser Frage über: die Repressionsfabrik. Ein vieluntersuchter, und vielumgangener Gegenstand. Die Repression, wenn sie sich nicht in Strukturen und Menschen konkretisieren würde, wäre bloss eine leere Idee ohne realen Einfluss. Und in der Tat, sobald wir beginnen, von Waffenproduktion, von Verteidigungs- und Sicherheitssystemen, von Überwachung und Kontrolle zu sprechen, so können wir unmittelbar hunderte von Industrieanlagen, Fabriken und Laboren vor unseren Augen auftauchen sehen, aber auch Tausende von Ingenieuren, Spezialisten, Forschern, und auch Basisarbeitern, alles und alle eingebundnen in die Produktion von Todes- und Kontrollinstrumenten. Kriege und Militarisierung werden hier produziert. Sie werden hier vorbereitet und geplant. Sie werfen, in den meisten Fälle, hier saftige Profite ab. Und es ist somit auch hier, wo jemand, der handeln will, die Kriegsproduktion ins Visier nehmen kann. Und da die Demarkationslinie zwischen «militärischen» und «zivilen» Applikationen heute sehr verschwommen, ja sogar inexistent geworden ist, umfasst die Todesproduktion auf immer direktere Weise breite Wirtschaftssektoren. Jenseits der weit bekannten und gigantischen Waffenproduzenten, liefern hunderte von anderen Unternehmen, die oft sehr anonym und diskret sind, die unerlässlichen Bestandteile für erstere, und, einmal zusammengebaut, werden diese Bestandteile zu schrecklichen perfektionierten Bomben. Dasselbe gilt dafür, was Labore und Forschung betrifft. Um nur ein Beispiel zu machen: die Konzentrationslagerlogik, also die Aufrechterhaltung der Ordnung durch Zonierung, durch Unterteilung in Zonen (was in jeder militärischen Besetzung eines Territoriums, aber auch im totalitären Urbanismus der Metropolen am Wirken gesehen werden kann), erfordert eine gesteigerte Kontrolle und eine permanente Überwachung der Grenzen dieser Zonen und ihrer Zugangswege. Es existiert eine ganze angewandte «Wissenschaft», die sich in den letzten Jahrzehnten in schwindelerregender Entwicklung befindet, in Bezug darauf, was als die Problematik des «Checkpoints» charakterisiert werden könnte. Die technologische Forschung, um diese – reellen oder «virtuellen» – Checkpoints auszustatten, ist eine der fortgeschrittensten, denn es geht darum, eine totale und unmittelbare Kontrolle zu realisieren. Die Applikationen, welche für die israelischen Checkpoints entwickelt wurden, statten ebenso auch die Zugänge der Flughäfen, der Institutionen, der öffentlichen Transporte, der Chemiefabriken usw. aus. Abgesehen von der Untersuchung der eigentlichen Produktion, können wir uns auch der Produktion von «Menschen», dem Training von Mördern und Folterern zuwenden. Wenn der klassische Prozess zur Fabrikation des perfekten Soldaten weitum bekannt ist (Training, Eintrichterung von blinder Disziplin, dann Eintauchung in den Kampf, wobei der erste Mord die Türe zum wiederholten Mord auf Kommando öffnet), so können wir heute sehen, wie diese Eintauchung auch auf eine von der Realität getrennte Weise erfolgen kann. Der Pilot des Jagdfliegers sieht sein Ziel nicht, er sieht bloss die Satellitenkoordinaten. Der Pilot der Drone, die im Mittleren Osten mordet, tätigt seine Arbeit von 9 bis 17 Uhr, ausgehend von einem Karawanenpark irgendwo in den Vereinigten Staaten, mit einem Joystick hantierend, der demjenigen einer Playstation gleicht. Die Grenzwächter, welche die Gewässer des Mittelmeeres überwachen, assistieren per Satellit dem Ertrinken von Hunderten von Personen, deren Schicksalsboot untergeht. Je mehr die emotionale und physische Distanz zwischen dem Folterer und dem Foltergegenstand zunimmt, eine Distanz, die entweder durch eine übergeordnete Autorität oder durch eine technologische Prothese überdeckt wird, desto «effizienter» kann der Folterer seine Arbeit ausüben. Die übergrosse Mehrheit der Forscher, welche die schrecklichsten Todesinstrumente entwickeln, die Ingenieure, welche die Waffenfabriken antreiben, sind in jeglicher Hinsicht gewöhnliche Leute. Sie sind keine blutrünstigen Monster, es ist sogar wahrscheinlich, dass sie, entsetzt, vor dem Schlachten einer Kuh zurückweichen würden. Sie mögen sogar linke Ideen haben. Wenn man wünschte, eine beruhigende Vorstellung des blutrünstigen und reaktionären Feindes zu konstruieren, um ihn ohne Zögern angreifen zu können, würde man sich nicht nur täuschen, sondern sich vor allem sehr entwaffnet vor der Repressionsfabrik wiederfinden. Was wir brauchen, ist etwas ganz anderes als die Produktion von einem Bild des Feindes, wir brauchen Ideen und Verlangen, die das Warum unseres revolutionären Handelns begründen. Wir brauchen die Ethik von jemandem, der für die Befreiung kämpft, eine Ethik des Aufständischen, die keine der Befriedung zollende Moral ist. Wir brauchen vertiefte Analysen und präzise Informationen. Konturen einer anarchistischen Projektualität gegen den Krieg und gegen die Repression Die Anarchisten sind gegen den Krieg, gegen alle Kriege. Aber wir sind auch gegen den Frieden. Wir sind gegen den Frieden der Märkte, gegen den Frieden der Autorität, gegen den Frieden der Abstumpfung und der Knechtschaft. Wir sind für die soziale Revolution, für die gewaltsame und tiefgreifende Umwälzung der bestehenden sozialen Verhältnisse, welche auf der Ausbeutung und der Autorität basieren. Aber diese Felsen des anarchistischen Ideals halten während Stürmen nicht immer so gut stand. Es ist nicht selten geschehen, Gefährten sagen zu hören, dass die NATO-Intervention in Libyen nicht das Gelegenste sei, was es anzuprangern gilt. Ebenso, wie es heute wenige anarchistische Stimmen gibt, die sich gegen die militärische Intervention der internationalen Koalition in Syrien erheben. Es geschieht auch nicht selten, dass man sehen kann, wie Anarchisten dem Prinzip des taktischen Opportunismus erliegen: „der Feind meines Feindes ist mein Freund». Ist es noch immer nötig, daran zu erinnern, dass der Feind meines Feindes von heute gestern auch der meine war, und dass ich vielleicht morgen von den beiden anderen als Feind betrachtet werden werde…? Diese berühmten Felsen neigen auch dazu, im Feuer der Aktion zu erodieren, wenn letztere nicht von einer standfesten Projektualität gestützt wird. Die Faszination für die angebliche «Effizienz» des autoritären Guerillamodells beispielsweise hat mehr als einen Gefährten dazu veranlasst, es – natürlich stets «vorübergehend» – zu akzeptieren, auf gewisse Grundlagen des Anarchismus zu verzichten, oder den Vorschlag der aufständischen informellen Organisation zu verwerfen, welcher als «weniger effizient» erachtet wird, um die Feindlichkeiten zu entfachen oder in sie zu intervenieren. Es ist jedoch sehr wohl letztere, die sich gegenwärtig als die beste Weise herausstellen könnte, um die laufende repressive Restrukturierung, das Massaker an den Aufständischen und die Beerdigung eines revolutionären Elans zu bekämpfen. Gegen den Krieg, aber nicht entwaffnet Zweifellos, wie jemand es lakonisch ausdrückte, «wir sind schwach geworden». Und er fügte an, «alle, ohne Ausnahme». Wenn dieses Urteil die theoretischen Fähigkeiten der Anarchisten betraf, so bezog es sich mehr noch auf ihre operativen Fähigkeiten. Eine Schwäche, die umso greifbarer wird, wenn wir das Monster des Massakers und des Krieges vor uns haben. Es nützt jedoch nichts, mit den Wölfen zu heulen, lieber nehmen wir diese Schwäche zur Kenntnis und versuchen, ihr abzuhelfen. Ohne uns einzubilden, schnell grosse Schritte zu machen, ohne zu beginnen, dem Kult der «Stärke» zu verfallen, der oft in Richtung einer Militarisierung des Kampfes treibt, müssen wir uns wieder einen Weg, einen Parcours erdenken. Gewisse Dinge lernt man nicht von einem Tag auf den anderen; und wenn das drängende und unmittelbare Bedürfnis einen Anschub geben kann, so ist es dennoch besser, sich im Voraus vorbereitet zu haben. Denn es ist auch eine geistige Frage. In Wirklichkeit sind wir fähig, alles zu tun, was wir wollen, oder fast alles, die wirkliche Frage ist vielmehr, zu wissen, ob wir bereit sind, die notwendigen und unerlässlichen Anstrengungen aufzubringen. Um sich mit technischen Kenntnissen auszustatten, müssen die betreffenden Materien ernsthaft studiert werden. Um gewisse Fähigkeiten zu entwickeln, muss man über Zeit verfügen, um sich ihnen zu widmen. Nur auf diese Weise können diese Kenntnisse anschliessend in einem Projekt brauchbar werden, die Kreativität bewaffnend und die Ideen verstärkend. In diese Richtung müssen wir also arbeiten, wenn wir nicht von anderen Strömungen abhängen, den Launen und den blossen Möglichkeiten des Moments ausgeliefert sein, oder schlichtweg auf die Interventionen verzichten wollen, aufgrund von mangelnden Fähigkeiten und Mitteln. Und dies ist wahrlich das Traurigste, was einem Gefährten geschehen kann. Die internationalistische Aktion Gegenüber dem Krieg und dem Massaker an Aufständischen kann der anarchistische Vorschlag nur jener der internationalistischen Aktion sein. Diese ist zuallernächst eine Weigerung, sich hinter das eine oder andere Lager zu stellen, das als «weniger schlimm» gilt, oder den militaristischen Interventionen von grossen Mächten gegen oder für dieses oder jenes Lager zu applaudieren. In diesem Kontext besteht die internationalistische Aktion grundlegend darin, den Aufstand und die soziale Revolution gegen die Reaktion zu verteidigen. Sie verläuft entlang von zwei grundlegenden Achsen, diejenige, die revolutionären und antiautoritären Tendenzen innerhalb des Aufstands selbst zu unterstützen, und diejenige des Angriffs gegen das repressive und militärische Bestreben hier. Wenn man die Möglichkeit, direkt im Herzen selbst des Aufstands anderswo zu intervenieren, nicht im Voraus ausschliessen kann, so denken wir, dass die internationalistische Aktion auch als verstreut und dezentralisiert aufgefasst werden kann. Während der Revolution von 1936 gingen zahlreiche Anarchisten an Seiten ihrer spanischen Gefährten kämpfen. Wenn es zweifellos möglich war, die Revolution zu stärken, indem man sich vor Ort begab, so haben andere Gefährten daran erinnert und versucht, die Revolution zu stärken, indem sie den Konflikt nach anderen Breitengraden ausweiteten. Sei dies nun in Form von Streiks in den Häfen, wo die mit Waffen beladenen Schiffe passierten, um die Faschisten in Spanien zu versorgen, von gezielten Angriffen gegen Interessen der internationalen Reaktion, oder auch in Form der Intensivierung und der Beschleunigung von aufständischen Projekten, um die Feindlichkeiten anderswo zu entfachen. Wenn die erstere Sache, also die internationalistische Intervention im Herzen des Aufstands, von einer Potenzialität abhängig ist, wofür heute die Grundlagen und die Bedingungen wiederaufgebaut werden müssten, so liegt die zweitere Sache, also die aufständische Ausweitung der Feindlichkeiten und die Sabotage der Interessen der Reaktion, mehr in der Weiterführung der bereits bestehenden Initiativen und Aktivitäten, mit unterschiedlichen Graden, indem ein informeller Raum geöffnet wird, der die Grenzen übersteigt. Gegenüber der Restrukturierung der Repression und ihren militärischen und sicherheitstechnischen Konsequenzen scheint es uns möglich und wünschenswert, die Grundzüge einer aufständischen anarchistischen Projektualität neu zu umreissen. Denn Krieg und Restrukturierungen sind, trotz den erdrückenden Stärkedemonstrationen der Macht, auch Momente, in denen die Immunverteidigung des Systems etwas schwächelt und in denen sie einige von ihren offenen Wunden, ja sogar von ihren Schwachpunkten zeigt. Und dies sind somit auch geeignete Momente, um zu versuchen, die Situation zum Entgleisen zu bringen, oder um zur Auslösung des Aufstands beizutragen. Wenn diese Projektualität den Weg eines aufständischen Kampfes gegen eine neue repressive Struktur erkunden kann, so mag sie, anderswo, am selben Ort oder zur selben Zeit, den Boden für den Angriff gegen die repressive und militärische Bestrebung, gegen die Rüstungsindustrie und die Repressionsfabrik präparieren. Dies erfordert eine ganze Arbeit an Recherche und Information, welche die Orte und die Menschen der Todesproduktion, die Verknüpfungen, die Informations- und Kommunikationskanäle, die Energieversorgungslinien und die Befehlsketten detailliert darlegt, während auf diese Weise Interventionsachsen geliefert und die Kenntnisse zur Verfügung gestellt werden, die unentbehrlich sind, um anzugreifen. Die Ziele von aufständischer Zerstörung einer repressiven Realisierung der Macht und die Destabilisierung, durch eine Verbreitung von Angriffen, ihrer Repressionsproduktion, und somit der Produktion von sozialem Frieden, können in diesen instabilen Zeiten Orientierungspunkte in der Entwicklung und Vertiefung von einer neuen anarchistischen Projektualität sein.