Im Sitz eines Motorrollers wurde in den vergangenen Tagen ein sogenanntes „AirTag“ der Firma Apple gefunden. Der Roller wird genutzt von einer Hamburger Anarchistin, die in der Vergangenheit bereits von Überwachungs- und Ermittlungsmaßnahmen betroffen war.
Das
kleine, flache Gerät von einem ungefähren Durchmesser von 3 Zentimetern
und einer Höhe von weniger als 1 Zentimeter wurde durch einen
augenscheinlich mit einem Cuttermesser oder ähnlichem angebrachten
Schlitz ins das Sitzpolster des Motorrollers gesteckt.
Die Vermutung, dass eine Ermittlungsbehörde oder der Verfassungsschutz für die Platzierung verantwortlich ist liegt nahe.
Apple vertreibt die AirTags ursprünglich zu dem Zweck, Gegenstände
wie Schlüsselbund, Brieftasche oder ähnliches in der unmittelbaren
Umgebung des eigenen Smartphones zu orten. Es funktioniert über
Bluetooth und hat zunächst eine unmittelbare, maximale Reichweite von
ungefähr 100 Metern im Freien.
Zum Instrument, die Bewegungen einer
anderen Person nachzuvollziehen wird es erst über die sogenannte „Wo
ist?“-Funktion von Apples iPhones.
Wird diese Funktion aktiviert,
koppelt sich das „verlorene“ AirTag mit fremden iPhones oder iPads (mit
aktivierter Bluetooth-Funktion) in der Umgebung und gibt den Standort
über das „Wo ist?“-Netzwerk an das mit dem Tracker gekoppelte
Apple-Gerät weiter – und bei der inflationären Benutzung von
Apple-Produkten und Bluetooth-Kopfhörern zeichnen diese kleinen Geräte
dann insbesondere im urbanen Raum ein potenziell ziemlich lückenloses
Bewegungsprofil.
Die Batterien der AirTags haben eine Lebensdauer von ungefähr einem Jahr.
Laut Apple geben die Tracker im „Wo ist?“-Modus in regelmäßigen
Abständen ein (leises) Piepen von sich – was z.B. durch die Polsterung
des Rollersitzes ausreichend gedämpft gewesen sein dürfte.
Auch soll
es möglich sein, mittels der „Wo ist?“-App in iPhones und der App
„Airguard“ für Android „verloren“ gestellte AirTags zu identifizieren.
Zu diesen Möglichkeiten gibt es z.B. auf der IT-Plattform golem.de
einige Artikel, deren Lektüre wir empfehlen.
Die Seriennummer des
AirTags lässt theoretisch zu, das ursprünglich mit ihm gekoppelte Gerät
zu identifizieren – doch ist es schwer möglich an Daten zu kommen, über
die der Apple-Konzern die Kontrolle hat.
AirTags kosten derzeit ungefähr 40 Euro pro Stück – und sind damit
die mit Abstand günstigste Möglichkeit für Ermittlungsbehörden solche
Geräte zur Überwachung zu benutzen. Eine gewisse Ausfallquote, Lücken in
der Überwachung oder eine eingeschränkte Nutzbarkeit der Daten in
Strafverfahren schätzen wir als damit für die Behörden unerhebliche
Gründe ein, die Geräte nicht zu benutzen.
Also: checkt eure Autos, Roller, Fahrräder und so weiter.
Wir freuen uns über technische Ergänzungen oder eigene Erfahrungsberichte.
Und setzen wir der Paranoia unsere Wut, Entschlossenheit, Vorsicht und Solidarität entgegen.
Weiterführende Informationen:
https://www.golem.de/news/airguard-im-test-die-beste-app-um-airtags-unte…
https://suche.golem.de/search.php?l=10&q=airtag