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Gegen jeden Nationalismus

Militär und militärische Auseinandersetzungen sind das eskalativste Mittel zur Sicherung der herrschenden Verhältnisse. Militärische Waffen wie Maschinengewehre, Panzer, Drohnen und die an den Schalthebeln Sitzenden sind das endgültige Mittel um beherrschte Territorien, Ressourcen und Eigentum zu verteidigen – durch Zwang zur Unterwerfung, Ausbeutung und Unterdrückung. Überall da, wo sich die Militarisierung einer Gesellschaft zuspitzt, verstärken …

KANAILLE – Beiträge für die Umwälzung aller Verhältnisse – NR.6

Die sechste Ausgabe der „KANAILLE – Beiträge für die Umwälzung aller Verhältnisse“ ist erschienen. Erhältlich in Berlin in ausgewählten Spätis, Cafes und Kneipen, Infoläden, in der Anarchistischen Bibliothek und manchen Buchläden. Ältere Ausgaben gibt es auch online unter kanaille.noblogs.org.

Inhalt:

  • Muss die Krise zur Katastrophe werden?
  • Sozialstaatliche Entlastungen – oder Wie die Politik versucht, in der Krise die Kontrolle zu behalten
  • Die Krise aller Krisen – Energieknappheit und das Ende unserer Zivilisation
  • Weder Rechts noch Links – wir wählen die Revolte
  • Rezension zu „Katastrophismus, Desasterverwaltung und nachhaltige Knechtschaft“
  • „Zögern heißt Tod“ – Wie die deutsche Klimabewegung daran arbeitet, die Welt zu retten
  • Müntzer und der neuzeitliche grüne koloniale Ablasshandel
  • Sie nennen es Fortschritt
  • You will find me if you want me in the garden
  • Gegen jeden Nationalismus
  • Die anarchistische Internationale und der Krieg
  • Die Schildkröte im Netz aus gequirlter Scheiße und Ödnis
  • Inflation leicht erklärt. Die oder das Bö(r)se

 

Apocalypse now!“ scheint das Leitmotiv einer Epoche zu werden, die sich materiell auf Umstrukturierungen von gigantischem Ausmaß zubewegt. Die klammheimliche Lust am Weltuntergang wird zur metropolenspezifischen Reaktion auf eine neue Ära voller unerträglicher Widersprüche, die nur Vorboten jener Umwälzungen sind. Schon einmal − während der 20er Jahre − erwies sich, was als „Untergang des Abendlandes“ interpretiert und erlebt wurde, als globale Krise der Kapitalakkumulation, die bekanntlich nicht das Ende der Welt, wohl aber einen weiteren Abschnitt kapitalistischer Entwicklung einleitete, an deren Ausgangspunkt Faschismus und ein verheerender Krieg standen.

Diese Zeilen schrieben die Revolutionären Zellen 1983 in einem Beitrag unter dem Titel „Krieg − Krise − Friedensbewegung. In Gefahr und höchster Not bringt der Mittelweg den Tod“, der kürzlich aufgrund der aktuellen Weltlage wieder aus den Archiven gekramt und herumgereicht wurde. Unschwer sind darin einige Parallelen zur heutigen Situation zu erkennen und erschreckend vieles hat auch 40 Jahre später kaum was an Aktualität eingebüßt.

Der Zeitgeist ist in Anbetracht von Corona, Umweltkatastrophen, Kriegen und Inflation auf jeden Fall wieder voll auf Endzeitstimmung getrimmt. Ein Phänomen, dem durch die Flut an Katastrophenmeldungen, die über unsere Bildschirme flimmern, nur schwer zu entkommen ist. Das wissen auch die Regierungen für sich zu nutzen. Die Kunst der Katastrophenverwaltung ist für sie eine unverzichtbare Disziplin in Sachen Herrschaftssicherung. Eine Rezension in dieser Zeitung beschäftigt sich genau damit.

Der Kapitalismus befindet sich durch die Digitalisierung der Wirtschaft und der Modernisierung der Arbeitsmärkte, wie schon oft in krisenbehafteten Zeiten, mitten in einem Umstruktrurierungsprozess mit erheblicher Tragweite. Die Inflation als Folge von Krieg, Lieferengpässen, Ressourcenknappheit und Spekulationen an der Börse leitet gerade die nächste globale Finanz- und Wirtschaftkrise ein, deren Folgen noch nicht abzuschätzen sind. Dafür hat die Rüstungsindustrie mit 100 Milliarden Sondervermögen für die Bundeswehr wieder Hochkonjunktur, und mit ihr auch der nationale Taumel, der schon immer mit der Kriegstreiberei einher ging. Zwar in neuem Gewand, aber mit altbekannten Parolen, klopft vielerorts der Faschismus wieder an die Tür, oder sitzt sogar schon fest im Sattel der Macht. Wie zuletzt die Wahlen in Italien zeigten. Unsere Antwort darauf kann nur „Gegen jeden Nationalismus“ heißen. Diesen Zusammenhängen wird in dem gleichnamigen Text nachgegangen.

Da wir bekanntlich immer am Puls der Zeit sind, steht diese Ausgabe der Kanaille also ganz im Zeichen der Krise. Dabei wollen wir uns aber nicht auf einen Krisendiskurs einlassen, wie er derzeit in der öffentlichen Debatte vorherrscht. Diese Zeilen verfolgen nicht das geringste Interesse zur Schadensbegrenzung beizutragen. Das wäre heuchlerisch. Umso mehr sind wir aber der festen Überzeugung, dass die Zerstörung des Bestehenden und die Umwälzung aller Verhältnisse unausweichlich sind, um den Weg frei zu machen und mit dem Leben zu experimentieren. Wie auch immer dies aussehen mag. Der Text „You will find me in the garden“ kann im Kleinen vielleicht Inspiration dafür sein, was sich im Hier und Jetzt für Möglichkeiten dazu bieten.

Es wäre falsch, mit Blick auf das Krisengeschehen allein auf die Verantwortlichen der aktuellen Misere zu zielen. Genauso von Bedeutung für das Überleben des Systems sind seine falschen Kritiker*innen, die schon heute unermüdlich daran arbeiten, sich einen Platz in der Politik von morgen zu sichern. Ein Blick auf die Klimabewegung kann hierbei sehr aufschlussreich sein, wie dem Text „Zögern heißt Tod“ zu entnehmen ist. Während Fridays for Future noch immer an Demonstrationen für eine bessere Zukunft festhält und trotz Weltuntergangsstimmung noch nicht von einem Revival des Punks und seinem etwas weniger optimistischen „No Future“ abgelöst wurde, sind die klimabewegten Schwesterorganisationen schon einen Schritt weiter und praktizieren den Zivilen Ungehorsam unter wesentlich dramatischeren Titeln wie „Letzte Generation“ oder „Aufstand gegen das Aussterben“.

Und wenn wir schon dabei sind; auch eine andere Parole der Punks hat in einer mindestens genau so dramatischen Inszenierung seine Gültigkeit nun eingebüßt: „God shave the Queen“ − Königin Elisabeth ist tot. Auch wenn wir nicht auf dem aktuellen Stand sind, was die Trends von Frisuren angeht, halten wir es hier ganz mit den antikolonialen Beileidsbekundungen, die nach ihrem Ableben das Internet fluteten: Fuck the Queen und die Kings natürlich gleich mit! Diesem Kapitel der Weltgeschichte haben wir jedoch aus Rücksicht auf unsere Leser*innenschaft keinen eigenen Text gewidmet. Apropos Queen, Im Gegensatz zu ihr ist der Kolonialismus nicht tot zu kriegen. Vielmehr findet dieser anhand aktueller Verteilungskämpfe um natürliche Ressourcen und Energiequellen seine tödliche Fortsetzung mit grünen Anstrich. Auch dies ein Thema dem wir mit dem Text „Müntzer und der neuzeitliche grüne koloniale Ablasshandel“ unsere Aufmerksamkeit schenken wollen.

Ganz grundsätzlich stellt sich natürlich auch die Frage nach dem wie weiter. Überall sind vermeintlich schlaue Vorschläge zu vernehmen um die Folgen einer Krise abzufedern. Diese richten sich vor Allem an die Politik, deren Aufgabe aber gerade darin besteht, das Desaster zu verwalten um den kapitalistischen Normalbetrieb am Laufen zu halten. Kaum wer ist bereit, die Ursachen die dem Ganzen zu Grunde liegen, in aller Konsequenz in Frage zu stellen und als solche zu bekämpfen. Das aus gutem Grund. Denn es würde bedeuten mit dem Narrativ des Fortschritts ein für alle mal zu brechen. Hierzu gibt es einige Gedanken entlang aktuellen technologischer Entwicklungen, die zeigen sollen, dass das Festhalten am westlichen Fortschrittsdenken nur immer tiefer in eine Abhängigkeitsspirale führt.

In dem Beitrag „Die Krise der Krisen“ gibt es dann weiterführende Analysen zur der Frage der Energie, welche, wie kein anderes Thema seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine, zum Inbegriff der Krise wurde und uns gleichzeitig in aller Deutlichkeit die Doppelmoral der Herrschenden vor Augen führt. Die Russen sind böse, zumindest das ist soweit sicher. Ansonsten scheint mal wieder der individuelle Verzicht die Gunst der Stunde zu sein. Wie uns der Waschlappen himself, Robert Habeck, mit seinen jämmerlichen Spartipps weismachen will. Zur Befriedung des Gemüts gibt es dann kleine Häppchen à la 9-Euro-Ticket und allerlei Prämien um davon abzulenken, dass viele schon bald tief in der Schuldenfalle stecken werden, oder noch schlimmer. Der Text „Entlastung in der Krise, oder wie die Politik versucht in der Krise die Kontrolle zu behalten“ entlarvt diese Strategie der Ampelkoalition.

Aber worin besteht eigentlich der Zusammenhang von Inflation und Krieg. Es lohnt sich durchaus etwas genauer hin zuschauen, als blindlings den Erklärungen der Regierung zu glauben. Das tun wir mit der Frage: “Die oder das Bö(r)se?“ Denn die aktuellen Preissteigerungen sind viel eher auf Spekulationen an den Finanzmärkten zurück zu führen, als dass es eine tatsächliche Knappheit an Rohstoffen gäbe. Das Ergebnis bleibt aber dasselbe. Die Armen zahlen drauf während die Reichen weiter Gewinne einstreichen. Btw, der Lidl Gründer Dieter Schwarz ist aktuell der reichste Deutsche. Dieser Fakt sollte auch die letzten Unentschlossenen von einem schlechten Gewissen befreien, um sich mal schön auf seinen Nacken die Taschen zu füllen. Der organisierte Ladendiebstahl, wie das von manchen auch schon vorbildlich praktiziert wurde, bietet sich sowieso an, um die Umverteilung von oben nach unten selbst in die Hand zu nehmen und sich von staatlichen Almosen ein Stück weit unabhängiger zu machen.

Währenddessen tönt Brechmittel-Olaf „You never walk alone“ aus dem Kanzleramt und man wundert sich wie das genau aussehen soll. Die Vorstellung jedenfalls, dass der Bundeskanzler im Namen der guten Sache fröstelnd in seiner Luxusvilla am Stadtrand sitzt, erscheint äußerst unwahrscheinlich. Ist es wohl auch. Aber hey, jetzt wo die Regierung im Namen von Demokratie und Menschenrechte politisch korrekt mit Aserbaidschan und Katar neue Gas-Verträge anstrebt, ist das ja auch gar nicht mehr nötig. Was soll da schon schief gehen. Wer sich eine Fußballweltmeisterschaft erkaufen kann, wird schon nicht verkehrt sein. Vergessen sind die tausenden migrantischen Arbeitssklav*innen die sich auf den Baustellen Katars für die FIFA zu Tode schufteten. Für wie dumm halten die uns eigentlich…? Wobei, hört man sich um, stimmen erschreckend viele in den Kanon von Regierung und Massenmedien mit ein. Die moralische Erpressung funktioniert erneut, und die Herrschenden machen sich die genau gleichen Reflexe zu nutzen, die schon bei den Corona-Maßnahmen angesteuert wurden. Wer drauf reinfällt, ist selber schuld…

Für alle anderen, die wie wir, den von der Bundesregierung angekündigten Wutwinter kaum erwarten können und schon gierig Benzinkanister und leere Weinflaschen im Keller preppern, lohnt es sich ein paar Gedanken über Möglichkeiten und Perspektiven von Protesten zu machen. Wie kommt es, dass sich heute so viele positiv auf Volk und Nation beziehen, während gleichzeitig kaum noch ein Klassenbewusstsein zu erkennen ist? Die Welt hat sich verändert und es ist an der Zeit, die Logik der Politik hinter sich zu lassen. Eine Einordnung von Konstellationen auf der Straße nach einem klassischen links/rechts Schema, wird uns ohnehin nicht weiter helfen, aktuelle Ereignisse begreifen zu können. Klar ist, es gilt sich einzumischen. Versprechen tun wir uns aber weit mehr von Momenten, die diffus, wild und unkontrolliert zu Tage treten, statt den selben alten Schuh immer wieder aufs Neue zu wiederholen. Einfache Antworten wird es zwar nicht geben, aber eines steht fest: „Weder Rechts noch Links, wir wählen die Revolte“.

 

Unter anderem an diesen Orten in Berlin gibt es die Kanaille:

  • Kalabal!k (Reichenberger Str. 63a)
  • Schwarze Risse (Gneisenaustr. 2a)
  • Müßiggang (Oranienstr. 14a)
  • Kad(t)erschmiede (Rigaer Str. 94)
  • New Yorck im Bethanien (Mariannenplatz 2A)

Bezmotivny – Eine Zeitung ohne Motiv, internationalistisch, anarchistisch

Der Name der Zeitschrift erinnert an die Bezmotivny-Anarchisten, die im Russland des frühen 19. Jahrhunderts den Angriff gegen die Bourgeoisie wählten, um den sozialen Frieden zu brechen und den Angriff auf den Staat zu radikalisieren. Den meisten erschien ein gewaltsamer Angriff damals als unprovoziert; das ist auch heute noch so. Das Ziel unserer Zeitung ist es vielmehr, die Momente eines andauernden Krieges zu sammeln, nicht der Resignation zu verfallen und dazu beizutragen, einen Grund aufzuzeigen, der existiert und immer existiert hat.

 

 Bezmotivny – Eine Zeitung ohne Motiv, internationalistisch, anarchistisch

Vorwort zur deutschsprachigen Sonderausgabe

Eineinhalb Jahre nach der ersten Ausgabe dieses Projekts (Nummer 0) haben wir uns entschlossen, uns als Gefährten und Gefährtinnen zusammenzutun, um mit diesem aus Italien stammenden Zeitungsprojekt, der anarchistischen Debatte einen internationalen Anstoß zu geben.

Was ihr hier in den Händen haltet, ist keine reine Übersetzung einer der verschiedenen Ausgaben von Bezmotivny, sondern eine Sonderausgabe, die keine Regelmäßigkeit in Sinn und keine Redaktion. Wir haben keine Ahnung, was passieren wird und was uns erwartet; um ehrlich zu sein, sind wir nicht einmal daran interessiert, es zu wissen. Was wir aber wissen ist, wer wir sind. Wir sind Gleichgesinnte, die sich frei und informell zusammengeschlossen haben, um dem von den italienischen Gefährten und Gefährtinnen initiierten Projekt Kontinuität, Schwung und internationale Reichweite zu verleihen. Wir hielten es für eine gute Idee, einen ersten Schritt zur Internationalisierung einer Zeitung zu machen, die wir nicht als Zeitung, sondern als ein Instrument für Anarchist:innen betrachten, das zur revolutionären Debatte und Propaganda beiträgt. Jede:r kann einen Beitrag leisten, unabhängig davon, ob er oder sie sich auf freiem Fuß befindet, der eigenen Freiheit beraubt ist oder fliehen musste. Wir laden daher Anarchist:innen aus aller Welt ein, dieser Reise eine Stimme und Seele zu verleihen. Indem man Beiträge an die italienische Redaktion einschickt, Übersetzungen macht oder die Texte verbreitet, die in dem vorliegenden Format veröffentlicht wurden oder es könnten auch Ausgaben in mehreren Sprachen entstehen. Jede und jeder auf eigene Weise, entsprechend der freien revolutionären Initiative. Wir hoffen, dass dieses Projekt wächst, dass es die Sprachbarrieren überwindet, dass es die Seelen der mutigen Minderheiten und deren rebellisches Bewusstsein, die im Krieg sind gegen das Bestehende, entflammt. So wie wir hoffen, dass die Saat der Revolte weiterhin ohne Gnade keimt und unseren Feind:innen keinen Aufschub gewährt.

Wir verstehen die anarchistischen und subversiven Druckmedien als eine Waffe, die uns zur Verfügung steht, um unsere Kritik gegen diese berüchtigte Welt, die uns umgibt, zu propagieren. Durch die gedruckten Seiten werden die Bedingungen geschaffen, um die Ideen, die Worte und die Taten zu verbreiten und die widerspenstigen Köpfe zu erschüttern. Es liegt dann am Einzelnen, „die im Kopf erarbeitete und im Herzen bebende Theorie in die Tat umzusetzen“, wobei stets zu bedenken ist, dass Worte und Taten untrennbar miteinander verbunden sind. Um es klar zu sagen: Wir werden sicherlich Repression erfahren, wir werden sicherlich unterdrückt. Der Staat und seine Repression werden uns wahrscheinlich daran hindern wollen weiterzumachen, indem sie uns den Boden unter den Füßen wegziehen, aber wie wir zur Genüge wissen, ist das Leben kurz und es gibt schlimmeres! Für jedes unterdrückte Projekt, für jede gefesselte Hand, für jede zerbrochene Seele wird es immer jemanden geben, der das Werkzeug vom Boden aufhebt. Sei es ein Stift, ein Hammer oder eine Pistole. Diese Ausgabe enthält Übersetzungen einiger Beiträge, die in den ersten zehn Ausgaben der Zweiwochenschrift „Bezmotivny“ in italienischer Sprache erschienen sind und die wir aus individueller Sicht, für besonders interessant halten. Einige Artikel wurden mit der Absicht ausgewählt bestimmte Analysen und Inhalte, die wir als fehlend erachteten, in die deutschsprachige anarchistische Debatte einzubringen.

Als ob die Scheiße, die uns umgibt und die man uns aufzwingen will, nicht schon schlimm genug wäre, erleben wir seit einigen Monaten den Ausbruch eines weiteren Krieges zwischen Staaten. In diesem Fall zwischen Russland und der Ukraine (zumindest vorläufig) und den daraus resultierenden Machtspielen zwischen den verschiedenen Weltmächten, einschließlich eines globalen Aufrüstungswettlaufs, wirtschaftlicher Streitigkeiten, nuklearer Drohungen und opportunistischer Streitigkeiten um die Rohstoffversorgung. All dies natürlich auf Kosten der Unterdrückten und Ausgebeuteten. Nach dem Aufkommen dieser Dynamik hielten wir es für sinnvoll, die Übersetzungen der in den letzten Ausgaben von Bezmotivny veröffentlichten Analysen über den Krieg, hinzuzufügen. Da es sich um eine Zeitung handelt, in der jedes anarchistische Individuum seinen eigenen Beitrag leisten kann und da es sich um Texte handelt, die von Individuen mit ihrem eigenen Gewissen und nicht von einem Redaktionsteam geschrieben wurden, halten wir es für unerlässlich, die lexikalischen Entscheidungen, die von den Verfasser:innen des Originaltextes schwarz auf weiß getroffen wurden, beizubehalten. Damit sollen die Entscheidungen, die individuell sind und bleiben, nicht überbewertet oder geschmälert werden. Wir beziehen uns dabei insbesondere auf die Genderisierung von Namen. Im Text findet ihr verschiedene lexikalische Entscheidungen, die die Vorlieben der Autor:innen widerspiegeln.

Darüber hinaus haben wir uns entschieden, den Horizont zu erweitern und die Rubriken „Schwarze Chronik“, „Knastkorrespondenz“, „Infos über die Inquisition“ nach der zehnten Ausgabe von Bezmotivny zu berücksichtigen. Außerdem hielten wir es für wichtig, einen Beitrag – einer von vielen – aufzunehmen, der in der 18. Ausgabe der italienischen Ausgabe erschienen ist und sich mit der Situation befasst, unter der wir schon viel zu lange im Zusammenhang mit dem so genannten „Gesundheitsnotstand“ leiden.Was wir anregen möchten, ist eine Reflexion über die Inhalte dieser Zeitung, um den Vergleich zwischen den vielen Realitäten, die das anarchistische Denken und Handeln beleben, lebendig zu halten. Die Übersetzer und Übersetzerinnen, fühlen sich denjenigen, die die Texte geschrieben haben, verbunden, aber teilen keine einheitlich Tendenz, die in der Rhetorik einen gemeinsamen Nenner findet.

 Für internationale Komplizenschaft.

Es lebe die Anarchie!

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[Es folgt eine Zusammenfassung der in den ersten drei Ausgaben von Bezmotivny in Italien veröffentlichten Beiträgen: Un giornale Senza Motivo (Jahr I, Sonderausgabe – 14. Dezember 2020); Un giornale internazionalista (Jahr I, Ausgabe 1 – 15. Februar 2021); Un giornale anarchico (Jahr I, Ausgabe 2 – 1. März 2021)]

   Der Name der Zeitschrift erinnert an die Bezmotivny-Anarchisten, die im Russland des frühen 19. Jahrhunderts den Angriff gegen die Bourgeoisie wählten, um den sozialen Frieden zu brechen und den Angriff auf den Staat zu radikalisieren. Den meisten erschien ein gewaltsamer Angriff damals als unprovoziert; das ist auch heute noch so. Das Ziel unserer Zeitung ist es vielmehr, die Momente eines andauernden Krieges zu sammeln, nicht der Resignation zu verfallen und dazu beizutragen, einen Grund aufzuzeigen, der existiert und immer existiert hat.

   Bezmotivny will ein vierzehntägiges Projekt sein – oder wagt es zu sein -, das sich vor allem mit dem befasst, was das Leben und die Existenz der Anarchisten selbst betrifft: die Praxis des Angriffs auf den Staat und seine Glieder und seine Repression. Deshalb werden auf diesen Seiten die subversiven Chroniken der Solidarität und Berichte über die Angriffe gegen unsere größten Feinde erscheinen – der Staat, das Kapital und all diejenigen, die ihre aufgeblähten Bäuche stopfen.

 Wir haben uns auch dafür entschieden, uns auf die Veröffentlichung von Texten inhaftierter Gefährten und Gefährtinnen auf der ganzen Welt zu konzentrieren, um zu betonen, wie wichtig es ist, die Debatte unter Anarchistinnen und Anarchisten zu fördern, ob sie nun im Gefängnis sitzen oder nicht. Die Macht versucht wie immer, mit infamen Methoden wie der Zensur, die Bindungen der Gefährten, die Geiseln des Staates sind, zu brechen; wir glauben, dass es wichtig ist, ihre Isolation nicht zuzulassen, sondern sicherzustellen, dass sie weiterhin am anarchistischen Krieg teilnehmen können. Schließlich werden wir die Updates der Prozesse, die Adressen der inhaftierten Anarchisten, von denen wir wissen, und deren Verlegungen veröffentlichen. Wir haben uns dafür entschieden, zusätzlich zu einer E-Mail-Adresse eine Postadresse einzurichten, an die sich alle GefährtInnen wenden können, um sowohl denjenigen, die inhaftiert sind, als auch denjenigen, die freiwillig oder gezwungenermaßen keine telematischen Geräte nutzen, die Möglichkeit zu geben, weiterhin zu schreiben und sich an der anarchistischen Debatte zu beteiligen. Darüber hinaus schlagen wir den GefährtInnen, die diese Annahmen teilen, vor, zu dem Projekt beizutragen, indem sie die Zeitung in mehreren Sprachen und mit der gleichen Periodizität herausgeben und so versuchen, die Idee der Internationalisierung des Wunsches, jede autoritäre Präsenz in der Welt zu zerstören, noch eindringlicher zu machen.

 Was den Staat betrifft, so scheint es uns klar zu sein, auch wenn es nicht unbedingt für jeden so ist, dass wir unseren Krieg, den anarchistischen Krieg, nicht auf ein einziges Land reduzieren können. Wenn die Repression gegen Subversive die Grenzen überschreitet, wenn die Staaten sich immer mehr zu Repressalien gegen Anarchisten zusammenschließen, ist es vielleicht gut, sich daran zu erinnern, dass der Feind, auch wenn er sich in vielen Formen zeigt, ein und derselbe ist und an jedem Ort angegriffen werden muss – und kann.

 Zunächst einmal erkennen wir als anarchistische Individuen weder Staaten noch Grenzen an. Nur Gefährten aus einem bestimmten Land als Bezugsgemeinschaft anzuerkennen, bedeutet in der Tat, sich den Unterscheidungen anzupassen, die der Menschheit von der Macht auferlegt werden, und die von den Regierungen vorgenommene Einteilung zu unterstützen, nach der es einen Unterschied macht, in einem Gebiet geboren zu sein, das von dem einen oder anderen Staat verwaltet wird. Unbestreitbar gibt es Unterschiede, die von der Regierung, der man untersteht, den spezifischen Gesetzen jedes Staates und dem Ausmaß der Repression, der man ausgesetzt ist, bestimmt werden. Aber im Grunde genommen werden wir überall, wo wir geboren werden oder aufwachsen, mit Polizisten, Richtern und Gefängnissen konfrontiert. Die Erkenntnis, dass die Substanz unseres Kampfes gegen das Bestehende dieselbe ist und es daher von grundlegender Bedeutung ist, gemeinsame Überlegungen anzustellen, kann die Debatte durch den Vergleich zwischen Gefährten mit unterschiedlicher Erfahrungen verstärkt und mit unterschiedlichen spezifischen Situationen konfrontiert werden. Die Vielfalt der Geschichten und Probleme, mit denen wir je nach dem Ort, an dem wir leben, konfrontiert sind, ist ein enormer Reichtum, der uns nur helfen kann, unsere Waffen gegen die spezifischen Formen zu schärfen, die die Macht an jedem Ort annimmt: gerade weil die Macht, die sich verändert, dieselbe bleibt und damit der Kampf gegen sie. Als Anarchisten sind wir notwendigerweise Internationalisten: dies zu vergessen bedeutet, von der Notwendigkeit der Befreiung jedes Lebewesens zur Notwendigkeit der Befreiung der „Völker“ überzugehen, ein Projekt, das in der Tat auf die Bildung neuer Staaten hinausläuft, d.h. neue Polizisten, neue Richter, neue Gefängnisse und Gefangene. Es gibt keine unterdrückten „Völker“, es gibt unterdrückte Individuen: Erstere führen Kriege für die Macht, letztere führen Kriege gegen die Macht.

 Darüber hinaus haben wir in den letzten Jahren – zumindest in Europa – eine zunehmende Zusammenarbeit zwischen den Repressionsapparaten der einzelnen Staaten beobachtet. Für das Kapital gibt es trotz der verschiedenen Nationalisierungs- und Internationalisierungsbestrebungen Grenzen, die je nach Bequemlichkeit bestehen oder nicht bestehen. Viele Unternehmen, ob groß oder klein, haben Beteiligungen, Investitionen, Vereinbarungen, Hauptsitze und assoziierte Unternehmen in verschiedenen Staaten. Angesichts der Gegebenheit, dass Polizisten und Waren keine Grenzen anerkennen, kann eine wirksame Antwort unsererseits nur aus einer breiteren Perspektive entstammen, als der der fiktiven Grenzen, die uns auferlegt wurden. Das heißt auch den Gesichtspunkt der Repression zu beachten, damit wir nicht von der Zusammenarbeit zwischen den Bullen überrascht werden, die Beachtung des wirtschaftlichen Aspekte der Unternehmen, die an verschiedenen Orten ihre Niederlassungen und Interessen haben. Aus dieser Perspektive sind sie nämlich den Angriffen der Revolutionäre stärker ausgesetzt.

 Diese Ideen sind im Anarchismus nicht neu: Seit dem neunzehnten Jahrhundert liegt der Schwerpunkt auf internationaler Solidarität und grenzüberschreitender Organisation bei gleichzeitiger Wahrung der Unabhängigkeit kleiner Gruppen.

 Auch in den letzten Jahren gab es einen Dialog in Wort und Tat zwischen Anarchisten und Anarchistinnen aus allen Kontinenten, unter anderem durch den brillanten Vorschlag der Schwarzen Internationale. Bezmotivny will eine internationalistische Zeitschrift sein, weil die Kenntnis des anarchistischen Denkens und Handelns in der Welt die Perspektive verändert: das Schweigen und die Zensur, die die Macht versucht, der anarchistischen Solidarität aufzuzwingen, verhindert nicht, dass beide da sind, aber die Möglichkeit, mehr und mehr zu reden und zu vergleichen, kann dazu führen, die Angriffe zu intensivieren und die Waffen zu schärfen. Überall auf der Welt gibt es einen heißen Seufzer, der Grenzen überschreitet und eine Lawine auslösen kann, die das Bestehende überwältigt. Gegen ihre Kollaboration mit dem Ziel, uns zu vernichten, kann unsere internationale Komplizenschaft eine wirksame Kraft sein, um die staatlichen Strukturen an der Schläfe zu treffen.

 Wir schlagen ein Werkzeug vor, das jedem Anarchisten zur Verfügung steht. Ein Instrument, das mit dem Ziel geschaffen wurde, Diskussionen und Konfrontationen – die, wie wir hoffen, manchmal sehr hitzig sein können – zwischen den verschiedenen Vorschlägen, die aus den vielen Arten, den Anarchismus zu verstehen und zu praktizieren, aus der ganzen Welt stammen, aufzunehmen und zu erleichtern. Doch ähnlich wie in der Kartographie die steilen Hänge der Berge und die bewaldeten Weiten der Täler auf die Landkarten projiziert werden, ist auch die Darstellung der komplexen und vielfältigen Welt der anarchistischen Angriffe auf den Staat auf dem Papier mit gewissen Schwierigkeiten verbunden und erfordert manchmal die Anwendung einiger Tricks in der Entwurfsphase. Um dem unmittelbaren Platzbedarf gerecht zu werden, der sich aus der Begrenzung unserer Zeitung auf acht Seiten ergibt, aber auch, um der Gefahr vorzubeugen, sich angesichts der Fülle des Materials zu verzetteln, ist es notwendig, einige grundlegende Kriterien für die Auswahl der zu veröffentlichenden Nachrichten festzulegen. Wir haben uns daher entschlossen, auf diesen Seiten nur über Aktualisierungen von eindeutig anarchistischen Aktionen zu berichten, die von irgendeiner Art von Bekennerschreiben begleitet werden oder die sich in bestimmte Kontexte oder Zeitrahmen einfügen – zum Beispiel Solidaritätsaufrufe oder Mobilisierungskampagnen -, die den Spielraum für Zweifel und die Schwierigkeit der Interpretation in Bezug auf die Natur und die Motivationen der Aktion selbst verringern. Diese Entscheidung entspricht in erster Linie dem Bedürfnis, nicht in den Fehler zu verfallen, für andere zu sprechen und ihnen im Nachhinein andere Bedeutungen und Interpretationen zuzuschreiben als diejenigen, die die Handlung zum Zeitpunkt ihrer Ausführung beabsichtigt und sich vorgestellt haben. Wir halten es für grundlegend, dass unter den Anarchisten jeder Einzelne das volle und ausschließliche Recht hat, selbst zu entscheiden, ob und in welcher Form er seinen Handlungen Nachdruck verleihen will, ohne dass andere von außen Interpretationen oder Interpretationsschlüssel vorlegen. Die Aufnahme einer Nachricht in eine anarchistische Zeitschrift stellt an sich schon eine sehr präzise Konnotation der Aktion selbst dar, so dass in Fällen, in denen diese Konnotation nicht sofort erkennbar ist, lieber auf eine Veröffentlichung verzichtet wird. Aus denselben Gründen werden wir in jeder Ausgabe versuchen, die Nachrichten über Aktionen und Bekennerschreiben so weit wie möglich nicht mit unserer eigenen redaktionellen Lesart zu überlagern.

 Wir wollen mit dieser Entscheidung keine grundsätzliche Ablehnung der Praxis von Aktionen ohne Bekennung implizieren: Anonymität oder Signaturen – gleich welcher Art – erscheinen uns nicht als gegensätzliche Entscheidungen, und wir sind nicht der Meinung, dass das eine automatisch das andere ausschließen sollte. Ob man sich für das eine oder das andere entscheidet, kann von vielen Faktoren abhängen, z. B. von bestimmten Kontexten oder spezifischen Wünschen. Was unsere redaktionelle Arbeit in dieser Zeitung betrifft, so würden wir lieber das Risiko eingehen, eine Aktion nicht zu veröffentlichen, die in die anarchistische Debatte einbezogen werden sollte, als das noch größere Risiko einzugehen, fälschlicherweise etwas hervorzuheben, das – aus welchen Gründen auch immer – nicht zur Veröffentlichung vorgesehen war. Auch wenn wir die Personalisierung von Handlungen nicht um jeden Preis unterstützen wollen, überzeugt uns das Kriterium, dass die Beweggründe und Ziele, mit denen eine bestimmte Handlung durchgeführt wird, nicht relevant sind, überhaupt nicht: Unabhängig davon, was man über die Existenz von Handlungen, die für sich selbst sprechen, denkt oder nicht, ist es schwer zu leugnen, dass einige Handlungen – wie das Anzünden einer Kirche oder die Zerstörung einer 5G-Antenne, um nur einige Beispiele zu nennen – in bestimmten Fällen aus sehr unterschiedlichen und divergierenden Gründen durchgeführt werden können. In Ermangelung von Elementen, die es erlauben würden, die Aktion eindeutig in den Kontext der anarchistischen Kriegsführung einzuordnen, werden wir es vorziehen, sie nicht zu veröffentlichen, auch um keine Verwirrung mit Szenarien zu stiften, die manchmal sehr weit von anarchistischem Gedankengut entfernt, wenn nicht sogar völlig unvereinbar sind. Und schließlich: Wie lässt sich allgemein festlegen, was anarchistisch ist? Um dieser komplizierten Frage gerecht zu werden, haben wir beschlossen, uns hauptsächlich auf das Kriterium der Selbstdefinition zu stützen, da dies die einzige Annahme ist, die alle Facetten einbeziehen und respektieren kann, aus denen sich die individuelle und einzigartige Art und Weise, Anarchismus zu leben, eines jeden zusammensetzt. Wer sich als Anarchist definiert, drückt bereits die Entscheidung aus, sich mit einer bestimmten Welt auseinanderzusetzen und an jede Individualität dieser Welt richtet sich diese Zeitung. Bezmotivny ist eine anarchistische Zeitung, denn sie wird von Anarchisten für andere Anarchisten gemacht. Der Weg, den wir mit dem Projekt dieser Zeitschrift eingeschlagen haben, ist wahrscheinlich nicht einmal der einfachste, aber wir glauben, dass es wichtig ist, so viel wie möglich dazu beizutragen, jeder anarchistischen Individualität einen sicheren und konstanten Raum für die vielen Formen der Diskussion unter Anarchisten zu bieten. Das ist es, was uns interessiert und nachdem wir dieses Bedürfnis geäußert haben, werden wir in dieser Richtung weiterarbeiten, solange diese Zeitung existiert.

Für Zusendungen von Beiträgen und/oder Kritiken und Bestellungen:

senzamotivo@riseup.net

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Bezmotivny c/o

Casella Postale 59,

54033 Carrara (MS) – Italien

Redaktionsschluss ist immer am darauffolgenden Sonntag um 19:00, nach dem Erscheinungsdatum der letzten Ausgabe.

Für finanzielle Unterstützung:

Paolo Arosio

 IBAN: IT73Q3608105138262022062031

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KURZSCHLUSS Nr. 5

Hello Again, da sind wir wieder! Habt ihr uns vermisst? Pünktlich zur anstehenden Invasion unserer Körper durch die staatlich verordnete nanotechnologische Spritze haben wir wieder einmal etwas Senf produziert, den wir nur allzu gerne ungefragt und ohne jedes Erbarmen der Debatte hinzu geben. Wo der Corona-Pass uns nun beinahe überall einteilt in „gesund“ und „ungesund“, … „KURZSCHLUSS Nr. 5“ weiterlesen

Nummer 1 erschienen

„Verwundert stelle ich fest, dass rings um mich ein unaufhörlicher Kampf tobt… schlimmer als an der Front, denn hier sorgt man nicht einmal für die Verwundeten, sondern überlässt sie ihrem Schicksal…
Auch ich nehme teil an dem Kampf, der rings um mich her im Gange ist. Ich lasse mich nicht zertreten!…
Früher wäre ich nie auf solche Gedanken verfallen. Stehlen: welche Schmach, welche Schande!… Jetzt aber meine ich, das Elend die größte Schande ist….Ich begriff, dass rings um mich ein unaufhörlicher Kampf um materielle Güter geführt wird, und dass ebendies der Hauptantrieb allen menschlichen Tuns ist. Ich begriff, dass in den Augen der „Welt“ der eigentliche Wert des Menschen identisch ist mit dem Wert der
materiellen Güter, die er besitzt.“

Gestern wie heute, tausend Gründe für die soziale Revolte.
Diese Gründe lassen sich ohne großes Kopfzerbrechen finden. Sie umgeben uns Tag für Tag und sind Teil einer Normalität, die alles vereinnahmt und so zum Teil ihrer Logik macht. Die soziale Misere, die eingerechnete Kehrseite des Kapitalismus und seiner Demokratie, ist sicherlich vielschichtig und doch auch konkret greif- und sichtbar. Aber bevor wir ins Phrasenglas einzahlen müssen kommen wir auf den Punkt:
Ja, eine weitere anarchistische Zeitung; ja, immer noch wollen wir den Staat und jede Herrschaft zerstören. Immer noch wollen wir die soziale Ordnung, auch die in unseren Köpfen, Patriarchat, Rassismus und das was uns das Aufwachsen und Leben in diesen Verhältnissen eingeprägt hat, kaputt machen und andere Beziehungen entwickeln und leben. Und ja, wir wollen angreifen und nicht warten! Weder warten wir auf einen Befehl noch auf eine Entwicklung. Die Welt mag sich in den letzten Jahren verändert haben doch wir sehen tausend Gründe weiterzukämpfen.
Wir haben kein Interesse an selbstmitleidigen Polemiken oder (pseudo-)wissenschaftlichen Debatten. Wir leben jetzt und hier und werden nicht kapitulieren im Angesicht der lähmenden Widersprüche. Diese Zeitung soll über soziale Konflikte und über revolutionäre Kämpfe, die stattfinden, die wir führen oder führen wollen, sprechen.
Wir wollen keine Hegemonie. Die Anarchie ist offensichtlich ein nie endendes Experiment, für das es keine Anleitung geben kann. Aber sie ist eben auch eine Entscheidung, die Individuen für sich und kollektiv getroffen haben: Die Entscheidung in Feindschaft mit Herrschaft und Unterdrückung zu leben. Wir verstehen die Geschichte der anarchistischen Idee und die derer, die sie gelebt haben, als ein Zeugnis dieses Experiments und eben dieser Entscheidung und sehen uns in dieser Kontinuität.

Diese Zeitung wird sich aus verschiedensten Beiträgen zusammensetzen. Auch solche die bereits älter sind oder irgendwo im Internet gefunden werden können. Wir sehen einen Sinn darin Dinge aus der Schnelllebigkeit, Daten- und Informationsflut des Internets zu nehmen und in ein greifbares Format zu fassen, das von Hand zu Hand wandern und Instrument zwischen denen werden kann, die eine Konsequenz aus diesen Informationen ziehen wollen. Es wir immer Informationen zu gefangenen Rebell*innen und Revolutionär*innen in dieser Zeitung geben, da wir denken, das diese eine Präsenz in unseren Kämpfen brauchen um weiter aktiver Teil dieser bleiben zu können.
Diese Seiten sollen zur Rebellion inspirieren.

Wenn wir uns in ihnen wiederfinden, sind wir auch bereit zugesandte Artikel zu veröffentlichen.

Es lebe die Anarchie!

Inhalt: > Gedanken zu Beginn > Tod in Santa Fu – Es gibt keinen Selbstmord im Knast! > Die Schriften einer Brandstifter*in > Vorwärts, Ikonoklast*innen > Hass&Geduld! -Solidarität mit der Anarchistin Natascia Savio> Ein besonderes Foto > Die unsterbliche Mutter des Jungen Kämpfers > Hungerstreik > Montreuil ( Frankreich ): Support Marbré >Was brennt denn da?! Schweine des Monats > Nach Mitternacht… > Kurzes > Gedicht

Kontakt: LiZ ( Libertäres Zentrum )z.Hd.: 1000GründeKarolinenstr. 21 (Hinterhaus)20357 Hamburg1000gruende@riseup.net

Was wählst du?

In den Straßen hängen wieder Plakate mit – wenn auch meistens anderen – Gesichtern, jedoch den immer gleichen plakativen Sprüchen. Flugblätter unterschiedlicher Parteien werden einem wieder mal in die Hand gedrückt oder in den Briefkasten geworden. Aufs erneute wird um „Stimmen“ gebuhlt. Es sind Wahlen… Und die Parteien und Politiker*innen hoffen, dass sie überzeugen können …

Das Vertrauen in die Politik stärken: Deutsche Wohnen Enteignen wählen

Berliner*innen können bei der Bundegstagswahl 2021 auch über den „Volksentscheid“ Deutsche Wohnen Enteignen (DWE) abstimmen. Was will DWE? Was bringt die Wahl? Enteignung Die DWE fordert angeblich Immobilienkonzerne zu enteignen. Enteignen bedeutet, das Eigentum zu entziehen. DWE fordert aber hohe Entschädigungszahlungen in Milliardenhöhe für die Immobilienfirmen, die mit diesem Geld woanders andere Mieter*innen ausbeuten können. …

Die tatsächliche Wahl

Alle Menschen wählen tagtäglich, sei es aufzustehen und zur Arbeit zu gehen, ein Boss oder kein Boss zu sein, zum Militär zu gehen oder nicht. Die Zwänge und die Abhängigkeiten, die dahinter stehen verleiten meistens dann doch dazu aufzustehen… von echter Freiwilligkeit ist in dem Fall wohl kaum zu sprechen. Doch jede Wahl bedeutet Verantwortung …

KURZSCHLUSS Nr. 4

Auch wenn die Pandemie „vorbei“ sein mag, die „neue Normalität“ wird bleiben. Und das bedeutet: Mehr Bullen, denen gegenüber man sich für jeden sozialen Kontakt, jede Bewegung rechtfertigen muss. Doch der Hass steigt und „spätestens seit dem Mord an George Floyd haben sie verstanden, dass sich der Hass in einen Flächenbrand verwandeln kann.“ Ein Instrument … „KURZSCHLUSS Nr. 4“ weiterlesen