Category Archives: Nachrichten

CSRC Bulletin Nr. 1

Dies ist die erste Ausgabe einer unregelmäßig erscheinenden Publikation des Counter-surveillance resource center, eine Datenbank von Hilfsmitteln zur Umgehung zielgerichteter Überwachung.

Internationale Koordination gegen zielgerichtete Überwachung

Wir sind Anarchist·innen. Wir glauben an eine internationale Koordination informeller anarchistischer Gruppen, um dem Kampf gegen jegliche Formen der Herrschaft nachzugehen. Wir glauben, dass das gegenseitige Teilen von Kenntnis über Fähigkeiten und Taktiken unserer Feind·innen einen bedeutenden Teil dieser Koordination bilden sollte. Die Kenntnis ist kein Selbstzweck, sondern ein Mittel zur Begrenzung der Aussichten gefasst zu werden, damit wir weiter angreifen können.

Unsere Feind·innen sind im Besitz von außerordentlichen Einsatzmöglichkeiten und perfektionierten Taktiken. Auf ihrer Seite steht die Polizei und das Justizsystem, die Wissenschaftler·innen und Technokrat·innen, und in manchen Fällen die Unterstützung der allgemeinen Bevölkerung. Sie kontrollieren riesige Infrastrukturnetze. Sie haben unendliche Erinnerungsvermögen, Archive und DNA-Datenbanken.

Auf unserer Seite befindet sich das informelle und dezentrale Wesen unserer Organisationen, Schatten, in denen wir uns verstecken, und Solidarität, mit der wir einander in schwierigen Zeiten helfen, damit die Kämpfe von Gefährt·innen weitergeführt werden, wenn diese selbst es nicht mehr tun können.

Egal was passiert, wir machen Fehler und uns werden auch weiterhin im Kampf gegen solch starke unterdrückerische Mechanismen Fehler unterlaufen. Fehler, die uns immer mehr „kosten“ werden, im Vergleich zu den Fehlern der Bullerei, die „neutralisiert“ werden. Wir müssen geschehene Situationen wieder prüfen und sicherstellen, dass die Fehler, die einmal passiert sind, ganz einfach nicht wieder vorkommen können. Wir müssen die angesammelten Erfahrungen von so vielen Jahren studieren und wertschätzen, unter der Beachtung der Tendenz, sich für bereits stattgefundene Kämpfe vorzubereiten; anstatt für jene, die noch kommen werden. Seien wir vorbereitet und möge Glück auf unserer Seite sein…

Anarchistische Gefährt·innen aus Griechenland, aus einem Text aus dem Jahr 2013, der ausführlich über die Überwachung berichtet, die zu ihren Verhaftungen geführt hatte.

Unsere Feind·innen organisieren sich bereits auf einem internationalen Niveau: Sie teilen Informationen, Taktiken, und technologische und wissenschaftliche Entwicklungen. Das ist bedauerlich, aber es bedeutet auch, dass ein Bericht von Gefährt·innen in einem Land – über, sagen wir mal, eine gute Art und Weise im Umgang mit DNA-Spuren, oder eine gefundene Wanze in einem besetzten Haus, oder ein billiges Werkzeug für das Abschießen einer Drohne der Polizei – anderen irgendwo sonst auf der Welt helfen könnte.

Gewiss sollte nicht alles öffentlich geteilt werden. Manchmal sollten Informationen, die unseren Feind·innen noch unbekannt sind, mit der Grundlage einer spezifischen Strategie oder eines bestimmten Planes geheim bleiben. Aber im Übrigen: Lasst uns die Kenntnis und die Erfahrungen teilen, und uns selbst organisieren!

Ankündigung: Die Bedrohungsbibliothek

Das Ziel der neulich herausgegebenen Bedrohungsbibliothek [Threat Library] des Counter-Surveillance Ressource Centers ist einfach: Den Blick auf die staatliche Aufstellung der repressiven Techniken richten, mit dem Zweck, diese durch geschicktes Manövrieren zu überlisten. Die Bibliothek dokumentiert zwei Dutzend verschiedene Überwachungs- und Kontrollmethoden, aufgeteilt in drei Taktiken (Abschreckung [Deterrence], Belastung [Incrimination] und Verhaftung [Arrest]) und offeriert potenzielle Abschwächung, das heißt, Arten und Weisen der Schadensbegrenzung, für jede·n Einzelne·n. Sie verbindet zudem Methoden mit spezifischen repressiven Operationen, die vom Staat gegen Anarchist·innen in den letzten paar Jahrzehnten ausgeführt wurden.

Die Bedrohungsbibliothek ist dafür gedacht, dir beim Erstellen eines Bedrohungsmodells Hilfe zu leisten, ein Prozess, durch den du versuchst zu verstehen, was für Arten von Maßnahmen der Staat voraussichtlich gegen dich ausführen wird, damit du dich auf diese vorbereiten kannst. Es wird am besten gemeinschaftlich mit den Gefährt·innen erstellt, mit denen du an einem bestimmten Projekt zusammenarbeitest. Ein gutes Bedrohungsmodell kann Angst oder Paranoia zu Mut umwandeln, indem es uns eine genaue Vorstellung über das liefert, was wir bekämpfen, und wir somit Schutzmaßnahmen treffen können. Mit anderen Worten hilft es uns, über angemessene Operative Sicherheit (OpSec) zu entscheiden.

Das CSRC empfiehlt die Bedrohungsbibliothek auf eine Weise zu verwenden, mit der „Angriffsbäume“ erstellt werden können. „Angriffsbäume sind ein Werkzeug, das eine kollektive Ideensammlung darüber vereinfacht, wie ein·e Gegner·in einen erfolgreichen Angriff auf dich innerhalb eines gegebenen Kontexts auf verschiedene Arten und Weisen ausführen könnte, indem die Angriffe mit der Struktur eines Baumes dargestellt werden“. Schau in der Anleitung [Tutorial] zur Bedrohungsbibliothek für einen Schritt-für-Schritt-Leitfaden nach.

Die Bedrohungsbibliothek kann auch zur Navigation von Hilfsmitteln außerhalb der Erstellung eines Bedrohungsmodells verwendet werden. Nehmen wir an, dass Anarchist·innen in meiner Umgebung eine Geschichte von Spion·innen und Informant·innen teilen, die zur Zerschlagung unserer Organisierung zum Einsatz kommen. Auf der Webseite wähle ich in der Bedrohungsbibliothek in der Spalte „Belastungen“ [Incrimination] das Thema „Spion·innen“ [infiltrators] aus. Mit weniger als 300 Wörtern teilt der Eintrag in fünf hauptsächliche Typen von Spion·innen auf, und offeriert drei mögliche Formen der Abschwächung (Angriff [Attack], Need-to-know-Prinzip, d.h. „Kenntnis nur, wenn nötig“, und Netzwerkvisualisierung [Network map exercise]). Wenn ich auf die Schaltfläche „Thema Spion·innen“ [infiltrators topic] klicke, erhalte ich eine Liste von 27 Texten, geschrieben von Anarchist·innen, die von Spion·innen in deren Netzwerken handeln. Meine Angst vor Spion·innen wird gelindert, indem ich einerseits die genauen Anzeichen kenne, nach denen ich Ausschau halten sollte und andererseits praktische Werkzeuge zur Stärkung meiner Vertrauensnetzwerke kenne.

Mit Themen, die von Türeklopfen über Hausdurchsuchungen bis zu Spurensicherungen reichen, zielt die Bedrohungsbibliothek darauf ab, umfassend und zugleich kurz und prägnant zu sein. Das CSRC bietet eine riesige Menge an Informationen zu Repression und wie damit Umgegangen werden kann, und die Bedrohungsbibliothek fasst sie alle für dich zusammen und sortiert sie, damit diese auf praktische und einfache Art und Weise analysiert werden können. Die Bedrohungsbibliothek ist im Broschürenformat für einfaches lesen und verteilen erhältlich.

Gibt es eine Methode, eine Abwehrstrategie oder eine repressive Operation, von der du denkst, dass sie fehlt? Möchtest du einen derzeitig aufgelisteten Eintrag editieren? Um etwas hinzuzufügen, zu verbessern, und Kritik oder Feedback zur Bedrohungsbibliothek mit uns zu teilen, nimm mit uns Kontakt auf, via csrc@riseup.net.

Eine Grundlage, auf der wir stehen können: Die Unterscheidung zwischen OpSec und Sicherheitskultur

Manchmal werden verwandte Begriffe zu Synonymen, und manchmal kann das auch in Ordnung sein.

Aber manchmal, wenn wir es uns erlauben den Unterschied zwischen Begriffen zu verlieren, dann veranlasst dies uns auch dazu, ein nützliches Stück an Bedeutung zu verlieren. Operative Sicherheit (OpSec) und Sicherheitskultur sind zwei Begriffe, die ähnliche aber unterschiedliche Bedeutungen in sich tragen, und beide sind notwendige Teile einer anarchistischen Sicherheitspraxis gegen Repression.

OpSec verweist auf die spezifische Praxis, die genutzt wird, um es zu vermeiden, bei einer bestimmten Aktion oder einem bestimmten Projekt erwischt zu werden. Einige OpSec-Vorgehensweisen beinhalten das Tragen von Handschuhen und Masken, die Verwendung von unterschiedlichen Schuhen, die Maßnahmen, die es verhindern DNA-Spuren zu hinterlassen, Schwarzerblock-Kleidung, die Verwendung von Tails für den anonymen Zugriff auf das Internet, und so weiter. OpSec bewegt sich auf dem Niveau der Aktion oder des Projekts. Diese Vorgehensweisen können beigebracht werden, aber letztlich müssen bloß die Menschen, die sich dazu entscheiden gemeinsam ein bestimmtes Projekt umzusetzen, sich darauf einigen, welche OpSec-Vorgehensweisen sie nutzen wollen.

Gemäss Confidence Courage Connection Trust1 verweist die Sicherheitskultur „auf eine Reihe von entwickelten Vorgehensweisen, die zur Beurteilung von Risiken, zur Kontrolle des Informationsflusses durch deine Netzwerke, und zur Schaffung von soliden organisierenden Beziehungen dienen.“ Die Sicherheitskultur ereignet sich auf dem Niveau der Beziehung oder des Netzwerks. Damit sie effizient sind, sollten diese Vorgehensweisen so weit verbreitet werden, wie möglich.

Auf den ersten Blick mag OpSec als wichtiger erscheinen. Wenn wir die Praxis haben, die wir zur Sicherheit benötigen, so die Überlegung, was spielt es dann für eine Rolle, was andere Menschen im Milieu anstellen? Viele Anarchist·innen stehen Milieus (zu Recht) skeptisch gegenüber, und verstehen sich selbst nicht damit verbunden oder angewiesen auf Menschen, mit denen sie keine enge Affinität teilen. Innerhalb des anarchistischen Raums geht viel Energie in die Perfektionierung von OpSec, was als angemessen erscheint, da es vorzuziehen ist, nicht erwischt zu werden, wenn du eine offensive Aktion umsetzen willst.

Allerdings ist auch die Sicherheitskultur wichtig, und gutes OpSec ist kein Ersatz dafür. Sie stellt den sozialen Kontext zur Verfügung – die Grundlage – auf der all unsere Aktivitäten aufgebaut sind. Denn ob es dir nun gefällt oder nicht, wir sind alle in Netzwerke eingebettet, und der Preis, den du für das komplette Abtrennen davon bezahlst, ist hoch. Ohne eine stabile Grundlage ist es viel schwieriger auf sichere Art und Weise zu handeln.

Um auf „Confidence Courage Connection Trust“ zurückzukommen: Die Autor·innen schreiben, dass es bei Sicherheitskultur nicht darum geht, sich zu verschließen, sondern Wege zu finden, die es erlauben auf sichere Art und Weise gegenüber Verbindungen mit anderen offen zu bleiben. Dies beinhaltet ehrliche Gespräche über Risiken und das Festlegen von grundsätzlichen Normen mit breiteren Netzwerken als bloß den Menschen, mit denen wir beabsichtigen zu handeln. Sicherheitskultur stagniert nicht – sie ist nicht bloß eine Reihe von Regeln, die Menschen in „radikalen“ Subkulturen kennen sollten. Sie muss dynamisch sein, auf der Grundlage von andauernden Gesprächen und unseren besten Analysen über gegenwärtige Respressionsmuster.

Vorgehensweisen wie das Bürgen für eine Person, die Netzwerkvisualisierung, und Hintergrundüberprüfungen könnten den Eindruck erwecken, sie seien Teil der OpSec, und sie mögen einen wichtigen Teil innerhalb einer Planung von bestimmten Aktionen darstellen, aber sie entspringen der Sicherheitskultur. Die Sicherheitskultur beinhaltet die Frage „Was würde es für mich bedeuten, dir zu vertrauen?“. Das bedeutet nicht, dass du für alle, die du kennst bürgen musst oder dass du keine Zeit mit den Menschen verbringst, für die du nicht deine Hand ins Feuer legen würdest. Es geht darum, dass du dir dabei sicher bist, wem du wofür vertraust, und weshalb, und dass du Mechanismen hast, mit denen du lernst, neuen Menschen auf sichere Art und Weise zu vertrauen.

Kein Maß an guten Gewohnheiten, wie du über Aktionen sprichst, die in deiner Stadt auftreten (Sicherheitskultur), werden dich schützen, wenn du deine DNA am Handlungsort hinterlässt (OpSec), und keine Anzahl an aufgedeckter physischer Überwachung (OpSec) wird dich vor einer verdeckt ermittelnden Bullenschaft schützen, wenn diese sich mit deiner mitbewohnenden Person anfreundet, um näher an dich heranzukommen (Sicherheitskultur). Die Vorgehensweisen von OpSec und Sicherheitskultur sind unterschiedlich, und das eine ist kein Ersatz für das andere. Mit dem Entwickeln von umfassenderen Verständnissen beider Rahmenbedingungen können wir versuchen uns selbst und einander aus dem Gefängnis herauszuhalten, während wir den Aufbau von Verbindungen fortführen und informelle Netzwerke und Affinität vergrößern.

Bruchstücke gegen Überwachung

In diesem Abschnitt möchten wir kurze Notizen teilen, die sich innerhalb des Rahmens des CSRC bewegen aber nicht für einen eigenen Eintrag auf der Webseite genügten. Du kannst uns solche Notizen zuschicken, wenn du sie in der nächsten Ausgabe veröffentlicht haben möchtest.

Im Zuge von Brandstiftung an Fahrzeugen von Enedis (verantwortlich für die Verwaltung des Elektrizitäts-Vertriebsnetzes in Frankreich) und an einem bedeutenden Füllsender, wurden 2021 mehrere Menschen in Frankreich verhaftet. Ein Text auf Französisch berichtet ausführlich über die interessante Reichweite von Überwachungsmethoden, die ihrer Verhaftung vorangingen: Beschattung, die DNA-Sicherung an einem Autotürgriff während dessen Besitzer·in einkaufen war, das nächtliche Eindringen in eine Wohnung, um einen Keylogger auf einem Computer zu installieren, die Aufforderung an Enedis, eine Liste jener Menschen bereitzustellen, die die Installation des neuen „smarten“ Elektrizitätszählers verweigerten, den sie überall installieren, und die Aufforderung an eine lokale Zeitung, jene IP-Adressen zur Verfügung zu stellen, die sich Zugang zu ihrem Artikel zur Brandstiftung verschafft haben.

Im Jahr 2022 wurden zwei Anarchist·innen in Italien verhaftet und mit dem Vorwurf der Herstellung und des Besitzes von Sprengstoff angeklagt. Ein Text erklärt, dass die Ermittlung, die zur Verhaftung führte, zu dem Zeitpunkt anfing, als eine „unbekannte Person“ Sprengstoff, Elektromaterialien und andere Vorrichtungen im Juni 2021 in einem Wald gefunden hatte. Danach stellten die Bullen Foto/Video-Fallen auf, um all diejenigen zu „fangen“, die sich in die Nähe des Gebietes bewegten. Später wurde eine Person von hinten, in der Nähe der Stelle fotografiert, und die Polizei behauptete anschließend diese erkannt und identifiziert zu haben.

Zum Schluss dieses Abschnitts gibt es hier ein hoffnungsvolles Zitat aus einem Kommuniqué, das behauptet, für die Brandstiftung an einem Bürogebäude des Bauunternehmens eines Knastbaus in Deutschland verantwortlich zu sein:

Um auf den Überwachungskameras keine guten Bilder zu produzieren, trugen wir Regenponchos, die für eine Verschleierung von Körperform und Gangart sorgen. Um unsere Kopfform unkenntlich zu machen, benutzten wir Hüte. Die Weiterentwicklung der Videoauswertung bereitet vielen Genoss·innen Sorge, wir wollen mit diesem Einblick Möglichkeiten aufzeigen, sich gegen diese Überwachungstechnik zu wehren.

Trag deinen Teil zu CSRC bei!

Wir schlagen die Nutzung der CSRC-Webseite vor, um die Kenntnis und die Erfahrungen zu den Themen der zielgerichteten Überwachung unter Gefährt·innen auf erleichterte Art und Weise zu teilen.

Schau dich innerhalb der 180+ Hilfsmittel auf csrc.link um, die Seite ist auch via Tor Browser mit einer .onion Adresse aufrufbar.

Drucke unsere brandneuen Aufkleber aus und verteile sie.

Wirke mit, indem du uns eine E-Mail an csrc@riseup.net sendest – wenn du verschlüsseln möchtest, dann findest du unseren PGP key hier.

Zehn Tipps für die Zerstörung eines Telefons

  1. Steck dein Telefon in Brand
  2. Wirf dein Telefon in den Kanal
  3. Wirf die Telefone deiner Freund·innen in ein noch größeres Feuer
  4. Wirf alle Telefone in den Kanal
  5. Bring nicht immer dein Telefon mit (irgendwer könnte es ins Feuer werfen)
  6. Sprecht miteinander, nicht mit euren Bildschirmen
  7. Zerstöre Beweismittel (zurück zum Tipp 1 und 2) und lass nicht zu, dass Andere Beweismittel erstellen (zurück zu Tipp 3 und 4)
  8. Mach den Gebrauch von Telefonen zum Thema
  9. Sei über das Telefon unerreichbar, sei sozial
  10. Scheiß auf Technologie

Rumoer n°5, „Ten tips to trash telephones“

500.000 Euro Schaden bei Feuer in Holzverarbeitungsbetrieb

via stern.de
Ein Brand in einer großen Holzverarbeitungsfirma in Wismar hat einen Schaden von rund 500.000 Euro verursacht. Das Feuer brach am Montag in einer Trocknungshalle des Unternehmens aus, das Holzpellets herstellt, wie ein Polizeisprecher am Dienstag sagte. Knapp 70 Feuerwehrleute löschten die Flammen am Abend, die vermutlich von zwei Trocknungsanlagen in der Halle ausgegangen waren. Verletzt wurde niemand. Die Polizei ermittelt wegen des Verdachts der fahrlässigen Brandstiftung. Die Staatsanwaltschaft setzte einen Brandgutachter ein, der die genaue Ursache ergründen soll. In dem großen Holzverarbeitungsunternehmen wird Roh- und Restholz zu Pellets für Holzheizungen verarbeitet, wobei das Produkt am Ende noch getrocknet werden muss, um Restfeuchte herauszuholen und den Brennwert zu erhöhen. In dem Betrieb kam es schon mehrfach zu Bränden.

Versuchte Brandstiftung an „Enforcement Trailer“

via Polizei Nordsaarland:“
Von Samstag, dem 25. März 2023 auf Sonntag, den 26. März 2023, versuchte ein bislang unbekannter Täter den in Noswendel zur Überwachung der 30km/h-Zone aufgestellten Enforcement Trailer zu beschädigen bzw. durch Inbrandsetzen zu zerstören. Es wurde ein sogenannter „Molotow-Cocktail“ auf den Trailer geworfen. Der erfolg blieb jedoch aus.

Brandanschlag auf Autohaus

via BILD
Leipzig – Großeinsatz im Leipziger Osten: Brandstifter haben in der Nacht mehrere auf dem Hof eines Autohauses abgestellte Neuwagen angezündet! Die Feuerwehr wurde gegen 4.30 Uhr zum Einsatzort in der Bernhardstraße in Reudnitz alarmiert. Mit einem Großaufgebot rückten die Kameraden an. Am Autohaus angekommen zeigte sich den Kameraden ein Flammenmeer: zwölf Autos brannten lichterloh! Polizeisprecherin Sandra Freitag zu BILD: „Die Flammen breiteten sich auf weitere Autos aus, es gab eine starke Rauchentwicklung. Verletzte wurde niemand.“ Die zwölf in Flammen stehenden Autos konnten nicht gerettet werden. Sie brannten vollständig aus. Sieben daneben parkende Wagen wurden ebenfalls durch die starke Hitze beschädigt. Der Großteil der beschädigten und abgebrannten Fahrzeuge waren Neuwagen. Wie hoch der entstandene Schaden ist, ist derzeit noch unklar und wird ermittelt. Das Autohaus selbst wurde jedoch nicht beschädigt. Die Polizei fahndete mit Hubschraubern nach den Tätern, doch bisher konnte niemand festgestellt werden. Die Straße musste während der Löscharbeiten etwa zwei Stunden voll gesperrt werden. Gegen 6 Uhr war die Bernhardstraße wieder frei. Erst vergangene Woche hatte es einen Brandanschlag gegeben. An einem Polizeirevier wurden mehrere Streifenwagen angezündet. Auch hier konnten die Täter unerkannt entkommen.

[HH] Nieder mit Krieg und Militarismus: Angriff auf Helmut-Schmidt Universität der Bundeswehr

via de.indymedia.org
In der Nacht auf den 20.03 haben wir ein Campus-Gebäude der Helmut-Schmidt Universität (Universität der Bundeswehr) in der Charles-Mills-Straße angegriffen. Steine beschädigten die Glasfassade sowie den Eingangsbereich des Gebäudes und eine Barrikade aus Reifen brannte auf der Strasse als Zeichen unserer Wut auf das Bestehende.
Wir greifen den deutschen Militarismus und seine Institutionen an, die so prägend sind für die Kultur dieser Gesellschaft. Militarismus bedingt die Unterdrückung der vermeintlich Schwächeren und das Streben nach einer Vorherrschaft der westlichen Mächte. Er ist selbst in seiner Logik bedingt durch Patriarchat und koloniales Denken. In der aktuellen Kriegshysterie um den Angriff auf die Ukraine erfährt dieses militaristische Gedankengut wieder einen neuen Aufschwung. Das Gefühl sich auf die militärische Konfrontation vorbereiten zu müssen soll das Vertrauen in einen starken Staat und ein geschlossenes Europa fördern. Rein materiell äußert sich diese Entwicklung in den enormen Zuschüssen für die Bundeswehr durch Sonderzahlungen und die Erhöhung des Verteidigungsetats. Von den hunderten Milliarden Euros, die die angeblich „kaputtgesparten“ Truppen wieder kriegsfähig machen sollen, wird auch der wissenschaftlich-militärische Sektor enorm profitieren. So auch die Universität der Bundeswehr, wo die Schreibtischtäter_innen sitzen, die tagtäglich an der zunehmenden Spezialisierung und Technologisierung der Kriegsmaschine arbeiten. Wo die besonders ambitionierten unter den angehenden Mörder_innen geschult werden sollen für ihre militärische Laufbahn. Ziel der Bundeswehr Universität ist die Förderung von spezialisierten Kompetenzen bei angehenden Offizier_innen und gleichzeitig die Forschung an Themen, die in das Interessensfeld der Bundeswehr fallen. Zum Beispiel wird hier in Kooperation mit Firmen wie Airbus an neuen Technologien für die Luftfahrt geforscht. Dass es sich bei der Helmut-Schmidt Universität, laut Bundeswehr, um eine zivile Einrichtung handelt, ist hierbei lächerlich. Hier werden Kenntnisse gelehrt die in militärischen Tätigkeiten von Nutzen sein sollen. Tatsächlich soll der Hauptcampus der Universität auch als militärischer Sicherheitsbereich mit bewaffneten Wachen ausgewiesen werden. Das Wissen, das hier entwickelt und gefördert werden, ist nicht dazu bestimmt ungenutzt im Regal zu stehen. Was hier entsteht, wird irgendwo eine aktive Rolle beim Töten von Menschen spielen. Die Bundeswehr gibt sich gerne als demokratische Institution mit ziviler Orientierung. Wie aber ein Krieg unter deutscher Beteiligung – oder der anderer NATO-Armeen – aussieht konnten wir in den grausamen Auseinandersetzungen im Jemen, in Mali, in Afghanistan sehen. Oder in Rojava/Nordsyrien, wo der türkische Staat ebenso einen Angriffskrieg gegen die Bevölkerung führt um sich die Territorien einzuverleiben und die dort lebenden Menschen zu vertreiben. Nur hier eben mit dem Segen und Schweigen der deutschen Regierung aufgrund von politischem Kalkül. Hinter den Worten „Sicherheit“ und „Verteidigung“ verbirgt sich auch in Deutschland stets der eigentlich Grund für das endlose Aufrüsten und Kriege führen: die Aufrechterhaltung der herrschenden Verhältnisse und die Verteidigung der wirtschaftlichen Machtstellung.Krieg und Militär hinterlassen nur Verwüstung, Elend und die Verkümmerung der sozialen Beziehungen. Und auch die Umwelt leidet enorm unter den Folgen der Militarisierung. Dabei spielt auch die Bundeswehr eine nicht zu vernachlässigende Rolle. Wenn nicht gerade jahrtausende alte Moore in Gefechtsübungsgebieten abgefackelt werden, ist die Bundeswehr ohnehin durch ihre Fahrzeugflotte eine der größten CO2-Verursacher_innen. Das bei der Grünen Partei in Sachen Aussenpolitik der Finger am Abzug schon immer besonders locker sitzt, sollte angesichts dieser Heuchler_innen auch nicht mehr überraschen. Krieg produziert immer nur Leid und Herrschaft. Es gibt keinen guten Militarismus, nirgendwo! Sabotieren wir das Militär und seine wissenschaftlichen, industriellen und zivilen Auswüchse. Wir grüßen mit dieser Aktion auch den Anarchisten Alfredo Cospito. Unser Hass gilt dem italienischen Staat der sich entschieden hat unseren Gefährten im Hungerstreik in Isolationshaft sterben zu lassen. Freiheit für Alle! Nieder mit dem Militarismus!

Ein Rollstuhl für Boris!

April 2020

Zwei Funkmasten erleuchten die nächtliche Ausgangssperre

Während die Hälfte der Weltbevölkerung sich freiwillig oder erzwungenermaßen zuhause einsperrte, schwang sich ein Anarchist aus Besançon auf sein Fahrrad um sich zum Mont Poupet im Jura zu begeben. Am Gipfel seiner steilen Abhänge entfachte Boris in der Nacht des 10. April zwei große Funkmasten mit den Flammen der Subversion: die den vier [französischen] Mobilfunkanbietern gehörten, aber auch der Polizei und der Gendarmerie, was etwa 100 000 Euro Schäden hinterließ.

Nachdem sie ihn mittels einer vor Ort gefundenen DNA-Spur identifizierten, wurde der Gefährte im Gefängnis von Nancy inhaftiert und im April 2021 zu vier Jahren Knast verurteilt, davon zwei auf Bewährung. In einem im Knast verfassten öffentlichen Brief verteidigte er seine Handlungen mit dem Willen, sich mittels der direkten Aktion gegen die wachsende Digitalisierung unseres Lebens, sowie die ganze Kontrolle, die Umweltzerstörungen und die sozialen Verheerungen, die diese mit sich bringt, zur Wehr zu setzen. Unglücklicherweise, während er auf seinen Berufungsprozess wartete, wurde der Gefährte im August in einem Zellenbrand schwer verletzt, dessen Ursprung und die Eile der Schließer ihn ersticken zu lassen bis heute noch nicht geklärt sind, und wo Ermittlungen bis heute nicht abgeschlossen sind. Seit nun mehr als eineinhalb Jahren ist Boris also mit der medizinischen Macht konfrontiert.

August 2021-Juli 2022

Die medizinische Macht am Werk

Während er von der Station für schwere Brandverletzungen im Krankenhaus von Metz an die Reha- und schließlich die Palliativstation des Krankenhauses von Besançon weitergereicht wurde, war Boris regelmäßig mit den Feindlichkeiten der hohen Tiere im Weißkittel konfrontiert, so offensichtlich war es für sie, dass ein nunmehr vom Hals abwärts gelähmter Anarchist und Ex-Knacki nicht den geringsten selbstständigen Willen, welche Behandlung er gerne hätte, zum Ausdruck bringen könne. So konnte Boris seinen erbitterten Willen zu überleben nur protestierend und indem er Briefe schreiben ließ hörbar machen und so ein Minimum an aktiver Behandlung durchsetzen. Er hatte auch lange gegen die Weigerung des Krankenhauses kämpfen müssen, ihm seine Patientenakte zu übergeben, oder dass ihm nahestehende Personen, die keine Familienangehörigen sind, mit den Ärzten über seine Situation sprechen können.

In Reaktion darauf entschied Madame Elisabeth Batit, die in der Palliativstation für Boris zuständige Ärztin, im Juni 2022, einen weiteren Schritt zu tun in ihrer Unternehmung, den Gefährten als Individuum zu zerstören: sie machte bei der Staatsanwaltschaft von Besançon Meldung, um ein Prozedere der „juristischen Unterschutzstellung“ in Gang zu bringen, unter dem Vorwand ihn vor seinen eigenen Entscheidungen „schützen“ zu wollen! Eine Vormundschaftsrichterin folgte anschließend ihren Empfehlungen und ernannte einen Familienverein, die UDAF, als juristische Bevollmächtigte zum Schutz Volljähriger (MJPM), die die gesamte Post, die Konten und zukünftigen Einkünfte (wie beispielsweise das Sozialgeld für erwachsene Behinderte) des Gefährten verwalten soll.

August 2022

Solidarität und Besuchsverbot

Außerhalb des Krankenhauses ließ daraufhin die Verbreitung eines Aufrufs gegen die Schikanen der juristischen und ärztlichen Autoritäten gegen Boris nicht lange auf sich warten, was sich ab August durch mehrere dem gewidmete Solidaritätsaktionen konkretisierte: farbenfrohe Besuche an den Mauern der Büroräume der UDAF in Poitiers und Caen; Brandangriffe auf Ladestationen für E-Autos und auf ein Fahrzeug von Scopelec in Toulouse; Glasbruch bei einer Bank oder beim Sitz des Knastbauers Eiffage in derselben Stadt; Brandstiftung an einem 5G-Funkmast in Barcelona und einer Bullenkarre in Cochabamba (Bolivien)…

Vor Ort, in Besançon, während wütende Flyer auf den Besucher- und Personalparkplätzen des Krankenhauses verteilt wurden, entschied sein Direktor über eine drastische Maßnahme gegen den Gefährten: ein Besuchsverbot für jeden nichtfamiliären Besuch für Boris ab dem 19. August 2022 auf unbestimmte Zeit, solange die Bullen nicht die Urheber des Flugblatts, das zur Solidarität mit dem Gefährten aufrief, identifiziert haben. Dieses mehr oder weniger allgemeine Besuchsverbot wurde kraft der Befugnisse der internen Polizei der Einrichtung offiziell ausgesprochen, mit der Begründung, dass „[Boris] regelmäßig von Freunden besucht wird, die möglicherweise mit der Bewegung in Verbindung stehen, die Urheberin des Flugblatts ist“. Eine Maßnahme, die das Krankenhaus streng durchsetzen ließ und dabei so weit ging, dass Besucher, die vor den verschlossenen Türen der Palliativstation protestierten, in der der Gefährte untergebracht war, mithilfe von Wachen hinausgeworfen wurden. Mitten in diesem Hitzesommer war Boris neben seinen körperlichen Schwierigkeiten nunmehr mit vier verschiedenen Verfahren konfrontiert: Berufungsprozess in Nancy für den Angriff auf zwei Funkmasten (immer noch angesichts seines Gesundheitszustands auf unbestimmte Zeit verschoben), (weiterhin) offene Ermittlungen in Nancy infolge des Zellenbrands, Einspruch in Besançon gegen seine Entmündigung durch die UDAF… und nun ein Eilantrag vor dem Verwaltungsgericht um das Besuchsverbot für die Gesamtheit aller nahestehenden Personen aufzuheben!

Diese Episode wird schließlich zwei Wochen später enden, zum großen Missfallen der Uniklinik von Besançon, die vor dem Gericht am 5. September noch einen letzten Schachzug gewagt hatte… indem sie den unwürdigen Vorschlag vorbrachte, dass die Personen mit Besuchsverbot Besuche doch übers Telefon durchführen könnten (trotz der Querschnittslähmung und dem Luftröhrenschnitt des Gefährten). An jenem Tag hat man nicht nur erfahren, dass die berüchtigte Elisabeth Batit – Chefärztin, die Boris an den Staatsanwalt versnitcht und sich seinen Anträgen in den Weg gestellt hatte – sich für einen Monat krank gemeldet hatte, weil sie sich von der anarchistischen Prosa „bedroht“ fühlte, sondern auch dass ein neuer Flyer desselben Kalibers vor dem Krankenhaus verteilt worden war, noch ehe die Entscheidung des Gerichts bekannt geworden war. Entscheidung, die sich am Ende des Tages als für den Gefährten vorteilhaft herausstellte: „die Entscheidung des Uniklinikdirektors von Besançon, die Besuche des Antragstellers auf die Mitglieder seiner Familie zu beschränken, muss, unter den derartigen Umständen, als eine gewichtige und offensichtich illegale Einschränkung der Rechte, der Würde und des Privatlebens von M. X angesehen werden, dessen Isolation sich aufgrund seiner Erkrankung davon stark verstärkt sieht“…

Was die polizeiliche Seite bezüglich dieses Flugblatts betrifft, gegen den das Krankenhaus Anzeige wegen „Verleumdung“ erstattet hatte, wollen wir präzisieren, dass die Situation von Boris drei Tage nach der Wiederaufnahme der Besuche auf der Tagesordnung eines Hygiene- und Sicherheitskomitees des Krankenhauses stand, um „die Entlassung des Patienten in Betracht zu ziehen“; dass zwei Gewerkschafter-Hobbybullen, die bei der Uniklinik arbeiten (einer von Sud-Santé und einer der CGT/NPA [Sud-Santé, CGT: zwei linke französische Gewerkschaften, NPA: Nouveau Parti Anticapitaliste, antikapitalistische Partei]), Parallelermittlungen in den anarchistischen Milieus von Besançon führten und ein bisschen überall herumfragten, wer den Flyer geschrieben und verteilt haben könnte, unter dem Vorwand, dass sie von der vorgebrachten Kritik, die gegen ihre noble Institution vorgebracht worden war, „traumatisiert“ worden seien; dass der Kommunikationsservice des Krankenhauses sich für das Gerichtsurteil kleinlich rächte, indem er drei Wochen später den Journalist:innen von L‘Est républicain einen weinerlichen Abriss der Geschehnisse zukommen ließ, was diesen eine halbe Seite wert war mit dem Titel „Die Freunde eines Ex-Häftlings von Nancy im Krieg mit der Uniklinik von Besançon“, in dem man nebenbei erfährt, dass „die Angelegenheit inzwischen in den Händen der Präfektur vom Doubs und der regionalen Gesundheitsbehörde liegt“. Und endlich, Anfang Januar 2023, wurden ein anarchistischer Gefährte und eine Gefährtin aufgrund des Vorwurfs der „Diffamierung mittels Flugblatt“ (immer noch dasselbe) ins Kommissariat von Besançon bestellt: sie haben sich hinbegeben, nichts ausgesagt, und bisher folgte nichts aus diesem x-ten Versuch der Autoritäten Druck auszuüben.

Januar 2023

Im Readapationszentrum

Infolge der warmen Solidarität, die sich infolge der Agitation vor Ort gezeigt hat, und insbesondere infolge der Entschlossenheit von Boris den ärztlichen Autoritäten nicht nachzugeben, hat die Situation ab Herbst letztlich angefangen sich zu entspannen. Im Oktober hat der Gefährte endlich (nach mehr als acht Monaten) seine Patientenakte in Papierform und auf sein Zimmer erhalten. Mitte Dezember hat er endlich seine Verlegung in eine neue Gesundheitseinrichtung genehmigt bekommen, weit weg von der Palliativstation von Besançon, wo sie versucht hatten ihn zu begraben und wo er niemals hätte sein dürfen, dieses Mal in einem anderen Département von Franche-Comté. In diesem Readaptionszentrum für neurologische Tetraplegie hat er zum ersten Mal seit anderthalb Jahren duschen können, wird er versorgt mit Krankengymnastik für die Atmung und die Aufrichtung, arbeitet ein Ergotherapeut daran einen Rollstuhl an seine Bedürfnisse anzupassen… und eine Entlassung aus dem krankenhäuslichen Rahmen zeichnet sich ab. Außerdem wurde bei einer Anhörung zu den Modalitäten der „juristischen Unterschutzstellung“ von Boris, die von einer Vormundschaftsrichterin erlassen worden war, die UDAF, die alle Konten und die Post des Gefährten verwaltet hatte, in Erwartung einer gründlichen Anhörung im März entlassen.

Nun wo Boris konkret damit beginnen kann eine Rückkehr gen Straße und Sonne, weit weg vom Bett und den Apparaten, an die er schon viel zu lange unter den Neonröhren eines Krankenhauszimmers gefesselt ist, ins Auge zu fassen, stellt sich die Frage nach finanzieller Unterstützung. Der unmittelbare Bedarf, der mit ihm und der medizinischen Truppe des Readapationszentrums besprochen worden ist, ist der Kauf eines maßgeschneiderten und auf seine Bedürfnisse ausgerichteten, aufrichtenden elektrischen Rollstuhls, den er mit einer unter seinem Kinn platzierten Kugel selbst bedienen kann, ebenso wie andere, in ihre Struktur integrierte smarte Befehle (wie das Öffnen von Türen). Neben der momentanen Readaptionsbehandlung in der neuen Einrichtung, die eine Entlassung des Gefährten unter sechs Monaten vorsieht, neben den technisch-administrativen Kämpfen mit der Staatsbürokratie um an Finanzierungen zu kommen, ist es klar, dass man trotzdem eine beachtliche Summe auftreiben muss. Das Ziel ist, dass Boris dank eines derartigen maßgeschneiderten elektrischen Rollstuhls Selbstständigkeit mit der größtmöglichen Mobilität wiedererlangt.

Ein Rollstuhl für Boris“

In Besançon und in Paris werden sich gerade verschiedene Initiativen ausgedacht um Fonds zu sammeln und an der Operation „Ein Rollstuhl für Boris“ teilzunehmen. Jedes antiautoritäre Individuum und Kollektiv, das selbst auf dezentralisierte Art und Weise ein Konzert, ein Soliessen, ein Kartenturnier, eine Diskussion oder andere Festivitäten organisieren möchte um einen Beitrag zu dieser Operation beizutragen ist natürlich willkommen!

Der Gefährte hat sich mit zwei Orten koordiniert um die Kohle zu sammeln. Sie kann entweder per Scheck oder Überweisung geschickt werden (schreibt an retourausoleil@riseup.net), oder an folgenden Orten hinterlassen werden:

Bibliothèque Libertad – 19 rue Burnouf – 75019 Paris

Librairie Autodidacte – 5 rue Marulaz – 25000 Besançon

Im Laufe all dieser Prüfungen hat Boris nie aufgehört mit den Mitteln zu kämpfen, die ihm zur Verfügung standen, während er weiterhin seine anarchistischen Ideen verteidigt. Nach 11 Monaten Knast, 18 Monaten schwerer Hospitalisierung und 3 Verfahren am Hals (für die Funkmasten, den Brand im Knast, die Entmündigung) ist ein kleines Licht am Ende des Tunnels sichtbar: damit er wieder mit uns den Mond anheulen kann, helfen wir dem Gefährten sich diesen Superrollstuhl zu gönnen…

Solidarische Anarchisten und Komplizen von Boris

März 2023

(L) Feuer für die Feinde der Freiheit

via de.indymedia.org
Wir haben in der Nacht auf den 15.03.23, dem Internationalen Tag gegen die Polizei und ihre Gewalt, mit Feuer die Bullenwache in der Weißenfelser Straße angegriffen. Unsere Brandsätze trafen die auf dem Hof geparkten Streifenwagen.
Wir erinnern an den 36jährigen der am 7.9.2022 in seiner Wohnung in Leipzig- Paunsdorf von Bullen erschossen wurde. Und wir erinnern uns an Johnson, der 38jährig am 3.1.2023 in Gewahrsam der Polizei Braunschweig ermordet wurde. Angehörige berichteten, dass Johnson vor seinem Tod geschlagen wurde und sein Leichnam Spuren körperlicher Misshandlung zeigte. Die Polizei ist und bleibt ein legitimes Angriffsziel. Tagtäglich setzt sie die herrschenden Ausbeutungs- und Unterdrückungsverhältnisse mit menschenverachtender Gewalt in die Tat um. In der sogenannten „Waffenverbotszone“ die seit 2018 besteht und „gefährlichem Ort“, dem Gebiet um die Eisenbahnstrasse im Leipziger Osten, haben die Cops ganz verdachtsunabhängig die Befugnis, Personenkontrollen und -durchsuchungen zu machen. Sie schikanieren und demütigen mit Racial Profiling und rassistisch motivierten Kontrollen, die vor allem BiPoc, Migrant_innen und marginalisierte Menschen treffen. Die Waffenverbotszone soll nach dem Willen des sächsischen Inneministers Schuster nicht eher aufgehoben werden, bevor es eine neue Bullenwache gibt. Diese ist an der Ecke Eisenbahnstrasse, Herrmann-Liebmann-Strasse spätestens Mitte 2023 für Bullen und Ordnungsamt geplant. Das gilt es zu verhindern! Ebenfalls werden in Leipzig weiterhin Polizist_innen ausgebildet. Überlegungen, die Fachschulen in Leipzig und Chemnitz schrittweise zu schliessen und die Ausbildung in Schneeberg zu konzentrieren, sind seit letztem Dezember vom Tisch. Zudem soll das „Abhörzentrum Ost“ auf dem Gelände der Bereitschaftspolizei in der Dübener Landstraße in 2024 den Betrieb aufnehmen. Das „Gemeinsame Kompetenz- und Dienstleistungszentrum auf dem Gebiet der polizeilichen Telekommunikationsüberwachung“ (GKDZ) ist ein gemeinsames Rechenzentrum der Polizeien der Länder Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg und Berlin. Die Landespolizeien sollen dort Anfragen stellen können, das GKDZ fordert die Daten dann bei den Telekommunikationsunternehmen an und leitet sie weiter. Laut Presseberichten sind die Umbaumaßnahmen abgeschlossen, nun hängt es an Lieferengpässen für die benötigte Hardware. Aktuell gesucht wird im Internet noch nach Sachbearbeiter/-in Administrator Speichertechnik (w/m/d). Insgesamt steht eine Summe von rund 70 Millionen Euro für das Projekt im Raum, allerdings ist der Finanzplan seit 2019 als Verschlusssache eingestuft 🙂 Gegenüber der Bereitsschaftsbullen entsteht das neue Polizeirevier Nord, in dem ab Ende des Jahres 250 Bullen arbeiten werden. Auch sachsenweit wird bei der Polizei aufgerüstet: In einem Zeitraum von zwei Jahren gibt es für schlappe 120 Millionen € neue Hubschrauber, Dienstautos und IT-Forensik, dazu kommen 2200 neue Gewehre. Das LKA Dresden bekommt ein neues Laborgebäude für 60 Millionen. Nach Aussagen der Bullen steht Sachsen damit im Bundesvergleich „schon gut bis sehr gut“ da. Darüber hinaus setzt das Bundesland verstärkt auf den Einsatz von Fachleuten für Gesichtserkennung (Super-Recognizer). Nach einem Pilotprojekt in Chemnitz sollen nun Bullen in Leipzig und Dresden auf ihre Fähigkeiten, sich Gesichter einzuprägen und wiederzuerkennen, getestet werden. So sollen Personen entweder live oder im Nachhinein auf Videsos aus einer Menschenmenge heraus aufgespürt werden, laut Aussage der Bullen sogar wenn diese halb verdeckt oder vermummt sind. Bullen organisieren sich bundesweit in rechten Netzwerken und Chatgruppen. Ein wesentliches Element der rechten Ideologie ist neben Rassismus die Misogynie, die tief in den patriarchalen Strukturen der Gesellschaft verwurzelt ist. Eine interne Kommission die 2021 Chatnachrichten aus dem Polizeirevier Frankfurt auswertete, stellt „eliminatorischen Frauenhass, verbunden mit gewaltsexuellen Perversionen“ fest. Aber auch alle anderen Apekte gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, wie Verachtung gegen Menschen mit Behinderungen oder Obdachlose werden immer wieder sichtbar. Es gab in den letzten Jahren viele Berichte zu den Machenschaften des NSU 2.0, der Morddrohungen und Vergewaltigungsphantasien an vor allem migrantisierte FLINTA* verschickte. Exemplarisch sei hier das Beispiel der Anwältin Seda Başay-Yıldız herausgegriffen, die im NSU-Prozess die Familie des ersten NSU-Mordopfers Enver Şimşek als Nebenkläger vertrat. 2018 wurden zu ihrer Person in der Bullenwache Frankfurt mehrere Computerabfragen gemacht. Ihre Privatadresse war nur dort zugänglich, ausserdem wurden Namen und Geburtsdaten ihres Ehemannes, ihrer Eltern und ihrer Tochter abgefragt. Wenige Stunden später wurde das erste Fax an ihre Kanzlei versandt, in dem sie und ihre Tochter mit dem Tod bedroht und rassistisch beleidigt werden. Das zweite Fax einige Monate später bezog sich auf die Suspendierung einiger Frankfurter Bullen. Polizeiabfragen zu den Betroffenen des NSU 2.0 gab es in mehreren Städten, wie Berlin, Hamburg, Wiesbaden usw. Es liegt nahe, das ihre Daten in Polizei- und Nazikreisen kursieren, die Grenzen sind fließend. Sexualisierte Gewalt wird durch die Polizei regelmäßig als Mittel zur Einschüchterung und Erniedrigung eingesetzt. Bullen selbst begehen sexualisierte Übergriffe und Vergewaltigungen, sie demütigen und beleidigen sexistisch. Fast immer können sie mit Straffreiheit für ihre ausgeübte Gewalt rechnen, zementiert sie doch die patriarchale Ordnung und das cis-männliche Gewaltmonopol. Es gibt zahllose Fälle sexistischer Polizeigewalt, wobei das Gros der Übergriffe unsichtbar bleibt. Sie treffen vor allem BiPoc und LGBTIQ+, also Menschen die sowieso den meisten Diskriminierungen ausgesetzt sind. Für Betroffene sexualisierter Gewalt, die in diesem Kontext eine Anzeige machen wollen, kann der Kontakt mit der Polizei retraumatisierend wirken. Die Reaktionen reichen von nicht ernst nehmen, beleidigen, ausgelacht werden, verharmlosen, den Betroffenen selber die Schuld geben, wegschicken usw. In Mecklenburg-Vorpommern z.B. verschafften sich Bullen in mehreren Fällen die Telefonnummern von Jugendlichen, die selbst von sexualisierter Gewalt betroffen waren, um sie erneut zu belästigen und zu bedrohen. Für die große Mehrheit der Menschen kommt der Gang zur Polizei für eine Strafanzeige ohnehin nicht in Frage, wenn sie potentiell rassistischer Polizeigewalt ausgesetzt oder von Abschiebung bedroht sind. Wir senden mit unserer Aktion „Gegen die Feinde der Freiheit“ solidarische Grüße an die Anarchist_innen von der Parkbank aus Hamburg. Einer von ihnen sitzt seit Januar wieder hinter Gittern und die Gefährtin wurde kürzlich zu 20 Monaten Knast auf 4 Jahre Bewährung verurteilt. Die Knaststrafe des Dritten steht auch noch an. Mehr Infos: https://parkbanksolidarity.blackblogs.org/ Außerdem viel Kraft an die Gefährt_innen aus Berlin, die am 15.02.23 für zwei Tage in Gewahrsam genommen wurden mit dem Vorwurf der „Verabredung zu einem Verbrechen“. Beide müssen sich seitdem zweimal wöchentlich auf der Bullenwache melden und beiden wurde inzwischen DNA abgenommen. Eine der letzten Umarmungen an Alfredo, der sich seit dem 20.10.2022 in Italien im Hungerstreik befindet und dem Tode nahe steht. Bildet Banden Feuer und Flamme der Repression Nieder mit der Polizei! Patriarchat zerschlagen!

Windrad-Brand mit Millionenschaden: Brandstiftung möglich

via stern.de
Nach dem Brand eines großen Windrades mit einem Millionenschaden im Landkreis Rostock ermittelt die Polizei wegen des Verdachts der fahrlässigen Brandstiftung. Nach ersten Erkenntnissen soll es vor dem Feuer am 15. März noch Arbeiten im Gondelbereich des etwa 120 Meter hohen Turmes gegeben haben, wie ein Polizeisprecher am Montag sagte. Die Untersuchung des Brandgutachters, die die Staatsanwaltschaft angeordnet hat, werde sich noch etwas verzögern. Das riesige Windrad im Park Hohen Luckow bei Wokrent war im obersten Teil in Brand geraten, wo der Gondel- und Maschinenraum betroffen war. Nach dem Brand eines großen Windrades mit einem Millionenschaden im Landkreis Rostock ermittelt die Polizei wegen des Verdachts der fahrlässigen Brandstiftung. Nach ersten Erkenntnissen soll es vor dem Feuer am 15. März noch Arbeiten im Gondelbereich des etwa 120 Meter hohen Turmes gegeben haben, wie ein Polizeisprecher am Montag sagte. Die Untersuchung des Brandgutachters, die die Staatsanwaltschaft angeordnet hat, werde sich noch etwas verzögern. Das riesige Windrad im Park Hohen Luckow bei Wokrent war im obersten Teil in Brand geraten, wo der Gondel- und Maschinenraum betroffen war. Die Feuerwehr konnte wegen der Höhe nichts ausrichten und ließ das Feuer ausbrennen. Der Betreiber hatte den Schaden an der etwa zehn Jahre alten Anlage auf 1,5 Millionen Euro geschätzt. Die Windenergieanlage stehe samt Propellerflügel noch. Unklar ist aber, wie stabil der Turm noch ist. Das Gewicht von Rotor, Gondel und oberstem Turmteil beträgt 210 Tonnen. In solchen Fällen muss erst ein Statiker untersuchen, wie stand- und klettersicher der Turm noch ist, bevor ein Sachverständiger nach oben darf. Der Windpark befindet sich etwa 500 Meter südlich der Autobahn 20.

Brandstiftung an Radlader

via Polizei Osnabrück
Am Montagmorgen rückten Feuerwehr und Polizei zu einem Fahrzeugbrand in die „Wallenhorster Straße“ aus. Gegen 7.15 Uhr stellte ein Mitarbeiter eines Transportunternehmens fest, dass aus dem Radlader seiner Firma Flammen schlugen. Der 40-Jährige war auf dem Weg zur einer gewerblich genutzten Tongrube im Grenzgebiet zwischen Engter und Wallenhorst, um mit dem Fahrzeug seine Arbeit aufzunehmen. Die Freiwillige Feuerwehr aus Engter war schnell vor Ort und stellte fest, dass der Radlader bereits in Vollbrand stand. Es gelang den Löschkräften schließlich das Feuer erfolgreich zu bekämpfen. Die Polizei nahm noch während der Löscharbeiten die Ermittlungen zu der Brandursache auf und beschlagnahmte den Brandort. Nach bisherigem Kenntnisstand ist von einer vorsätzlichen Brandstiftung auszugehen. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft wurde ein Gutachter mit der Bestimmung der Brandursache beauftragt. An dem Fahrzeug ist ein Schaden von ca. 65.000 Euro entstanden.

Sabotage an Strommast in Tagebau

via zeit.de
Ein 80 Meter hoher Strommast auf dem Gelände des Tagebaus Garzweiler südlich von Mönchengladbach ist durch Fremdeinwirkung abgeknickt. Das hätten die Ermittlungen inzwischen bestätigt, erklärte die Polizei Aachen am Montag auf Anfrage. Der Staatsschutz habe die Ermittlungen übernommen. Ein RWE-Mitarbeiter hatte den eingeknickten Strommast am Freitagnachmittag entdeckt und die Polizei alarmiert. Auf Fotos war zu sehen, dass an dem Mast Schrauben gelöst wurden und Teile offenbar weggesägt wurden. Nach Angaben von RWE versorgt der Mast den Tagebau, aber auch ein Wasserwerk mit Strom. Zur Sicherheit waren zwei der vier über den Mast laufenden Stromkreise abgeschaltet worden. Der Tagebau Garzweiler blieb aber weiter in Betrieb. Andere Masten waren laut RWE nicht betroffen. «Wir ermitteln in alle Richtungen», sagte eine Polizeisprecherin am Montag.